Henry Anglade

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Henry Anglade bei der Tour de France 1960

Henry Anglade (* 6. Juli 1933 in Thionville; † 10. November 2022 in Lyon[1]) war ein französischer Radrennfahrer.

Radsportkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henry Anglade wuchs in Lyon auf. Ein Schulkamerad, der später berühmte Schriftsteller Albert Camus, lud ihn zu Radtouren ein.[2] Schnell fand Anglade heraus, dass seine Sportkameraden ihm nicht folgen konnten, und er trat dem ältesten Lyoner Radsportverein „Vélo Griffon“ bei.[3]

Im Jahre 1956 wurde Anglade zunächst Unabhängiger, im selben Jahr aber auch Radprofi und brach dafür sein Ingenieurstudium ab. Sein größter Erfolg war der zweite Platz bei der Tour de France 1959 hinter Federico Bahamontes, vor Jacques Anquetil und Roger Rivière. Dabei wurde er Opfer von rivalisierenden Parteien innerhalb der französischen Mannschaft, die ihn nicht unterstützte.[4] Im selben Jahr wurde er ebenfalls Zweiter in der Tour de Suisse. Bei der Tour im Jahre 1960 trug er zwei Tage lang das Gelbe Trikot. 1963 sowie 1965 wurde er Vierter der Tour. 1959 gewann Anglade zudem das Critérium du Dauphiné Libéré und wurde französischer Straßenmeister, 1965 errang er den nationalen Titel erneut.

Anglade galt als nicht sonderlich starker Fahrer, aber als brillanter Taktiker. Er war eloquent und geschickt im Umgang mit Journalisten. Die anderen Rennfahrer hingegen lehnten ihn wegen seiner „Rechthaberei“ ab und nannten ihn deshalb und wegen seiner zierlichen Statur „Napoleon“.[5]

Während der Tour de France im Jahr 1960 war Henry Anglade mit Strychnin gedopt, und es ging ihm gesundheitlich schlecht. Das Strychnin soll ihm ohne sein Wissen von seinem Pfleger verabreicht worden sein. Später gestand er, sich über mehrere Jahre mit Amphetaminen gedopt zu haben.[6]

1966 stürzte Anglade in Führung liegend bei einem Kriterium in Montélimar schwer[7] und trat vom aktiven Radsport zurück.

Berufliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glasfenster von Anglade in „Notre Dame des Cyclistes“

Nach seiner Radsportkarriere nahm er zunächst eine Tätigkeit bei der Schreibmaschinenfirma Olympia auf.[8]

Im Jahr 1975 wurde er Sportlicher Leiter des Radsportteams Lejeune-BP, das dreimal an der Tour de France teilnahm; zu seinen Schützlingen gehörten Lucien Van Impe, Roy Schuiten und Ferdi Bracke.[8]

Anglade erlernte die Bleiglaskunst, entwarf und erstellte die Bleiglasfenster für die Rennfahrerkapelle Notre-Dame des Cyclistes in Labastide-d’Armagnac.[5]

Henry Anglade war in Frankreich immer als Werbeträger gefragt. Zuletzt bewarb er für die Firma Phonak 2008 von ihm getragene Hörgeräte.[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. -: Henry Anglade est mort. In: lequipe.fr. 11. November 2022, abgerufen am 11. November 2022 (französisch).
  2. Henry Anglade fait étape à Royan, comme en 1958. In: Sud Ouest. Abgerufen am 2. November 2015.
  3. Historique. Velo Griffon Meyzieu, abgerufen am 2. November 2015.
  4. Retour sur le Tour de France 1959 avec Henry Anglade. In: France 3 Rhône-Alpes. 2. Juli 2013, abgerufen am 2. November 2015 (französisch).
  5. a b Udo Witte: Campionissimo, Monsieur Chrono, Kannibale & Co.. BoD – Books on Demand, 2015, ISBN 978-3-738-69983-8, S. 405 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  6. Dopingfälle auf cycling4fans.de
  7. Historique de la Ronde du Parc (Montélimar). sjvc-montelimar.fr, abgerufen am 14. November 2015 (französisch).
  8. a b Les "Hommes du Tour de France" : Henri Anglade. velo101.com, 10. Juli 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. November 2018; abgerufen am 14. November 2015 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.velo101.com
  9. Henry Anglade, ancien professionnel de cyclisme et atteint de presbyacousie et équipé d’un intra-auriculaire Claro. phonal.fr, archiviert vom Original am 30. März 2009; abgerufen am 27. Oktober 2013 (französisch).