Hartmut Häußermann

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Hartmut Häußermann (* 6. Juli 1943 in Waiblingen; † 31. Oktober 2011[1]) war ein deutscher Soziologe und Stadtforscher am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hartmut Häußermann studierte ab 1964 an der Freien Universität Berlin, wo er 1967 Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses war und 1970 das Diplom in Soziologie erwarb. Er promovierte 1975 bei Urs Jaeggi.

Er war Professor für Regional- und Stadtsoziologie an der Universität Kassel (1976–1978), der Universität Bremen (1978–1993) und ab 1993 an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2008 wurde Häußermann emeritiert. Seinen Lehrstuhl übernahm die deutsch-niederländische Soziologin Talja Blokland. Von 2002 bis 2006 war er Präsident des Research Committee on Regional and Urban Development der International Sociological Association (ISA).

1993 erhielt er den zweiten Preis der Thyssen-Stiftung für den besten sozialwissenschaftlichen Aufsatz in einer deutschen Fachzeitschrift (mit Manfred Küchler), 2003 den Preis der Schader-Stiftung (mit Walter Siebel) und ein Jahr später den Fritz-Schumacher-Preis der Toepfer-Stiftung. Er war seit 1999 Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung und der Akademie für Raumforschung und Landesplanung.

Häußermann fertigte im Jahr 1998 zusammen mit dem Geographen Andreas Kapphan im Auftrag des Senats von Berlin eine Untersuchung über die sozialräumliche Entwicklung des Landes Berlin an, in der die Einführung eines „Quartiersmanagements“ vorgeschlagen wurde.[2] Der Berliner Senat folgte dieser Empfehlung als Antwort auf die wachsende soziale Polarisierung des städtischen Raumes, die die Gefahr der Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen beinhaltet. Häußermann war auch Leiter der Evaluation des Bund-Länder-Programms 'Die Soziale Stadt' im Jahr 1995.

Grab auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin

„Ich glaube, bisher gibt es in Berlin überhaupt niemanden, der ein stimmiges Konzept für die Bedürfnisse und Notwendigkeiten einer multikulturellen Stadt hat. Und dabei muss sich jede große Stadt in Deutschland Gedanken machen, wie sie mehr Zuwanderer bekommt.“

Migration: "Berlin ist nicht vorbereitet" - Interview, DIE ZEIT 2006

Häußermann war Erstunterzeichner eines im August 2007 veröffentlichten Offenen Briefes an die Generalbundesanwältin Monika Harms, in dem die Freilassung von Andrej Holm gefordert wurde, eines damals wegen angeblichen Terrorverdachts in Untersuchungshaft sitzenden Mitarbeiters seines Lehrstuhls. Häußermann war Zweitgutachter der 2010 veröffentlichten Doktorarbeit von Franziska Giffey, welche im Februar 2019 des Plagiats beschuldigt wurde[3] und infolgedessen am 19. Mai 2021 von ihrem Amt als Familienministerin zurücktrat.

Häußermann hatte eine Tochter. Er lebte im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg. Sein Grab befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ralf Schönball: Berliner Stadtforscher. Hartmut Häußermann ist gestorben, in: Der Tagesspiegel vom 2. November 2011; Günther Uhlig: Experte der neuen Urbanität. Der Stadtsoziologe und Urbanistikforscher Hartmut Häußermann ist gestorben, in: Deutschlandfunk vom 2. November 2011; Kristina Pezzei: Soziologe Hartmut Häußermann gestorben. Für gleiche Chancen, in: die tageszeitung vom 3. November 2011; Gerd Held: Der Mann mit dem Blick hinter die Fenster. Menschen sind wichtiger als Straßenzüge: Zum Tod des Städteforschers und Soziologen Hartmut Häußermann, in: Die Welt vom 4. November 2011 (abgerufen am 4. November 2011)
  2. Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt?
  3. ZEIT ONLINE: Franziska Giffey: Hochschule prüft Doktorarbeit der Familienministerin. In: Die Zeit. 8. Februar 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 8. Februar 2019]).