Jürgen Coße

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Jürgen Coße (2021)

Jürgen Coße (* 16. August 1969 in Neuenkirchen) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er war in der 18. Wahlperiode von 2016 bis 2017 Bundestagsabgeordneter. Seit 2021 gehört er in der 20. Wahlperiode erneut als Abgeordneter dem Deutschen Bundestag an.

Leben und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Coße lebt in Neuenkirchen (Kreis Steinfurt). Er besuchte die Snedwinkela-Realschule in Neuenkirchen. Coße ist gelernter Bürokaufmann und arbeitete als Arbeitsvermittler im Jobcenter Kreis Steinfurt. Er war Vorsitzender des Personalrats.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partei und Kommunalpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Coße ist seit 1986 Mitglied der SPD. Er ist Vorsitzender des Unterbezirkes Steinfurt seiner Partei[1] und gehört dem Ortsverein Neuenkirchen an. Coße war stellvertretender Landrat des Kreises Steinfurt und als einer der drei Vertreter der im EUREGIO-Rat vertretenen Fraktionen beratendes Mitglied im Vorstand der Euregio.[2] Später gab er das Amt des stellvertretenden Landrats auf und wurde Vorsitzender der Kreistagsfraktion seiner Partei.[3] Nach der Kommunalwahl 2020 wurde er als Fraktionschef im Amt bestätigt.[4] Coße ist seit Ende 2021 Landesparteiratsvorsitzender der NRWSPD.[5]

Bundestagskandidaturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Bundestagswahl 2013 kandidierte Coße erfolglos als Direktkandidat im Wahlkreis Steinfurt III. Am 1. September 2016 wurde er jedoch als Nachrücker über die Landesliste der SPD NRW Mitglied des 18. deutschen Bundestags. Er ersetzte Petra Hinz, die ihr Mandat zum 31. August 2016 niedergelegt hatte.[6] Coße war ein Jahr lang Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, in dem er die Aufgabenbereiche des ausgeschiedenen Peer Steinbrück übernahm. Zudem war er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union und Mitglied im Unterausschuss Vereinte Nationen.[7]

Bei der Bundestagswahl 2017 kandidierte Coße wie bereits 2013 im Wahlkreis Steinfurt III und unterlag als Direktkandidat mit 30,29 % der Erststimmen erneut seiner Konkurrentin Anja Karliczek (CDU), die 44,77 % der Stimmen erhielt.[8] Mangels eines aussichtsreichen Listenplatzes und aufgrund des Abschneidens seiner Partei verpasste Coße den Wiedereinzug und schied somit aus dem Bundestag aus.

Bei der Bundestagswahl 2021 trat Coße erneut erfolglos als Kandidat der SPD im Wahlkreis Steinfurt III an und unterlag mit 31,1 % der Erststimmen abermals seiner Konkurrentin, der amtierenden Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, die mit 34,0 % der Erststimmen den Wahlkreis zum dritten Mal gewann.[9] Aufgrund des verbesserten Zweitstimmenergebnisses seiner Partei zog Coße jedoch über die SPD-Landesliste als Abgeordneter in den 20. Deutschen Bundestag ein.[10]

Politische Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umgang mit Populismus in der Außenpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung Die Zeit wandte sich Coße im Jahr 2017 in seiner Eigenschaft als für den ausgeschiedenen Peer Steinbrück nachgerücktes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages gegen Donald Trump und populistische Bewegungen im Allgemeinen. Außerdem betonte er, dass aus seiner Sicht die Abhängigkeit der Politiker von reichen Spendern eines der größten Probleme des politischen Systems der USA sei. Das Narrativ der Neuen Rechten und Populisten laute, das vermeintliche Establishment zu bekämpfen, welches sie in Wahrheit jedoch selbst darstellten. In Europa seien Rechtspopulisten zwar nicht zwangsläufig etablierte Superreiche, dennoch teilten sie den Plan, demokratische Institutionen abzubauen und den Rechtsstaat zu schleifen. Das ließe sich laut Coße besonders bei den 2017 amtierenden Regierungen von Polen und Ungarn beobachten. Dort legten die polnische PiS-Partei mit Jarosław Kaczyński und die ungarische Fidesz mit Premierminister Viktor Orbán die Justiz und Presse „an die Kette“. Zudem kam Coße mit Blick auf die AfD zu dem Schluss, dass in einer Partei, deren Akteure sich sprachlich in die Nähe des Nationalsozialismus stellten, kaum überzeugte Demokraten sein könnten.[11]

