Hans Joachim Apffelstaedt

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Hanns Joachim Apffelstaedt, modernisiert: Hans, (* 10. Juli 1902 in Münster; seit Oktober 1944 vermisst in Litauen) war Kunsthistoriker und nationalsozialistischer Leiter der Kulturabteilung der rheinischen Provinzialverwaltung.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Apffelstaedt, Sohn des kunstbeflissenen Gründungsdirektors der Universitätszahnklinik in Münster, Max Apffelstaedt (1863–1950), studierte an den Universitäten Münster, München, Wien und Marburg, wo er am 29. Juni 1933 mit einer Arbeit über „Die Skulpturen der Überwasserkirche zu Münster i. W.“ bei Richard Hamann promoviert wurde.

Apffelstaedt trat der NSDAP 1927 bei (Mitgliedsnummer 53.424)[1]. Seit dem 1. September 1933 fungierte er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in der Kulturabteilung der rheinischen Provinzialverwaltung, deren Leitung er am 4. Dezember 1934 übernahm. Am 1. April 1934 wurde er Landesverwaltungsrat, am 10. August 1935 Landesrat.

Apffelstaedt verfolgte ambitionierte kultur- und wissenschaftspolitische Pläne, insbesondere auf dem Gebiet der Archäologie, deren Umgestaltung im nationalsozialistischen, „germanischen“ Geist gegenüber der traditionell im Vordergrund stehenden römischen Provinzialarchäologie er jedoch gegen die vom Amt Rosenberg verfolgten Absichten zu verhindern versuchte. Auch in anderen Bereichen, v. a. im Spektrum der rheinischen Museumslandschaft, versuchte er entsprechende ideologische Grundsätze durchzusetzen. Wiewohl radikaler Nationalsozialist mit besten Verbindungen zu den Spitzen der SS bzw. zum „SS-Ahnenerbe“, kultivierte er den Stil eines intellektuellen Nationalsozialisten, der sich von der Planlosigkeit und Plumpheit anderweitiger kulturpolitischer Initiativen der Nationalsozialisten unterscheiden wollte. Dem amtierenden Landeshauptmann an der Spitze der rheinischen Provinzialverwaltung, Heinrich Haake, der über keinerlei kulturelle Befähigung verfügte, galt Apffelstaedt daher als geeigneter Mann zur Nazifizierung der rheinischen Kulturpolitik.

Im April 1943 wurde Apffelstaedt zur Wehrmacht eingezogen. Er kam zunächst nach Norwegen, seit August 1944 an die Front nach Litauen. Dort fiel er Ende Juli im Umkreis von Olita, angeblich als er beim Rückzug seiner Kompanie bei einem verwundeten Kameraden verblieb.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Skulpturen der Überwasserkirche und ihre Meister. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 8/9, 1936, S. 391–470.
  • Rede des Abteilungsdirigenten des Kulturdezernats de Rheinischen Provinzialverwaltung zur feierlichen Wiedereröffnung des Rheinischen Landesmuseums in Bonn am 26. April 1936. In: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz. 28, 1936, S. 7–40.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bettina Bouresh: Die Neuordnung des Rheinischen Landesmuseums Bonn 1930-1939. Zur nationalsozialistischen Kulturpolitik der Rheinprovinz. Pulheim 1996, ISBN 3-7927-1604-6, S. 191. (= Kunst und Altertum am Rhein, Bd. 141)
  • Karl Peter Wiemer: Ein Verein im Wandel der Zeit. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz von 1906 bis 1970. Köln 2000, ISBN 3-88094-883-6. (= Beiträge zur Heimatpflege im Rheinland, Bd. 5)
  • Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen System. 2. Auflage. München 2006, ISBN 3-486-54501-9, S. 189–198.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesarchiv R 9361-II/17112