Hatschepsut

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Namen von Hatschepsut
Büste der Hatschepsut
Horusname
G5
wsrsX1
D28
D28
D28
Useret-kau
Wsr.t-k3.w
Reich an Ka-Kräften
Nebtiname
G16
M13X1M4M4M4
Uadjet-renput
W3ḏ.t-rnp.wt
Gedeihlich an Jahren
Goldname
G8
R8t
r
V13
N28
D36
G43
Netjeret-chau
Nṯr.t-ḫˁw
Mit göttlichen Erscheinungen
Thronname
M23
X1
L2
X1
ramAatkA
Maat-ka-Re
M3ˁ.t-k3-Rˁ
Gerechtigkeit und Lebenskraft des Re
Eigenname
F4
X1
A51X1
Z2
Hatschepsut
ḥ3.t-šps.wt
Die erste der Damen
Königsliste von Karnak
M17Y5
N35
W9
X1
F4
X1
A51
Hat-schepsut-chenemet-Amun
ḥ3.t-šps.wt-ẖnm.t-Jmn
Die erste der Damen, die Amun umarmt
Griechisch Manetho-Varianten:
Josephus: Amesse, Amessis
Africanus: Amensis, Amersis
Eusebius: –
Eusebius, A-Version: –

Hatschepsut war eine altägyptische Königin (Pharaonin). Sie wird der 18. Dynastie (Neues Reich) zugerechnet. Nach ägyptischer Chronologie regierte sie etwa von 1479 bis 1458 v. Chr. (nach Wolfgang Helck: 1467–1445, nach Rolf Krauss: 1479–1458).

Zur Person[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Hatschepsut bedeutet „Die erste der vornehmen Frauen“ oder wie in der Eigennamenskartusche in der Königsliste von Karnak rechts unten abgebildet: „Die erste der vornehmen Frauen (Damen), die Amun umarmt“.

Mitglieder der Familie sind:

Hatschepsut und Thutmosis II. hatten zusammen zwei Töchter. In der Vergangenheit erfolgten kontroverse Diskussionen um die zweite Tochter Meritre Hatschepsut. Einzige Hinweise ergeben sich aus selbigem Namen als Mutter von Amenophis II. und der Bemerkung des Ahmose Pennechbet, der die Tochter Neferu-Re als „erste/älteste“ Tochter bezeichnet. Bei der Namensgebung erhielt die erste Tochter meist den Namen der Großmutter, während die zweite Tochter den Namen der Mutter erhielt.

Neferu-Re übte bis zu ihrem Tod im 23. oder 24. Regierungsjahr (etwa 1456 v. Chr.) des Thutmosis III. das Amt der „Gottesgemahlin des Amun“ aus. Bisherige Annahmen, dass Neferu-Re zwischen dem 11. und 16. Regentschaftsjahr von Hatschepsut verstarb, sind durch den Nachweis der usurpierten Darstellung der Neferu-Re hinfällig.[1] Weiterer Titel von Neferu-Re: „Tochter aus den Lenden des Königs“.[2] Über die Todesursache ist nichts bekannt, es gibt nur den Hinweis von Ahmose Pennechbet, der Neferu-Re betreute und aufzog: „Die große königliche Gemahlin, die Gottesgemahlin erwies mir ihre Gunst, ihre erste Tochter aufzuziehen, Neferu-Re, die Selige, als sie ein Kind war und an den Brüsten lag“. Später wurde sie weiter von Senenmut betreut. Ihr Titel „Gottesgemahlin des Amun“ lässt nicht automatisch auf eine Verheiratung mit Thutmosis III. schließen; Beweise konnten dafür bisher nicht erbracht werden.

Der Nachfolger von Thutmosis II. wurde sein Sohn Thutmosis III., der aus der Verbindung des Pharaos mit der Nebenfrau Isis entstammt. Hatschepsut war gleichzeitig Tante und Stiefmutter des Jungen und übernahm nach dem Tod ihres Mannes die Regentschaft für den neuen Herrscher, der damals drei bis vier Jahre alt war.

Hatschepsuts Geburt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rein historisch und archäologisch betrachtet ist über Hatschepsuts Geburt nichts bekannt. Wenn sie nicht schon als 16-Jährige die Regentschaft für Thutmosis III. angetreten haben sollte, könnte sie vor 1490 v. Chr. geboren worden sein.

