Nothafen Darßer Ort

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Seenotkreuzer im Hafen Darßer Ort, 2006

Der Nothafen Darßer Ort war ein kleiner Hafen an der südwestlichen Ostsee am Darßer Ort im Norden der Halbinsel Darß im Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern.

Er wurde 1962 (bald nach dem Mauerbau) von der Nationalen Volksarmee für die Volksmarine der DDR als Manöverhafen errichtet.[1][2] Die 6. technische Beobachtungskompanie der 6. Grenzbrigade Küste war ebenfalls hier stationiert. Der gesamte Darßer Ort wurde zum Sperrgebiet erklärt und durfte nicht betreten werden. Der damals angelegte Hafen liegt innerhalb des 1990 gegründeten Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, wonach seine Benutzung nur noch als Nothafen erlaubt wurde.[3]

Nothafen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Nothafen im Kugelpanorama, 2018
Als Kugelpanorama anzeigen

Die nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1990 bestehenden Bestrebungen, den Hafen zu einem modernen Freizeithafen auszubauen, wurden mit dem im gleichen Jahr gegründeten Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft hinfällig. Er wurde lediglich zu einem Nothafen auf Zeit erklärt, da zwischen Warnemünde und Barhöft kein anderer Hafen existiert, den Sportboote bei Wetteränderungen oder in Seenotfällen anlaufen können. Außerdem diente er auch den Seenotrettern als Station. Umweltschützer verlangten immer wieder die Aufgabe des Hafens und hatten 2008 eine Schließung erzwungen. Aufgrund von Protesten der Seenotretter und Wassersportverbänden konnte dies noch einmal rückgängig gemacht werden.

Die fortwährende Versandung der Hafenzufahrt führt jedoch dazu, dass das Fahrwasser immer wieder ausgebaggert werden musste, was allein von 2009 bis 2015 ca. 2,4 Millionen Euro kostete.[4] In Erwartung eines neu zu bauenden Hafens beim nahen Prerow, der den Nothafen Darßer Ort ersetzen soll, wurden diese Kosten immer wieder aufgebracht, wenn auch mit Verzögerung. So kam es zwischen 2011 und 2019 mehrfach zu Sperrungen des Fahrwassers und des Hafens.[5][6][7][8]

Rettungsstation der DGzRS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DGzRS-Logo
DGzRS-Logo

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) konnte 1990 ihre 'alte' Rettungsstation am Darßer Ort wieder als Stützpunkt der Seenotrettung übernehmen und stationierte einen Seenotrettungskreuzer im Nothafen, um die Sicherung des Reviers zwischen Festland und Kadetrinne sicherzustellen.[9] Aufgrund der zeitlichen Schließungen und wegen der Versandung der Zufahrt konnte der Hafen von dem Kreuzer häufig nicht angefahren werden. Daher war er zeitweise in Barhöft stationiert oder benutzte einen Liegeplatz außerhalb des Hafens. Als Dauerliegeplatz kommt aber Barhöft nicht in Frage, da der Hafen zu weit vom Haupteinsatzort in der Ostsee entfernt ist.

Ersatzhafen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entgegen den Vorstellungen der Landesregierung und der Tourismusverbände votierten die Prerower Gemeindevertreter im September 2010 zunächst gegen einen neuen Hafen vor ihrem Ort.[10]

Inzwischen einigten sich die Gemeinde Prerow und das Land Mecklenburg-Vorpommern jedoch auf die Errichtung eines vom Land finanzierten Hafens am nördlichen Ende der Prerower Seebrücke.[11] Zielsetzung dieses Ersatzhafen ist dabei ausdrücklich nicht die Etablierung eines regulären Sportboothafens. Außer den bisherigen Funktionen des Hafens Darßer Ort (Nothafen bei Schlechtwetter und Station für den Seenotkreuzer) sind lediglich Dauerliegeplätze für örtliche Fischer geplant. Mit dem Beginn der Bauarbeiten wurde damals für das Jahr 2019 gerechnet.[12] Bis Juli 2024 sollen neben dem Inselhafen mit Steganlagen und Hafengebäude auch die ca. 720 m lange Seebrücke, die dann längste im Ostseeraum, sowie ein Fahrgastschiffanleger entstehen. Der neue landeseigene Inselhafen wird somit zukünftig den Nothafen Darßer Ort ersetzen.[13]

Der Betrieb des Nothafens Darßer Ort wurde am 15. Oktober 2023 endgültig eingestellt.[14] Die wasserbaulichen Anlagen und Seezeichen werden rückgebaut.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ingo Pfeiffer: Gegner wider Willen: Konfrontation von Volksmarine und Bundesmarine auf See. Miles-Verlag, 2012, ISBN 978-3-937885-50-6, S. 118.
  2. Ingo Pfeiffer: Seestreitkräfte der DDR: Abriss 1950-1990. Miles-Verlag, 2014, ISBN 978-3-937885-71-1, S. 121.
  3. Baken des Nothafens „Darsser Ort“. Archiviert vom Original am 26. August 2014; abgerufen am 26. August 2014.
  4. Nothafenprojekt des Landes. Abgerufen am 1. November 2016.
  5. Bekanntmachung für Seefahrer 93/13 (Memento vom 30. November 2015 im Internet Archive)
  6. Neverending Story: Nothafen wieder zu. Abgerufen am 1. November 2016.
  7. Bekanntmachungen für Seefahrer 162/16. Archiviert vom Original am 1. November 2016; abgerufen am 1. November 2016.
  8. https://www.yacht.de/aktuell/panorama/darsser-ort-wieder-frei--doch-der-nothafen-schrumpft/a118884.html
  9. DGzRS-Station Darßer Ort Geschichte der Station Darßer Ort & Prerow (Memento vom 9. September 2013 im Internet Archive)
  10. Protokoll der Gemeindevertretung des Ostseebades Prerow (PDF; 371 kB)
  11. Inselhafen Prerow – Ersatzhafen für Nothafen „Darßer Ort“. Abgerufen am 1. November 2016.
  12. Inselhafen Prerow – Ersatzhafen für Nothafen „Darßer Ort“ - Zielsetzung. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Oktober 2016; abgerufen am 1. November 2016.
  13. Aktueller Stand Inselhafen und Seebrücke (Memento des Originals vom 2. August 2023 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.inselhafen-prerow.de
  14. Zufahrt Nothafen Darßer ORt auf ig-seezeichen.de, abgerufen am 26. Februar 2024

Koordinaten: 54° 28′ 15,9″ N, 12° 31′ 20,5″ O