Jasmin Tabatabai

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Jasmin Tabatabai mit ihrem Lebensgefährten Andreas Pietschmann auf der Berlinale 2017

Jasmin Tabatabai (persisch یاسمین طباطبائی [jɔːsˈmiːn tæbɔːtæbɔːˈiː]; * 8. Juni 1967 in Teheran, Iran) ist eine deutsch-iranische Schauspielerin, Synchronsprecherin, Hörspielsprecherin, Hörbuchsprecherin und Musikerin. Ihren Durchbruch hatte sie 1997 in Katja von Garniers Musikfilm Bandits.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der aus dem Iran stammende Vater Jasmin Tabatabais und ihre deutsche Mutter lernten sich 1956 auf dem Münchner Oktoberfest kennen.[1] Von 1958 bis 1979 lebte die Familie in Teheran, wo Jasmin Tabatabai die Deutsche Schule Teheran besuchte. Während der Islamischen Revolution, als sie 12 Jahre alt war, verließ die Familie das Land. Der Vater kehrte nach einem Jahr in Deutschland in den Iran zurück, wo er 1986 starb. Jasmin Tabatabai besitzt die Staatsbürgerschaften beider Länder. Im Buch Rosenjahre beschreibt Tabatabai ihre frühen Kindheitserinnerungen im Iran.[1]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jasmin Tabatabai war vom 1. Juni 2003 an mit dem US-amerikanischen Musiker Tico Zamora verheiratet und hat mit ihm eine am 3. Dezember 2002 geborene Tochter.[1] Im Sommer 2006 trennten sich Tabatabai und ihr Ehemann, 2008 wurde die Ehe geschieden.[2] Seit dem Sommer 2007 ist Tabatabai mit dem Schauspieler Andreas Pietschmann liiert, den sie bei den Dreharbeiten zu Der Tag wird kommen kennenlernte.[1] Mit Pietschmann hat sie eine am 5. Juli 2009 geborene Tochter.[1] Zusammen leben sie seit 2006 in dem ehemaligen Haus des DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl in Berlin-Pankow.[3][4] Am 13. August 2013 kam Tabatabais drittes Kind, ein Sohn, zur Welt.[5]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schauspielerin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jasmin Tabatabai gibt ein Autogramm (2006)

Nach dem Abitur 1986 am Feodor-Lynen-Gymnasium in Planegg im oberbayerischen Landkreis München studierte Tabatabai von 1988 bis 1992 an der Hochschule für Musik und Kunst in Stuttgart Schauspiel.[6] Für den Film entdeckt wurde sie kurz nach Abschluss ihrer Ausbildung. Sie spielte 1992 die Hauptrolle in dem Schweizer Kinospielfilm Kinder der Landstrasse, wofür sie beim Filmfestival von Amiens in Frankreich den Preis als beste Hauptdarstellerin erhielt. Im Herbst 1992 bekam sie ein Engagement am Hans-Otto-Theater in Potsdam. 1995 stand sie für Die Mediocren an der Seite von Jürgen Vogel erstmals in ihrer Heimat Deutschland vor der Kamera. Den Durchbruch brachte ihr 1997 die Rolle der Ausbrecherin Luna in Katja von Garniers Musikfilm Bandits, bei welchem sie gemeinsam mit Nicolette Krebitz auch den Soundtrack schrieb und komponierte. Ebenfalls 1997 synchronisierte sie die Figur Meg in Disneys Hercules (Sprache und Gesang) und 2007 die Ich-Erzählerin Marjane Satrapi im französischen Film Persepolis. Neben Senta Berger, Hannelore Elsner und anderen bekannten Schauspielerinnen gehörte sie 2001 zum deutschen Synchron-Ensemble des preisgekrönten französischen Films 8 Frauen.

2006 und 2007 spielte sie bei den Wormser Nibelungenfestspielen die Kriemhild. Im Juni sowie im November/Dezember 2008 stand sie im Berliner Theater am Kurfürstendamm in einer freien Interpretation des Bühnenstücks Drei Schwestern mit Katja Riemann, Nicolette Krebitz, Frank Voigtmann und anderen auf der Bühne.

Jasmin Tabatabai spielte in Filmen von Peter Stauch (Help the Old, Pieces of my Heart), Helmut Dietl (Late Show), Oskar Roehler (Gierig, Die Unberührbare), Xavier Koller (Gripsholm), Angelina Maccarone (Fremde Haut) und Ralf Huettner (Mondscheintarif). In Die Prinzessin auf der Erbse – Qual der Wahl Royal (2007), einer Episode aus der ProSieben-Märchenstunde, übernahm sie an der Seite von Matze Knop eine komödiantische Rolle als Gundula von Natterstein. Daneben gastierte sie wiederholt in Krimireihen wie Rosa Roth, Donna Leon und Kommissarin Lucas. Seit 2012 verkörpert Tabatabai in der ZDF-Krimiserie Letzte Spur Berlin die durchgehende Rolle der Kriminalhauptkommissarin Mina Amiri.

