Hüttenheim in Bayern

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Koordinaten: 49° 39′ N, 10° 15′ OKoordinaten: 49° 38′ 53″ N, 10° 15′ 25″ O
Höhe: 282 m
Einwohner: 580
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 97348
Vorwahl: 09326
Karte
Lage von Hüttenheim (fett) im Willanzheimer Gemeindegebiet

Hüttenheim in Bayern (amtlich Hüttenheim i.Bay., bis 1926 nur Hüttenheim[1]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Willanzheim im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hüttenheim liegt im Süden des Willanzheimer Gemeindegebietes. Nördlich befindet sich Markt Herrnsheim, im Nordosten beginnt mit Mönchsondheim das Gebiet der Gemeinde Iphofen. Auch im Osten liegen einige Iphöfer Gemeindeteile. Südlich erstreckt sich der Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, der Südwesten wird von Seinsheim eingenommen.

Nächstgelegene größere Städte sind das etwa 12 Kilometer entfernte Kitzingen sowie Ochsenfurt mit einer Entfernung von ungefähr 14 Kilometern.

Am südwestlichen Ortsrand entspringt der Neuwiesenbach, der in Tiefenstockheim in den Breitbach mündet.

Durch den Ort verläuft der Fränkische Marienweg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hüttenheim wurde als Heim des Hiddo im Zuge der Fränkischen Landnahme im 6. Jahrhundert besiedelt. Darauf verweist das Suffix -heim. In einer Urkunde König Konrads bestätigte der Herrscher dem Kommendatarabt Dracholf von Münsterschwarzach dessen Stiftungen an das Kloster. Unter anderem kamen 918 auch Güter in Hüttenheim an die Benediktiner in Schwarzach.[2] Im 12. Jahrhundert war in Hüttenheim zunächst der Adelssitz (1103–1163) einer edelfreien Familie, die bis 1153 auch das Gut Altenspeckfeld besaß. In der zweiten Generation begann der Edelherr Gernot mit der Verlagerung seines Wohnsitzes nach Röbersdorf an der Reichen Ebrach, die unter seinem Sohn Poppo I. abgeschlossen wurde. Dessen Nachkomme Boppo II. wohnte dann ganz im Raum Bamberg und schenkte seinen letzten Besitz in Hüttenheim, nämlich Weinberge, kurz vor 1200 dem Röbersdorfer Pfarrer.[3]

Im Mittelalter war das Dorf zeitweise Sitz des Ministerialengeschlechts der Herren von Hüttenheim.[4] Albertus von Hittenheim gründete im Jahr 1213 eine Deutschordensniederlassung im Dorf, die am 11. Dezember desselben Jahres durch den Würzburger Bischof Otto I. von Lobdeburg bestätigt wurde.[5] Bald darauf unterstellten auch die anderen Adelsgeschlechter ihre Güter im Dorf den Deutschherren. 1288 wurde die Niederlassung der Deutschordenskommende Nürnberg unterstellt. 1456 erfolgte der Tausch des bisher Nürnberger Amts Hüttenheim mit dem Amt Dinkelsbühl zur Deutschordensballei Franken. Erst 1680 endete die Geschichte der Deutschritter in Hüttenheim, als das Vogteiamt für 50.000 Gulden an die Fürsten zu Schwarzenberg verkauft wurde.[6]

Die neuen Herren forcierten die Ansiedlung von jüdischen Mitbürgern und übten die Zentgerichtsbarkeit im Ort aus. Hüttenheim blieb ein Ganerbendorf, hatte also mehrere Dorfherren. Die Reformation im 16. Jahrhundert hatte zu einer weiteren Spaltung des Dorfes beigetragen und erst 1721 konnte man sich einigen, die Kirche für beide Konfessionen zu öffnen (Simultaneum). 1895 entstand eine katholische Kirche im Ort.[7]

Im Jahr 1810 wurde das Dorf Teil des Kurfürstentums Bayern und die Herren von Schwarzenberg verloren ihre einflussreiche Stellung. Hüttenheim war lange Zeit selbstständige Ruralgemeinde in Bayern. Es erhielt den Namenszusatz „in Bayern“, um sich von anderen gleichnamigen Dörfern zu unterscheiden. Im Jahr 1978 wurde Hüttenheim in die neugebildete Gemeinde Willanzheim eingemeindet.[8]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Amtshaus der Fürsten Schwarzenberg in Hüttenheim
Das Amtshaus des Ebracher Schultheißen

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Pfarrkirche steht auf den Resten einer Kirchenburg. Errichtet wurde die Wehranlage in den Jahren 1340 und 1435. In späteren Jahrhunderten wurden Teile erneuert. Die Kirche ist ursprünglich ein Bau des 13. Jahrhunderts, dem Turm wurde 1756 ein weiteres Stockwerk aufgesetzt. Im 18. Jahrhundert ergänzte man Chor und Langhaus. Die Ausstattung stammt zumeist aus dem 19. Jahrhundert, das Altarblatt schuf der Nürnberger Kunstmaler Christian Maximilian Baer.

