Hausen (Pohlheim)

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Hausen
Stadt Pohlheim
Wappen von Hausen
Koordinaten: 50° 33′ N, 8° 44′ OKoordinaten: 50° 32′ 44″ N, 8° 44′ 15″ O
Höhe: 211 m ü. NHN
Fläche: 2,72 km²[1]
Einwohner: 2087 (31. Dez. 2018)[2]
Bevölkerungsdichte: 767 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 35415
Vorwahl: 0641

Hausen (anhören/?) ist ein Ortsteil der Stadt Pohlheim im mittelhessischen Landkreis Gießen. Die Bebauungen von Hausen und Garbenteich gehen ineinander über.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausen liegt zwischen dem Südostfuß des Schiffenberg sowie nördlich des Obergermanischen Limes sowie am Nordrande der Wetterau in Mittelhessen am Lückebach. Südwestlich des Ortes treffen sich die Landesstraßen 3129 und 3131, nördlich führt die Bundesstraße 457 entlang. Am südlichen Ortsrand von Hausen verläuft die Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen, deren nächstgelegene Stationen in Petersweiher/Watzenborn-Steinberg und Garbenteich sind.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die mittlere Jahrestemperatur beträgt zwischen 8,0 und 8,4 °C, und die mittlere Jahresniederschlagsmenge beträgt zwischen 610 und 620 mm.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche Hausen

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung des Ortes findet sich als Garuuardeshusen im Lorscher Codex und wird auf 886 oder 887 datiert. Es ist aber nicht endgültig geklärt ob sich dieser Eintrag auf dieses Hausen bezieht. Ein gesicherte Erwähnung aus dem Jahr 1284 findet sich im Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen unter der Bezeichnung Husen.[1] In erhaltenen Urkunden späterer Jahre wurde Hausen unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Husin (1317) und Husen prope Schiffenburg (1395).

Bereits um 1000 bestand eine romanische Kapelle, die im späten 13. Jahrhundert durch die heutige Kirche ersetzt wurde. Eine Schule wurde zum Ende des 16. Jahrhunderts genannt.

Hausen gehörte zu dem Teil des Amtes Hüttenberg, einem Kondominat, der bei der Teilung von 1703 an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt fiel. Dort gehörte es zum hessischen Amt Hüttenberg.[3]

1803 fasste die Landgrafschaft ihre nördlich des Mains gelegenen Gebiete in dem Fürstentum Oberhessen (später: Provinz Oberhessen) zusammen, wo nun auch Hausen lag. 1806 wurde die Landgrafschaft von Napoleon zum Großherzogtum Hessen erhoben. Dieses führte 1821 eine Verwaltungsreform durch, in der das Amt Hüttenberg aufgelöst wurde. Übergeordnete Verwaltung war nun der Landratsbezirk Gießen,[4] zuständiges Gericht das Landgericht Gießen.[4]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Hausen:

„Hausen (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 2 St. von Giessen, hat 49 Häuser und 272 Einwohner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind, sodann 1 Kirche und 1 Mühle. – Das Dorf gehörte zum Hüttenberg und zum Schloß Gleiberg. Es wurde zwischen Hessen und Nassau gemeinschaftlich, welche Gemeinschaft erst 1703 aufgehoben wurde, wobei Hausen ausschließend an Hessen kam. Den Zehnten, den Anselm und Johann von Leihgestern aufgesagt, hat Landgraf Heinrich I. 1284, dem Kloster Schiffenberg überlassen.“[5]

Hausen gehörte zum Gebiet des Gemeinen Rechts, das hier ohne die Überlagerung von Partikularrecht galt. Dieses behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[6]

