Ilja Jefimowitsch Repin

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Ilja Jefimowitsch Repin (Selbstporträt, 1878)

Ilja Jefimowitsch Repin (russisch Илья́ Ефи́мович Ре́пин, wiss. Transliteration Il'ja Efimovič Repin; * 24. Julijul. / 5. August 1844greg. in Tschugujew im Gouvernement Charkow, Russisches Kaiserreich; † 29. September 1930 in Kuokkala, damals Finnland, jetzt Repino, Oblast Leningrad) war ein russischer[1] Maler. Repin gilt als der bedeutendste Vertreter des russischen Realismus.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ilja Repin. Taras Schewtschenko, 1888

Repin wurde als Sohn eines Militärsiedlers kosakischer Herkunft in der historischen Region Sloboda-Ukraine geboren.[2] Repins erster Lehrer war ein lokaler Ikonenmaler. Weitere frühe Einflüsse waren die traditionelle ukrainische Dumas und Poesie von Taras Schewtschenko, den Repin später porträtierte.[3] Nach dem Besuch der Militärtopographieschule ließ er sich von 1857 bis 1863 zum Ikonenmaler ausbilden. Danach studierte er an der Akademie der Künste in Sankt Petersburg. Bei einer Reise an die Wolga, die er 1870 mit Malerfreunden unternahm, fand er das Motiv für sein vielleicht berühmtestes Gemälde, Die Wolgatreidler. Im Jahr darauf schloss er die Akademie ab und erhielt für sein Abschlusswerk ein fünfjähriges Auslandsstipendium. Er freundete sich mit dem Kritiker Wladimir Stassow an und lernte in dessen Salon die Komponisten Modest Mussorgski, Nikolai Rimski-Korsakow und Alexander Borodin kennen. 1872 heiratete er Wera Schewzowa und schloss sich der Künstlergruppe der Peredwischniki (dt. Wanderer) an.

Wera Repina (1878)

Sein Stipendium führte ihn 1873 über Wien und Italien nach Paris. Dort setzte er sich mit dem Impressionismus auseinander und traf Édouard Manet. Sein Beitrag zum Pariser Salon von 1875, Pariser Café, fand allerdings keine Beachtung. Als er auch im Jahr darauf keinen Erfolg erzielen konnte, kehrte er schon zwei Jahre vor Ablauf seines Stipendiums enttäuscht nach Russland zurück und beschloss, sich fortan russischen Themen zu widmen.

Er beschäftigte sich in den folgenden Jahren mit den Sujets der russischen Geschichte, aber auch mit zeitgenössischen Themen. 1879 malte er etwa Die Verhaftung des Propagandisten. Ein Jahr darauf entstand die erste großformatige Version von Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief[4]. Als Berater diente ihm sein Freund, der Historiker Dmytro Jawornyzkyj, dessen Porträt der Künstler in die Mitte der Komposition stellte.[5] Repin lernte Leo Tolstoi kennen und schätzen, den er auch mehrfach malte. 1881 schuf er mehrere Porträts bedeutender Zeitgenossen (darunter den sterbenden Modest Mussorgski). Erste Studien zu seinen Monumentalwerken Prozession im Gouvernement Kursk und Iwan der Schreckliche und sein Sohn am 16. November 1581 entstehen in dieser Zeit.

Der Mäzen Pawel Michailowitsch Tretjakow, Sammler und Namensgeber der heutigen Tretjakow-Galerie in Moskau, zählte zu Repins Auftraggebern für Porträts. Nach dem Umzug von Moskau nach St. Petersburg trennte sich Repin 1882 von seiner Frau Wera, die beiden blieben einander aber freundschaftlich verbunden.

Zwischen 1882 und 1899 unternahm Ilja Repin mehrere Reisen durch Europa, ins tiefste Sibirien, auf die Krim und in den Orient. 1896 erhielt er auf der Internationalen Kunstausstellung in Berlin eine kleine Goldmedaille. Er galt als führender russischer Maler seiner Zeit und wurde von Zar Alexander III. beauftragt, die Akademie in St. Petersburg zu reformieren, wo er ab 1892 auch als Professor lehrte. Er porträtierte Maxim Gorki und wurde 1901 Mitglied der französischen Ehrenlegion.

Villa Penaten in Repino

1900 ging er eine Zivilehe mit der russischen Schriftstellerin Natalia Nordman ein. 1903 ließ er sich im finnischen Kuokkala auf dem Landsitz seiner Frau nieder. In ihrer Villa Penaten (Repino) ließ sie ihm ein Atelier einrichten, und er fand dort seinen neuen Lebensmittelpunkt. Nordman starb 1914 und vererbte ihm die Penaten.

Unter dem Einfluss Tolstois lebte Repin seit etwa 1891 vegetarisch. Während seiner Ehe mit Natalia Nordman wurde sein Vegetarismus sogar noch strenger, so dass er fast alle Lebensmittel tierischen Ursprungs mied. Er behielt diese Lebensweise auch nach ihrem Tod zumindest überwiegend bei.

Im Auftrag der Regierung malte er gemeinsam mit seinen Schülern Boris Kustodijew und Iwan Kulikow 1903 das Historiengemälde Festsitzung des Staatsrates am 7. Mai 1901, dem hundertsten Jahrestag seit seiner Gründung. Die gut 40 Porträtstudien, die Repin in diesem Zusammenhang schuf, bilden innerhalb seines Werkes eine herausragende Gruppe. Zu dieser Zeit plagte den Künstler eine durch Rheuma fast gelähmte rechte Hand. Er hob deshalb oft hervor, den ganzen Staatsrat mit links gemalt zu haben.

