Isidor Caro

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Isidor Caro (geboren am 6. Oktober 1877[Anm. 1] in Żnin, Deutsches Reich; gestorben am 28. August 1943 im Ghetto Theresienstadt) war ein deutscher Rabbiner der jüdischen Gemeinde Köln.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Isidor Caro wurde als erster Sohn einer jüdischen Gelehrtenfamilie geboren, deren Abstammung auf den Rabbiner Josef Caro (1488–1575) zurückgeht. Isidor Caro studierte zunächst am Rabbinerseminar, anschließend in Berlin an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums und beendete seine wissenschaftliche Ausbildung an der Universität Rostock 1902 mit einer Promotion über Heinrich VI. in den Fächern Geschichte und Philosophie.[1] Im Jahr 1908 zog er nach Köln, um als Rabbiner der jüdischen Gemeinde tätig zu werden. Nach dem Ausscheiden von Adolf Kober arbeitete er als Religionslehrer am Gymnasium Kreuzgasse.[2] Im darauf folgenden Jahr heiratete er Klara Beerman und zog in das Haus Ehrenfeldgürtel 171 im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Das Ehepaar widmete sich bis 1938 intensiv der seelsorgerischen Tätigkeit. Seit 1913 war Caro als Anstaltsgeistlicher für jüdische Strafgefangene tätig.[3] Seine Frau Klara engagierte sich seelsorgerisch für weibliche jüdische Strafgefangene im Kölner Gefängnis Klingelpütz, entlassene weibliche Strafgefangene sowie für psychiatrische Patienten, die in der Krankenanstalt Lindenburg untergebracht waren. Anlässlich des 25. Jahrestages des Wirkens des Ehepaares Caro für die Kölner Synagogengemeinde, der ehrenamtlichen seelsorgerischen Tätigkeit sowie zur Silberhochzeit wurden Isidor Caro und seine Frau 1934 von der jüdischen Gemeinde Kölns geehrt. Als Geschenk erhielt das Ehepaar eine Reise nach Palästina, die sie 1935 antraten. Entgegen dem Anraten von Freuden nahmen sie weder diese Reise noch Visa nach Kuba und Großbritannien wahr, um Deutschland zu verlassen. 1933 schickte das Ehepaar Caro ihren 18-jährigen Sohn nach London, 1936 folgte ihm seine Schwester Rut. Nach einer schweren Erkrankung Hermanns schickten die Eheleute ihren Sohn zur Rekonvaleszenz in die psychiatrische Klinik Het Apeldoornsche Bosch, Apeldoorn (Holland).[4] Am 22. Januar 1943 wurde er von dort deportiert[5][6] und im Vernichtungslager Auschwitz nach seiner Ankunft vergast.[7][8][9]

Auch nach 1933 veröffentlichte Isidor Caro zahlreiche Aufsätze zum jüdischen Gemeindeleben in Köln und zur Ausgestaltung des Religionsunterrichts. Nach dem Tod des Gemeinderabbiners Ludwig Rosenthal 1938 übernahm Isidor Caro diese Aufgabe.[10]

1941 wurde Familie Caro aus der Wohnung am Ehrenfeldgürtel vertrieben und musste sich mit 13 anderen Personen die kleine Wohnung im Hinterhaus der Synagoge Roonstraße 50 teilen.

Im Juni 1942 meldeten sich Isidor Caro und seine Frau für den ersten Transport Kölner Juden nach Theresienstadt.[11] Im Ghetto Theresienstadt war Isidor Caro in der so genannten Hannover-Kaserne, Hauptstraße 1, untergebracht. Der Kölner Rabbiner war auch hier seelsorgerisch tätig und konnte auch Gottesdienste für seine Kölner Gemeinde abhalten.[12] Die katastrophalen Lebensumstände in Theresienstadt führten zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes Isidor Caros. Er starb am 28. August 1943 an Unterernährung.[10] In der im Lager ausgestellten offiziellen Todesfallanzeige wird als Todesursache eine Lungen- und Hirnhautentzündung angegeben.[13] Der Ältestenrat gewährte Isidor Caro ein Einzelbegräbnis in Theresienstadt. Die Urne wurde mit allen anderen Urnen aus dem Lager im Oktober 1944 auf Befehl der Nazis in die Elbe geworfen.[14]

Isidor Caro war Vorstandsmitglied des Vereins für jüdische Geschichte und Literatur, Mitglied des Kuratoriums der Jawne, der Rheinlandloge sowie ab 1914 Vorsitzender im Rheinisch-Westfälischen Rabbinerverband.[15]

Ehrungen und Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 4. Juli 1954 wurde auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd in Anwesenheit von Klara Caro eine Gedenktafel an Dr. Isidor Caro am Mahnmal für die jüdische Bevölkerung Kölns angebracht.[16] Im Andenken an Isidor Caro wurde 1970 eine Straße im Kölner Stadtteil Stammheim nach ihm benannt.[17]

