Iodoformprobe

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negative und positive Jodoformprobe

Die Jodoformprobe (auch Iodoformprobe geschrieben und Lieben-Reaktion genannt) dient zum Nachweis von chemischen Verbindungen, welche eine Acetylgruppe (H3C-CO-) oder eine 1-Hydroxyethylgruppe (H3C–CH(OH)–) enthalten. Zu diesen Verbindungen zählen zum Beispiel Aceton oder Ethanol. Entdeckt wurde diese Probe 1870 von Adolf Lieben.[1][2][3][4]

Übersichtsreaktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Lieben-Reaktion werden Methylketone von einer alkalischen Iod-Lösung in Carbonsäuresalz und Iodoform gespalten.[4]

Übersichtsreaktion Lieben-Reaktion
Übersichtsreaktion Lieben-Reaktion

Die zu prüfende Substanz wird mit Kaliumhydroxid und Lugolscher Lösung versetzt und kurz erwärmt, worauf sich das gelbe und wasserunlösliche Iodoform bildet.

Die Reaktion kann auch mit primären und sekundären Methylcarbinolen durchgeführt werden. Diese werden zu den jeweiligen Carbonylverbindungen oxidiert.

Reaktionsmechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich hierbei um eine Haloformreaktion. Die Reaktion stellt eine Kombination aus zwei verschiedenen Reaktionen dar.[4][5]

Erste Reaktionsphase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der ersten Reaktionsphase wird die Methylgruppe des Methylketons dreifach iodiert. Hierbei wird über die basische Aldolreaktion die Enolat-Form gebildet, welche das elektronenliebende Teilchen des Iodmoleküls angreift.

Erster Teil. Mechanismus Lieben-Reaktion
Erster Teil. Mechanismus Lieben-Reaktion

Die zweite und dritte Halogenierung der Methylgruppe verläuft komplett analog.[5]

Zweite Reaktionsphase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der zweiten Reaktionsphase wird die eigentliche Spaltung des gebildeten Triiodketons in eine Carbonsäure und Iodoform vollzogen.

Zweiter Teil. Mechanismus Lieben-Reaktion
Zweiter Teil. Mechanismus Lieben-Reaktion

Dabei wird die Spaltung durch Zugabe einer Base eingeleitet. Das Hydroxid-Ion greift an dem Carbonylkohlenstoff an. Anschließend spaltet sich ein Triiodmethyl-Anion ab. Diese wird durch Säurezugabe zum Iodoform protoniert.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu Haloform-Reaktion. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 14. Juni 2014.
  2. A. Lieben: Ueber Entstehung von Jodoform und Anwendung dieser Reaction in der chemischen Analyse. In: Justus Liebigs Ann. Chem. 1870 Supp. 7, 218–236.
  3. A. Lieben: Nachschrift zur Abhandlung ueber Entstehung von Jodoform und Anwendung dieser Reaction in der chemischen Analyse. In: Justus Liebigs Ann. Chem. 1870 Supp. 7, 377–378.
  4. a b c Zerong Wang: Comprehensive Organic Name Reactions and Reagents. John Wiley & Sons, New Jersey 2009, ISBN 978-0-471-70450-8, S. 1750–1753 (englisch).
  5. a b Thomas Laue, Andreas Plagens: Namen- und Schlagwort-Reaktionen der Organischen Chemie. Teuber, Wiesbaden 2006, ISBN 3-8351-0091-2, S. 169–171.
  6. Thomas Laue, Andreas Plagens: Namen- und Schlagwort-Reaktionen der Organischen Chemie. Teuber, Wiesbaden 2006, ISBN 3-8351-0091-2, S. 11.