Itzhak Danziger

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Nimrod (1939), (95 × 33 × 33 cm), Israel-Museum

Itzhak Danziger (hebräisch יצחק דנציגר, vollständiger Name Max Wilhelm Itzhak Danziger) (* 26. Juni 1916 in Berlin; † 11. Juli 1977 in Ramla, Israel) war ein in Deutschland geborener israelischer Bildhauer und Landschaftsarchitekt.[1]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Itzhak Danziger wurde in eine jüdische Familie geboren, die dem Zionismus anhing. Seine Mutter Malka war eine Grundschullehrerin und sein Vater Felix Chirurg; geheiratet hatten sie 1912. Aus dieser Ehe entstanden drei Kinder, seine Schwester Hava wurde 1915 in Berlin geboren, er ein Jahr später und sein Bruder Michael danach in Hamburg.

Itzhak wurde nach seinem Onkel Max-Itzhak Rosenbleuth benannt, der einige Tage vor seiner Geburt im Ersten Weltkrieg an der russischen Front fiel. Itzhak Danzigers Mutter hatte zwei Brüder, einer hieß Leo, er war der Großvater des Journalisten Emanuel Rosen und der Bruder Felix war der erste Justizminister des Staates Israel. Felix hebräisierte seinen Namen in Pinchas Rosen.[2]

Sein Vater Felix war Träger des Eisernen Kreuzes, wurde 1914 aus der kaiserlichen Armee entlassen und arbeitete anschließend als Chirurg in einem Krankenhaus in Berlin. Er schloss sich der zionistischen Jugendwanderbewegung Blau-Weiß an und ging wegen antisemitischer Stimmungen in Berlin mit seiner Familie nach Hamburg, wo er in einem Krankenhaus arbeitete und den Plan fasste, nach Israel auszuwandern. 1923 immigrierte die Familie Danziger in das britische Mandatsgebiet Palästina nach Jerusalem, wo Felix Danziger das erste Hospital dieser Stadt gründete. Seine Eltern freundeten sich mit den dort lebenden Muslimen an und Itzhak verbrachte mit Naif, einem Sohn des damaligen Königs, einen Sommer lang auf dem königlichen Hof von Jordanien. 1929 ging die Familie nach Tel Aviv, wo Felix Danziger ein weiteres Krankenhaus aufbaute. Nach seinem gymnasialen Schulabschluss studierte Itzhak von 1934 bis 1937 an der Slade School of Fine Art in London.[2] Häufig hielt er sich in London in der ägyptischen und assyrischen Abteilung im British Museum auf. Diese Aufenthalte inspirierten sein Werk.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bedeutendste Arbeit Danzigers ist Nimrod, ein biblischer Held, eine der ersten modernen unbekleideten menschlichen Skulpturen Israels, die zunächst umstritten war, aber anschließend sowohl in Israel als auch im Ausland große Anerkennung fand.[3] Diese biblische Figur wurde zu einem Symbol der Jungen Hebräer, die an die Mythen von Nimrod anknüpften. Diese Bewegung fand zwar keinen massenhaften Anhang, aber sie hatte langanhaltenden Einfluss auf die Intellektuellen Israels der 1940er und 1950er Jahre.[4] Die Skulptur befindet sich im Israel-Museum in Jerusalem.

Danziger ist in Israel auch als Landschaftsarchitekt bekannt und wurde an der Technion Faculty of Architecture zum Professor ernannt. In jüngster Zeit hat diese Fakultät Danziger eine Ausstellung zum Thema Earth, Water, Tree (deutsch: Erde, Wasser, Baum) gewidmet.[5]

Nimrod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Rückkehr nach Palästina im Jahr 1938 schloss er sich einer Intellektuellenbewegung an, die vornehmlich aus Schriftstellern bestand, sich als die Jungen Hebräer bezeichnete und von ihren Gegnern abwertend Kanaaniter genannt wurde. Die kulturpolitische Bewegung der Jungen Hebräer setzte sich radikal von der strengen religiösen Orthodoxie des Judentums, deren Lebensformen und Geschichte ab.[4] Aus dieser Bewegung heraus entstand später die Ofakim Hadashim (Neuer Horizont), eine Bildhauergruppe, der unter anderen auch der Bildhauer Dov Feigin angehörte.

