Hans Freund (Widerstandskämpfer)

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Hans Freund (* 26. Dezember 1901; † 29. Mai 1959) war ein deutscher kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Präsident des Kammergerichts von Berlin im Ostsektor, stellvertretender Vorsitzender der Berliner VVN und Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde von Großberlin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit ihrer Gründung trat er in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) ein. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Freund als Jude verfolgt, konnte aber seine antifaschistische Arbeit fortsetzen. 1943 wurde er zu einer Zuchthausstrafe verurteilt und im Zuchthaus Tegel interniert.

Als die NS-Herrschaft beseitigt worden war, trat er 1945 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. 1946 wurde er mit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und arbeitete im entstehenden Justizwesen der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). 1948 war er Direktor des Amtsgerichts Mitte. Nach der Sitzverlegung des Kammergerichts in die Westsektoren im Februar 1949 und damit der Spaltung der Berliner Justiz wurde er zum Präsidenten des neu geschaffenen (nur für Ost-Berlin zuständigen) Kammergerichts von Berlin ernannt.[1]

Zugleich engagierte er sich in der erinnerungspolitischen Arbeit der Verfolgten des Naziregimes und war von 1949 bis 1951 stellvertretender Vorsitzender des Hauptvorstands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) von Berlin. Gleichzeitig war er Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde von Groß-Berlin.

Freund wurde im Januar 1953 Opfer einer antisemitischen Kampagne, die im Zusammenhang mit dem Schauprozess gegen Rudolf Slánský in Prag stand, der am 3. Dezember 1952 mit dessen Hinrichtung geendet hatte.[2] Aus der VVN ausgeschlossen, flüchtete Freund, wie auch Julius Meyer, nach West-Berlin.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elke Reuter, Detlef Hansel: Das kurze Leben der VVN von 1947 bis 1953: Die Geschichte der Verfolgten des Nazi-Regimes in der SBZ und DDR. Edition Ost, Berlin 1997, ISBN 3-929161-97-4, S. 567.
  • Ernst Reuß: Millionäre fahren nicht auf Fahrrädern, Justizalltag im Nachkriegsberlin. Vergangenheitsverlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86408-092-0, S. 152 ff.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Scholz: Berlin und seine Justiz: die Geschichte des Kammergerichtsbezirks 1945 bis 1980. Walter de Gruyter, Berlin 1982, ISBN 3-11-008679-4, S. 123.
  2. Freund selbst sprach in diesem Zusammenhang vom taktischen Antisemitismus, siehe Andreas Weigelt: Zwischen Bleiben und Gehen: Juden in Ostdeutschland 1945 bis 1956; zehn Biographien. Text.Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-938414-48-4, S. 120.
  3. Ernst Reuß: Millionäre fahren nicht auf Fahrrädern: Justizalltag im Nachkriegsberlin. Vergangenheitsverlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86408-092-0, S. 158 ff.