Hutkrempenregel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Hutkrempenregel bzw. Hutkrempen-Regel ist ein rechtsmedizinischer Begriff aus der forensischen Traumatologie über die mögliche Ursache von Kopfverletzungen.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei aufrechter Körperhaltung treten Verletzungen oberhalb einer gedachten Hutkrempe eher durch Schläge eines Dritten, ggf. mit einem Gegenstand, ein. Verletzungen innerhalb oder unterhalb der Hutkrempenlinie entstehen dagegen eher durch Stürze, insbesondere auf ebenen Boden aus stehender Position.[1]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hutkrempenregel wird in der Rechtsmedizin angewendet, um Dritteinwirkung festzustellen, wenn die betroffene Person nicht aussagen kann (z. B. bei einem Koma) oder will (z. B. bei häuslicher Gewalt). Bei Berichten einer Obduktion findet sie auch bei der Begutachtung Verstorbener Anwendung.

Die Hutkrempenregel wird jedoch nur als Entscheidungshilfe genutzt, da sie in vielen Situationen nicht hinreichend zutreffend ist. Verletzungen durch Dritte, etwa durch Schläge oder Tritte ins Gesicht, widersprechen der Regel. Ebenso fallen Verletzungen aus diesem Schema heraus, die sich das Opfer durch einen Sturz auf einer nicht-ebenen Fläche zugezogen hat, also etwa bei einem Treppen- oder Fenstersturz.

Bei Rekonstruktionen von Kopfverletzungen, wird die Hutkrempenregel mit der Puppe'schen Regel kombiniert, um Aussagen über den Einwirkungsort, die Krafteinwirkung, möglichen Einsatz von Gegenständen und das Bruchzentrum zu machen.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Grassberger, Elisabeth Türk, Kathrin Yen: Klinisch-forensische Medizin. Interdisziplinärer Praxisleitfaden für Ärzte, Pflegekräfte, Juristen und Betreuer von Gewaltopfern. Springer, Wien 2013, ISBN 978-3-211-99468-9, S. 196 (Google Books).
  • Ingo Wirth: Kriminalistik-Lexikon. 4. Auflage. Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm, 2011, ISBN 978-3-7832-0804-7, S. 285 (Google Books).
  • Gunther Geserick, Klaus Krocker, Ingo Wirth: Walcher's hat brim line rule--a literature review. Arch Kriminol 234(3–4), S. 73–90 (2014)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rechtsmedizin Homburg. Stumpfe Gewalt. Sturz - Schlag Universität des Saarlandes, aufgerufen am 10. November 2021
  2. Rechtsmedizin Heidelberg. Schädel-Hirn-Trauma Universität Heidelberg, aufgerufen am 10. November 2021