In Köln wurden an zwei Stellen Stolpersteine für Isidor Caro verlegt, vor seinem letzten regulären Wohnsitz, Ehrenfeldgürtel 171, und im Jahr 2003 vor dem Gymnasium an der Kreuzgasse, Vogelsanger Straße 1.[18]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Beziehungen Heinrichs VI. zur römischen Kurie während der Jahre 1190–1197, Dissertation 1902
  • Geschichte der Rheinlandloge, 1913
  • Wie wecken wir das religiöse Interesse?, 1926
  • Über das Irrationale in der Religion und im Judentum, 1927
  • Jüdische Aufgaben im modernen Strafvollzug. Zum Problem der jüdischen Gefangenenfürsorge, 1929

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adolf Kober: Dr. Isidor Caro. Aufbau, Band 10, Nr. 2, New York, 14. Januar 1944, S. 18 (Nachruf)
  • Esriel Hildesheimer, Mordechai Eliav: Das Berliner Rabbinerseminar 1873-1938, Berlin 2008, ISBN 9783938485460, S. 91
  • Horst Matzerath, Elfi Pracht, Barbara Becker-Jákli (Hrsg.): Jüdisches Schicksal in Köln 1918-1945 – Katalog zur Ausstellung des Historischen Archivs der Stadt Kön/NS-Dokumentationszentrum (8. November 1988 bis 22. Januar 1989, im Kölnischen Stadtmuseum/Alte Wache), Stadt Köln 1988, Seite 26
  • Isidor Caro, in: E. G. Lowenthal (Hrsg.): Bewährung im Untergang. Ein Gedenkbuch. Stuttgart : Deutsche Verlags-Anstalt, 1965, S. 35f.
  • Caro, Isidor, in: Michael Brocke und Julius Carlebach (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Rabbiner, Teil 2: Die Rabbiner im Deutschen Reich, 1871 - 1945. Bearbeitet von Katrin Nele Jansen, Band 1, München 2009, S. 126f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Isidor Caro – Quellen und Volltexte
Commons: Isidor Caro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Teileintrag bei Google-books: Rabbiner im Deutschen Reich 1871–1945, S. 126
  2. Nurith Schönfeld-Amar: 175 Jahre Gymnasium Kreuzgasse, abgerufen am 12. Januar 2015
  3. Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 53.
  4. joodsmonument.nl: Digital Monument to the Jewish Community in the Netherlands (Hermann Caro), abgerufen am 5. März 2016
  5. Transport from Apeldoorn, Gelderland, The Netherlands to Auschwitz Birkenau, Extermination Camp, Poland on 22/01/1943. Yad Vashem, abgerufen am 28. Mai 2018.
  6. Holocaust-Opfer aus het Apeldoornsche Bosch. In: destentor.nl. Abgerufen am 28. Mai 2018 (niederländisch).
  7. Yad Vashem: Gedenkblatt für Hermann Caro, abgerufen am 5. März 2016
  8. bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Caro, Hermann), abgerufen am 5. März 2016
  9. Autobiographie von Klara Caro, interaktive Suche
  10. a b Dr. Isidor Caro (1876-1943). In: Kirsten-Serup Bilfeldt: Stolpersteine – Vergessene Namen, verwehte Spuren. Wegweiser zu Kölner Schicksalen in der NS-Zeit. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, 2. Auflage, ISBN 3-462-03535-5, S. 33–39
  11. Transportliste des Deportationszuges nach Theresienstadt, 15. Juni 1942, (III/1), Seite 7, Nr. 139/140, abgerufen am 24. Februar 2015
  12. Isidor Caro. In: Ulrich S. Soénius (Hrsg.), Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Kölner Personen-Lexikon. Greven, Köln 2007, ISBN 978-3-7743-0400-0, S. 98.
  13. Todesfallanzeige Terezín (Memento vom 13. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 12. Januar 2015
  14. Autobiographie von Klara Caro, interaktive Suche
  15. Michael Brocke, Julius Carlebach (Hrsg.): Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871–1945, S. 2074
  16. Elfi Pracht-Jörns: Jüdische Lebenswelten im Rheinland: kommentierte Quellen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Böhlau Verlag, Köln Weimar 2011, ISBN 3-412-20674-1, S. 345
  17. Marion Werner: Vom Adolf-Hitler-Platz zum Ebertplatz-Eine Kulturgeschichte der Kölner Straßennamen seit 1933. Böhlau Verlag, Köln Weimar 2008, ISBN 3-412-20183-9, S. 188
  18. NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln: Stolperstein, Ehrenfeldgürtel 171, Stolperstein, Vogelsanger Straße 1

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In der Literatur werden zwei unterschiedliche Geburtsjahre angegeben. In der Stadt Köln wurden an zwei Wirkungsstätten Dr. Isidor Caros Stolpersteine mit unterschiedlichen Geburtsjahren verlegt. [1], [2] Nach Todesurkunde der wohl korrekte Jg. 1877