Hamburger Stadtparkrennen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Internationale Hamburger Stadtpark-Rennen war eine Motorsport-Veranstaltung in Hamburg, die auf einem nicht permanenten Rundkurs im Hamburger Stadtpark zwischen 1934 und 1952 mehrmals ausgetragen wurde und erstmals 1999 als Moto Revival, heute Hamburger Stadtpark-Revival mit alten Fahrzeugen wieder durchgeführt wird.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprung in den 1930er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1934 wurde vor ca. 80.000 Zuschauern auf einer sechs Kilometer langen Piste die erste Veranstaltung für Motorräder und Gespanne ausgetragen, die zur Deutschen Motorrad-Straßenmeisterschaft zählte. Zu den Siegern zählten damalige Größen wie Ernst Loof, Otto Ley oder Hans Soenius. Heiner Fleischmann gewann hier sein allererstes Rennen als Ausweisfahrer, und Bernd Rosemeyer kam als Führender der Meisterschaftswertung in der 500-cm³-Klasse zum letzten Saisonlauf nach Hamburg. Er verunglückte aber im Training, bekam ein ärztliches Startverbot für den Rennsonntag und verpasste so den Titel.

Zur zweiten Veranstaltung im Jahr 1938 fanden umfangreiche Baumaßnahmen statt. Kopfsteinpflaster wurde teilweise mit einer Betonschicht versehen und Kanaldeckel auf Straßenniveau gebracht. Diese Veränderungen ermöglichten die Austragung von Sportwagenrennen, die 1938 erstmals im Programm waren.

Im Jahr 1939 wurde erstmals der sogenannte Entenschnabel (Borgweg-Kurve) durchfahren, die Streckenlänge wuchs damit auf über 6,5 km. Den Namen verdankt diese spitz zulaufende 180°-Kurve mit leichter Kurvenerhöhung dem Streckenlayout: Von Osten aus gesehen entsprach die Streckenführung um und durch den Stadtpark einem Vogelkopf mit einem markanten Schnabel. Im 500-cm³-Lauf für Motorräder siegte in diesem Jahr der BMW-Werksfahrer Karl Gall, der wenige Wochen später beim Training für die Senior-TT bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man verunglückte und kurz darauf verstarb. Bei jenem TT-Rennen gewann Galls Teamkollege Schorsch Meier als erster Nicht-Brite überhaupt das Rennen um die Senior-TT (Klasse bis 500 cm³). Im Hamburger Stadtpark drehte Meier lediglich einige Trainingsrunden auf der BMW. In jener Saison fuhr der Bayer auch den Auto-Union-Silberpfeil, so auch bei zwei Demonstrationsläufen im Hamburger Stadtpark. Bereits 1938 war Schorsch Meier Zweitplatzierter in der Halbliterklasse, bei allen fünf Hamburger Nachkriegsrennen gewann er in dieser Klasse und ist damit der erfolgreichste Fahrer aller Hamburger Stadtparkrennen.

Danach ruhte der Motorsport im Stadtpark aufgrund des Zweiten Weltkriegs.

Wiederaufnahme nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1947 wurde auf einer auf 4,1 km verkürzten Piste das erste Nachkriegsrennen für Motorräder, Gespanne und Sportwagen, ausgetragen, ab 1950 wurde wieder die komplette Vorkriegs-Streckenführung genutzt. 1952 fand das letzte Rennen im Hamburger Stadtpark statt. Grund war ein tödlicher Unfall im Gespannrennen der Ausweisfahrer, bei dem ein Gespann von der Strecke abkam und drei Zuschauer getötet hatte. Das Unglücksrennen war der zweite Lauf des Tages, trotz der Katastrophe wurde der Rennlauf zu Ende gefahren, ebenso wie das gesamte anschließende Rennprogramm.

Erinnerungsrennen im 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1999 erlebt das Hamburger Stadtparkrennen ein Revival als Oldtimer-Veranstaltung für historische Autos, Motorräder und Gespanne (Oldtimer bis Baujahr 1978 sowie Youngtimer bis Baujahr 1984) mit Demonstrationsrennen und Gleichmäßigkeitsprüfungen. Bei den beiden Stadtpark Revivals 1999 und 2000 führte eine 4 km lange Strecke teilweise durch den Park. Saarlandstraße und der davon abbiegende Südring sind Abschnitte der historischen Rennstrecke.

