Faszienrolle

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Faszienrolle

Eine Faszienrolle, auch Hartschaumrolle, ist ein Selbstmassagegerät aus Polyethylen, Polyurethan oder Kork, das in neurologischen, orthopädischen, sportmedizinischen und Fitness-Einrichtungen eingesetzt wird. Ziel ist es, die Struktur der Faszien von außen mittels „Ausrollen“ zu beeinflussen (Fascial Release).[1]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moshé Feldenkrais verwendete als einer der Ersten in der von ihm entwickelten Feldenkrais-Methode eine Rolle aus Holz für therapeutische Zwecke.[2] 1963 wurde eine Rückenrolle auf der iENA in Nürnberg präsentiert.[3]

Die Anwendung der Hartschaumrolle im trainingstherapeutischen Rahmen hat die Verbesserung der Körperwahrnehmung, des Gleichgewichts, der Beweglichkeit und der Kraftfähigkeit zum Ziel. Hervorzuheben ist der Einsatz der Hartschaumrolle zum Zwecke der Selbstmassage. Dabei wird mit Hilfe des eigenen Körpergewichts und der Hartschaumrolle Druck auf Verhärtungen in der Skelettmuskulatur ausgeübt mit dem Ziel, Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu steigern. In diesem Zusammenhang spricht man im Englischen auch von „Self Myofascial Release“ (SMR). Damit werden Techniken bezeichnet, mit denen die ursprüngliche Dehnfähigkeit des Bindegewebes (Faszie) gegenüber den Muskeln wiederhergestellt werden kann. Die Hartschaumrolle wird dabei häufig über die Muskeln gerollt. Der dadurch entstehende Druck wird für 30–60 Sekunden an der Stelle der Muskelverspannung beibehalten.

Fascial Release mit der Hartschaumrolle wird zu folgenden Zwecken eingesetzt:

  • Warm-up: Durch Ausrollen wird ein Effekt erzeugt, der sonst erst nach vielen Bewegungsabläufen erreicht werden kann. Erreicht wird dies durch eine bessere Gleitfähigkeit der Muskeln und eine verbesserte sensomotorische Kontrolle durch die Aktivierung der Propriorezeptoren und damit der optimalen Körperkontrolle.[4][5]
  • Cool-Down: Das Ausrollen der Muskeln wird hier langsamer und länger vorgenommen als beim warm-up.[4] Das Training mit der Rolle steigert die Durchblutung und folglich auch die Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff und den Abtransport von Stoffwechselendprodukten.[6]
  • Schmerzbekämpfung: Die meisten Schmerzsymptome stammen aus dem Fasziengewebe, da dies auch der Ort der Schmerzrezeptoren ist.[4] Auch bei weniger aktiven Patienten sollen durch regelmäßige Einheiten signifikante Verbesserungen in der Flexibilität und eine damit einhergehende Schmerzreduktion erzielt werden.[7]
  • Eigenwahrnehmung: Ziel ist es, eigene Schmerzpunkte („Triggerpunkte“) zu erkunden und auszurollen. Diese Punkte sind bei jedem Menschen unterschiedlich und können nur vom Einzelnen individuell erspürt werden.[4]

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das gestiegene Interesse am Faszientraining sind mittlerweile eine Vielzahl an Faszienrollen auf dem Markt, die sich hinsichtlich Größe, Oberflächenstruktur und Härtegrad unterscheiden. Kleine Faszienrollen massieren gezielt Muskelpartien, die mit einer großen Rolle schwer erreichbar wären, beispielsweise an Nacken oder Fußsohlen. Sie eignen sich auch als Trainingsgerät für unterwegs. Lange Faszienrollen ermöglichen die Behandlung großer Muskelpartien, z. B. am Rücken. Faszienrollen mit strukturierter Oberfläche sollen die Massage durch die menschliche Hand nachahmen.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da Faszien sehr dünn sind, kann intensives Rollen Schäden verursachen. Auch ist die Wirkung klassischer Dehnmethoden häufig vergleichbar oder besser – zum Beispiel für die kurzfristige Steigerung der Beweglichkeit.[8][9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peggy A. Houglum: Therapeutic exercise for musculoskeletal injuries. Human Kinetics, Champaign (Illinois), 3. Auflage 2010, ISBN 978-0-7360-7595-4, S. 433.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frank Thömmes: Faszientraining. 6. Auflage. copress Sport 2002, ISBN 978-3-7679-1186-4, S. 30.
  2. Moshé Feldenkrais: Der Weg zum reifen Selbst: Phänomene menschlichen Verhaltens, 3. Auflage. Junfermann Verlag 2008, ISBN 978-3-87387-126-7.
  3. Unbekannte Überschrift. In: br.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. März 2024.@1@2Vorlage:Toter Link/www.br.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. a b c d Frank Thömmes: Faszientraining. 6. Auflage. copress Sport 2002, ISBN 978-3-7679-1186-4, S. 30–32.
  5. Graham McDonald: „An Acute Bout of Self-Myofascial Release Increases Range of Motion Without a Subsequent Decrease in Muscle Activation or Force“, in: The Journal of Strength and Conditioning Research DOI: 10.1519.
  6. Regenerative Übungen mit der Hartschaumrolle (Foam Roll). Deutscher Fußball-Bund, abgerufen am 17. Januar 2016.
  7. Faszien-Therapie: Fitness gegen Schmerzen. Huffington Post, abgerufen am 12. Oktober 2015.
  8. Foam Rolling – Hype oder gesundheitsfördernd. 22. Mai 2019, abgerufen am 22. Mai 2019.
  9. Faszienrollen: Faszinierend? Ökotest, Januar 2016, abgerufen am 25. Januar 2016.