In Hatschepsuts „Millionenjahrhaus“, dem Totentempel der Hatschepsut (Terrassentempel von Deir el-Bahari) finden sich Inschriften, welche der Herrscherin die Legitimität ihrer Thronübernahme und -führung gegenüber der Götterwelt zusprechen sollen. Darin behauptet Hatschepsut, sie sei die leibhaftige Tochter des Gottes Amun-von-Karnak. Solche und ähnliche Legenden über „Zeugung durch einen Gott“ galten bei zukünftigen Pharaonen gewissermaßen zur Grundvoraussetzung, um überhaupt regieren zu dürfen. Auch Hatschepsuts „Zeugung durch Amun“ ist keine historisch korrekte Autobiografie, sondern Mythos. Die ausgiebigste Erzählung erscheint im Millionenjahrhaus an den Wänden der Mittleren Kolonnade, gegenüber den Festlichkeiten zur Expedition nach Punt. Hier behauptet sie (Hatschepsut), dass der Gott Amun vor ihrer Mutter, Königin Ahmose, in Gestalt von Thutmosis I. erschienen sei.[3][4] Die Inschrift lautet übersetzt wie folgt:

„Dann kam dieser erhabene Gott, Amun, Herr von Karnak, nachdem er seine Gestalt in die der Majestät ihre Gemahls, des Königs von Ober- und Unterägypten Aacheperkare, verwandelt hatte. Als sie sich in der Herrlichkeit ihres Palastes ausruhte, fand er sie (Königin Ahmose). Der Duft des Gottes weckte sie. Sie lächelte Seiner Majestät entgegen. Er ging auf sie zu, er begehrte sie, ihr gab er sein Herz hin und er gestattete ihr, ihn in seiner göttlichen Gestalt zu sehen. Nachdem er sich ihr genähert hatte, freute sie sich, seine Schönheit zu sehen, da durchdrang seine Liebe ihren Leib. Der Palast war von dem Duft des Gottes erfüllt, alle Wohlgerüche kamen aus dem Lande Punt. Die Majestät dieses Gottes machte all das, was er von ihr wünschte.“[5][4]

Der Text nimmt Bezug auf Traditionen der 4. und 5. Dynastie im Alten Reich. Als Grundlage dienten wahrscheinlich die Inhalte des Papyrus Westcar aus der 13. Dynastie, die sich auf die Erzählung Rededjet und ihre drei göttlichen Söhne (fünfte Geschichte) beziehen. König Cheops, einer der vier Protagonisten des Westcar-Papyrus, zeigt sich nicht sehr begeistert über die Aussicht, dass seine leiblichen Nachkommen in Zukunft durch „Göttersöhne“ ersetzt werden sollten.[6]

Hatschepsut leugnet in ihrem Bericht über die göttliche Geburt nicht ihren „irdischen“ Vater Thutmosis I., sondern verweist speziell auf den Umstand, dass der Gott selbst die Gestalt von Thutmosis I. annahm. Und nur der Königin offenbarte sich Amun als Gott, der über ihren Gatten Thutmosis I. zu ihr sprach. Hatschepsuts Erzählung zeigt typische Elemente der ägyptischen Mythologie und bedeutet daher keinen Widerspruch gegenüber altägyptischen Traditionen. Vielmehr zeigt Hatschepsuts Bericht ein von ihr bewusstes Vertreten der Lehre des Alten Reichs. In Hatschepsuts Augen kann Thutmosis II. als nicht-leiblicher Sohn des Thutmosis I. nur dann seine göttliche Abstammung herleiten, wenn Hatschepsut selbst göttlicher Abstammung ist.[6]

Weitere sprachliche Merkmale des Alten Reichs zeigen ebenfalls Ähnlichkeiten zum Bericht von der „Geburt des Sonnenkönigs“. Der Stil und der Aufbau des Textes sind ebenfalls typisch altägyptisch. Der Vergleich von Fragmenten aus dem Mittleren Reich, die wiederum auf Texten des Alten Reichs aufbauen, belegt die mythologische Herkunft sowie eine länger währende Überlieferungstradition. Die bislang in der Forschung angenommene Verbindung mit der politischen Situation Hatschepsuts als Legitimationsnachweis für ihre Regierungsübernahme ist daher hinfällig.[6]