Seit 2004 wird ein 1,7 km langer Kurs östlich des Parks genutzt. Der Kurs führt von der Saarlandstraße zum Südring und zurück[1]. Am 9. Hamburger Stadtpark-Revival am 4./5. September 2010 nahmen mehr als 330 Motorräder, Autos und Rennsport-Fahrzeuge teil.[2]

Siegerliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auflage Datum Klasse Sieger
1. 30. September 1934 250 cm³ NS-Staat Walfried Winkler (DKW)
350 cm³ NS-Staat Ernst Loof (Imperia-Rudge)
500 cm³ NS-Staat Otto Ley (DKW)
1000 cm³ NS-Staat Hans Soenius (NSU)
Gespanne (350 cm³) NS-Staat Ernst Loof / unbekannt unbekannt (Imperia-Rudge)
Gespanne (600 cm³) NS-Staat Josef Lohner / unbekannt unbekannt (Rudge)
Gespanne (1000 cm³) NS-Staat Paul Weyres / unbekannt unbekannt (Harley-Davidson)
2. 8. Mai 1938 250 cm³ Deutsches Reich NS Ewald Kluge (DKW)
350 cm³ Deutsches Reich NS Karl Bodmer (NSU)
500 cm³ Deutsches Reich NS Karl Gall (BMW)
3. 7. Mai 1939 250 cm³ Deutsches Reich NS Walfried Winkler (DKW)
350 cm³ Vereinigtes Konigreich Ernie Thomas (Velocette)
500 cm³ Deutsches Reich NS Karl Gall (BMW)
4. 31. August 1947 250 cm³ Deutschland Hermann Gablenz (DKW)
350 cm³ Deutschland Kurt Mansfeld (DKW)
500 cm³ Deutschland Georg Meier (BMW)
Gespanne (600 cm³) Deutschland Loni Neußner / Deutschland Ihler (NSU)
Gespanne (1000 cm³) Deutschland Sepp Müller / Deutschland Josef Wenshofer (BMW)
5. 29. August 1948 125 cm³ Deutschland Carl Döring (DKW)
250 cm³ Deutschland Hermann Paul Müller (DKW)
350 cm³ Deutschland Wilhelm Herz (NSU)
500 cm³ Deutschland Georg Meier (BMW)
Gespanne (600 cm³) Deutschland Loni Neußner / Deutschland Fred Minderlein (NSU)
Gespanne (1000 cm³) Deutschland Sepp Müller / Deutschland Karl Fuchs (BMW)
6. 4. September 1949 125 cm³ Deutschland Carl Döring (DKW)
250 cm³ Deutschland Hermann Gablenz (DKW)
350 cm³ Deutschland Siegfried Wünsche (DKW)
500 cm³ Deutschland Georg Meier (BMW)
Gespanne (600 cm³) Deutschland Max Klankermeier / Deutschland Hermann Wolz (BMW)
Gespanne (1000 cm³) Deutschland Max Klankermeier / Deutschland Hermann Wolz (BMW)
7. 3. September 1950 125 cm³ Deutschland Hermann Paul Müller (DKW)
250 cm³ Deutschland Ewald Kluge (DKW)
350 cm³ Deutschland Heiner Fleischmann (NSU)
500 cm³ Deutschland Georg Meier (BMW)
Gespanne (600 cm³) Deutschland Hermann Böhm / Deutschland Karl Fuchs (NSU)
Gespanne (1000 cm³) Deutschland Wiggerl Kraus / Deutschland Bernhard Huser (BMW)
8. 24. August 1952 125 cm³ Deutschland Hermann Paul Müller (F.B Mondial)
250 cm³ Vereinigtes Konigreich Bill Lomas (NSU)
350 cm³ ex-aequo Deutschland Ewald Kluge (DKW) und Deutschland Siegfried Wünsche (DKW)
500 cm³ Deutschland Georg Meier (BMW)
Gespanne (500 cm³) Vereinigtes Konigreich Eric Oliver / ItalienItalien Lorenzo Dobelli (Norton)
Gespanne (750 cm³) wegen eines Unfalls abgebrochen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hein Schlüter: Die Hamburger Stadtpark-Rennen – Motorrad- und Sportwagen-Rennen 1934 bis 1952 und Stadtpark-Revivals ab 1999, ISBN 3-00-028491-5 Hamburg (Edition Stadtpark) 2009, 120 Seiten, gebunden
  • Hein Schlüter: Die Hamburger Stadtpark-Revivals – Jährliche Oldtimer-Veranstaltungen in der Tradition der historischen Motorsport-Rennen von 1934 bis 1952, ISBN 978-3-00-046487-4 Hamburg (Edition Stadtpark) 2014, 112 Seiten, gebunden

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Oldtimer im Stadtpark. In: Alster Magazin vom 15. August 2008, S. 17
  2. Rund 330 Klassiker beim Stadtpark-Revival am Start. In: Hamburger Abendblatt vom 12. Juni 2010, S. 41