Hermann Glettler

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Bischof Hermann Glettler (2018)
Wappen von Hermann Glettler

Hermann Glettler (* 8. Jänner 1965 in Übelbach, Steiermark) ist ein österreichischer Geistlicher und Kunstvermittler. Er ist seit 2017 römisch-katholischer Diözesanbischof von Innsbruck.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermann Glettler wuchs in Übelbach heran. Im Rahmen seiner Maturareise im Sommer 1983 nach Südfrankreich kam er mit der Gemeinschaft Emmanuel in Kontakt. Im Rahmen dieses Kontaktes wuchs sein Wunsch, Priester zu werden. Er trat der Gemeinschaft Emmanuel bei und studierte Theologie sowie Kunstgeschichte in Graz. Zwei Jahre seiner Studienzeit verbrachte er in Deutschland. Am 23. Juni 1991 wurde er zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht.

1997 wurde er Pfarrer in der Pfarre Graz St. Andrä. Sein Priestertum ist sehr stark von der Mission geprägt.

Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glettler ist auch als Künstler und Kunstförderer bekannt geworden.

Im Dezember 2014 wurde die Klanginstallation Expansion of the Universe des Komponisten Rudolf Wakolbinger in der Andrä-Kirche uraufgeführt. Im Rahmen des Projektes fand ein von Astrid Kury, Präsidentin der Akademie Graz, moderiertes Gespräch zwischen Pfarrer Glettler, dem Atheisten Heinz Oberhummer (Science Busters) (1941–2015) und dem Grazer Künstler Markus Wilfling statt. Thema war Entstehung und Entwicklung des Universums, es wurde ein Streitgespräch um die menschliche Seele, Gott und die Frage, was denn bitteschön vor dem Urknall war – im wechselweisen Respekt unterschiedlicher Auffassungen.[1] Das Gespräch wurde in der Krone bunt eines Sonntags breit publiziert.

Ab 27. Juni 2017 und bis Ende Oktober zeigte er unter dem Ausstellungstitel „Glettler Privat“ im Verwaltungstrakt des Standorts Süd des LKH Graz Süd-West eigene und andere gesammelte Werke und Versatzstücke aus seiner ehemaligen Wohnung.[2] Seine Website listet davor – ab 1990 – schon sechs Einzelausstellungen, in der Steiermark und eine in Zagreb, sowie eine Auswahl an Ausstellungsbeteiligungen – ab 2000 – eine davon in Zadar, ebenfalls in Kroatien.[3]

Zu Beginn der vorösterlichen Fastenzeit 2023 ließ Glettler die Fotoinstallation „Schweineherz mit Gummiring“ von Peter Garmusch in der Innsbrucker Spitalskirche als Fastentuch aufhängen.[4] Nach medialer Empörung – eine Online-Petition mit über 2.000 Unterzeichnern rief zur sofortigen Entfernung der Darstellung auf – ließ der Bischof das Werk vor der Karwoche abhängen.[5] In einem Interview sagte der Bischof, dass es ihm nicht um Provokation um ihrer selbst willen gehe. „Ich sorge mich um eine zeitgemäße Verlebendigung dieser Spiritualität. Aber wenn wir schon beim Bildvergleich sind: Das Herz Jesu wird mit einer Dornenkrone dargestellt. Ich behaupte, dass die Herz-Jesu-Bilder viel provokanter sind als die Fotoarbeit von Peter Garmusch.“[6] Auch das Fastentuch in der Innsbrucker Universitätskirche in der Fastenzeit 2022, welches die Fotoinstallation „Tired“ von Carmen Brucic zeigte, war für manche Betrachter ein Ärgernis und führte zu kritischen Reaktionen auf konservativen Nachrichtenportalen. Abgebildet ist der unbekleidete Oberkörper eines Queer-Aktivisten aus Georgien, der Halbukrainer ist.[7]

Bischof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2016 wurde Hermann Glettler zum Bischofsvikar für die Bereiche Caritas und Neuevangelisierung ernannt.[8]

Am 27. September 2017 ernannte Papst Franziskus Hermann Glettler zum Bischof von Innsbruck. Die Bischofsweihe empfing er am 2. Dezember 2017 in der Innsbrucker Olympiahalle durch den Erzbischof von Salzburg, Franz Lackner OFM. Mitkonsekratoren waren der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl und sein Amtsvorgänger und Bischof von Linz, Manfred Scheuer. Den Weihegottesdienst feierten knapp 8000 Besucher mit.[9] In der Österreichischen Bischofskonferenz ist Hermann Glettler Mitglied der Bischöflichen Kommission für Weltmission sowie Referatsbischof für Ehe, Familie und Lebensschutz (Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik/IMABE); Institut für Ehe und Familie/IEF; Forum Beziehung, Ehe und Familie; Familienkommission; Kunst und Kultur und Denkmalschutz sowie Pax Christi Österreich.[10]

Stellungnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang 2018 bezeichnete Glettler den „Tag des Judentums“ als „Lehr- und Lerntag für die Kirche“. Junge Menschen müssten, so Glettler, „als Multiplikatoren die positive Wirkungsgeschichte von ‚Nostra Aetate‘ fortschreiben“.[11] Ende 2020 forderte er, „[j]eder Form des Antisemitismus, in welcher Fratze er versteckt oder offen heute wieder auftaucht, [...] entschieden entgegen[zu]treten“.[12]

Glettler war Anfang Dezember 2020 in den Flüchtlingslagern auf der Insel Lesbos. Seither verlangt er wiederholt ein gemeinsames Engagement der europäischen Bischöfe zugunsten der Opfer dieser humanitären Katastrophe. Gleichzeitig appelliert er kontinuierlich mit Nachdruck an die österreichische Regierung, den Kirchen und Hilfsorganisationen zu gestatten, in Österreich 100 Familien aus dem Flüchtlingslager aufzunehmen.

