Jacob Venedey

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Jacob Venedey

Jacob Venedey (* 24. Mai 1805 in Köln; † 8. Februar 1871 in Oberweiler) war ein deutscher Publizist und Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jakob Venedey, 1848
Daguerreotypie von Hermann Biow

Venedey studierte von 1824 bis 1827 an den Universitäten Heidelberg und Bonn Rechtswissenschaften und arbeitete anschließend in der väterlichen Anwaltskanzlei. Während seines Studiums wurde er 1824 Mitglied der Alten Bonner Burschenschaft und 1825 Mitglied der Alten Heidelberger Burschenschaft. Zu Beginn der 1830er Jahre begann er mit publizistischen Arbeiten und nahm am Hambacher Fest teil. Im September 1832 wurde er in Mannheim verhaftet und zur Untersuchungshaft ins Gefängnis nach Frankenthal überstellt. Neben der Teilnahme am Hambacher Fest warf man ihm Verstöße gegen das Pressegesetz und die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft vor. Mit der Unterstützung durch Fluchthelfer floh Venedey aus dem Gefängnis ins nahe Pfeffingen zum Dürkheimer Stadtrat und ehemaligen Adjunkten Johannes Fitz, einem der Organisatoren des Hambacher Fests, von dort weiter nach Straßburg.[1] Nach dem Frankfurter Wachensturm wurde er aus Straßburg ausgewiesen und lebte ab Ende Dezember 1833 in Paris. Dort gründete er den Deutschen Volksverein und wurde 1834 Leiter des Bundes der Geächteten. Er arbeitete als Pariser Korrespondent unter anderem für die Augsburger Allgemeine Zeitung und die Leipziger Allgemeine Zeitung. 1840 beruft sich Heinrich Heine auf ihn im Dritten Buch seiner Börne-„Denkschrift“. Zu Venedeys Freundeskreis im Exil gehörte der Vormärzpolitiker Georg Fein.[2]

In den 1840ern war er Mitarbeiter an der ersten und zweiten Auflage des Rotteck-Welckerschen Staatslexikons. 1848 gehörte er dem Vorparlament an und wurde Mitglied des Fünfzigerausschusses. Vom 18. Mai 1848 bis zum Ende des Rumpfparlaments am 18. Juni 1849 war er Abgeordneter für Hessen-Homburg in der Frankfurter Nationalversammlung. Im Paulskirchenparlament war er Mitglied mehrerer Ausschüsse insbesondere zu österreichischen Angelegenheiten und zählte zu den Fraktionen Deutscher Hof und Westendhall.

1850 nahm Venedey als Kriegsberichterstatter am Deutsch-Dänischen Krieg teil, wurde jedoch aus Kiel ausgewiesen. Die preußische Regierung wies ihn anschließend auch aus Berlin und Breslau aus, woraufhin er 1852 als Privatdozent nach Bonn und 1853 nach Zürich wechselte. 1854 heiratete er die badische Republikanerin Henriette Obermüller, mit der er mehrere Kinder hatte, darunter der spätere Politiker Martin Venedey. 1855 kehrte er als freier Schriftsteller nach Deutschland zurück und lebte zuerst in Heidelberg, ab 1858 in Badenweiler, wo er mit seiner Frau eine Fremdenpension betrieb.

Venedey ist 1833 in Nancy in die Freimaurerloge St Jean de Jerusalem aufgenommen worden. 1837 hielt er in Paris die Trauerrede am Grab seines freimaurerischen Bruders Ludwig Börne. Als er 1853 nach seinem Exil endgültig in Freiburg im Breisgau sesshaft wurde, schloss er sich der dortigen Loge Zur edlen Aussicht an. Er war Ehrenmitglied der Basler Loge Zur Beständigkeit. 1865 wurde er Ehrenmitglied der Burschenschaft Germania Jena.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reise- und Rasttage in der Normandie. Mit 17 zeitgenöss. Illustrationen u. einem Frontispiz. Hg. v. Fritz Mende. Berlin/DDR: Rütten & Loening 1986. - Erste Ausgabe 1838 bei Friedrich Fleischer in Leipzig.
  • Die Deutschen und Franzosen nach dem Geiste ihrer Sprachen und Sprüchwörter. X, 176 S., Heidelberg, Winter, 1842. Digitalisat
  • England. 3 Theile. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845.
  • Machiavel, Montesquieu, Rousseau. Franz Duncker. Berlin, 1850. Digitalisat

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Droste, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-0919-3, S. 342–343.
  • Birgit Bublies-Godau: Jakob Venedey – Henriette Obermüller-Venedey: Der Held des Parlaments und die Heckerin. In: Sabine Freitag (Hrsg.): Die Achtundvierziger. Lebensbilder aus der deutschen Revolution 1848/49. C.H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42770-7, S. 237–248.
  • Birgit Bublies-Godau: Parteibildungsprozesse im vormärzlichen Exil: Die deutschen Auslandsvereine in Paris. Ein Blick auf den geheimen „Bund der Geächteten“ von 1834/36 und das Wirken seines Anführers Jakob Venedey (1805–1871). In: Jahrbuch Forum Vormärz Forschung (FVF) 10 (2004). Vormärz und Exil – Vormärz im Exil (2005), ISBN 3-89528-526-9, S. 87–147.
  • Birgit Bublies-Godau: Jakob Venedey und die 1848er Revolution. In: Walter Schmidt (Bearb.): Biographische Forschungen zu Akteuren der Revolution 1848/49. Kolloquium anlässlich des 160. Jahrestages der Revolution von 1848/49. 26. April 2008. Vorträge – Teil 2: Biographische Forschungen zu Akteuren der Revolution 1848/49. Berlin 2008 (Pankower Vorträge; 123), S. 42–50.
  • Birgit Bublies-Godau: „Das Fest gab den Deutschen eine Fahne, … die Fahne der Freiheit, die Fahne Deutschlands. … Das Fest sprach den Namen Republik aus und nannte die Zukunft Deutschlands und Europas.“ Der Demokrat Jakob Venedey (1805–1871), seine Sicht auf das Hambacher Fest und sein Kampf für Freiheit, Einheit, die Menschenrechte und die Völkergemeinschaft auf dem alten Kontinent. In: Jahrbuch der Hambach-Gesellschaft. Bd. 23 (2016), S. 11–48.
  • Birgit Bublies-Godau: Venedey, Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 747–749 (Digitalisat).
  • Birgit Bublies-Godau: „Es waren die Besten ihrer Zeit, die für das Ziel einer Einigung und Befreiung des Vaterlandes eintraten...“ Die Familie Venedey und die deutschen demokratischen Traditionen von der Französischen Revolution 1789 bis zur Bundesrepublik 1949. In: Andreas Braune, Sebastian Elsbach u. Ronny Noak (Hrsg.): Konflikt und Konsens. Demokratische Transformation in der Weimarer und Bonner Republik. Steiner, Stuttgart 2019 (Weimarer Schriften zur Republik; 9), Franz Steiner, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-515-12448-5, S. 111–131.
  • Birgit Bublies-Godau: Venedey, Jakob, Jurist, Historiker, Politiker, Schriftsteller. In: Fred Ludwig Sepaintner (Hrsg.): Baden-Württembergische Biographien, Bd. 7, Kohlhammer, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-17-037113-2, S. 541, Sp. 2–S. 546, Sp. 1.
  • Birgit Bublies-Godau: „Das Resultat meiner Flüchtlingslehrjahre…“ Der Schriftsteller, Gelehrte und Hambach-Akteur Jakob Venedey im Exil in Frankreich (1832-1848) zwischen kulturellem Erfahrungsgewinn und politischem Reifeprozess. In: Wilhelm Kreutz (Hrsg.): Deutsche im politischen Exil nach dem Hambacher Fest und der Revolution von 1848/49. Thorbecke, Ostfildern 2020 (Schriften der Siebenpfeiffer-Stiftung; 11), ISBN 978-3-7995-4911-0, S. 51–84.
  • Birgit Bublies-Godau: Getrennte Wege, vereinte Wege. Jakob Venedey und Henriette Obermüller-Venedey im Kampf um Demokratie und Gleichstellung. In: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte. Heft 79, Mai 2023, S. 124–143.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 6: T–Z. Winter, Heidelberg 2005, ISBN 3-8253-5063-0, S. 123–127.
  • Christian Jansen: Jakob Venedey (1805–1871) und Henriette Obermüller-Venedey (1817–1893): Im Kampf für einen demokratischen Nationalstaat. In: Frank-Walter Steinmeier (Hrsg.), Wegbereiter der deutschen Demokratie. 30 mutige Frauen und Männer 1789–1918. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77740-0, S. 237–250.
  • Axel Kuhn: Venedey, Jakob. In: Helmut Reinalter (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa, Bd. 2,1 (Schriftenreihe der Internationalen Forschungsstelle „Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1850“, Bd. 39), Peter Lang, Frankfurt a. M./ Berlin u. a. 2005, S. 286f. ISBN 3-631-39263-X.
  • Harry Schmidtgall: Friedrich Engels´ Manchester-Aufenthalt 1842–1844. Soziale Bewegungen und politische Diskussionen. Mit Auszügen aus Jakob Venedeys England-Buch (1845) und unbekannten Engels-Dokumenten, Trier 1981. (Schriften aus dem Karl-Marx-Haus; 25).
  • Enno Stahl: Venedey, Jakob. In: Enno Stahl (Bearb.): Kölner Autoren-Lexikon 1750–2000, Bd. 1: 1750–1900. Emons, Köln 2000 (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln; 88), ISBN 3-89705-192-3, S. 235f.
  • Hermann Venedey: Jakob Venedey, Darstellung seines Lebens und seiner politischen Entwicklung bis zur Auflösung der ersten deutschen Nationalversammlung 1849. Stockach 1930 (Universität Freiburg im Breisgau., Phil. Diss., 1930).
  • Karl Wippermann: Venedey, Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 600–604.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jacob Venedey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Jacob Venedey – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jacob Venedey: Meine Flucht aus dem Gefängnisse, in: Freya, Illustrirte Blätter für die gebildete Welt 6, 1866, 15ff.
  2. Vgl. Dieter Lent: Findbuch zum Bestand Nachlaß des Demokraten Georg Fein (1803 – 1869) sowie Familie Fein (1737-) ca. 1772-1924. Niedersächsische Archivverwaltung, Wolfenbüttel 1991, S. 82, 86, 367f. ISBN 3-927495-02-6