Hanna F. Pitkin

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Hanna Fenichel Pitkin (* 17. Juli 1931 in Berlin; † 6. Mai 2023 in Los Angeles[1]) war eine US-amerikanische Politikwissenschaftlerin. Sie war emeritierte Professorin für Politische Theorie an der University of California, Berkeley. Sie war insbesondere für ihre Beiträge zum Verständnis politischer Repräsentation bekannt, für die sie 2003 mit dem Johan-Skytte-Preis ausgezeichnet wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hanna Pitkin wuchs in Berlin auf. Ihr Vater war der jüdische Psychoanalytiker Otto Fenichel. Gemeinsam mit ihrer Familie emigrierte sie über Prag und Norwegen in die USA.[2] Arno Waschkuhn beschreibt, dass Pitkin in einem mehrsprachigen und multikulturellen Milieu aufwuchs.[3] 1961 promovierte Pitkin an der University of California und gilt als Schülerin von Sheldon Wolin.[4] Sie lehrte neben der University of California unter anderem an der University of Wisconsin. 1980 wurde sie in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen.

Als Ehrung ihres wissenschaftlichen Werks wurde ihr 2003 der Johan-Skytte-Preis verliehen, wobei die Preisbegründung auf „ihr bahnbrechendes theoretisches Werk, vornehmlich zum Problem der Repräsentation“ abzielte.[5]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The Concept of Representation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Für das Verständnis des Begriffes der Repräsentation ist es notwendig, die verschiedenen normativen Modelle darzustellen, um anschließend deren Realitätsgehalt überprüfen zu können.[…] Dieser Frage ist Hanna F. Pitkin nachgegangen, deren bereits 1967 verfasste Studie ‚The Concept of Representation‘, über die verschiedenen Aspekte der politischen Repräsentation bis heute zu den wichtigsten Werken gehört und als Standardwerk zu diesem Thema bezeichnet werden kann.“

Bettina Hierath[6]

Folgende drei grundlegenden normativen Bedeutungsebenen von politischer Repräsentation legt Hanna Pitkin frei:[7]

  • Formalistische Repräsentation
  • Autorisieren
  • Rechenschaftspflichtig sein,
  • Standing-For Perspektive;
  • Deskriptive Repräsentation
  • Symbolische Repräsentation
  • Acting-For Perspektive;
  • Substantielle Repräsentation

Weitere Schwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Pitkins Interessen liegen breit gestreut, in der europäischen politischen Theorie von der Antike bis zur Gegenwart, der Psychoanalyse und der Sprachphilosophie sowie Textanalyse. Pionierarbeit leistete sie bei der Untersuchung der Rolle des Geschlechts in der politischen Ideengeschichte.“

Hubertus Buchstein[2]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Concept of Representation, Berkeley/Los Angeles 1967.
  • (Hrsg.): Representation, New York 1969.
  • Wittgenstein and Justice, Berkeley/Los Angeles 1972 (Neuaufl. Berkeley u. a. 1993 mit neuem Vorwort).
  • Fortune Is a Woman. Gender and Politics in the Thought of Niccolü Machiavelli, Berkeley/Los Angeles 1984 (Neuaufl. Berkeley u. a. 1999 mit neuem Nachwort).
  • The Attack of the Blob. Hannah Arendt's Concept of the Social, Chicago/London 1998.
  • Representation and Democracy: Uneasy Alliance. In: Scandinavian Political Studies, Vol. 27, No. 3, 2004, S. 335–342.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hubertus Buchstein: Repräsentation ohne Symbole – Die Repräsentationstheorie des ›Federalist‹ und von Hannah F. Pitkin (PDF; 4,3 MB), in: Gerhard Göhler u. a. (Hrsg.): , Institution – Macht – Repräsentation. Wofür politische Institutionen stehen und wie sie wirken. Baden-Baden 1997, 376–432.
  • Hubertus Buchstein: Hanna F. Pitkin, The Concept of Representation, Berkeley/Los Angeles 1967. In: Steffen Kalitz (Hrsg.): Schlüsselwerke der Politikwissenschaft. Wiesbaden 2007, S. 356–359.
  • Lisa Disch: “Do’s and Don’ts”: Hanna Pitkin’s The Concept of Representation, o. O., o. J.
  • Suzanne Dovi: Political Representation, o. O., 2006.[9]
  • Bettina Hierath: Repräsentation und Gleichheit : neue Aspekte in der politikwissenschaftlichen Repräsentationsforschung, Opladen 2001, insb. S. 53–83.
  • Winfried Thaa: Kritik und Neuberwertung politischer Repräsentation. Vom Hindernis zur Möglichkeitsbedingung politischer Freiheit. In: Politische Vierteljahresschrift 49. Jg., H. 4/2008, 618–640.
  • Arno Waschkuhn: Hanna Fenichel Pitkin. In: Gisela Riescher (Hrsg.): Politische Theorie der Gegenwart in Einzeldarstellungen. Von Adorno bis Young (= Kröners Taschenausgabe. Band 343). Kröner, Stuttgart 2004, ISBN 3-520-34301-0, S. 382–385.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Passing of Renowned Faculty member Hanna Fenichel Pitkin, 1931-2023 | UC Berkeley Political Science. Abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).
  2. a b vgl. Hubertus Buchstein: Hanna F. Pitkin, The Concept of Representation, Berkeley/Los Angeles 1967. In: Steffen Kalitz (Hrsg.): Schlüsselwerke der Politikwissenschaft. Wiesbaden 2007, S. 356–359, S. 356
  3. vgl. Arno Waschkuhn: Hanna Fenichel Pitkin. In: Gisela Riescher (Hrsg.): Politische Theorie der Gegenwart. In Einzeldarstellungen von Adorno bis Young. Stuttgart 2004, S. 382–385, S, 382.
  4. Sheldon S. Wolin auf princeton.edu (Stand: 5. Mai 2015)
  5. Preisträgerübersicht auf der Website des Skytte-Preises, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  6. vgl. Bettina Hierath: Repräsentation und Gleichheit : neue Aspekte in der politikwissenschaftlichen Repräsentationsforschung, Opladen 2001, insb. S. 53–83, hier: S. 53.
  7. Häufig wollen einige Forscher auch vier Stränge bei Pitkin erkennen, vgl. beispielsweise Susanne Dovi : Political Representation, o. J., 2006. Hier soll der Pitkin-Interpretation Buchsteins gefolgt werden, so dass Repräsentation 1) als Verpflichtung 2) als Darstellung und 3) als Vertretung verstanden werden kann. Vgl.: Hubertus Buchstein: Repräsentation ohne Symbole – Die Repräsentationstheorie des ›Federalist‹ und von Hannah F. Pitkin (PDF; 4,3 MB), in: Gerhard Göhler u. a. (Hrsg.): , Institution – Macht – Repräsentation. Wofür politische Institutionen stehen und wie sie wirken. Baden-Baden 1997, S. 376–432, hier: S. 412.
  8. PDF mit dem Aufsatz Representation and Democracy: Uneasy Alliance (Memento vom 19. August 2010 im Internet Archive)
  9. Suzanne Dovi:Political Representation