Hospital

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Hospital bzw. Spital (v. lateinisch hospitalis‚ gastfreundlich, ‚zum Gastwirt gehörend‘, dies abgeleitet von hospes, ‚Gastfreund, Gastwirt‘) ist eine in weiten Teilen Deutschlands veraltete Bezeichnung für Pflegeheime und Altenheime. Ursprünglich bezeichnete es die meist christlich geführten Pilgerherbergen und Armenhäuser. Daneben kommen in ähnlicher Sinngebung Begriffe wie Seelhaus, Bruderhaus, Pfründe, Siechenhaus, Sondersiechenhaus, Leprosenhaus, Pesthaus oder Blatternhaus vor. In einigen Gegenden Deutschlands und fallweise in Österreich wird noch heute Hospital, in Österreich aber bevorzugt und in der Schweiz fast ausschließlich Spital als Synonym für Krankenhaus verwendet.

Geschichte

Im Jahr 816 bestimmte die Aachener Synode, dass jedes Kloster oder Kollegiatstift über die Einrichtung eines hospitale verfügen solle. Seit einem Dekret von Papst Clemens V. aus dem Jahre 1312 brauchten die Hospitäler nicht mehr zwingend Kirchengut im engeren Sinn von Besitztum und Verfügungsgewalt zu sein. Als karitative Einrichtungen besaßen sie aber weiterhin kirchlichen Charakter. Jedermann konnte nun zum Heil seiner Seele ein Hospital gründen und auf eigene Rechnung betreiben, musste aber die Erlaubnis des Bischofs einholen, wenn er eine Spitalkirche, Kapelle, einen Altar oder einen Friedhof eingliedern und einen Spitalgeistlichen einstellen wollte.

Viele Spitäler wurden in Form von Stiftungen, den Hospitalstiftungen, gegründet und gemeinnützig geführt. Die meisten verblieben in der Rechtsform der Stiftung. Wenige wurden zu Vereinen umgewandelt. Ein Beispiel für ein frühes Hospital in Deutschland, das von einer Familie aus deren Vermögen gegründet und bis zum Tode des Gründers auch von diesem geleitet wurde, war das Hospital von Johann Twente und seiner Frau. Es wurde im Jahre 1339 vor den Toren der Stadt Osnabrück gebaut und Mitte des 16. Jahrhunderts in den ehemaligen Twenteschen Besitz in der Altstadt verlegt.

Eines der ältesten noch bestehenden Spitälern in Deutschland ist das 1316 gestiftete Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg.

Die Aufgaben der Spitäler waren mannigfaltig und basierten auf den Werken der Barmherzigkeit: Speisung, Aufnahme und Bekleidung der Armen, Beherbergung der Fremden, Pflege der Alten und Kranken sowie Bestattung der Toten. Kommunalisierung, Verpfründung (d.h., die Insassen kauften sich mit der Erwerbung von Pfründen ein) und Spezialisierung waren die Tendenzen, die das Spitalwesen seit dem 14. Jahrhundert in den Städten bestimmten. Bestimmte Einrichtungen waren als Hohes Hospital etabliert.

In dieser Tradition führen noch heute die sozialen Einrichtungen der beiden großen Kirchen in Deutschland, die evangelische Diakonie und die katholische Caritas sowie deren angegliederte kirchliche Träger viele Pflege-, Alten- und Behinderteneinrichtungen, so zum Beispiel die Evangelische Heimstiftung in Baden-Württemberg mit mehr als 6000 Heimplätzen und 5500 Beschäftigten.

Nach der Definition der Historikerin Claudia Tiggemann-Klein sind Gesundheitsfürsorge, Wohltätigkeitssinn und Frömmigkeit die drei Grundpfeiler des Hospitalwesens. Als Beispiele früher Hospitäler, die heute nicht mehr als solche genutzt werden, gelten etwa die Einrichtungen

Hospitäler, die auch in der Gegenwart noch der Altenpflege und Krankenpflege dienen, sind beispielsweise

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Arnd, Fritz Heinrich, Christina Vanja: Das Hospital am Beginn der Neuzeit. Soziale Reform in Hessen im Spiegel europäischer Kulturgeschichte. Imhof, Petersberg 2004, ISBN 3-86568-001-1.
  • Lothar Beinke: Die Familie Twente – Richter, Bürgermeister und Hospitalgründer. Lang, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-631-59998-3.
  • Neithard Bulst, Karl-Heinz Spieß: Sozialgeschichte mittelalterlicher Hospitäler. Thorbecke, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7995-6865-4.
  • Artur Dirmeier (Hrsg.): Organisierte Barmherzigkeit. Armenpflege und Hospitalwesen in Mittelalter und Früher Neuzeit Pustet, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7917-2297-9.
  • Dieter Jetter: Geschichte des Hospitals. In: Sudhoffs Archiv. Vierteljahrsschrift für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften der Pharmazie und der Mathematik. Beiheft 5. Steiner, Wiesbaden 1966.
  • Michael Matheus: Funktions- und Strukturwandel spätmittelalterlicher Hospitäler im europäischen Vergleich. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08233-6.
  • Hans-Peter Rhomberg: Das Hospital. Heil- und Pflegestätten im Wandel der Zeit. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2015, ISBN 978-3-89870-898-2
  • Claudia Tiggemann-Klein, Anselm Tiggemann: Das St. Marien-Hospital im Herzen Kölns. Gesundheitsfürsorge, Wohltätigkeitssinn und Frömmigkeit. Bachem, Köln 2004, ISBN 3-7616-1862-X.
  • Carlos Watzka: Vom Hospital zum Krankenhaus. Zum Umgang mit psychisch und somatisch Kranken im frühneuzeitlichen Europa. Böhlau, Köln 2005, ISBN 3-412-25205-0.
  • Wolfgang Wüst: Armut und Besitz, Frömmigkeit und Fürsorge. Spitäler in Mittelalter und Früher Neuzeit. Die Zucht- und Policeyordnung des Heilig-Geist-Spitals in Augsburg von 1764, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 108 (2016) S. 185–234. ISBN 978-3-95786-066-8.
  • Heinrich Meyer zu Ermgassen: Hospital und Bruderschaft. Gästewesen und Armenfürsorge des Zisterzienserklosters Eberbach in Mittelalter und Neuzeit. Historische Kommission für Nassau : Wiesbaden 2015. ISBN 978-3-930221-32-5.

Weblinks

Wiktionary: hospital – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Hospital – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Krankenhaus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Klinik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Spital – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen