Hermann Zvi Guttmann

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Hermann Zvi Guttmann (* 13. September 1917 in Bielitz[1], Österreich-Ungarn; † 23. Juni 1977[2] in Frankfurt am Main)[3] war ein deutscher Architekt.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jüdische Gedenkstätte, ehem. KZ Dachau

Guttmanns Vater war selbständiger Kaufmann in Bielitz; die Familie war streng jüdisch-religiös und deutschsprachig. Er studierte in Krakau von 1938 bis zum deutschen Überfall Philosophie und Germanistik und floh dann in das sowjetisch verwaltete Lemberg (Ukraine). Das dort begonnene Architekturstudium musste er im August 1941 aufgeben und wurde mit weiteren Familienmitgliedern in ein Arbeitslager in Sibirien verbracht.

Ab 1946 wartete er als Displaced Person in Pocking vergeblich auf die Ausreise. Das im Sommersemester 1948 wieder aufgenommene Architekturstudium, nun an der TU München, schloss er im Wintersemester 1950/51 mit dem Staatsexamen ab. In Frankfurt ließ er sich Ende 1952 als Architekt nieder. Er trug zur Etablierung kleiner jüdischer Gemeinden bei: Nach seinen Plänen entstanden sechs Gemeindezentren, drei Altenheime, zwei Trauerhallen, ein Kinderheim, drei Betsäle in bestehenden Gebäuden, zwei Denkmale und einige Bäder (Mikwaot). Ferner errichtete er Wohn- und Geschäftshäuser.

Guttmann brachte sich daneben ehrenamtlich als Gemeinderat in Frankfurt und in vielen jüdischen Institutionen ein. Er starb im Alter von 59 Jahren und wurde in Jerusalem begraben.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Guttmann heiratete im April 1952 die Kinderärztin Gitta Torenberg, geboren am 1. Januar 1923 in Piotrkow-Tryb, Polen. Gitta Guttmann war Gründungsmitglied der WIZO-Gruppe Frankfurt und deren Vorsitzende beziehungsweise Vorstandsmitglied von 1958 bis 1998 sowie Vize-Präsidentin der WIZO Deutschland von 1960 bis 1991.[5]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Trauerhalle auf dem Jüdischen Friedhof in Hannover-Bothfeld zeigt ein wiederkehrendes Element in den Entwürfen Guttmanns: die mathematisch begründete Parabel.

Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1967: Mahnmal auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vom Tempel zum Gemeindezentrum / Synagogen im Nachkriegsdeutschland, hrsg. von Sophie Remmlinger und Klaus Hofmann, Athenäum, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-610-00425-8

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alexandra Klei: Jüdisches Bauen in Nachkriegsdeutschland. Der Architekt Hermann Zvi Guttmann. Neofelis Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-95808-116-1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hermann Zvi Guttmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Biographische Daten von Hermann Zvi Guttmann in: Who's Who in Germany – The German Who's Who. 5. Auflage. Who’s Who Book & Publishing, Ottobrunn 1974, ISBN 3-921220-05-X, S. 560.
  2. Baunetz zum 100. Geburtstag, abgerufen am 25. März 2018
  3. Biographische Daten von Hermann Zvi Guttmann in: So viel Aufbruch war nie--: neue Synagogen und jüdische Gemeinden im Ruhrgebiet : Chancen für Integration und Dialog, von Jürgen Boebers-Süssmann, Hentrich & Hentrich, 2011, Seite 48
  4. Normdateneintrag (GND 124419321) der Deutschen Nationalbibliothek. Abfragedatum: 17. Dezember 2016.
  5. Dr. Gitta Guttmann erzählt auf Youtube über WIZO, abgerufen am 25. März 2018
  6. Jüdische Allgemeine: Ein Platz an der Sonne... (s. Abschnitt „Literatur“)
  7. a b Gerd Weiß: Bothfeld, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2, Friedr, Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 71ff., hier: S. 73; S. 16; sowie Anlage Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege, Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 16)