Hans Dill

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hans Dill

Johann 'Hans' Dill (* 25. Juni 1887 in Brand bei Tachau; † 7. Juli 1973 in Neuenhain) war ein deutscher Politiker (SPD).

Leben und Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dill war der Sohn eines Landwirtes. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Handwerk eines Porzellanmalers. Diesen Beruf übte er bis 1912 aus.

Ab 1912 arbeitete Dill als hauptberuflicher Parteifunktionär der SPD: Er wurde zunächst Parteisekretär seiner Partei in Nürnberg, dann bis 1919 Bezirksparteisekretär für Nordbayern mit Dienstsitz in Nürnberg. Während des Ersten Weltkrieges amtierte er zusätzlich als sozialdemokratischer Gemeindebevollmächtigter in Nürnberg.

Nach dem Zusammenbruch des Wilhelminischen Kaiserreiches bekleidete Dill von Mai bis September 1919 kurzzeitig den Posten eines Landesparteisekretärs der SPD für Bayern. Anschließend wechselte er in den Dienst der Parteipresse, für die er von 1919 bis 1927 als Redakteur bei der Münchener Post mitarbeitete. 1927 wurde er Parteisekretär der SPD für den Bezirk Franken.

Von 1927 bis 1933 war Dill erneut Bezirksparteisekretär der SPD in Nürnberg. Seit 1927 war er zweiter Vorsitzender des SPD-Landesausschusses für Bayern.

Von 1919 bis 1932 gehörte Dill dem Bayerischen Landtag als Abgeordneter an. Zeitweise bekleidete er innerhalb der SPD-Fraktion im Landtag den Posten eines stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. 1932 legte er dieses Mandat nieder.

Anlässlich der Reichstagswahl vom September 1930 wurde Dill als Abgeordneter in den Reichstag gewählt, in dem er – bei den Wahlen vom Juli 1932, November 1932 und März 1933 wiedergewählt – den Wahlkreis 26 (Franken) vertrat. Das bedeutendste Ereignis, an dem Dill während seiner Abgeordnetenzeit teilnahm, war die Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz vom März 1933, wobei er zu der Minderheit von 96 Abgeordneten gehörte, die gegen diese Gesetzesvorlage, die die legislative Macht vom Parlament auf die von Adolf Hitler geführte Reichsregierung übertrug, stimmten.

Wenige Monate nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 emigrierte Dill in die Tschechoslowakei. Dort gehörte er der SOPADE, der Exil-SPD, an. Für diese betätigte er sich von 1933 bis 1936 als Grenzsekretär für Nordbayern. In dieser Stellung war er für die Organisation der Einschleusung von Propagandamaterial in dieses Gebiet, zur Aufklärung der dortigen Bevölkerung über Vorgänge, die in den gleichgeschalteten deutschen Medien verschwiegen wurden, sowie die Organisation des Austausches von Informationen zwischen den Anhängern der Sozialdemokratie im Reichsgebiet und der Exil-SPD zuständig.

Von den nationalsozialistischen Polizeiorganen wurde Dill nach seiner Emigration als Staatsfeind eingestuft. Es wurde gegen ihn – wie auch gegen seinen Sohn Erhard, der als Kurier für die SOPADE tätig war – ein Strafverfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat eingeleitet. Um 1937 entzog das NS-Regime Dill und seinem Sohn die deutsche Staatsbürgerschaft und gab den Verlust ihrer Staatsangehörigkeit öffentlich im Reichsanzeiger bekannt.[1] Im Frühjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin ihn auf die Sonderfahndungsliste G.B., ein Verzeichnis von Personen, die der NS-Überwachungsapparat als besonders gefährlich oder wichtig ansah, weshalb sie im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln durch die Wehrmacht von den den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.[2]

Anlässlich der Annexion der Sudetengebiete durch das Deutsche Reich im Zuge der aggressiven Expansionspolitik der NS-Führung im Jahr 1938 ging Dill nach Großbritannien, später ließ er sich in Kanada nieder. Dort lebte Dill als Farmer in Tupper (Provinz British Columbia). Erst 1966 kehrte er nach Deutschland zurück.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Hepp/ Hans Georg Lehmann: Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933-1945 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen, 1985, S. 10.
  2. Eintrag zu Dill auf der Sonderfahndungsliste G.B. (Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in London).