Die Krönung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kartusche der Hatschepsut

Die umfangreiche Schilderung der Krönung von Hatschepsut ist an der Roten Kapelle in einer Inschrift dargestellt. Demnach „staunte das ganze Land schweigend“ bei der Krönungszeremonie, bei der Hatschepsut aus dem Palast kam, sich vor dem Amun-Re verkörpernden Hohenpriester auf den Boden warf und sprach: „Was willst Du geschehen lassen?“ Nach dieser Frage führten sie die Priester des Amun-Re zum Heiligtum der Maat. Dort vollzogen sie im Namen der Götter bei Hatschepsut die Kleidungsänderung, überreichten ihr die Königsinsignien und zelebrierten im Barkenheiligtum des Gottesschattens die Verleihung der Titulatur des Thronnamens sowie anschließend das Aufsetzen der Krone beider Länder. Es folgte der Gang zum großen Tor des Herrn beider Länder. In diesem Tempel legten dann die Priester die Hände auf Hatschepsuts Kopf und sprachen: „Amun-Res Wille geschehe, sie soll Ägypten beherrschen“.

Der Inschriftstext endet mit den Worten:

„Alle diese Wunder geschahen am 29. Peret II (8. Februar 1477 v. Chr.), das ist das zweite Regentschaftsjahr des Thutmosis III., am dritten Tag des Amun-Festes (Geburt des Amun und Amuns Schöpfung der Erde durch Erhebung des Himmels sowie Krönung zum Götterkönig Amun-Re), bei den Litaneien von Sachmet, als mir die beiden Länder verkündet wurden, im Hof von Luxor.“[7]

Es ist beachtlich, dass Hatschepsut ihre Krönung am 29. Peret II feierte, dem Tag, an dem auch ihr Vater Thutmosis I. gekrönt wurde. Sie trug die volle Titulatur eines Königs von Ober- und Unterägypten, mit Ausnahme des Titels „Starker Stier“. Hatschepsut legitimierte ihr Königtum mit der „göttlichen Geburt“, ihrer Zeugung durch Gott Amun-Re.

Regierungsübernahme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem siebten Regierungsjahr des Thutmosis III. (1472 v. Chr.) stammt der früheste Beleg der aktiven Regierungsübernahme durch Hatschepsut. In den Steinbrüchen von Assuan wurde aufgrund einer Obelisken-Expedition ein Graffito angebracht, in dem beschrieben ist, dass Re ihr das „Maat-gerechte Königtum“ übergeben habe. Ihren Titel änderte Hatschepsut im Zusammenhang der Aufstellung des Obelisken in Karnak nachträglich in Nisut-biti.

Ergänzend finden sich Darstellungen der Regierungsübernahme aus den Prozessionen des Talfestes, die auf den Wänden der Hathor-Kapelle ihres Totentempels in Deir el-Bahari zu sehen sind.

Herrschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl Thutmosis III. offiziell als Nachfolger von Thutmosis II. gekrönt wurde, finden sich im Grab TT81 des Baumeister Ineni auf große Stelen mit autobiographischen Inschriften[8] auch Würdigungen der Leistungen Hatschepsuts:

„Thutmosis trat an die Stelle als König beider Länder, er herrschte auf dem Thron dessen, der ihn gezeugt hatte. Seine Schwester, die Gottesgemahlin Hatschepsut, sorgte für das Land. Die beiden Länder lebten nach ihren Plänen, man diente ihr in Demut. Sie war der Same, der aus dem Gott kam, Bugtau Oberägyptens, Hecktau Unterägyptens, Landepflock der Südvölker, Herrin des Befehlens, vortreffliche Pläne, die die beiden Länder beruhigte, wenn sie redete.“[9][10]

Expedition nach Punt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Expedition nach Punt im Totentempel der Hatschepsut

Eine von Hatschepsuts größten Unternehmungen war in ihrem 9. Regierungsjahr[11] die Expedition ins Goldland Punt, einer Art Eldorado mit heute unklarer Lage am Ende des Roten Meeres oder auch am Indischen Ozean. Die Darstellung dieser Expedition nimmt bei der Dekoration ihres Totentempels sehr viel Platz ein. Beachtung findet immer wieder die Frau des „Herrschers“ von Punt, die sich durch einen außerordentlichen Körperumfang auszeichnet. Es ist nicht hinreichend geklärt, ob es sich dabei um eine natürliche Darstellung handelt.