Im 19. Jahrhundert wuchs die katholische Gemeinde des Dorfes stark an. Im Jahr 1896/1897 errichtete man deshalb die Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Ältester Teil der Ausstattung ist eine Madonna des Jahres 1470. Für die jüdische Gemeinde wurde im Jahr 1662 eine Synagoge errichtet, die Mikwe wurde im Jahr 1980 verfüllt, das Haus dient heute als Wohngebäude. Der jüdische Friedhof außerhalb des Ortes wurde im frühen 19. Jahrhundert angelegt.

Die ehemaligen Dorfherrschaften hatten Amtshäuser in Hüttenheim eingerichtet. Das ehemalige Schwarzenberger Amtshaus ist ein zweigeschossiger Mansarddachbau aus dem Jahr 1752, der Ebracher Schultheiß bewohnte ein Gebäude des Jahres 1778. Aus dem 18./19. Jahrhundert stammt das ehemalige Rathaus der Gemeinde. Das heutige Haus Hüttenheim 4 mit seinem Zierfachwerk, das teilweise aus dem 17. Jahrhundert stammt, wurde wohl ebenfalls repräsentativ genutzt.

Sagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südwestlich des Tannenbergs befindet sich, versteckt am Ende eines Hohlweges, ein mehr als 500 Jahre altes Steinkreuz in der Flurlage Wildmannskammer (Wilmerskammer), Hüttenheims einziges Flurdenkmal.[9] Der Sage nach erinnert es an zwei Metzgerburschen, von denen einer bei einem Streit um einen Ochsen den anderen umgebracht haben soll. Der Mörder starb noch am gleichen Abend und soll seitdem jährlich am 1. Mai auf dem Steinkreuz sitzen.[10] Es wurde 2009 und 2011[11] saniert. Nach der Wildmannskammer sind ein Grillplatz und eine Schutzhütte benannt.[12] Das Ensemble liegt am 19 km langen Wanderweg Weinparadiesweg. Weiter südlich, bereits auf Seinsheimer Gemarkung, liegt der Kunigundenwald, der bis ins 15. Jahrhundert von Hüttenheim und sieben weiteren Orten als Markgenossenschaft verwaltet wurde.

Am Bullenheimer Weg befindet sich die Flurlage Hungerwiese. Dort lag in früherer Zeit der sogenannte Hungerwiesenbrunnen. Dort ist heute eine Mulde, die sich zeitweise mit Wasser füllt. Über den Brunnen wird berichtet, dass er immer dann Wasser führen soll, wenn es Krieg gibt. Im Jahr 1914 füllte sich der Brunnen mit besonders viel Wasser. Im Jahr 1939 war der Brunnen ebenfalls mit Wasser gefüllt.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weinbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hüttenheim ist heute ein bedeutender Weinbauort im Anbaugebiet Franken. Der Wein einer Weinlage um das Dorf wird seit den 1970er Jahren unter dem Namen Hüttenheimer Tannenberg vermarktet. Hüttenheim ist ein Teil des Bereichs Weinparadies, bis 2017 waren die Winzer im Bereich Steigerwald zusammengefasst. Die Keuperböden um das Dorf eignen sich ebenso für den Anbau von Wein. Die Lage in der Maingauklimazone gehört zu den wärmsten Deutschlands.

Bereits seit dem Frühmittelalter betreiben die Menschen um Hüttenheim Weinbau. Die fränkischen Siedler brachten wohl im 7. Jahrhundert die Rebe an den Main. Im 12. Jahrhundert wurden bereits Weinberge um Hüttenheim erwähnt. Im Mittelalter gehörte die Region zum größten zusammenhängenden Weinbaugebiet im Heiligen Römischen Reich. Die Menschen betrieben zumeist Nebenerwerbsweinbau zur Selbstversorgung, gleichzeitig bildeten sich bereits Exportzentren insbesondere entlang des Mains.