1897 wurde eine Zigarrenfabrik und 1905 die Schule gebaut. Die Hedwigskapelle wurde 1959 eingeweiht.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Die Gemeinde Pohlheim wurde am 31. Dezember 1970 im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Dorf-Güll, Garbenteich, Grüningen, Hausen, Holzheim und Watzenborn-Steinberg gegründet.[7][8] Für Hausen wurde, wie für die übrigen ehemaligen Gemeinden von Pohlheim, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[9]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Hausen angehört(e): [1][10][11]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hausen 2097 Einwohner. Darunter waren 141 (6,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 447 Einwohner unter 18 Jahren, 906 zwischen 18 und 49, 393 zwischen 50 und 64 und 351 Einwohner waren älter.[18] Die Einwohner lebten in 894 Haushalten. Davon waren 300 Singlehaushalte, 222 Paare ohne Kinder und 282 Paare mit Kindern, sowie 72 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 162 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 642 Haushaltungen lebten keine Senioren.[18]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1502: 7 Männer
• 1577: 12 Hausgesesse
• 1630: 1 zweispännige, 7 einspännige Ackerleute, 11 Einläufige, 2 Witwen, 3 Vormundschaften
• 1677: 16 Hausgesesse, davon ein freier
• 1742: 2 Geistliche /Beamte, 33 Untertanen, 24 Beisassen/ Juden
• 1791: 200 Einwohner[19]
• 1800: 241 Einwohner[20]
• 1806: 253 Einwohner, 46 Häuser[15]
• 1829: 272 Einwohner, 49 Häuser[5]
• 1867: 326 Einwohner, 56 bewohnte Gebäude[21]
• 1875: 314 Einwohner, 55 bewohnte Gebäude[22]
Hausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018
Jahr  Einwohner
1791
  
200
1800
  
241
1806
  
253
1829
  
272
1834
  
279
1840
  
280
1846
  
300
1852
  
310
1858
  
341
1864
  
325
1871
  
313
1875
  
314
1885
  
354
1895
  
391
1905
  
518
1910
  
564
1925
  
573
1939
  
645
1946
  
928
1950
  
951
1956
  
1.003
1961
  
1.062
1967
  
1.205
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
2.097
2018
  
2.087
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[18]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1829: 271 evangelische, ein katholischer Einwohner[5]
• 1961: 881 evangelische, 163 katholische Einwohner[1]

Erwerbstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1961: Erwerbspersonen: 77 Land- und Forstwirtschaft, 289 Prod. Gewerbe, 85 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 93 Dienstleistungen und Sonstiges.[1]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen wurde am 12. Februar 1969 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.

Blasonierung: „Geviert von Rot, Gold, Silber und Blau, belegt mit einem schwarzen Herzschild, darin ein rechtsgewendeter goldener Adler und ein silberner Schrägrechtsfaden.“[23]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Dern (* 25. Oktober 1850). Er wanderte mit seiner Frau Elizabeth Margarita Dern, geboren am 20. Mai 1852 mit gleichem Geburtsnamen und -ort, nach Nebraska (USA) aus. Er und seine Frau sind die Eltern des US-Politikers George Henry Dern und Urgroßeltern des Charakterschauspielers Bruce Dern sowie Ur-Urgroßeltern der Schauspielerin Laura Dern.
  • Ernst Steiner (1885–1942), ev. Pfarrer in Hausen, als Mitglied des Kaufmann-Will-Kreis von den Nationalsozialisten ermordet

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Hausen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen und Daten. Einwohner-Struktur. In: Webauftritt. Stadt Pohlheim, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2019; abgerufen im April 2019.
  3. L. Ewald: Beiträge zur Landeskunde. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landes-Statistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Jonghaus, Darmstadt 1862, S. 54.
  4. a b Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (407–408) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  5. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 115 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Arthur B. Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 100, Anm. 6 und S. 9, 11.
  7. Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Pohlheim“, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 140, Punkt 165 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  8. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 307.
  9. Hauptsatzung. (PDF; 97 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Pohlheim, abgerufen im August 2020.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Die Zugehörigkeit des Amtes Hüttenberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  13. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 16, § 28 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 262 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Neueste Länder- und Völkerkunde: Ein geographisches Lesebuch für alle Stȧnde. Band 22: Mecklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Im Verlage des geographischen Instituts, Weimar 1921, OCLC 900105572, S. 419 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  18. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 8 und 48, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  19. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 200 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  20. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 217 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  21. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 116 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Hausen, Landkreis Gießen, Regierungsbezirk Darmstadt vom 12. Februar 1969. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1969 Nr. 9, S. 355, Punkt 280 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,4 MB]).