Die wichtigsten aus Punt eingeführten Güter waren Weihrauch und Ebenholz, aber auch weitere Gegenstände und Tiere wurden mitgebracht. Da die Darstellungen in ihrem Totentempel den Transport ganzer, in Töpfen gepflanzter Weihrauchpflanzen zeigen, gilt dies als die erste botanische Sammelreise der Geschichte (vgl. Pflanzenjäger).

Feldzüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es ist nur ein Feldzug unter Hatschepsut belegt, der jedoch unter Thutmosis III. geführt wurde: die Einnahme von Gaza am Ende ihrer Regierungszeit. Reste einer Inschrift aus dem Grab des Senenmut (TT71) nennen Nubien und ein „drittes Mal des Zupackens“. Unter Hatschepsut selbst sind lediglich Strafexpeditionen gegen Nubien und andere abhängige Gebiete belegt:

  1. Gegen die Nubier zu Beginn der Regierungszeit (Inschrift des Schatzmeisters Tij auf der Insel Sehel), von Hatschepsut geführt
  2. Strafexpedition nach Syrien-Palästina (historische Inschrift von Deir el-Bahari; hier weitere nubische Strafexpedition genannt?)
  3. Strafexpedition des Jahres 12 (Inschrift im Nubischen Tangur-West; erste Doppeldatierung von Hatschepsut und Thutmosis III.)
  4. Strafexpedition des Jahres 20 nach Nubien (Stele in Tombos)
  5. Strafexpedition nach Mau (Gegend von Firka in Nubien) zwischen Jahr 20 und 22

Bautätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Totentempel in Deir el-Bahari

Als Baumeisterin vollendete sie in 15-jähriger Bauzeit mit ihrem Architekten (vermutet wird Senenmut) den Totentempel in Deir el-Bahari neben dem Grabtempel Mentuhotep II. und führte zahlreiche Bauten im Amun-Tempel von Karnak durch.[12] Neben der Roten Kapelle, einem Barkensanktuar, sind ihre Obelisken bekannt, von denen einer noch heute im Tempel von Karnak (in situ) steht. Architekt, Baumeister, und oberster Vermögensverwalter von Hatschepsut sowie Erzieher ihrer Tochter Neferu-Re war Senenmut.

Totentempel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr herausragendes Bauwerk ist ihr eigener Totentempel, der von Dieter Arnold als „eine der bedeutendsten und eigenwilligsten Schöpfungen der ägyptischen Tempelarchitektur“ bezeichnet wurde. Von dem Taltempel am Rand des Fruchtlandes führt ein Aufweg zu der unteren Terrasse und – zu beiden Seiten der aufwärtsführenden Rampe – zur Süd- und Nordhalle. Im Westen der mittleren Terrasse liegt im Süden die Halle mit den Darstellungen der Puntexpedition, im Norden jene mit der beschriebenen Darstellung der göttlichen Geburt und Erwählung Hatschepsuts. Eine weitere Rampe führt auf die obere Terrasse mit einem Säulenhof und dem dahinterliegenden Allerheiligsten.

Die Rundplastiken der Hatschepsut

Rundplastik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hatschepsut ließ die Bauten mit rundplastischen Abbildern ausstatten. Diese wurden in der Tradition dem Königstyp Thutmosis II. angepasst. Zunächst ließ sie sich als Frau, später als Mann abbilden.

Sie schuf einen neuen Statuentyp – den Sistrumopfernden – der nur unter ihr Verbreitung fand. Ihre Statuen lassen eine Weiterentwicklung des königlichen Statuentyps erkennen und sich zeitlich in Abschnitte einordnen, in denen physiognomische und ikonographische Entwicklungen deutlich werden.

