Isotonisches Getränk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein isotonisches Getränk ist eine zum Trinken bestimmte Flüssigkeit, bei der das Verhältnis von Elektrolyten zu Flüssigkeit dem des menschlichen Blutes entspricht, das heißt, dass der osmotische Wert die gleiche Tonizität wie das menschliche Blut aufweist und dadurch besonders schnell verdaut werden kann. Meist wird dies durch den Zusatz von Kohlenhydraten und Mineralstoffen – meist Natriumchlorid (Kochsalz) – zur Flüssigkeitsmenge erreicht.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Isotonische Getränke sind vornehmlich für Leistungssportler interessant, die zu ihrem Flüssigkeitsbedarf gleichzeitig einen erhöhten Bedarf an Energiezufuhr aus Lebensmitteln (siehe: physiologischer Brennwert) haben. Da die Resorption von Flüssigkeit und Energie erst nach der Passage durch den Magen im Dünndarm erfolgt, soll die Zusammensetzung von Kohlenhydraten und Natrium für eine möglichst schnelle Magenpassage und Aufnahme sorgen: Beim Ausdauersport werden die Glykogenspeicher aufgebraucht und Fettsäuren abgebaut; tritt trotz Carboloading ein Hungerast auf, werden statt Kohlenhydraten Fette verbrannt und Ketokörper gebildet.

Soll zum Ende einer sportlichen Anstrengung die durch Mangel an Kohlenhydraten umgestellte Energiebereitstellung wieder reduziert werden, können Kohlenhydrate die Fettverbrennung zurückfahren und einen Überschuss an Ketokörpern vermindern. Diese Umstellung[2][3][4] kann über Stunden anhalten.

Auch durch eine Mischung verschiedener Zucker wie Glucose, Fructose, Saccharose oder Kohlenhydratmischungen mit Natrium(chlorid) kann kontinuierlich eine maximale Menge an Energie zugeführt werden, sodass der Kohlenhydratmangel erst möglichst spät während der körperlichen Anstrengung auftritt.[5]

Vorschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Österreich ist die Zusammensetzung eines als isotonisch bezeichneten Getränkes geregelt. Danach müssen in einem Liter mindestens 500 mg Kationen und ein bestimmter Gehalt an Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium und Chloriden vorkommen. In Deutschland müssen die Getränke zur Bezeichnung lediglich den osmotischen Druck des Blutes aufweisen.[6][7]

Nutzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Freizeitsportler ist der Konsum isotonischer Getränke zumeist nicht notwendig, da der Verlust an Mineralien und Kohlenhydraten überschaubar ist. So erachtet die deutsche Gesellschaft für Ernährung den Nutzen von isotonischen Getränken erst dann als gegeben, wenn beispielsweise über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden gejoggt wird.[5][8][9] Auch der deutsche Sportbund rät eher zu Apfelschorle statt zu speziellen Produkten.[10] Bei einer sportlichen Aktivität von unter 45 Minuten genügt zumeist Mineralwasser, welches im Idealfall einen hohen Anteil an Natrium enthält.[11] Alkoholfreie Biere sind je nach Sorte leicht hypotonisch bis leicht hypertonisch; seit dem 16. Dezember 2016 müssen die zusätzlichen Nährwerte, wie Brennwert, Gehalt an Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß und Salz, gemäß der EU-Lebensmittelinformationsverordnung gekennzeichnet werden.[12] Die Industrie vertreibt spezielle Erfrischungsgetränke, die als für Sportler besonders geeignet beworben werden. Der tatsächliche Nutzen beider Produkte wird jedoch angezweifelt.[13][14]

WHO-Trinklösung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die WHO-Trinklösung, die oft bei Epidemien in Entwicklungsländern eingesetzt wird, war früher isotonisch (311 mOsm/l) und ist seit 2003 hypotonisch (245 mOsm/l). Der Flüssigkeitsausgleich steht dabei im Vordergrund. Sie gilt nicht als funktionelles Getränk, sondern als Arzneimittel.

Diskussion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Häufig sind isotonische Getränke für Hobbysportler nicht notwendig, da erst ab einer längeren Belastung der Körper die Zufuhr von fehlenden Elektrolyten benötigt. Einige isotonische Getränke können sogar ungeeignet sein, denn der enthaltene Zucker verhindert die Fettverbrennung.[15]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Katherine Rydlink: Produkttest: Sollte ich beim Sport isotonische Getränke trinken? Und was steckt drin? In: Der Spiegel. 22. Juni 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. August 2023]).
  2. Bahr R: Excess postexercise oxygen consumption--magnitude, mechanisms and practical implications. In: Acta Physiologica. Supplementum. 605. Jahrgang, 1992, S. 1–70, PMID 1605041.
  3. Bahr R, Høstmark AT, Newsholme EA, Grønnerød O, Sejersted OM: Effect of exercise on recovery changes in plasma levels of FFA, glycerol, glucose and catecholamines. In: Acta Physiologica Scandinavica. 143. Jahrgang, Nr. 1, September 1991, S. 105–15, doi:10.1111/j.1748-1716.1991.tb09205.x, PMID 1957696.
  4. Bielinski R, Schutz Y, Jéquier E: Energy metabolism during the postexercise recovery in man. In: The American Journal of Clinical Nutrition. 42. Jahrgang, Nr. 1, Juli 1985, S. 69–82, PMID 3893093.
  5. a b Kurt A. Moosburger: Trinken im Sport. (Memento vom 30. September 2013 im Internet Archive)
  6. Christina Blachnik, Norbert Vreden: Lebensmittelführer. Inhalte, Zusätze, Rückstände. 3. aktualisierte und ergänzte Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2007, ISBN 978-3-527-31797-4, S. 536.
  7. Günter Vollmer, Gunter Josst, Dieter Schenker, Wolfgang Sturm: Lebensmittelführer: Inhalte, Zusätze, Rückstände: Teil 2: Fleisch, Fisch, Milch, Fett, Gewürze, Getränke, Lebensmittel für Diät, für Säuglinge, für Sportler. John Wiley & Sons, 2009, ISBN 978-3-527-62587-1, S. 269 (google.de [abgerufen am 13. Januar 2015]).
  8. Elina Fütterer: Sportgetränke: Wer braucht sie und was sollte drin sein? In: Fit for fun, abgerufen am 23. August 2019.
  9. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Richtiges Trinken im Training und Wettkampf. (DGEInfo 05/2006) (Memento vom 1. Juli 2014 im Internet Archive).
  10. AOK: Isotonische Getränke. (Memento vom 1. Januar 2013 im Internet Archive).
  11. Silke Stadler: Isotonisch oder hypotonisch? Die richtigen Sportgetränke. In: Lifeline, 13. September 2018, abgerufen am 23. August 2019.
  12. Susanne Geisen, Dirk W. Lachenmeier: Aus der Laborpraxis. Wie hoch ist der Eiweißgehalt von Bier? Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe, 3. November 2015, abgerufen am 23. August 2019.
  13. Schorle ist besser als alkoholfreies Bier. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 19. Juli 2013, abgerufen am 23. August 2019.
  14. Kathrin Burger: Was Sportler trinken sollten. In: Süddeutsche.de, 10. September 2012, abgerufen am 23. August 2019.
  15. Katherine Rydlink: Produkttest: Sollte ich beim Sport isotonische Getränke trinken? Und was steckt drin? In: Der Spiegel. 22. Juni 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. August 2023]).