Menschenrechtsverletzungen und Fußball-WM in Katar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar beurteilte Coße 2017 aufgrund anhaltender Menschenrechtsverletzungen als sehr kritisch: „Wir sollten die WM dort abpfeifen.“ Es sei von vornherein falsch gewesen, die WM nach Katar zu vergeben.[12]

Erhalt des Flughafens Münster/Osnabrück[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Coße setzte sich als Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag Steinfurt wiederholt für den Erhalt des Flughafens Münster/Osnabrück (FMO) in Greven ein. Der Flughafen und sein Umfeld böten circa 3000 Menschen einen Arbeitsplatz, was es zu erhalten gelte.[13]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WDR-Rundfunkrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Coße war seit dem 5. Januar 2021 bis Ende des Jahres 2021 Mitglied des WDR-Rundfunkrats.[14][15]

Kontrollverlust über eigene Website[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2021 gab Coße öffentlich bekannt, die Kontrolle über seine ehemalige persönliche Website als Bundestagsabgeordneter verloren zu haben. Nachdem eine mit der Betreuung beauftragte Werbeagentur Insolvenz anmeldete, habe er den Zugriff auf die Seite vollständig verloren, weil er über kein Passwort für den Administratorenbereich verfüge. Auch der Provider, also der technische Betreiber der Domain, habe mehrfach gewechselt. Coße beklagte sich, dass er deshalb keine Aktualisierungen der Website mehr vornehmen könne und Nutzern weiterhin veraltete Informationen angezeigt würden. Eine Sperrung seiner alten Domain zugunsten einer neu aufgelegten Website war nach seinen Angaben aus datenschutzrechtlichen Gründen einstweilen nicht erfolgreich. Gleichzeitig beklagte sich Coße, dass es aus seiner Sicht auch bei Wikipedia sehr schwer sei, Änderungen zu veranlassen, um den Lebenslauf zu aktualisieren.[16]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Coße ist mit einer früheren Mitarbeiterin aus seinem Wahlkreisbüro verheiratet.[17]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jürgen Coße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jürgen Coße › SPD-Kreis Steinfurt. Abgerufen am 24. März 2021 (deutsch).
  2. Vorstand von Euregio
  3. SPD-Bundestagskandidat: Die zwei Seiten des Jürgen Coße, Westfälische Nachrichten, abgerufen am 1. September 2021
  4. Jürgen Coße ist SPD-Fraktionsvorsitzender, MV Online, abgerufen am 1. September 2021
  5. https://www.nrwspd.de/2021/12/03/juergen-cosse-neuer-vorsitzender-des-landesparteirats/
  6. Ausgeschiedene Abgeordnete und deren Nachfolger. In: bundestag.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. September 2016; abgerufen am 1. Juli 2017.
  7. Deutscher Bundestag - Coße, Jürgen. In: Deutscher Bundestag. (online [abgerufen am 12. Juni 2017]). Deutscher Bundestag - Coße, Jürgen (Memento vom 29. Juni 2017 im Internet Archive)
  8. Vorläufiges Ergebnis der Bundestagswahl 2017 im Wahlkreis Steinfurt III – Erststimmen, abgerufen am 24. September 2017 auf kreis-steinfurt.de
  9. Michael Hagel: [WN+] Lahrkamp und Coße kandidieren im Kreis Steinfurt. Abgerufen am 23. März 2021.
  10. Jürgen Coße wieder im Bundestag, Münsterländische Volkszeitung, abgerufen am 28. September 2021
  11. Jürgen Coße: Rechtspopulismus: Anti-Establishment? Von wegen! In: Die Zeit. 1. Juni 2017, abgerufen am 24. März 2021.
  12. Krise am Persischen Golf: Ist die Fußball-WM in Katar noch zu retten? 6. Juni 2017, abgerufen am 24. März 2021.
  13. Michael Hagel: [WN+] Von wichtiger Infrastruktur bis Subventionsfalle: kontroverse Debatte um FMO-Zukunft. Abgerufen am 23. März 2021.
  14. Jürgen Coße. 28. Oktober 2016, abgerufen am 23. März 2021.
  15. Jürgen Coße wird WDR-Kontrolleur. Abgerufen am 23. März 2021.
  16. SPD-Bundestagskandidat: Die zwei Seiten des Jürgen Coße, Westfälische Nachrichten, abgerufen am 1. September 2021
  17. Günter Benning: Die zwei Seiten des Jürgen Coße. In: muensterschezeitung.de. Münstersche Zeitung, 1. September 2021, abgerufen am 23. Dezember 2022.