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hatschepsut im Metropolitan Museum of Art

Der Todestag Hatschepsuts, der 10. Peret II ihres 22. Regierungsjahres (14. Januar 1457 v. Chr.), geht aus der Inschrift einer Stele aus Armant hervor. Manetho datierte ihre Regierungsdauer auf 21 Jahre und 9 Monate. Da der Verbleib ihrer Mumie lange Zeit unbekannt war, nahm man früher an, dass sie aus politischen Gründen ermordet wurde.

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 27. Juni 2007[13][14] präsentierte der damalige ägyptische Kultusminister, Farouk Hosny, die Ergebnisse aktueller Untersuchungen ägyptischer Archäologen, wonach die Mumie von Hatschepsut identifiziert wurde.[15] Durch DNA-Analysen und eine CT-Untersuchung konnte angeblich zweifelsfrei bewiesen werden, dass es sich bei einer von insgesamt zwei bereits 1903 von Howard Carter in der Grabkammer KV60 von Sitre-In (Amme von Hatschepsut) gefundenen Mumien im Tal der Könige in Luxor um die der Pharaonin handelte.[16] Hierzu wurde der nachfolgend erwähnte einzelne Zahn mit einer Zahnlücke im Gebiss der Mumie verglichen.[17][18] Nach dieser Mumienidentifizierung ergaben weitere Untersuchungen, dass Hatschepsuts Herrschaft mit ihrem natürlichen, durch Krebs oder Diabetes verursachten Tod endete. Vermutlich wurde sie nur etwa 35 Jahre alt.[19] Allerdings gibt es auch die Schätzung von 45–60 Jahren.[20]

Inzwischen ist die Identifikation von Hatschepsuts Mumie wieder in Frage gestellt, da der Zahn ein Molar des Unterkiefers ist und nicht in den Oberkiefer eingesetzt werden kann.[21]

Hatschepsuts eigene Grabanlage befindet sich im Tal der Könige und hat heute die Bezeichnung KV20. Möglicherweise hat sie das Grab ihres Vaters Thutmosis I. erweitert und dann auch selbst benutzt. Den Sarg von Thutmosis I. ließ sie neben ihrem aufstellen. Aus ihrem Grab fand man bisher nur einen Zahn, als man eine Holzkiste aus ihrem Tempel durchleuchtete[22] und ihre inneren Organe, die in einem mit ihrem Namen beschrifteten Kasten im Versteck (Cachette von Deir el-Bahari) von Deir el-Bahari gefunden wurden. Reste ihres hölzernen Sarges wurden zusammen mit einigen Gegenständen anderer Pharaonen in einem Schacht der Grabanlage von Ramses XI. (KV4) entdeckt.

Nach Hatschepsuts Tod wurden die Kartuschen mit ihrem Namen auf zahlreichen Reliefs und Statuen zerstört. Forscher sahen hierfür lange Zeit Thutmosis III. als Verursacher, da ihn seine Stiefmutter um den Thron gebracht hatte. Inzwischen wurden die Zerstörungen auf eine jüngere Zeit datiert. Da ein persönlicher Feind eine solche Zerstörung wohl unmittelbar nach ihrem Tod veranlasst hätte, wird vermutet, dass es für einen späteren Nachfolger auf dem ägyptischen Thron inakzeptabel gewesen war, dass eine Frau als Pharao geherrscht und Großes vollbracht hatte. Vielleicht sollte durch die Zerstörungen die Kontinuität der männlichen Erbfolge der Pharaonen in der offiziellen ägyptischen Geschichtsschreibung gewahrt bleiben.

Historische Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In vielen Bereichen setzten unter Hatschepsut Entwicklungen ein, die typisch für das Neue Reich waren und auf der Grundlage alter Traditionen fußten, jedoch alle sozialen Schichten mit einschlossen (siehe auch: Pa). Es sind deshalb zahlreiche Innovationen festzustellen, beispielsweise erste Niederschriften des Totenbuches auf Papyrus, die Anlage monumentaler, dekorierter Felsgräber in Theben-West, sowie das Entstehen eines neuen Keramikrepertoires.[23] Hatschepsuts Regierungszeit wird insgesamt als eine blühende Epoche beurteilt, die zu den Glanzzeiten der ägyptischen Geschichte gezählt wird. Hatschepsut wird von Ägyptologen für eine der wichtigsten Herrschergestalten des Neuen Reiches gehalten. Paradoxerweise ermöglichte es gerade die für Altägypten langjährige Friedenszeit und der wirtschaftliche Aufschwung unter Thutmosis III., weitreichende Kriegszüge zu unternehmen und den Einfluss Ägyptens bis an den Euphrat auszudehnen.

