Heinkel He 72

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Heinkel He 72 Kadett
Heinkel He 72 Kadett D-3220
Typ Schul- und Übungsflugzeug
Entwurfsland

NS-Staat Deutsches Reich

Hersteller Ernst Heinkel Flugzeugwerke
Erstflug 1933
Produktionszeit

1933–1937

Stückzahl 768

Die Heinkel He 72 Kadett war ein deutsches Schul- und Reiseflugzeug der Ernst Heinkel Flugzeugwerke.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die He 72 wurde 1933 durch Paul John Hall als Doppeldecker in Holzbauweise entworfen. Dieser Entwurf ging auf ein Projekt Halls zurück, das er unter der Bezeichnung P1020 für die Bayerischen Flugzeugwerke bis zu deren Konkurs entwickelte. Die Maschine war für den Kunstflug und als Reiseflugzeug verwendbar. Die Musterflugzeuge He 72 A und He 72 B wurden mit einem Argus-As-8-R-Reihenmotor bzw. einem Siemens-Sh-14-Sternmotor ausgestattet. Serienmaschinen erhielten als Motorisierung den Siemens Sh 14. Im Rahmen der Entwicklung der He 172 wurden einige der He 72 mit Townend-Ring-Motorverkleidungen und Radverkleidungen ausgerüstet. Diese bekamen die Bezeichnung „Sonderkadetten“.[1]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Sommer 1934 kam es zu Verhandlungen mit der Schweizer Luftwaffe, um einen Lizenzbau zu vereinbaren. Der Vertrag kam jedoch nicht zustande. 1936 wurden sechs He 72 nach Bulgarien geliefert. Die deutsche Amazonas-Expedition von 1936/37 setzte eine der He 72 mit Schwimmern ein. Diese He 72 D (Werknr.604) mit dem Kennzeichen D-EFON, bewährte sich unter diesen schwierigen Bedingungen. Bei der Luftwaffe war die He 72 eines der meistgenutzten Anfängerschulflugzeuge. Im Mai 1940 waren 629 im Bestand der Luftwaffe, im Januar 1944 waren es noch 417 Exemplare.[2] 1937 kam eine He 72 bei der Erprobung von Start-Hilfsraketen zum Einsatz, diese Start-Hilfsraketen waren mit einem von Hellmuth Walter entwickelten Antrieb ausgestattet.[3] Die Versuche verliefen erfolgreich.

Produktionszahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

He 72 „Sonderkadett“

Die Serienproduktion der He 72 begann bereits im März 1934 und endete im September 1937. Im Dezember 1934 erfolgte der Übergang der Produktion von Heinkel auf Fieseler.

Produktionszahlen der He 72[4]
Jahr Heinkel Fieseler Summe
1933 2 2
1934 271 3 274
1935 116 116
1936 262 262
1937 114 114
Summe 273 495 768

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rumpfstruktur besteht aus einem Stahlrohrgerüst mit Stoffbespannung. Die Tragwerk-Konstruktion wurde in Holzbauweise mit Stoffbespannung gefertigt. Höhen und Seitenleitwerk waren ebenfalls in Holzbauweise gefertigt. Für das Fahrgestell wurde ein Spornradfahrwerk genutzt. Als Motorisierung kam ein Vierzylinder-Reihenmotor Argus As 8 R mit 150 PS bzw. der Siemens-Sh-14-Sternmotor zum Einsatz.

Versionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • He 72 A: Vorserienflugzeug mit Vierzylinder-Reihenmotor Argus As 8 R mit 150 PS.
  • He 72 L: (B-Reihe) Serienausführung mit verkleidetem Fahrgestell, Sternmotor BMW-Bramo Sh 14 A mit 160 PS sowie einer Townend-Ring-Motorverkleidung. Einsatz als Schulflugzeug in der Luftwaffe.
  • He 72 W: Seeausführung mit Schwimmern anstatt Fahrwerk.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenngröße Daten He 72[5]
Besatzung 2
Spannweite 9,00 m
Länge 7,50 m
Höhe in Fluglage 2,70 m
Flügelfläche 20,70 m²
Leermasse 524 kg
Flugmasse 820 kg
Zuladung 296 kg
Brennstoff 110 l
Triebwerk 1 × Siemens Sh 14 mit 168 PS (124 kW)
Höchstgeschwindigkeit 194 km/h
Landegeschwindigkeit 77 km/h
Steigzeit auf 1000 m 3,7 min
Dienstgipfelhöhe 5000 m
Reichweite 820 km

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Volker Koos: Ernst Heinkel Flugzeugwerke 1933–1945. Heel, Königswinter 2003, ISBN 3-89880-217-5, S. 42/43.
  • H.Beauvais/K.Kössler/M.Mayer/C.Regel: Die deutschen Flugerprobungsstellen bis 1945. Bernard & Graefe, Bonn 1998, ISBN 3-7637-6117-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heinkel He 72 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volker Koos: Ernst Heinkel Flugzeugwerke 1933–1945, S. 43, S. Heel Verlag, Königswinter, 2003
  2. Volker Koos: Ernst Heinkel Flugzeugwerke 1933–1945, S. 42–43, S. Heel Verlag, Königswinter, 2003
  3. H.Beauvais/K.Kössler/M.Mayer/C.Regel: Die deutschen Flugerprobungsstellen bis 1945. S. 218 Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1998
  4. Unterlagen aus dem Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, Bestand RL 3. Das Buch Nagel, Rolf/Bauer, Thorsten: Kassel und die Luftfahrtindustrie seit 1923, Melsungen 2015, S. 232, nennt für die einzelnen Jahre für Fieseler geringfügig abweichende Produktionszahlen (1934: 0, 1935: 137, 1936: 252, 1937: 106), kommt in der Gesamtzahl aber auch auf 495 Flugzeuge
  5. EHF Datenblätter Nr. 547 und 548 vom 1. September 1933