Musikerin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jasmin Tabatabai singt beim Jazzfestival St. Ingbert (2017)

Jasmin Tabatabai war Leadsängerin der 1993 in Berlin gegründeten Frauen-Country-Rockband Even Cowgirls Get The Blues, mit der sie fast 5 Jahre tourte, drei Alben veröffentlichte (die Band wurde nach nur einem halben Jahr von MCA/Universal unter Vertrag genommen) und von der sie sich 1997 nach dem Erfolg mit dem Film Bandits trennte.

Während dieser Zeit sang sie zusammen mit Bela B, dem Schlagzeuger der Band Die Ärzte, im Duett das Lied Geh mit mir, das auf dem Ärzte-Album Planet Punk erschien. 2001 gründete sie das Independent-Label Polytrash, eine selbstironische Namensgebung. Im Frühjahr 2002 veröffentlichte sie ihr erstes Solo-Album mit dem Titel Only Love und ein Jahr später das Live-Album Only Live. Für den US-amerikanischen Spielfilm Iron Jawed Angels von Katja von Garnier komponierte und sang sie fünf Lieder zusammen mit ihrem damaligen Mann, dem amerikanischen Musiker Tico Zamora. 2003 wirkte sie an dem Benefizprojekt zum Red Nose Day für ProSieben mit und veröffentlichte unter anderem mit Nena, Ben, Sasha, Udo Lindenberg, Joachim Witt und Helge Schneider das Lied Wunder gescheh’n. 2005 sang sie das Stück Ich bin die Nacht, das auf dem Album Selma – in Sehnsucht eingehüllt veröffentlicht wurde. 2007 erschien ihr zweites Solo-Album I Ran.

In jüngerem Alter war sie Rock- und Pop-Fan, verstand nach eigener Aussage nicht einmal das Gelassenheit betonende gesangliche Timing von Frank Sinatra im Swing-Stil, konnte mit Jazz nichts anfangen. Erst 2010 entwickelte sich ein Bedürfnis nach „Ruhigerem, Entspannterem, Leiserem“ und damit eine Hinwendung zum Jazz.[7] Im Jahr 2011 erschien das Album Eine Frau mit deutschsprachigen Liedern im Jazz- und Swing-Stil. Im Mai 2016 erschien das Album Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist? Beide Alben wurden von dem Schweizer Komponisten David Klein produziert. Auch das dritte Album Jagd auf Rehe (2020) wurde von David Klein produziert.[8] Es enthält nur einen einzigen neuen Song aus ihrer Feder, zudem unter anderem neu arrangierte Lieder von Reinhard Mey, Franz Schubert, Hildegard Knef, den Beatles, Annie Lennox und Nick Drake. Ihre aktuelle Begleitband besteht (Stand: 2020) aus einem Schweizer, einem Holländer und einem Schwaben. Sie sagt: „Meine Religion ist die Musik, eine universelle Sprache, die alle zusammenbringt.“ Für Eigenkompositionen, sagt sie, hat sie als Zentrum einer fünfköpfigen Familie und zwei Berufstätigkeiten kaum Freiraum.[7]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jasmin Tabatabai auf der Berlinale 2011

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[10]
Only Love
  DE 24 18.02.2002 (5 Wo.)

Alben

  • 2002: Only Love
  • 2003: Only Live (Live-Album)
  • 2007: I Ran
  • 2007: Ich sehe dich mit Freuden an, Texte von Paul Gerhardt, gemeinsame Lesung mit Rolf Becker, edition chrismon (2007), ISBN 3-938704-27-6
  • 2011: Eine Frau
  • 2016: Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist?
  • 2020: Jagd auf Rehe

Hörspiele (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörbücher (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jasmin Tabatabai: Rosenjahre – Meine Familie zwischen Persien und Deutschland. Ullstein, Berlin 2010, ISBN 978-3-550-08837-7 (über ihre frühen Kindheitserinnerungen im Iran).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 424 ff.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 592.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jasmin Tabatabai – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Jasmin Tabatabai - Biografie. Abgerufen am 14. September 2023.
  2. Tico Zamora - Biografie. Abgerufen am 14. September 2023 (deutsch).
  3. Jens Sethmann: Das ‚Städtchen‘ - Wo die alten Kader wohnten. Berliner Mieterverein e.V., 28. Februar 2009, abgerufen am 22. September 2017.
  4. Miriam Müller: Tabatabais Traumhaus. In: Berliner Zeitung. 20. April 2006 (berliner-zeitung.de).
  5. Jasmin Tabatabai: „Ich finde es sehr schön, verlobt zu sein“. In: RP Online. 11. April 2013, abgerufen am 21. Juni 2016.
  6. Jasmin Tabatabai im Munzinger-Archiv, abgerufen am 18. Dezember 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  7. a b Jasmin Tabatabai: „Ohne Musik ist die ganze Welt verloren“. 23. Mai 2020, abgerufen am 14. September 2023.
  8. Der Sonntag (Karlsruhe), 31. Mai 2020, S. 8.
  9. Bad Hersfelder Festspiele festlich eröffnet – „Hexenjagd“ zum Auftakt. In: hessenschau.de. 25. Juni 2016, archiviert vom Original am 25. Juni 2016; abgerufen am 25. Juni 2016.
  10. Chartquellen: DE