Hattenhofen (Württemberg)

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Wappen Deutschlandkarte
Hattenhofen (Württemberg)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hattenhofen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 40′ N, 9° 34′ OKoordinaten: 48° 40′ N, 9° 34′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Göppingen
Höhe: 366 m ü. NHN
Fläche: 7,64 km2
Einwohner: 2966 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 388 Einwohner je km2
Postleitzahl: 73110
Vorwahl: 07164
Kfz-Kennzeichen: GP
Gemeindeschlüssel: 08 1 17 029
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 45
73110 Hattenhofen
Website: www.hattenhofen.de
Bürgermeister: Jochen Reutter
Lage der Gemeinde Hattenhofen im Landkreis Göppingen
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Karte
Hattenhofen 1683/1685 im Kieserschen Forstlagerbuch

Hattenhofen ist eine kleine Gemeinde im Albvorland in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hattenhofen liegt zwischen Stuttgart und Ulm im Vorland der Schwäbischen Alb. Der Ort ist umgeben von zahlreichen Streuobstwiesen. Er gehört zur Randzone der Metropolregion Stuttgart.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt auf dem Schwarzjura einer fossilreichen Schieferschicht, dem sogenannten Posidonienschiefer, und ist Bestandteil des 1979 gegründeten Grabungsschutzgebietes Versteinerungen Holzmaden.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarorte sind Albershausen, Sparwiesen (Stadtteil von Uhingen), Bezgenriet (Stadtbezirk von Göppingen), Zell unter Aichelberg, Schlierbach und Ohmden.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Hattenhofen gehören das Dorf Hattenhofen und das Gehöft Riedenhof sowie eine abgegangene Burg.[2]

Flächenaufteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In römischer Zeit lässt sich eine Besiedlung der Gemarkung archäologisch nachweisen. Im Schäferesch bestand ein Gutshof.

Während der Merowingerzeit entstand am Südwestrand der Gemarkung eine Siedlung, die ausweislich archäologischer Funde mindestens bis ins 13. Jahrhundert Bestand hatte. Es handelt sich um die Wüstung Pippendorf. In der späten Merowingerzeit entstand der Ortsname. Er leitet sich von einem alemannischen Geschlecht der Hatto oder Hatten ab. Eine Besiedlung im Umfeld des späteren Dorfes darf angenommen werden. Die weitere Siedlungsentwicklung ist unbekannt. Wahrscheinlich stellen die Ortsteile Reustadt und Zebedäi eigene Siedlungskerne dar, die schließlich zu einem Dorf zusammengewachsen sind.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Hattenhoven erfolgte 1275 im Liber decimationis, dem Zehntbuch des Bistums Konstanz. Mit der Grafschaft von Aichelberg kam Hattenhofen von 1334 bis 1339 an Württemberg. Bis 1365 war der Ort an die Herren von Lichtenstein verpfändet. Nach vorübergehender Zugehörigkeit zum Amt Kirchheim kam Hattenhofen 1485 an das Amt Göppingen.

Der Dreißigjährige Krieg und die Pest forderten auch in Hattenhofen ihren Tribut. Von ehemals 600 Einwohnern haben bis 1637 nur 20 überlebt.

Verwaltungszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg blieb der Ort dem Oberamt Göppingen weiterhin zugeordnet.

Im Jahre 1938, während der NS-Zeit in Württemberg, wurde die Gemeinde dem Landkreis Göppingen zugesprochen. 1945 bis 1952 gehörte Hattenhofen zum Nachkriegsland Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war. 1952 gelangte die Gemeinde zum neuen Bundesland Baden-Württemberg. Zusammen mit den Gemeinden Aichelberg, Boll, Dürnau, Gammelshausen und Zell unter Aichelberg bildet der Ort seit 1970 den Gemeindeverwaltungsverband Raum Bad Boll.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg für die Daten ab 1970

Jahr Einwohner
1837 1004
1907 0971
17. Mai 1939 0879
13. September 1950 1373
27. Mai 1970 1714
31. Dezember 1983 2671
25. Mai 1987 2715
31. Dezember 1991 2975
31. Dezember 1995 3056
31. Dezember 2005 3004
31. Dezember 2010 2933
31. Dezember 2015 2978
31. Dezember 2020 2975

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Reformation ist Hattenhofen evangelisch geprägt. Auch heute leben überwiegend evangelische Christen im Ort. Die Evangelische Kirchengemeinde Hattenhofen[4] gehört zum Kirchenbezirk Göppingen. Eine Kirche wurde in Hattenhofen 1275 erstmals erwähnt. Der Kirchensatz kam über die Grafen von Aichelberg an Württemberg und 1456 an das Stift Oberhofen in Göppingen, dem die Kirche 1457 inkorporiert wurde. Die Ägidiuskirche ist im Kern romanisch, wurde aber mehrfach verändert, zuletzt 1930. Der Turm (um 1150) hat noch romanische und gotische Fenster. 1920 wurde vom Stuttgarter Glasmaler Adolf Saile sen. (1879–1964) ein Gedenk-Fenster mit einer Pietà gestaltet.

Außerdem gibt es eine römisch-katholische sowie eine neuapostolische Gemeinde.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Hattenhofen hat 12 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Wahlbeteiligung betrug 68,51 %.