In der Zeit von 1938 bis 1939 kreierte Danziger die Skulptur Nimrod. Dieses Werk mit einer Höhe von 95 cm wurde aus rötlichem nubischen Sandstein geschaffen, aus dem auch die antike Stadt Petra in Jordanien besteht. Die Skulptur stellt einen nackten unbeschnittenen Jäger mit einem Falken auf seiner Schulter dar. Als die Skulptur enthüllt wurde, die die Hebräische Universität Jerusalem in Auftrag gegeben hatte, protestierten religiöse jüdische Kreise.[2] Allerdings erfuhr die Skulptur in den folgenden Jahren allgemeine Anerkennung als ein Meisterwerk der israelischen Kunst und hatte Einfluss auf das spätere Werk von Bildhauern, Malern, Schriftstellern und Dichtern.

Die Figur bildet die Verbindung von Skulpturen des Mittleren Ostens und modernen skulpturalen Darstellungen des menschlichen Körpers[6] und ist stark von der antiken ägyptischen Kunst aus der Zeit des Pharao Chephren beeinflusst. Nimrod zeigt das Motiv eines entschlossenen Jägers unter Weglassung der Arme mit einem Jagdvogel, was auf die ägyptischen archäologischen Fragmente und künstlerischen Arbeiten des frühen Nahen Osten hinweist.[3]

Nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1945 zog Itzhak Danziger nach Paris und in der Zeit von 1945 bis 1948 reiste er kontinuierlich zwischen Tel Aviv, Paris und London. In dieser Zeit assistierte er in Paris Ossip Zadkine und Constantin Brâncuși bei der Ausführung ihrer Arbeiten.

1948 zog er von Paris nach London, wo er bis 1955 wohnte und Kontakte zu den Bildhauern Kenneth Armitage und Eduardo Paolozzi hielt.

Als Itzhak Danziger durch das Mexikanische Olympische Komitee nominiert wurde, erstellte er in den Jahren 1967/1968 den künstlerischen Beitrag Israels.[7] Das Kunstwerk Ohne Titel ist Bestandteil des Skulpturenwegs Ruta de la Amistad in Mexiko-Stadt, der aus Anlass der Olympischen Sommerspiele 1968 aufgebaut wurde.

Im Jahre 1968 wurde er mit dem Israel-Preis für sein Werk ausgezeichnet.

1977 kam Itzak Danziger bei einem Autounfall ums Leben.

Fotogalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Itzhak Danziger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sharon Yavo Ayalon: Earth. Water. Tree. Environmental Aspects in the Work of Itzhak Danziger. (Memento des Originals vom 10. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.technion.ac.il (PDF; 81 kB) technion.ac.il (englisch) abgerufen am 14. Juni 2011
  2. a b c Nervi Livneh: Written in Stone. haaretz.com, 21. Februar 2002 (englisch) abgerufen am 14. Juni 2011
  3. a b Nimrod. arcvertuel.org; abgerufen am 18. Juni 2011
  4. a b Overview. The Israel Permanent Exhibitions. imj.org.il; abgerufen am 14. Juni 2011
  5. Earth, Water, Tree. To me the most important thing is the relationship to the place, to the local landscape. (Memento des Originals vom 16. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.focus.technion.ac.il focus.technion.ac.il (englisch) abgerufen am 14. Juni 2011
  6. Sculpture. (Memento des Originals vom 7. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jewishvirtuallibrary.org jewishvirtuallibrary.org (englisch) abgerufen am 14. Juni 2011
  7. Abbildung (1968) in Mexiko. flickr.com; abgerufen am 14. Juni 2011