Im Schlaraffenland

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Einband der Erstausgabe
Titelblatt der Erstausgabe

Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten ist ein Roman von Heinrich Mann, der zum Teil während eines Rom-Aufenthalts entstand.

Zeitbezüge

Im Schlaraffenland erschien erstmals 1900 im Verlag Albert Langen in München. Das Buch ist der Auftakt einer Reihe von Romanen, die sich kritisch mit dem Wilhelminismus auseinandersetzen (wie auch Professor Unrat und Der Untertan). Der Roman beschreibt mit ätzender Schärfe den Berliner Kulturbetrieb und die dekadente Schickeria der 1890er Jahre. Er bildet damit auch ein Gegengewicht zu Heinrich Manns eher kitschigem Erstlingswerk In einer Familie. Mit dem im Roman verrissenen expressionistischen Bergarbeiter-Drama „Rache“ spielte Heinrich Mann auf die Dramen Gerhart Hauptmanns an.

Inhalt

Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten beschreibt den Aufstieg und Fall des mittellosen und wenig talentierten Provinzliteraten Andreas Zumsee, der durch Glück und Beziehungen eine steile Karriere in der wilhelminischen Gesellschaft macht, die durch seine Hybris ein ebenso rasches Ende findet. Durch ein Empfehlungsschreiben eines väterlichen Freundes gelingt es Andreas Zumsee, sich von Chefredakteur Bediener in den Salon des Bankiersehepaares Türkheimer einführen zu lassen, einem Ort, wo „das Geld unter den Möbeln umherrollt“. Er wird zum Geliebten von Adelheid Türkheimer, von der er sich (erst widerstrebend) finanziell unterstützen lässt. Von ihr protegiert, schreibt er ein Drama „Die Verkannte“ im Stil Henrik Ibsens, dessen scheinbarer Erfolg ihn zu maßloser Selbstüberschätzung und Verkennung seiner Lage führt. Er verführt aus Übermut die kleine Matzke, die ihm eigentlich unattraktiv erscheinende, vulgär-proletarische Geliebte des Bankiers Türkheimer, woraufhin das Ehepaar Türkheimer Rache übt, indem sie die beiden zur Heirat zwingt und Zumsee auf einen mageren Redakteursposten abschiebt. Heinrich Mann stellte dem Roman nachträglich einen fiktiven Brief Andreas Zumsees an den Herausgeber voran, der eine abgeklärte Rückschau der Romanfigur darstellt, zugleich aber inhaltliche „Irrtümer“ des Autors kritisiert. Stark problematische Charaktere tragen durchweg Namen, die sie in den Augen der zeitgenössischen Leser erkennbar als Juden klassifizierten. Daher ist der Roman dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt.

Filmadaptionen