Zuletzt äußerte er sich am 10. Jänner 2021: „Lesbos und die anderen griechischen Inseln, die eine ähnliche Misere zeigen, sind mittlerweile Synonym für das Versagen einer gemeinsamen europäischen Flüchtlingspolitik. Das ist nicht mehr zu entschuldigen. Es geht um das Schicksal Tausender Menschen. Sie dürfen nicht der Spielball einer europäischen Abschreckungspolitik bleiben. Nach den positiv abgeschlossenen Asylverfahren müssen die Leute fair in Europa verteilt werden. Das wiederholte Argument von den zu fürchtenden Pull-Faktoren verkommt zu einem unerträglichen Gerede, wenn man die Situation vor Ort auch nur annähernd kennt und ernstnimmt.“[13]

Ähnlich hatte er sich schon mehrfach geäußert. Kardinal Schönborn, aber auch die anderen österreichischen Bischöfe haben sich diesem Appell an die österreichische Regierung rund um Weihnachten 2020 angeschlossen.

Im März 2021 bezeichnete Glettler die Entscheidung der Glaubenskongregation, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sei in der römisch-katholischen Kirche nicht möglich, als „eine Enttäuschung“ für alle, die sich „ein deutlicheres Zeichen der Akzeptanz von homosexuellen Paaren erhofft haben“.[14]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2013: Andrä Kunst. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2013, ISBN 978-3-99028-279-3.
  • 2015: Sakral:Kunst: innovative Bildorte seit dem II. Vatikanischen Konzil in der Diözese Graz-Seckau, gemeinsam mit Heimo Kaindl, Alois Kölbl, Miriam Porta, Johannes Rauchenberger und Eva Tangl, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-3079-5.
  • 2018: Die fremde Gestalt: Gespräche über den unbequemen Jesus, gemeinsam mit Michael Lehofer, Styria Verlag, Wien 2018, ISBN 978-3-222-13587-3.
  • 2020: Trost: Wege aus der Verlorenheit, gemeinsam mit Michael Lehofer, Styria Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-222-13660-3.
  • 2022: Dein Herz ist gefragt: Spirituelle Orientierung in nervöser Zeit. Herder Verlag, Freiburg 2022, ISBN 978-3-451-39678-6.
  • 2023: hörgott: Gebete in den Klangfarben des Lebens, mit Zeichnungen von Hans Salcher, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2023, ISBN 978-3-7022-4157-5.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Kolozs: Die Bischöfe von Innsbruck – Paulus Rusch, Reinhold Stecher, Alois Kothgasser, Manfred Scheuer, Hermann Glettler. Verlag der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung, Innsbruck 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hermann Glettler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.annenpost.at/2014/12/04/science-buster-vs-kunstpfarrer-gott-wuerfelt-nicht-oder-doch/ René Jo. Laglstorfer (Rejola): Science Buster vs. Kunstpfarrer: „Gott würfelt nicht“ – Oder doch?!. Annenpost, Graz 4. Dezember 2014, abgerufen am 13. Mai 2016.
  2. Glettler privat. In: kultur.graz.at. 27. Juni 2017, abgerufen am 26. September 2017.
  3. Biographie (Memento vom 27. September 2017 im Internet Archive) auf hermannglettler.com, abgerufen am 27. September 2017.
  4. Foto mit Schweineherz polarisiert: Bischof Glettler wird Fastentuch abhängen lassen. In: Tiroler Tageszeitung. 21. März 2023, abgerufen am 18. August 2023.
  5. Barbara Unterthurner, Markus Schramek: Bischof entfernt „Herz des Anstoßes“ aus Kirche: Die Reaktionen auf das Schweineherz. In: Tiroler Tageszeitung. 22. März 2023, abgerufen am 18. August 2023.
  6. Emanuela Sutter: „Die Leute wären zufrieden mit einer Barocktapete“. In: Corrigenda. 11. August 2023, abgerufen am 18. August 2023.
  7. Madeleine Spendier: Ein Nackter in der Kirche: Wie das Innsbrucker Fastentuch provoziert. In: katholisch.de. 29. März 2022, abgerufen am 18. August 2023.
  8. Tirol: Glettler als neuer Bischof bestätigt. In: ORF Religion. 26. September 2017, abgerufen am 26. September 2017.
  9. Hermann Glettler zum fünften Bischof der Diözese Innsbruck ernannt. Diözese Innsbruck, 27. September 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2017; abgerufen am 27. September 2017.
  10. MMag. Hermann GLETTLER. Österreichische Bischofskonferenz, abgerufen am 6. Mai 2021.
  11. Glettler: Tag des Judentums "Lerntag für die Kirche" religion.orf.at, 19. Januar 2018
  12. Unterstützung für Kultusgemeinde: 100 Jahre alte Torarolle restauriert. In: dibk.at, 25. November 2020.
  13. Georg Herrmann: Die Zeit des geduldigen Wartens geht zu Ende. In: meinbezirk.at. 10. Februar 2021, abgerufen am 10. Januar 2021.
  14. Glettler für mehr Offenheit der Kirche. März 2021
  15. Fritz Greinecker-Preis für Zivilcourage. 15. Juni 2011, abgerufen am 12. April 2015.
  16. Hanns-Koren-Preis an Künstlerpfarrer Glettler. orf.at, 13. Mai 2016, abgerufen am 13. Mai 2016.
  17. Tiroler Persönlichkeiten ausgezeichnet. In: meinbezirk.at. Abgerufen am 20. Februar 2022.
VorgängerAmtNachfolger
Manfred ScheuerBischof von Innsbruck
seit 2017
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