Heldrastein

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Heldrastein

Der Heldrastein von Osten aus gesehen.

Höhe 503,8 m ü. NHN
Lage Thüringen, Deutschland
Koordinaten 51° 6′ 37″ N, 10° 11′ 18″ OKoordinaten: 51° 6′ 37″ N, 10° 11′ 18″ O
Heldrastein (Thüringen)
Heldrastein (Thüringen)
Gestein Oberer Buntsandstein (Röt) und Muschelkalk
Besonderheiten

Der Heldrastein (sprich Heldra-Stein) ist ein 503,8 m ü. NHN[1] hoher Berg südwestlich von Treffurt in Thüringen nahe der Grenze zu Hessen. Nach Norden bricht der Heldrastein mit markanter Felswand zum Werratal ab. Dort liegt jenseits des Flusses das namensgebende nordhessische Dorf Heldra.

Lage

Der Heldrastein ist der östliche Teil eines etwa acht Kilometer langen und über den Forstort Dreiherrenstein, der Schäfersburg (489,6 m ü. NHN) bis zur Graburg (514,8 m ü. NHN) im Westen reichenden, steil nach Norden zur Werra abfallenden Muschelkalk-Felsabbruches.[1][2] Die Erosion der Hochfläche ließ die Täler Mertelstal, Märtal, Schöddel, Heldratal und das Waldtal entstehen.[3][4]

Höchste Erhebung ist der Heldrastein mit der Kanzel (503,8 m ü. NHN). Zum Höhenzug gehören auch die bewaldeten Nebenkuppen und spornartigen Hangpartien (Position und Höhe):

  • Dreiherrenstein[5] ( 488,5 m ü. NHN)
  • Hüneburgberg ( 495,4 m ü. NHN)
  • Eschenberg ( 459,4 m ü. NHN)
  • Mertelsköpfe ( 485,3 m ü. NHN)
  • Spießenkopf ( 412,8 m ü. NHN)
  • Winterliete ( 329,6 m ü. NHN)
  • Lindenberg ( 292,5 m ü. NHN)

Als Anrainergemeinden des Heldrastein sind auf thüringischer Seite die Stadt Treffurt mit den Stadtteilen Großburschla, Schnellmannshausen mit den Ortsteilen Volteroda, Hattengehau und Schrapfendorf sowie die Gemeinde Ifta mit Ortsteil Wolfmannsgehau; auf hessischer Seite die Gemeinde Rittmannshausen - Ringgau, Weißenborn mit Ortsteil Rambach und der Stadtteil Heldra der Stadt Wanfried zu vermerken.

Aussicht

Bei guten Sichtverhältnissen reicht der Blick vom Aussichtsturm vom Inselsberg und den Kammlagen des Thüringer Waldes im Südosten über die Kuppen der Vorderen und Hohen Rhön im Südwesten, dem Alheimer im Westen, dem Hohen Meißner und den Randbergen des Eichsfeldes, im Nordwesten bis zum Gipfel des Brocken im Nordosten. Im Osten erkennt man die Höhen des Hainich und die Seeberge bei Gotha. Von oben ist auch der verwinkelte Verlauf der ehemaligen Grenzanlagen zu erkennen. Über den Heldrastein führt der Wanderweg Premiumweg 6.[6]

Das Werratal unter dem Heldrastein Richtung Nord.
Links Großburschla, in der Bildmitte die Siedlung Bahnhof Großburschla, dahinter Altenburschla und rechts Heldra.

Geschichte

Hüneburg

Am Burgwall der Hüneburg

Die ersten Siedlungsspuren im Bereich der Hüneburg entstammen der vorrömischen Eisenzeit, in den späten 1930er Jahren wurden bei Bauarbeiten Siedlungsgruben und Kleinfunde untersucht. [7] Im Hochmittelalter befand sich wiederum im Bereich der Hüneburg eine Befestigungsanlage der Ritter von Treffurt. Über den Berg verlief eine Altstraße von Treffurt in Richtung Gerstungen und zur Burg Burg Brandenfels, die von den Treffurtern miterbaut wurde.

Räuber-Hennings-Höhle

Dicht unterhalb der Abbruchkante befand sich eine bis in die 1960er Jahre zugängliche Klufthöhle, die als Henningshöhle bekannt ist und später als Folge der Verwitterung verstürzt ist. In ihr befand sich nach der Überlieferung das Versteck des Räuberhauptmanns Henning, ein in der Region gefürchteter Bandenführer, welcher durch eine List gefasst werden konnte.[8]

Aussichtstürme

Turm der Einheit

Auf dem Heldrastein befand sich ab 1890 ein Aussichtsturm und ein Forsthaus, das in den Sommermonaten als Gastwirtschaft diente. 1927 errichtete ein Gastwirt aus dem nahen Lüderbach ein neues Lokal mit Übernachtungsmöglichkeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg und während der Zeit der deutschen Teilung lag der Berg im DDR-Grenzsperrgebiet und war damit für die Bevölkerung ab 1952 nicht mehr erreichbar. Der Aussichtsturm und die Gastwirtschaft wurden abgerissen.

