Jasperallee

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Jasperallee
Wappen
Wappen
Straße in Braunschweig
Jasperallee
Jasperallee
Jasperallee im westlichen Abschnitt
Basisdaten
Ort Braunschweig
Ortsteil Östliches Ringgebiet
Angelegt 1889–1936
Hist. Namen Kaiser-Wilhelm-Straße
Friedensallee
Anschluss­straßen Am Theater
Herzogin-Elisabeth-Straße
Querstraßen Moltkestraße
Bismarckstraße
Kasernenstraße
Steinbrecherstraße
Hagenring
Altewiekring
An der Paulikirche
Blücherstraße
Olfermannplatz
Gneisenaustraße
Lützowstraße
Wilhelm-Bode-Straße
Bauwerke Paulikirche
Oskar-Kämmer-Schule (Hauptsitz)
Kolonialdenkmal
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Technische Daten
Straßenlänge 1,1 km
Das Östliche Ringgebiet mit der Kaiser-Wilhelm-Straße (linke Bildhälfte), Karte von 1899

Die Jasperallee in Braunschweig führt vom Staatstheater geradlinig ostnordostwärts zum Franzschen Feld vor dem Nußberg.

Die rund 1,1 Kilometer lange Allee gilt als Hauptachse des Östlichen Ringgebietes und ist seit 1946 nach Heinrich Jasper (1875–1945) benannt. Er war in den 1920er Jahren Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig und von 1930 bis 1933 SPD-Fraktionsvorsitzender im Braunschweigischen Landtag.

Anlage und Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jasperallee besteht aus zwei getrennten Fahrspuren, die bis auf den Bereich im Stadtpark mit Parkstreifen versehen sind. Im Ostabschnitt hat die Straße ein Kopfsteinpflaster. In der Straßenmitte befindet sich auf ganzer Länge ein Grünstreifen, der nur durch Querstraßen unterbrochen wird. Im Westteil befindet sich in der Mitte des Grünstreifens eine gepflasterte Promenade, die nach Osten hin zum Trampelpfad wird und im östlichen Teil mit Gras bewachsen ist. Auf der gesamten Länge der Jasperallee grenzen niedrige Metallzäune den Grünstreifen von der Straße ab.

Das Gelände in der Mitte war bis 2019 (von West nach Ost) mit zwei Baumreihen von Ahornen (meist Silber-Ahorn), Platanen und Stiel-Eichen bepflanzt. Aufgrund des ungeeigneten Bodens und dadurch schlechten Gesundheitszustandes der Ahorne im westlichen Abschnitt (Theater bis Altewiekring) wurden diese im Jahr 2019 in mehreren Etappen gefällt und nach einem Austausch des Bodens durch widerstandsfähigere Winterlinden ersetzt.[1][2][3] Die Platanen und Stiel-Eichen blieben bestehen.

Die Straße wird nicht als Einfallstraße genutzt, so dass der Autoverkehr mäßig ist. Zugleich ist sie die Hauptachse des Östlichen Ringgebietes.[4] Zwei Buslinien der Braunschweiger Verkehrs-GmbH verkehren durch die gesamte Jasperallee; weitere Buslinien nutzen den Westteil der Straße bis zum Hagenring. Haltestellen auf der Jasperallee sind „Kasernenstraße“, „Jasperallee“ und „Stadtpark“.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im westlichen Teil der heutigen Jasperallee befand sich der Herzogliche Küchengarten, der 1889 zur Bebauung freigegeben wurde. Im selben Jahr wurde die „Kaiser-Wilhelm-Brücke“ (heute Theaterbrücke) über den Östlichen Umflutgraben der Oker für Fußgänger eröffnet; 1902 erhielt sie figürlichen Schmuck nach Plänen von Ernst Müller-Braunschweig. Im weiteren Verlauf Richtung Osten wurde 1894 der Abschnitt bis zur Kreuzung Hagenring/Altewiekring und 1906 der Abschnitt bis zum Stadtpark als „Kaiser-Wilhelm-Straße“ errichtet, benannt nach Wilhelms I.[5] Zuvor verlief dort in ähnlicher Lage die Brunnenstraße.[6] Die Straße wurde nach dem Vorbild der Berliner Straße „Unter den Linden“ mit zwei Baumreihen in der Straßenmitte mit Promenade und Reitwegen ausgestattet. Die Bebauung erfolgte um 1900 nach den Ansprüchen des wohlhabenden Bürgertums mit etwa dreigeschossigen Häusern im Stil der Gründerzeit mit großen Wohnungen entlang der gesamten Straße.

