Jean-Claude Arnault

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Jean-Claude Arnault (Sept. 2018)
Forum.

Jean-Claude Arnault (* 15. August 1946 in Marseille) ist ein französisch-schwedischer Fotograf, Theaterregisseur und ehemaliger Leiter des Kulturzentrums Forum in Stockholm.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arnault kam nach eigenen Angaben zum ersten Mal 1965 nach Schweden. Ende der 1960er Jahre studierte er Fotografie in Stockholm.[1] 1978 gründete er Stockholms musikdramatisches Ensemble, für das er als Regisseur arbeitete.

Affäre um Kulturforum und Verurteilung wegen Vergewaltigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammen mit seiner Frau Katarina Frostenson, einer schwedischen Dichterin und Schriftstellerin, die Mitglied der Schwedischen Akademie war, betrieb Arnault in Stockholm ein Kulturforum, in dem Literaturabende und interkulturelle Veranstaltungen organisiert wurden. Das Forum wurde Ende 2017 geschlossen, als Arnault sexueller Belästigungen und Übergriffe beschuldigt wurde.[2] Für das Forum soll er Gelder der Akademie angenommen haben, über die Frostenson mit entschieden habe. Außerdem soll er vor der offiziellen Bekanntgabe von Literaturnobelpreisträgern in sieben Fällen deren Namen vorab ausgeplaudert haben. Die Zeitung Dagens Nyheter nannte aus Anwaltspapieren die Namen Wisława Szymborska, Elfriede Jelinek, Harold Pinter, Jean-Marie Gustave Le Clézio, Patrick Modiano, Svetlana Alexijewitsch und Bob Dylan. Dies führte zu einer schweren Krise in der Schwedischen Akademie.[3][4] Am 12. Juni 2018 wurde gegen Arnault Anklage wegen zweier Fälle von Vergewaltigung erhoben.[5] In erster Instanz wurde er von Stockholms Tingsrätt am 1. Oktober 2018 für einen Fall von Vergewaltigung zu zwei Jahren Gefängnis und 115.000 Kronen Schmerzensgeld verurteilt.[6][7] Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung legten gegen das Urteil Berufung ein.[8] Am 3. Dezember 2018 wurde das Urteil in zweiter Instanz vom Svea hovrätt bestätigt. Das Strafmaß wurde auf zweieinhalb Jahre Gefängnis und 215 000 Kronen Schmerzensgeld für zwei Fälle von Vergewaltigung erhöht.[9] Der oberste Gerichtshof Schwedens wies Arnaults Berufung am 7. Mai 2019 ab.[10]

Am 22. Januar 2019 teilte das schwedische Amt für Wirtschaftskriminalität mit, dass das Ermittlungsverfahren gegen Arnault bezüglich der an das Forum geflossenen Gelder eingestellt wurde, da das bei einer Verurteilung zu erwartende Strafmaß deutlich unter den zweieinhalb Jahren Gefängnis liegt, zu denen Arnault bereits verurteilt wurde.[11]

Im Dezember 2019 wurde Arnault unter Auflagen aus der Haft entlassen.[12]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Överblivet (Fotobuch, zusammen mit Katarina Frostenson)
  • Vägen till öarna (Fotobuch, zusammen mit Katarina Frostenson)
  • Endura (Fotobuch, zusammen mit Katarina Frostenson)

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2008 – Natur & Kulturs kulturpris[1]
  • 2010 – Konstnärsnämndens arbetsstipendium till teaterkonstnärer[13]

Arnault war 2015–2019 Träger des Nordstern-Ordens (Ritter). Am 7. Mai 2019 wurde ihm als Reaktion auf den Beschluss des obersten Gerichts vom gleichen Tag von König Carl XVI. Gustaf die Ritterwürde des Nordstern-Ordens wieder entzogen.[14][15]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Tidigare års kulturpristagare. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juni 2018; abgerufen am 24. Juni 2018 (schwedisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nok.se
  2. Hugo Lindkvist: Kulturrådet granskar sina utbetalningar till Klubben. In: Dagens Nyheter. 13. März 2018 (schwedisch).
  3. Carsten Schmiester: Nobelpreiskomitee kämpft ums Überleben. In: tagesschau.de. 13. April 2018, abgerufen am 14. April 2018.
  4. Matthias Hannemann: Nobelpreis-Leak. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. April 2018, S. 9.
  5. Kim Malmgren: Jean-Claude Arnault åtalas för två fall av våldtäkt. In: Expressen. 12. Juni 2018, abgerufen am 12. Juni 2018 (schwedisch).
  6. Kulturprofilen döms till två års fängelse för våldtäkt. In: SVT. 1. Oktober 2018, abgerufen am 1. Oktober 2018 (schwedisch).
  7. Skandal um Literaturnobelpreis - Haftstrafe wegen Vergewaltigung. In: tagesschau.de. 1. Oktober 2018, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  8. Nina Svanberg: Åklagaren överklagar – vill att Arnault straffas hårdare. In: Expressen. 5. Oktober 2018, abgerufen am 6. Oktober 2018 (schwedisch).
  9. Aldo Sartori: Kulturprofilen Jean-Claude Arnault döms för våldtäkt. In: SVT. 3. Dezember 2018, abgerufen am 3. Dezember 2018 (schwedisch).
  10. Nobelpreis-Skandal: Arnault mit Berufung gescheitert orf.at, 7. Mai 2019, abgerufen 7. Mai 2019.
  11. Förundersökning med kopplingar till Svenska Akademien läggs ned. In: Pressemitteilung der Ekobrottsmindigheten. 22. Januar 2019, abgerufen am 22. Januar 2019 (schwedisch).
  12. Arnault släpps ut ur fängelset – ska få vård. In: Aftonbladet. 21. Dezember 2019, abgerufen am 11. März 2020 (schwedisch).
  13. Konstnärsnämnden, mars 2010: Arbetsstipendium till teaterkonstnärer, abgerufen am 5. Mai 2018 (schwedisch)
  14. "FORUM kan stolt meddela att dess konstnärlige ledare, Jean Claude Arnault, har utsetts till riddare av Kungliga Nordstjärneorden." Abgerufen am 5. Mai 2018 (schwedisch).
  15. Nobelpreis-Skandal: Arnault mit Berufung gescheitert orf.at, 7. Mai 2019, abgerufen 7. Mai 2019.