Militärische Anlagen

Ab 1962 entstand auf dem durch Wachposten und zusätzlicher Umzäunung gesicherten Gelände der Hüneburg eine Funkaufklärungsstation der Staatssicherheit mit dem Tarnnamen KONDOR. Die in einer Holzbaracke untergebrachte Mannschaft wurde von der Bezirksverwaltung Erfurt gestellt und umfasste einen Oberfunker als Stationsleiter und Hauptsachbearbeiter (Rang Hauptmann), sechs Funker als Sachbearbeiter (Rang Oberleutnant) sowie einen Kraftfahrer, auch ausgebildet als Ersatzfunker (Rang Leutnant). Die Station verfügte über 10 Funkempfänger vom Typ 2070 und 10 Tonbandgeräte. Auf der Freifläche der Hüneburg waren zunächst mobile UKW- und Richtfunkantennen aufgebaut, später (ca. 1980) entstand zusätzlich ein Gittermast mit Kuppelbau als Antennenträger.[9]

Ab 1973 erhielt auch die Einheit Funkaufklärung des DDR-Grenzregimentes in Mühlhausen/Thüringen einen Stützpunkt auf dem Heldrastein zugewiesen, dieser trug den Tarnnamen FICHTENNADEL 4. Die Aufgabe des Funkaufklärungstrupps 4 (FuaT4) Schnellmannshausen/Heldrastein bestand in der Arbeitsgemeinschaft und Arbeitsteilung mit der Abhörstation KONDOR zur lückenlosen Überwachung des Funkverkehrs der gegnerischen Seite (UKW-Funknetze des Bundesgrenzschutz, des Grenzzolldienstes sowie der Landespolizei der Bundesrepublik) im grenznahen Raum. Beide Einheiten waren durch gesicherte Fernsprech- und Fernschreibsysteme miteinander vernetzt. Die weitere Existenz des Stasi-Aufklärungsstützpunktes auf dem Heldrastein sollte fortan selbst den wehrpflichtigen Grenzsoldaten im Grenzabschnitt Ifta-Treffurt verborgen bleiben. Ab dem Jahr 1975 verfügte KONDOR über 16 funktechnisch verbesserte Empfänger vom Typ 2070 und 12 Tonbandgeräte.

Ab 1980 entstand auf dem Heldrastein der Funktechnischer Posten 713 (FuTP-713) der Funktechnischen Kompanie in Steinheid als Radarstation der DDR-Luftstreitkräfte/Luftverteidigung. Die Einheit beobachtete den Luftraum im zugewiesenen Bereich „Thüringer Pforte / Thüringer Becken“ - insbesondere unter 500 m Flughöhe und leitete die Aufklärungsergebnisse zur Luftlage über gesicherte Drahtverbindungen an den Gefechtsstand des Funktechnischen Bataillons 51 (FuTB 51) in Sprötau bei Erfurt weiter. Die Einheit bestand aus einem Offizier als Stationsleiter, dem Gruppenführer Funkorter (Rang Unteroffizier) sowie drei Soldaten mit Ausbildung zum Elektromechaniker, Militärkraftfahrer und Funkorter. Die Funkmess-Station P15-M war mobil in einem LKW SIL 157 K untergebracht, der mit Aggregateanhänger nahe der Felskante postiert wurde. Die Station wurde jeweils vom 1. April bis 31. Oktober aufgebaut, die Unterbringung erfolgte in Militärzelten. Die Dienstausübung erfolgte in der Uniform der DDR-Luftstreitkräfte.[10]

Unmittelbar nach der Grenzöffnung 1989 wurde die Stasi-Überwachungsstation KONDOR aufgegeben und die technischen Anlagen demontiert oder unbrauchbar gemacht. Die Zerstörung des Gittermastes und der Unterkünfte unterblieb, dieses Areal wurde im März 1990 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Anfang 1990 gründete sich eine Interessengemeinschaft, die umgehend mit der touristischen Wiedererschließung des Heldrasteines begann.[11] Wanderwege wurden wiederhergestellt und 1996 wurde der Turm der Abhöranlage in einen Aussichtsturm, den Turm der Einheit, umgebaut. Verbunden damit ist eine Schutzhütte und eine Ausstellung über die Grenzanlagen, die ganzjährig zu besichtigen ist.

