Jean Fernel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Jean François Fernel)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Jean Fernel (aus seinem Werk Universa medicina)

Jean François Fernel und latinisiert auch Joannes Fernelius (Ambianus) (* um 1497 in Montdidier (Somme), Frankreich; † 1558 in Fontainebleau), gelegentlich auch Fernell geschrieben, war ein französischer Mediziner, Arzt und Naturforscher. Er führte die Begriffe Physiologie sowie Pathologie ein und beschrieb erstmals das Rückenmark.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst hatte Jean Fernel Astronomie und Mathematik studiert. 1525 führte er nördlich von Paris eine Gradmessung zur Bestimmung des Erdumfangs durch. Nach seiner Darstellung in der Cosmotheoria[1] bestimmte er dazu die Polhöhe von Paris mit einem in einem Dreieck drehbar gelagerten Holzstab, fuhr so lange nach Norden, bis die Polhöhe nach seiner Beobachtung um 1° zugenommen hatte, zählte auf dem Rückweg (nach einem gewissen Abzug für die ungerade und unebene Straße) 17024 Radumdrehungen seiner Kutsche und ermittelte damit 56.746 Toises bzw. 110.598 m für den Meridianbogen von 1°.[2][3]

Im Jahr 1529 begann Fernel das Studium der Medizin, woneben er auch Philosophie, Grammatik und Rhetorik studierte,[4] und 1532 wurde er in Paris promoviert.

Nachdem Fernel 1534 zum Professor ernannt worden und eine ärztliche Praxis eröffnet hatte, wurde er zudem Leibarzt von Heinrich II. und Katharina de Medici. In einer Publikation des Jahres 1554 erwähnte Fernel Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, darunter sogenannte Scirrhi (Befund bei chronischer Pankreatitis oder bei Bauchspeicheldrüsenkrebs).[5] Im Gegensatz zur landläufigen und zum Teil noch ärztlichen Meinung seiner Zeit, sah er die Epilepsie nicht als ansteckend an.[6]

Fernel schlug erstmals eine Gliederung der Medizin in Physiologie, Pathologie und Therapie vor.[7] Er sagte, dass der Arzt die Anatomie kennen müsse wie der Historiker den geographischen Schauplatz.[8]

Der Mondkrater Fernelius wurde 1935 nach ihm benannt.

Er verlor seine Frau im Jahre 1556 und starb zwei Jahre später an einer Lebererkrankung; sein Grab war bei der Saint-Jacques-de-la-Boucherie.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

De proportionibus libri duo (1528)
  • Monalosphaerium, 1526
  • De proportionibus, 1528
  • Cosmotheoria. 1528 (Volltext in der Google-Buchsuche). (Zur Gradmessung von 1525)
  • De naturali parte medicinae, Paris 1542
  • De abiditis rerum causis libri duo [„Über die verborgenen Ursachen der Dinge“]. Frankfurt am Main 1545; Neuausgabe ebenda 1581.
  • Universa medicina (Physiologia, Pathologia, Therapeutice), 1567
  • Therapeutices universalis libri septem, 1571
  • Febrium curandarum methodus generalis, 1577
  • De luis venereae curatione perfictissima liber, Antwerpen 1579.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • W. Bruce Fye: Jean Francois Fernel. In: Clinical cardiology. Band 20, Nr. 12, 1997, S. 1037–1038.
  • Barbara I. Tshisuake: Fernel, Jean. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Walter de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 394.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jean François Fernel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In: Primi Capite Scholia, Randziffer 8 (S. 4)
  2. Rudolf Wolf: Geschichte der Astronomie. In: Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. Auf Veranlassung und mit Unterstützung Seiner Majestaet des Königs von Bayern, Maximilian II. hrsg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften. Band 16. Oldenbourg, München 1877, S. 168 (digitale-sammlungen.de).
  3. Jean Picard kritisierte 1671 in seiner Mesure de la Terre diese Darstellung ohne jegliche Einzelheiten
  4. August Buck: Die Medizin im Verständnis des Renaissancehumanismus. In: Deutsche Forschungsgemeinschaft: Humanismus und Medizin. Hrsg. von Rudolf Schmitz und Gundolf Keil, Acta humaniora der Verlag Chemie GmbH, Weinheim 1984 (= Mitteilung der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 181–198, hier: S. 186.
  5. K. Zimmermann: Bauchspeicheldrüse. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 89–106, hier: S. 92 f.
  6. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 360.
  7. Heinrich L’Allemand: Wiederbelebung. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 217–228, hier: S. 217.
  8. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 22.