Nach der russischen Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg 1905 kam es in Russland zu Unruhen. Die brutale Niederschlagung eines friedlichen Demonstrationszugs am Petersburger Blutsonntag (9.jul. / 22. Januar 1905greg.) inspirierte Repin zu den kritischen Gemälden Blutiger Sonntag und Rote Beerdigung. Repin zog sich vom Lehrbetrieb zurück und engagierte sich gemeinsam mit Tolstoi gegen die Todesstrafe. Noch einmal besuchte er 1911 Rom und in München[6] Marianne von Werefkin[7] und Alexej Jawlensky.[8] Danach schrieb er in Kuokkala seine Memoiren. Er porträtierte die Opernsängerin Adelaïde von Skilondz. Mit dem Ersten Weltkrieg und der russischen Revolution änderten sich die Grenzziehungen, und Kuokkala gehörte zum unabhängigen Finnland. Repin war ab 1918 finnischer Staatsbürger. Sein Interesse als Maler wendete sich biblischen Themen zu. Großes Ansehen genoss er auch nach der Gründung der Sowjetunion. Am 29. September 1930 starb Ilja Repin auf seinem Landsitz und wurde dort auch beigesetzt. Nach dem Winterkrieg 1940 wurde das Gebiet russisch und gehört heute zur Oblast Leningrad.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinen Bildern stellt Repin vor allem das Leben des ukrainischen sowie russischen Volkes dar und prangert soziale Missstände an. Seine späteren Werke widmen sich historischen Darstellungen und Porträts berühmter russischer Komponisten wie Michail Glinka und Modest Mussorgski, Schriftsteller wie Iwan Turgenew und russischer Malerkollegen.

Seine Werke gelten als Vorbild des sowjetischen sozialistischen Realismus, in dem jedoch die Meisterschaft von Repin kaum je erreicht wurde. Seine Momentaufnahmen verbinden psychologische Momente, etwa in der Überraschung der Gesichter bei der unerwarteten Heimkehr eines Exilanten mit dem virtuosen Spiel und den Farben des Lichts, das Repin aus seiner Auseinandersetzung mit dem Impressionismus in die russische Malerei einbrachte.

Eponyme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1988 wurde der Asteroid (2468) Repin nach ihm benannt.[9] Die Kaiserliche Kunstakademie in Sankt Petersburg trägt seinen Namen.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Auswahl)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Diana Klotschko: 65 ukraïnsʹkych šedevriv. Vyznani j nejavni, ArtHuss, ISBN 978-617-7799-04-6, S. 87 (ukrainisch)
  • Peter Brang: Ein unbekanntes Russland. Kulturgeschichte vegetarischer Lebensweisen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Böhlau, Köln u. a. 2003, ISBN 3-412-07902-2.
  • Maria Karpenko, Elena Kirillina (Hrsg.): Ilja Repin, Malerei, Graphik. Brücken-Verlag, Düsseldorf u. a. 1985, ISBN 3-87106-150-6.
  • Julius Norden: Ilja Jesimowitsch Repin. In: Velhagen & Klasings Monatshefte. Jg. 20 (1905/06). Bd. 1, Heft 1, September 1905, S. 1–19.
  • Angelika Wesenberg, Nicole Hartje, Anne-Marie Werner (Hrsg.): Auf der Suche nach Russland. Der Maler Ilja Repin. Nicolai, Berlin 2003, ISBN 3-89479-092-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ilja Jefimowitsch Repin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ilya Yefimovich Repin, Encyclopaedia Britannica
  2. Thomas M. Prymak: A Painter from Ukraine: Ilya Repin. In: Canadian Slavonic Papers / Revue Canadienne des Slavistes. Vol. 55, No. 1/2, Mai 2013, ISSN 0008-5006, S. 19–43 (englisch).
  3. Oleksandra Sakorska: Die Kunst der Ukraine: Ilya Repin – Liebermann-Villa. In: liebermann-villa.de. 31. Mai 2022, abgerufen am 24. September 2023.
  4. Andrey Kurkov, Andriy Puchkov, Christian Raffensperger, Diana Klotschko, Maksym Yaremenko, Alisa Lozhkina, Myroslava, M. Mudrak, Oleksandr Soloviev, Victoria Burlaka: Treasures of Ukraine: a nation's cultural heritage. Thames & Hudson, London 2022, ISBN 978-0-500-02603-8, S. 149.
  5. Andrij Makuch: Yavornytsky, Dmytro. In: encyclopediaofukraine.com. Encyclopedia of Ukraine, 1993, abgerufen am 24. September 2023 (englisch).
  6. Bernd Fäthke: Jawlensky und seine Weggefährten in neuem Licht. München 2004, S. 125.
  7. Bernd Fäthke, Marianne Werefkin: Clemens Weiler’s Legacy, in: Marianne Werefkin and the Women Artists in her Circle (Tanja Malycheva und Isabel Wünsche Hrsg.), Leiden/Boston 2016 (englisch), S. 8–19, ISBN 978-90-04-32897-6
  8. Alexej Jawlensky, Lebenserinnerungen, in: Clemens Weiler (Hrsg.): Alexej Jawlensky, Köpfe-Gesichte-Meditationen. Hanau 1970, S. 106.
  9. Minor Planet Circ. 13172