Naturschutzgebiet

Vegetation

Der Heldrastein ist wieder fast vollständig bewaldet. Es handelt sich dabei um einen Trockenwald, vorherrschende Baumart ist die Buche. Auf dem Hangschutt haben sich naturnahe und Eschen-Ahorn-Schattenwälder ausgebildet. Am nördlichen Fuß des Heldrasteines wurden auch Fichtenwälder angepflanzt. Die etwa 70 m tief abbrechende Felsfront ist jedoch von Natur aus bewuchsfrei.

Fledermaus- und Vogelschutz

Die Felsen und Felsspalten sind ein natürliches Brutgebiet und Nahrungshabitat von Fledermäusen und des Wanderfalken. Das Gebiet ist großflächig als Naturschutz- und FFH-Gebiet gesichert, durch die Grenzlage konnten auch seltene Eulenarten überdauern.

Grünes Band

Die ehemaligen Grenzsperranlagen sind weitestgehend beseitigt worden, der Grenzstreifen wurde Teil des Grünen Bandes.

Weblinks

Commons: Heldrastein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Heldrastein – Reiseführer

Literatur

  • Interessengemeinschaft Heldrastein (Hrsg.): Der Heldrastein. Ringgau-Datterode 1997, ISBN 3-930342-06-5, S. 35.
  • Else Krapf: Ifta, ein Dörfchen im Wartburgland. Eisenach 1996.
  • Festschrift 1125 Jahre Schnellmannshausen. Treffurt 2001.
  • Wilhelm Pippart: Der Heldrastein für Groß und Klein. Eschwege 1907.
  • IG Heldrastein e.V. (Hrsg.): Wald- Lern- und Erlebnispfad im Naturschutzgebiet „Auf dem Heldrastein“. S. 12 (Flyer, ohne Orts- und Jahresangabe).

Einzelnachweise

  1. a b Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. Geyer, Jahne, Storch: Geologische Sehenswürdigkeiten des Wartburgkreises und der kreisfreien Stadt Eisenach. In: Landratsamt Wartburgkreis, Untere Naturschutzbehörde (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Heft 8. Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 1999, ISBN 3-9806811-1-4, S. 26–27 und Titelbild.
  3. Thüringer Landesvermessungsamt TK25 – Blatt 4927 Creuzburg. Erfurt 1992, ISBN 3-86140-202-5.
  4. Amtliche topographische Karten Thüringen 1:10.000. Wartburgkreis, LK Gotha, Kreisfreie Stadt Eisenach. In: Thüringer Landesvermessungsamt (Hrsg.): CD-ROM Reihe Top10. CD 2. Erfurt 1999.
  5. Dreiherrenstein am Heldrastein
  6. Deutsches Wanderinstitut e.V.: P6 Heldrastein.
  7. N.N. Die Wallburg auf dem Heldrastein - eine vorgeschichtliche Siedlung? In: Eisenacher Tagespost. 10. Januar 1940.
  8. Der Mihlaer Ortschronist Rainer Lämmerhirt forschte zu Henning: „Henning soll 1738 in Heldra geboren worden sein. Im Armenhaus aufgewachsen, wusste er mit dem Leben nichts anzufangen und ging zum Militär. Als Söldner lernte er während des siebenjährigen Krieges das Kriegshandwerk. Nach Heldra zurückgekehrt, zog es ihn in die Einsamkeit des Heldrasteines. In der dortigen berühmten Henninghöhle verbracht er seine Tage. Ihm werden Raubzüge bis nach Eschwege und Mühlhausen zugeschrieben. In Mihla gibt es eine alte Überlieferung, nach der Henning einem zum Verräter gewordenen Spießgesellen persönlich richtete, indem er ihn erhängte. Das soll sich Am Bach zugetragen haben. Schließlich stürmten Landhusaren und Bauern die Höhle und nahmen Henning gefangen. In Mühlhausen soll er hingerichtet worden sein.“ – Rainer Lämmerhirt: Räuber Henning und andere Räubergeschichten. In: Werratalnachrichten, Mitteilungsblatt der Gemeinde Mihla …. Jahrgang 1998, Nr. 6, S. 15.
  9. Gerhard Kühn: Aus der Geschichte des Heldrasteins. (Teil 11) In: Werratalbote. 4. Juli 2016.
  10. Gerhard Kühn: Aus der Geschichte des Heldrasteins. (Teil 12) In: Werratalbote. 11. Juli 2016.
  11. Birgit Schellbach: Interessengemeinschaft hat Heldrastein wieder bekannt gemacht. In: Thüringer Allgemeine. 3. August 2015.