Einige Forscher sind der Meinung, dass Senenmut und die Königin ein Liebespaar waren, und berufen sich dabei auf eine Statue, die ihn zusammen mit Neferu-Re in einer beschützend umarmenden Geste zeigt.

Rezeption in der Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch in die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts fand Hatschepsut Eingang. Ihre Rolle in der Geschichte der Frauen machte die feministische Künstlerin Judy Chicago deutlich: Sie widmete ihr in der Arbeit The Dinner Party eines der 39 Gedecke am Tisch.[24]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biografien

Detailfragen

  • Edouard Naville: The Temple of Deir el Bahari. Part III, London 1898; Part IV, London 1901.
  • Dieter Arnold: Deir el-Bahari III (Bauten der Hatschepsut und Thutmosis’ III.). In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band I, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, S. 1017–1025.
  • William C. Hayes: Varia from the Time of Hatshepsut. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Nr. 17, 1957, S. 78–90, von Zabern, Mainz 1984, S. 329–349.
  • Hellmut Brunner: Die Geburt des Gottkönigs. Studien zur Überlieferung eines altägyptischen Mythos (= Ägyptologische Abhandlungen. (ÄA) Band 10). 2. Auflage, Harrassowitz, Wiesbaden 1986, ISBN 3-447-02554-9.
  • Donald B. Redford: Pharaonic king-lists, annals, and day-books: a contribution to the study of the Egyptian sense of history. Benben, Mississauga 1986, ISBN 0-920168-07-8.
  • Emma Brunner-Traut: Pharao und Jesus als Söhne Gottes. In: E. Brunner-Traut: Gelebte Mythen: Beiträge zum altägyptischen Mythos. 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-08425-X, S. 31–59.
  • Dieter Arnold: Die Tempel Ägyptens. Götterwohnungen, Kultstätten, Baudenkmäler. Artemis & Winkler, Zürich 1992, ISBN 3-7608-1073-X.
  • Zygmunt Wysocki: The Temple of Queen Hatshepsut at Deir el-Bahari: The Raising of the Structure in View of Architectural Studies. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK) Nr. 48, von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1294-6, S. 233–254.
  • Joachim Kügler: Pharao und Christus? Religionsgeschichtliche Untersuchung zur Frage einer Verbindung zwischen altägyptischer Königstheologie und neutestamentlicher Christologie im Lukasevangelium. In: Bonner Biblische Beiträge (BBB) Band 113, Bodenheim 1997.
  • Magnus Reisinger: Entwicklung der ägyptischen Königsplastik in der frühen und hohen 18. Dynastie. Agnus, Münster 2005, ISBN 3-00-015864-2.
  • Erik Hornung: The New Kingdom. In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section One. The Near and Middle East. Band 83). Brill, Leiden/ Boston 2006, ISBN 90-04-11385-1, S. 197–217 (Online).
  • Joachim Kügler: Hatschepsut – eine mehrfache Tochter als König: Geschlechtsrollen, Mythenpolitik und Legitimation einer altägyptischen Herrscherin. In: J. Kügler, L. Bormann (Hrsg.): Töchter (Gottes). Studien zum Verhältnis von Kultur, Religion und Geschlecht. Lit, Berlin/ Münster 2008, ISBN 978-3-8258-1185-3, S. 22–45.
  • David A. Warburton: Hatshepsut: The Feminine Horus and Daughter of Amun on the Throne of Atum. In: Kerstin Droß-Krüpe and Sebastian Fink (Hrsg.): Powerful women in the ancient world: perception and (self)presentation, proceedings of the 8th Melammu Workshop, Kassel, 30 January–1 February 2019. Zaphon, Münster 2021 (Melammu workshops and monographs; 4), ISBN 978-3-96327-138-0, S. 91–144.