1898 wurden die Reitwege durch eine Straßenbahnstrecke ersetzt, die ab 1909 auf der gesamten Länge der damaligen Straße verlief.[7]

Ab 1928 hieß die Straße „Friedensallee“, wurde aber bereits 1933 nach der Machtergreifung der NSDAP in Kaiser-Wilhelm-Straße zurückbenannt. Für die Kundgebungen und Aufmärsche auf dem Franzschen Feld in der NS-Zeit sollte die 1936 nach Osten hin durch den Stadtpark verlängerte Allee als Hauptverbindung zur Innenstadt dienen. Bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg erhielten zahlreiche Häuser an der Kaiser-Wilhelm-Straße Bombentreffer.

Nach Kriegsende wurde die Straße nach dem Braunschweiger SPD-Politiker Heinrich Jasper benannt, der im Februar 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen gestorben war. Die beschädigten Häuser wurden restauriert oder durch schlichte, etwa gleich große Häuser ersetzt. Der abgebrannte Turmhelm der Paulikirche wurde nicht wiederhergestellt. Die Figuren auf der Oker-Umflutgraben-Brücke wurden ebenfalls nicht erneuert. Die Straßenbahnstrecke wurde 1955 stillgelegt[7] und anschließend abgebaut.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Häuser dienen Wohnzwecken. Daneben finden sich etwa Arztpraxen, Rechtsanwaltskanzleien, eine Erziehungsberatung und ein privates Bildungsinstitut. An der Kreuzung mit dem Hagenring gibt es zwei Banken. Prägendes Bauwerk ist die neugotische Paulikirche auf der Nordseite der Jasperallee, Zentrum des Östlichen Ringgebietes. Sie wurde im Zuge des Baus der Jasperallee errichtet und wie der zugehörige Abschnitt der Jasperallee 1906 eingeweiht. Im Stadtpark steht auf der Nordseite der Jasperallee das Kolonialdenkmal, das an den Verlust der Kolonien im Ersten Weltkrieg erinnert.

Im Haus Jasperallee 87 wohnte der Mathematiker Richard Dedekind.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hausnummern wurden, wie in der Braunschweiger Kernstadt üblich, nach dem System der Hufeisennummerierung vergeben, beginnend mit 1 an der Umflutgrabenbrücke auf der Nordseite und endend mit 87 auf der Südseite der Brücke.

Impressionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Luitgard Camerer, Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf, Norman-Mathias Pingel (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Meyer, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 116.
  • Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten, Band 2: Okergraben und Stadtring. Cremlingen 1996, ISBN 3-927060-12-7.
  • Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.2.: Stadt Braunschweig. Teil 2. Hameln 1996, ISBN 3-8271-8256-5.
  • Ernst-August Roloff: 100 Jahre Bürgertum in Braunschweig. Band 1: Von der Jasperallee zur Kaiser-Wilhelm-Straße. Verlag Hans Oeding, Braunschweig 1985, ISBN 3-87597-009-3.
  • Ernst-August Roloff: 100 Jahre Bürgertum in Braunschweig. Band 2: Tradition und Wandel. Lebensgeschichten aus einem bürgerlichen Wohnquartier. Verlag Hans Oeding, Braunschweig 1987, ISBN 3-87597-010-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jasperallee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadt Braunschweig: Verwaltung schlägt vor: Bäume erneuern. Abgerufen am 8. Januar 2021.
  2. Stadt Braunschweig: Jasperallee: neue Bäume wurden gepflanzt. 31. Januar 2019, abgerufen am 8. Januar 2021.
  3. Stadt Braunschweig, Referat Kommunikation: Baumfällungen und Neupflanzungen auf der Jasperallee. 6. November 2019, abgerufen am 8. Januar 2021.
  4. Die Jasperallee auf der Website der Stadt Braunschweig, abgerufen am 3. Februar 2016
  5. Reinhard Bein: Braunschweig. Stadt und Herzogtum 1890–1918. Döring Druck, Braunschweig 1985, ISBN 3-925268-01-4, S. 26.
  6. siehe historische Karte in diesem Artikel
  7. a b Private Website zur Straßenbahnlinie 6, abgerufen am 23. August 2011

Koordinaten: 52° 16′ 5″ N, 10° 32′ 24″ O