Der Weinbau hatte nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Niedergang. Vor allem klimatisch weniger begünstige Lagen gab man vollständig auf. Zusätzlich erschwerte das Aufkommen von Schädlingen wie die Reblaus den Anbau. Konsolidieren konnte sich die Weinbauregion Franken erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Einsatz von Düngern und verbesserte Anbaumethoden hatten dazu ebenso beigetragen wie die Organisation in Genossenschaften und die Flurbereinigung der 1970er Jahre.[14]

Hüttenheim ist durch die jahrhundertealte Weinkultur geprägt. So bieten in den Sommermonaten Heckenwirtschaften den selbst angebauten Wein an. Mittelpunkt des Festkalenders ist das Kirchenburgweinfest, das jährlich Ende August stattfindet. Auf rund 75 Hektar werden hauptsächlich die Weißweinsorten Müller-Thurgau, Silvaner und Bacchus angebaut sowie Spezialitäten wie Kerner, Weißer Burgunder, Grauburgunder. Die wichtigste Rotweinsorte ist die Domina.

Weinlage[15] Größe 1993[16] Himmelsrichtung Hangneigung Hauptrebsorten Großlage
Tannenberg 75 ha Süden, Südwesten 25–30 % Müller-Thurgau, Silvaner Frankenberger Schloßstück

Anhydritbergwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hüttenheim befindet sich mit dem Anhydritbergwerk Hüttenheim das größte Bergwerk Bayerns. Mit dem Untertage-Abbau von Anhydrit wurde 1957 begonnen. Die Jahresfördermenge von 200.000 Tonnen wird im direkt am Stollenmundloch erbauten Estrichwerk der Firma Knauf Gips weiter verarbeitet.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Forster († 1874), war von 1822 bis zu seinem Tod Pfarrer von Hüttenheim und auch als Schriftsteller tätig[17]
  • Franz Conrad (1842–1925), Pfarrer und Heimatforscher, war von 1877 bis 1915 Pfarrer in Hüttenheim und veröffentlichte eine sechsbändige Geschichte des Dorfes[18]
  • Heinrich Greulich (1910–), Jurist, Vorstandsvorsitzender des Gerling-Konzerns[19]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Ambrosi, Bernhard Breuer: Deutsche Vinothek: Franken. Begleiter zu den Weinberg-Lagen, Winzern und ihren Küchen. Herford2 1993.
  • Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
  • Ingrid Reifenscheid-Eckert: Hüttenheim. In: Jesko Graf zu Dohna (Hrsg.): Kulturpfad. Auf den Spuren der Grafen zu Castell. Münsterschwarzach 2004, S. 50–51.
  • Walter Stadelmann: Alter Adel neu entdeckt – die Edelfreien von Hüttenheim-Röbersdorf (1103–1201). Jahrbuch des Landkreises Kitzingen 2011, Dettelbach 2011, S. 217–236.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hüttenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 205, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  2. Heinrich Weber: Historischer Atlas von Bayern. Kitzingen, München 1967, S. 29.
  3. Walter Stadelmann: Alter Adel neu entdeckt - die Edelfreien von Hüttenheim-Röbersdorf (1103–1201). Jahrbuch des Landkreises Kitzingen 2011, Dettelbach 2011, S. 217–236.
  4. Ingrid Reifenscheid-Eckert: Hüttenheim. S. 50.
  5. Charter: Urkunden 18. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research;
  6. Staatsarchive Ludwigsburg JL 425 Bd 38 Qu. 23.
  7. Ingrid Reifenscheid-Eckert: Hüttenheim. S. 51.
  8. Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. S. 120.
  9. Wo nachts der Mörder auf dem Steinkreuz sitzt. Mainpost, 30. Dezember 2009.
  10. Klarmann und Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald (Auszug „Wildmannskammer“ – online bei willanzheim.de); vgl. Artikel Mainpost.
  11. Zuwendungen der Unterfränkischen Kulturstiftung. Amtl. Mitteilungsblatt des Marktes Willanzheim 4/2011, S. 3.
  12. Grillplätze An der Wildmannskammer – Eintrag im Portal Fränkisches Weinland (fraenkisches-weinland.com); vgl. Weinprospekt, S. 4/5, Karte: nördl. Abschnitt zw. Kapellenberg und Tannenberg@1@2Vorlage:Toter Link/www.weinparadies-franken.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. Emil Kilgenstein: Der Hungerbrunnen in Hüttenheim. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1962. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1962. S. 92.
  14. Hans Ambrosi (u. a.): Deutsche Vinothek: Franken. S. 50–52.
  15. Regierung von Unterfranken: Weinbergslagen in Bayern gegliedert nach Bereichen (Memento des Originals vom 28. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regierung.unterfranken.bayern.de, PDF-Datei, abgerufen am 16. Mai 2019.
  16. Hans Ambrosi (u. a.): Deutsche Vinothek: Franken. S. 237.
  17. o. A.: Kalendarium. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1965. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1965. S. 29.
  18. o. A.: Kalendarium. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1962. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1962. S. 25.
  19. O. A.: Kalendarium. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1972. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1972. S. 25.