Literarische Bearbeitung

Dokumentarfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hatschepsut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hatschepsut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter F. Dorman: The monuments of Senenmut: Problems in historical methodology. Kegan Paul International, London 1988, ISBN 0-7103-0317-3, S. 78–79.
  2. Donald B. Redford: Pharaonic King-Lists. Siehe Literatur.
  3. Joyce Tyldesley: Die Königinnen des Alten Ägypten. Von den frühen Dynastien bis zum Tod Kleopatras. Koehler & Amelang, Leipzig 2008, ISBN 978-3-7338-0358-2, S. 97.
  4. a b Marc Van de Mieroop: A history of ancient Egypt. Wiley & Blackwell, Chichester 2011, ISBN 978-1-119-62087-7, S. 164–165.
  5. Hermann A. Schlögl: Die Pharaonin an der Macht. In: Das Alte Ägypten: Geschichte und Kultur von der Frühzeit bis zu Kleopatra. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54988-8, S. 199–200.
  6. a b c Vgl. Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne – Das sogenannte Nutbuch. The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies (u. a.), Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5, S. 240.
  7. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/ Wiesbaden 1950, S. 97.
  8. Eberhard Dziobek: Das Grab des Ineni. Theben Nr. 81 (= Archäologische Veröffentlichungen (Deutsches Archäologisches Institut. Abteilung Kairo). Band 68). von Zabern, Mainz 1992, ISBN 978-3-8053-0975-2.
  9. Kurt Sethe: Urkunden der 18. Dynastie. Band 1, 4. Abteilung, Heft 1, Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig 1906, S. 53–74 (Volltext als PDF).
  10. Hermann Grapow: Vergleiche und andere bildliche Ausdrücke im Ägyptischen (= Alte Orient. Band 21, Nr. 1/2). Schmidt Periodicals, Bad Feilnbach 1989, S. 155: z. B. das Grab des Ineni, Theben West.
  11. mein-altaegypten.de (Memento vom 29. November 2011 im Internet Archive)
  12. zdfinfo; Synchronfassung ZDF 2021: Ägypten - Schatzkammer der Pharaonen. Die Pharaonin Hatschepsut. Ein Film von Gwyn Williams, Produktion von Windfall.
  13. n-tv vom 27. Juni 2007: Archäologische Sensation: Hatschepsut identifiziert. Abgerufen am 26. Juni 2011.
  14. Zahi Hawass: Press Release: Identifying Hatshepsut’s Mummy. (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive) Auf: drhawass.com. Abgerufen am 26. Januar 2014.
  15. Zahi Hawass: The Search for Hatshepsut and the Discovery of her Mummy. Juni 2007 Auf: guardians.net. Abgerufen am 26. Januar 2014.
  16. Hatschepsut. Forscher identifizieren Mumie. Auf: focus.de/Wissen. Abgerufen am 26. Januar 2014.
  17. Die Zahnlücke brachte es an den Tag (Memento vom 23. Februar 2010 im Internet Archive). In: tagesschau.de. 27. Juni 2007.
  18. GEO-Magazin 07/02
  19. Pharaonin könnte sich zu Tode gecremt haben. Bei: spiegel.de. 19. August 2011.
  20. Die kranke Haut der Pharaonin. (Memento vom 2. Februar 2012 im Internet Archive) In: Frankfurter Umschau online. 19. August 2011.
  21. Erhard Graefe: Der angebliche Zahn der angeblich krebskranken Diabetikerin Königin Hatschepsut, oder: Die Mumie der Hatschepsut bleibt unbekannt. In: Göttinger Miszellen. Band 231, 2011, S. 41–43.
  22. Mumie von Hatschepsut identifiziert. (Memento vom 14. Oktober 2007 im Internet Archive) Bei: heute.de. 28. Juni 2007.
  23. Janine Bourriau: Umm el-Ga’ab: pottery from the Nile valley before the Arab conquest: exhibition organised by the Fitzwilliam Museum, Cambridge, 6 October to 11 December 1981. Cambridge University Press, Cambridge 1981, ISBN 0-521-24065-4, S. 72.
  24. Elizabeth A. Sackler Center for Feminist Art: The Dinner Party. Auf: brooklynmuseum.org. Abgerufen am 20. April 2014.
VorgängerAmtNachfolger
Thutmosis II.Pharaonin von Ägypten
18. Dynastie
Thutmosis III.

Koordinaten: 25° 44′ 17″ N, 32° 36′ 28″ O