Freie Wählervereinigung 62,20 % 7 Sitze (2014: 61,2 %, 7 Sitze)
Bürgergemeinschaft 37,80 % 5 Sitze (2014: 38,8 %, 5 Sitze)

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2019 wurde Jochen Reutter für eine vierte Amtszeit wiedergewählt.[5]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blasonierung des Gemeindewappens von Hattenhofen lautet: In Rot auf grünem Hügel zwischen zwei goldenen Laubbäumen ein silbernes Haus mit spitzem silbernem Ziegeldach, geschlossener Tür und zwei Fenstern.

Die Gemeinde führte seit 1916 ein Dienstsiegel mit einem Wappen, auf dem ein silbernes Obereck, und ein Baum neben einem Haus abgebildet waren. Das inzwischen entfernte Obereck stand für die Grafen von Aichelberg. Haus und Baum stehen für das Wort Hof, das im Ortsnamen steckt. Es handelt sich daher um ein so genanntes teilredendes Wappen. Das Wappen in heutiger Form wurde am 15. August 1959 offiziell von dem Innenministerium verliehen.

Die Ortsfarben sind Weiß-Rot.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hattenhofen, Ortsmitte, 1980, M. Hofheinz-Döring

Der Ort zeichnet sich durch ein charakteristisches Ortsbild mit restaurierten Fachwerkhäusern aus, das im Jahre 1985 zur Goldmedaille im Bundeswettbewerb Unser Dorf soll schöner werden führte. Der Ort verfügt über einen Sauerbrunnen, aus dem trinkbares, hydrogencarbonathaltiges Wasser fließt. Bis in die 1950er Jahre diente der Brunnen noch zur Wasserversorgung der Einwohner.

Natur und Klimaschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den zahlreichen Streuobstwiesen, die den Ort umgeben, wurden auf der Gemarkung Hattenhofen mehrere Biotope angelegt, die für eine Vielzahl von Pflanzen und Tiere Lebensraum bietet. Die Gemeinde ist seit 1993 Mitglied im weltweiten „Klima-Bündnis“ und wurde für mehrere Klimaschutzprojekte ausgezeichnet. Außerdem hat Hattenhofen die erste ökologische Flurbereinigung in Baden-Württemberg durchgeführt. Als erste Gemeinde im Kreis Göppingen erhielt Hattenhofen von Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller am 24. Februar 2015 den „European Energy Award“ (EEA) und erreichte dabei 62 von 100 Punkten.

Einrichtungen und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den infrastrukturellen Einrichtungen zählen unter anderem die 2009 sanierte Sillerhalle, der 1975 errichtete Sportplatz sowie die 1978 errichtete Sauerbrunnenanlage. In Hattenhofen gibt es zwei Arztpraxen, einen Zahnarzt, eine Apotheke, Heilpraktiker, vier Gaststätten, zwei Banken, eine Postfiliale, eine Metzgerei und zwei Bäcker, Friseurin und Blumenladen usw. sowie einen Supermarkt in der Ortsmitte. Seit 2008 gibt es ein DRK-Seniorenzentrum in der Ortsmitte.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hattenhofen liegt rund vier Kilometer von der Anschlussstelle Aichelberg an der Bundesautobahn 8 entfernt. Durch den Ort führt die Verbindungsstraße K 1419, die ihn mit Schlierbach und Bezgenriet verbindet. Über die K 1443 ist der Ort mit Albershausen, über die K 1421 mit Zell u. a. verbunden. Die Gemeinde ist dabei, die innerörtlichen und überortlichen Radwege zu verbessern bzw. neu anzulegen. Die örtliche Busfirma bedient den Schülerverkehr und die Linien in die Nachbarorte sowie nach Göppingen.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hattenhofen verfügt nur noch über eine eigene Grundschule (Klassen 1 bis 4). Weiterführende Schulen gibt es in den Nachbargemeinden Albershausen und Schlierbach sowie in der Stadt Göppingen. Hattenhofen hat einen Kindergarten, gemeindliche und private Kleinkindbetreuung und Kernzeitenbetreuung mit Mittagstisch.

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1969 Sommerfeldt Eisenbahn-Modelle.

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Hattenhofen stammen zudem der Urgroßvater des Dichters Ludwig Uhland sowie die Großmutter des Dichters Friedrich Hölderlin.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeinde Hattenhofen. In: Rudolf Moser (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Göppingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 20). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1844, S. 216–218 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hattenhofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 286–287.
  3. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Hattenhofen.
  4. Website der evangelischen Kirchengemeinde Hattenhofen
  5. https://www.staatsanzeiger.de/staatsanzeiger/wahlen/buergermeisterwahlen/hattenhofen/
  6. Hinsichtlich des Sterbejahrs finden sich Abweichungen so wird im „Archiv Zentralbibliothek der Landeskirche.Württembergische Kirchengeschichte Online“ der Tod auf den 21. November 1799 datiert, hingegen in der „Deutschen Biographie online“ das Todesjahr mit 1776 vermerkt.
  7. Archiv Zentralbibliothek der Landeskirche.Württembergische Kirchengeschichte Online.