Heiliger Gürtel

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Mariä Himmelfahrt (Palma Vecchio), Maria löst ihren Gürtel, als der Apostel Thomas (kleine braune Figur, re. oberes Bild) die Szene im Hintergrund betritt
Mariä Himmelfahrt (Francesco Granacci)
Altar der Himmelfahrt Mariae (Andrea Della Robbia), glasierte Terrakotta im Liebieghaus
Die Jungfrau Maria reicht dem hl. Thomas ihren Gürtel vom Himmel herab

Der heilige Gürtel ist der Gürtel der Jungfrau Maria, der an verschiedenen Orten als Reliquie Mariens verehrt wird.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Überlieferung nach fertigte die Jungfrau Maria den Gürtel während ihrer Schwangerschaft aus Kamelhaar selbst an und übergab ihn nach ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel in einer Erscheinung dem Apostel Thomas. Der Überlieferung nach war Thomas der einzige Apostel, der bei der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel nicht anwesend war. Er zweifelte an dem Ereignis wie schon an der Auferstehung Christi. Deshalb erschien Maria dem Zweifler und reichte ihm ihren Gürtel als Beweis.

Verehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reliquie des heiligen Gürtels der Jungfrau Maria ist eine der am meisten verehrten Reliquien der orthodoxen Christenheit.[1][2] Er wird auf dem Berg Athos (Griechenland) im Vatopedi-Kloster aufbewahrt. Der Gürtel der Madonna soll allgemeine Gesundheit bewirken und vor allem ungewollt Kinderlosen zu Nachwuchs verhelfen.[3]

Eine weitere Gürtel-Reliquie findet sich im Dom von Prato in der Toskana. Im Jahre 1428 wurden Donatello und Michelozzo di Bartolomeo mit der Kanzel beauftragt, die dafür bestimmt ist, an Festtagen (normalerweise fünfmal jährlich[4]) dem Volk die Sacra Cintola (heiliger Gürtel) zu zeigen. Die Capella della sacra cintola wurde von Lorenzo di Filippo zwischen 1386 und 1390 geschaffen und dient als Aufbewahrungs- und Verehrungsort für die Marienreliquie.

„Unter die Kleidungsstücke, welche der fromme Glaube als noch vorhanden annimmt, ist vorzüglich ihr Gürtel zu zählen. Zu Constantinopel bestand eine Kirche, welche ebendeßhalb das Ziel vieler Wallfahrten war. […] Indessen gibt es auch zu Rom, Aachen[5], Brügge, Arras, Prag, Cöln, Andechs[6][7] solche Gürtel der hl. Jungfrau. Dieselben sind wahrscheinlich nachgemacht, und Theilchen des ächten eingenäht, so daß ihre Anzahl nicht mehr überraschen kann.“[8]

Ikonographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Barock war die „Gürtelspende“ ein beliebtes Motiv der christlichen Ikonographie.[9]

Jesus als Gürtelspender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Gnadenbild Maria vom Trost von St. Martin (Freiburg-Altstadt) ist die Jungfrau Maria mit einem schwarzen Ledergürtel umgürtet und das Jesuskind streckt dem Betrachter den Gürtel entgegen. Die Augustiner-Eremiten pflegten die Verehrung der Schwarzgürtel-spendenden Madonna meist in sogenannten Maria-vom-Trost-Bruderschaften und trugen den schwarzen Ledergürtel.[10] In Oberigling gibt es zum Beispiel eine sogenannte Maria-Trost-Gürtelbruderschaft.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Maria Knotenlöserin – äußerlich ähnliche Bilddarstellung, jedoch völlig anderer Hintergrund und Sinn

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 82.000 Moskauer stehen Schlange vor orthodoxer Reliquie (Memento des Originals vom 14. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.moskau.ru – (moskau.ru, Stadtjournal vom 24. November 2011)
  2. Heiliger Gürtel der Jungfrau Maria in Moskau ausgestellt – Athos-Reliquie für „Wiedergeburt Rußlands“ – (Katholisches Magazin für Kirche und Kultur vom 21. November 2011)
  3. Die heilige Madonna soll Russland retten (Memento vom 7. Januar 2012 im Internet Archive) – (Kleine Zeitung vom 1. Dezember 2011)
  4. An Ostern und Weihnachten sowie am 1. Mai (Beginn des Marienmonats), 15. August (Mariä Himmelfahrt) und 8. September (Mariä Geburt). Hinzu kommen außerordentliche Reliquienweisungen, beispielsweise am 19. März 2020, als sich die Stadt Prato während der COVID-19-Pandemie Maria „anvertraute“. – Triduo, il vescovo Giovanni guida la via crucis intorno all’ospedale. A Pasqua torna l’ostensione del Sacro Cingolo. Diocesi di Prato, 8. April 2020, abgerufen am 15. April 2020 (italienisch): „La preziosa reliquia mariana infatti viene mostrata ogni anno per cinque volte ai fedeli: Pasqua, primo maggio (per l’inizio del mese mariano), 15 agosto per l’Assunzione di Maria, l’8 settembre (Natività di Maria) e il giorno di Natale. (...) il 19 marzo con l’ostensione straordinaria per l’affidamento a Maria della città in questa emergenza sanitaria (...)“Video der regulären Reliquienweisung am 8. September 2019 und der außerordentlichen am 19. März 2020 mit leerem Domplatz.
  5. Die Aachener Reliquien – (Carus Sterne 1874, Wikisource)
  6. Reliquien@1@2Vorlage:Toter Link/www.andechs.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. – (Kloster Andechs)
  7. Der Andechser Schatz – (Rosmarie Gautier)
  8. Maria – (Heiligenlexikon von Johann Evangelist Stadler, 1858 bis 1882)
  9. Gürtelspende – (BeyArs – Das grosse Kunstlexikon von P. W. Hartmann)
  10. Gnadenbild Maria vom Trost (Memento des Originals vom 10. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.erzbistum-freiburg.de – (Erzdiözese Freiburg)
  11. Die Trösterin der Desolaten – 310 Jahre Bruderschaft Maria Trost in Oberigling – (Augsburger Allgemeine vom 29. August 2011)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maria mit dem Heiligen Gürtel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien