Hundehaar

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Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Hundehaares

Hundehaar bezeichnet das Haar von Haushunden als spinnbare Faser.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Scheret Eure langhaarigen Hunde und Ziegen!“ Aufruf kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs

In einer Höhle auf dem Colorado-Plateau wurden Schärpen aus einer Baumwoll-Hundehaar-Mischung gefunden, die um das 8. bis 10. Jahrhundert gefertigt wurden.[1] Im Westen von Nordamerika wurden von den Küsten-Salish Textilien aus einem Gemisch von Hunde- und Schneeziegenhaar gewebt, ehe die Spanier im späten 18. Jahrhundert Schafe einführten und die Hunderasse im frühen 20. Jahrhundert ausstarb.[2][3][4] Auf Tahiti und den Gesellschaftsinseln wurden die Haare einer heute ebenfalls ausgestorbenen Hunderasse (ʻŪrī Mā’ohi) zur Verzierung von Brustplatten verwendet.[5]

Während der beiden Weltkriege wurde neben vielen anderen Sammelaktionen auch zum Abliefern von Hundehaar für Textilien aufgerufen, unter anderem von der British Dogs’ Wool Association.[6] Mit der Nutzung der Haare sogenannter „Luxus-“ oder „Frauenhunde“ wurde versucht, die Haltung dieser nicht als Nutzhunde angesehener Tiere (wie Wachhunde, Blindenhunde usw.) zu rechtfertigen.[7]

1920 wurden in England Kragen und Hüte aus Hundehaar als modische Neuheit angeboten. Teils wurde das Haar gefärbt, teils naturbelassen.[8]

In der heutigen Zeit wird Hundehaar beim Handspinnen im Privathaushalt oder durch Kleinstproduzenten verwendet.

Gewinnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neufundländer neben seinen ausgekämmten Haaren
Hundebürste zum Auskämmen

Das Haar wird ausgekämmt oder gebürstet, am besten während des Fellwechsels, seltener geschoren (z. B. beim Pudel). Am besten eignet sich das Material von den Schultern und dem Rücken, die Fasern von den Hinterläufen und dem Schwanz sind gröber, während diejenigen auf dem Bauch zwar sehr weich, aber oft von sehr geringer Stapellänge sind. Ist bei mischhaarigen Hunderassen sehr viel oder sehr grobes Deckhaar darunter, muss dieses aussortiert werden, ansonsten kann es zusammen mit dem Wollhaar verarbeitet werden. Im Allgemeinen wird das Haar direkt nach der Gewinnung gewaschen oder der Hund wird vor dem Kämmen selbst gewaschen. Nachweislich ist Haar von folgenden Hunderassen zum Verspinnen geeignet:[9]

Verwendung und Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brustschmuck mit einer Umrandung aus Hundehaar. Von den Gesellschaftsinseln im Pazifik, mitgebracht von einer James-Cook-Reise in den Jahren 1768–1780.

Hundehaar wird oft durch Kardieren mit anderen Naturfasern gemischt, um ein Garn mit besseren Trage- und Verarbeitungseigenschaften zu schaffen. Die Stapellänge von Hundehaar beträgt oft nur zwischen 1,25 cm und 2,5 cm.[10] Besonders häufig wird dabei 50 % Schafwolle eingesetzt, um das Garn elastischer und haltbarer zu machen. Es kann aber auch Angora mit dem Hundehaar gestreckt werden, weil sich beide in ihren Eigenschaften sehr ähnlich sind, das heißt, sehr weich und flauschig und zum Fusseln neigend. Die Faser kann auch gefärbt werden, wobei die Deckhaare die Farbe weniger gut annehmen.[9]

Versponnenes Hundehaar ist wasserabweisend, allerdings wenig elastisch und gemessen an seinem Gewicht bis zu 80 % wärmender als Schafwolle.[11]

Das Garn aus Hundehaar wird meist zu Strickware wie Pullovern, Mützen und ähnlichem verarbeitet, die als Oberbekleidung bzw. Wetterschutzkleidung getragen werden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hundefelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Hundehaar – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kendall Crolius u. Anne Montgomery: Knitting with Dog Hair: Better a Sweater from a Dog You Know and Love Than from a Sheep You’ll Never Meet. St. Martins, New York 1997, ISBN 978-0312152901.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rachel A. Freer-Waters, Mike Jacobs: Dog Hair Sashes From Obelisk Cave. In: Kiva. Band 79, Nr. 3, 2014, ISSN 0023-1940, S. 300–306, JSTOR:24544671.
  2. Nikhil Swaminathan: Weaving with Dog Hair. In: Archaeology. Band 65, Nr. 2, 2012, ISSN 0003-8113, S. 14, JSTOR:41781363.
  3. Traci Watson: Native American Blankets Made With Dog Hair. In: science.org. 23. November 2011, abgerufen am 12. November 2022 (englisch).
  4. Noor Al-Samarrai: What a Blanket Made With Dog Hair Can Tell Us About Indigenous Communities in the Pacific Northwest. In: atlasobscura.com. 5. April 2019, abgerufen am 12. November 2022 (englisch).
  5. Joyce D. Hammond: Authenticity and Authorship in Pacific Island Encounters. Berghahn Books, 2021, ISBN 978-1-80073-055-7, S. 44, doi:10.1515/9781800730557-003.
  6. Aaron Herald Skabelund: Empire of Dogs. Cornell University Press, 2017, ISBN 978-0-8014-6323-5, S. 165, doi:10.7591/9780801463235-007.
  7. Julika Renger: Gesellschaftliche Debatten um die wirtschaftliche und psychosoziale Nutzung des Hundes von 1870 - 1945 in Deutschland. 2009, doi:10.17169/refubium-5880 (fu-berlin.de [abgerufen am 11. November 2022] Freie Universität Berlin).
  8. Redaktion: Auch eine Art Hundepelz. In: Der Rauchwarenmarkt, Nr. 10, Leipzig, 24. Januar 1920, S. 10.
  9. a b Kaye Collins: Dog down – delightful or disastrous? In: Spin Off, the magazine for handspinners. Band 15, Nr. 3, 1991, S. 55–61. Loveland/Colorado, ISSN 0198-8239.
  10. Stephen K. Holzinger: Putting on the dog. In: Spin Off, the magazine for handspinners. Band 17, Nr. 4, 1993, S. 48–51, ISSN 0198-8239.
  11. Sandra Choron und Harry Choron: Planet Dog: A Doglopedia, Houghton Mifflin, 2005, S. 326, ISBN 0-618-51752-9.