Heisterschlösschen

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Heisterschlösschen
Graben der Wallanlage, links der Burgbereich

Graben der Wallanlage, links der Burgbereich

Alternativname(n) Hünenschloss, Heisterburg
Staat Deutschland
Ort Beckedorf
Entstehungszeit um 800 bis 1200
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Mauerreste, Wälle, Gräben
Geographische Lage 52° 20′ N, 9° 19′ OKoordinaten: 52° 20′ 6″ N, 9° 18′ 47,6″ O
Heisterschlösschen (Niedersachsen)
Heisterschlösschen (Niedersachsen)
Lageplan von Carl Schuchhardt um 1910
Wall und vorgelagerter Graben

Das Heisterschlösschen, auch Hünenschloss oder Heisterburg genannt, ist der Burgstall einer frühmittelalterlichen Ringwallanlage, deren Reste sich auf dem Heisterberg bei Beckedorf (Landkreis Schaumburg) in Niedersachsen befinden. Die Wallburg auf dem Bergrücken eines Ausläufers des Bückebergs diente wahrscheinlich als Fliehburg der Bevölkerung. Eine 1893 durchgeführte Ausgrabung erbrachte kaum Fundstücke und ordnete die Anlage in das 9.–12. Jahrhundert ein.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die frühere Befestigungsanlage liegt in einem Waldgebiet am Nordrand des Heisterbergs, einem Ausläufer des Bückebergs. Sie befindet sich etwa 500 m südlich von Beckedorf. Die Wallanlage wurde auf einem nach Norden leicht abfallenden Geländerücken angelegt. Im Westen lehnt sie sich an einen schluchtartigen, 15 m tiefen Bachlauf an, der ihr natürlichen Schutz bot.

Ausgrabung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine archäologische Untersuchung des Heisterschlösschen fand 1893 statt. Dabei wurden vor allem im Bereich der Wälle rund 30 Ausgrabungsschnitte in den Boden vorgenommen, die bis zu 2,5 m tief waren. Untersuchungen im Inneren der Wallanlage, die Hinweise auf eine frühere Besiedelung ergeben könnten, wurden nicht vorgenommen. Es gab kaum Fundgegenstände, sodass eine zeitliche Einordnung der Anlage nur aufgrund ihrer Bauweise möglich war.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kernwerk der Befestigungsanlage bildet ein Ringwall von 65 m Durchmesser. Er ist heute nur noch 1,5 m hoch. Dies dürfte auf das Abtragen des Steinmaterials in früheren Zeiten für Bauten in den nahegelegenen Dörfern zurückzuführen sein.

Bei der Ausgrabung von 1893 wurde festgestellt, dass der Wall eine rund 1,7 m starke, vorgesetzte Mauer in Zweischalentechnik besaß. Die Außenfronten bestanden aus gebrochenem Sandstein und waren mit Hilfe von Kalkmörtel errichtet, während der Zwischenraum mit losem Steinmaterial gefüllt war. Während der Nutzungsphase war die Mauer wahrscheinlich mehrere Meter hoch. Im Wall fanden sich auch die Reste zweier etwa 7 m breiter Tore, die möglicherweise mit einem hölzernen Überbau versehen waren. Die fünf Erdbrücken über den Graben im Norden, Nordosten und Südosten sind zumindest teilweise infolge von Steinbrucharbeiten in der Neuzeit entstanden, die auch zu vereinzelten Störungen der Befestigung geführt haben. Die Wallanlage ist von einer ca. 3,50 m breiten Berme und einem 3 m tiefen und 6 m breiten Spitzgraben umgeben, dessen Sohle mit Steinplatten ausgelegt war.

Nutzungsdeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Erbauer und Nutzer der Anlage ist geschichtlich nichts überliefert. Wegen der Größe und des Aufbaus könnte die Wallanlage der Bevölkerung in Zeiten von Krieg und Gefahr als Fliehburg gedient haben. Gegen eine dauerhafte Wohnnutzung spricht die Fundarmut bei der Ausgrabung. Es gibt aber auch Hinweise, dass es sich um einen Adelssitz der 1124 erstmals genannten Herren von Riepen, den späteren Grafen von Roden, gehandelt haben könnte.[1]

Außerdem könnte eine Beziehung der Anlage zum Hellweg vorliegen. Er führt vom Rheinland kommend als West-Ost-Handelsstraße an Beckedorf vorbei. Sein früherer Verlauf entsprach etwa der heutigen B 65. Es wird vermutet, dass ein Abzweig des Hellweges die Wallanlage passierte und als Höhenweg über den Heister- und den Bückeberg führte.

Ähnliche Befestigungsanlagen der näheren Umgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rekonstruktion des Heisterschlösschen

Befestigungswerke dieser Art wurden von der archäologischen Forschung ursprünglich als sächsisch oder als Heinrichsburgen angesehen. Die neuere Forschung ordnet die Bauwerke im Raum der Mittelweser und der Leine dagegen einer Zeitspanne vom 8.–12. Jahrhundert zu. Wegen fehlender Besiedlung dürften die Anlagen nur sporadisch genutzt worden sein und als Fliehburgen gedient haben. Bei den im Deisterraum gelegenen Anlagen (Wirkesburg, Bennigser Burg, Heisterschlösschen) ist typisch, das sie auf abfallenden Bergrücken und in der Nähe eines Bachlaufs errichtet wurden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reinhard Weiss: Das Hünenschloss am Heisterberg oberhalb Bekedorf, Bückeburg 1893.
  • August von Oppermann/Carl Schuchhardt, Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen, Hannover 1887–1916, S. 86 f.
  • Hans-Wilhelm Heine: Das Heisterschlösschen bei Beckedorf, Kr. Schaumburg, in: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 48 (1979), S. 245–253.
  • Hans-Wilhelm Heine: Das Heisterschlösschen bei Beckedorf in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 49, Teil II Exkursionen, Mainz 1981
  • Hans-Wilhelm Heine: Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover, 2000, Hannover, ISBN 3-7752-5645-8, S. 150–152.
  • Hans-Wilhelm Heine: Schaumburger Land – Burgenland, in der Reihe Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens (29), Oldenburg, 2010, herausgegeben vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und der Archäologischen Kommission für Niedersachsen, ISBN 978-3-89995-673-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heisterschlösschen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Dobbertin: Zur Herkunft der Grafen von Roden. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 35 (1963). S. 195 mit Anm. 46.