Jelenia Góra

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Jelenia Góra
Wappen von Jelenia Góra
Jelenia Góra (Polen)
Jelenia Góra (Polen)
Jelenia Góra
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 108,40 km²
Geographische Lage: 50° 54′ N, 15° 44′ OKoordinaten: 50° 54′ 11″ N, 15° 44′ 4″ O
Höhe: 350 m n.p.m.
Einwohner: 78.335
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 58-500 bis 58-588
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DJ
Wirtschaft und Verkehr
Straße: E 65 Szklarska PorębaLegnica
Eisenbahn: Jelenia Góra–Szklarska Poręba–Kořenov
Bahnstrecke Zgorzelec–Wałbrzych
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 108,40 km²
Einwohner: 78.335
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 723 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0261000
Verwaltung (Stand: 2018)
Stadtpräsident: Jerzy Łużniak
Adresse: pl. Ratuszowy 58
58-500 Jelenia Góra
Webpräsenz: www.jeleniagora.pl



Jelenia Góra [jɛˈlɛɲa ˈgura Audiodatei abspielen, deutsch Hirschberg (von 1927 bis 1945 Hirschberg im Riesengebirge; gebirgsschlesisch Herschbrig oder Herschbrich; tschechisch Jelení Hora, auch Hiršperk), ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt in Niederschlesien im Hirschberger Tal an der Mündung des Zacken in den Bober am Fuß des Riesengebirges, das die Grenze zu Tschechien bildet, auf 342 m ü. NHN, rund 90 km südwestlich von Breslau und 70 km östlich von Görlitz. Sie gehört zur Euroregion Neiße und ist Sitz des Karkonoski Park Narodowy (Nationalpark Riesengebirge).

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadtgemeinde Jelenia Góra umfasst eine Fläche von 109 km², rund 80.000 Einwohner und gliedert sich in folgende Stadtteile (dzielnice):

sowie die Siedlungen (osiedle): Osiedle Orle, Osiedle Pomorskie, Osiedle Skowronków, Osiedle Widok, Osiedle XX-Lecia, Osiedle Zabobrze I, Osiedle Zabobrze II, Osiedle Zabobrze III und Osiedle Żeromskiego.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter den schlesischen Piasten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erwähnung des Ortes als Hirsbg. in einem Dokument von Wenzel von Luxemburg von 1384
Hirschberger Rathaus am Ring, errichtet 1744 bis 1747
Ansicht von Hirschberg von Friedrich Bernhard Werner (1747)

Hirschberg wurde wahrscheinlich kurz vor 1281 auf herzoglichem Boden gegründet. Es gehörte damals zum Herzogtum Schweidnitz und war Mittelpunkt eines deutschen Rodungsbezirks. Erstmals erwähnt wurde es 1281 als „Hyrzberc“ in einer Urkunde, mit der Herzog Bernhard I. von Löwenberg († 1286) den Johannitern von Striegau einen Grund am Oberlauf des Flusses Zacken verlieh. Eine weitere Erwähnung erfolgte 1288 in einer Urkunde des Herzogs Bolko I., in der dieser „unseren Bürgern von Hyrzberc“ (nostrorum civium Hyrsbergensium) die Errichtung einer Schenke in Warmbrunn erlaubte. Für das Jahr 1299 ist Hirschberg als Stadt (civitas) belegt.

Unter Herzog Bolko II. erhielt Hirschberg 1338 das Meilenrecht, 1355 das Salz- und Bergwerksrecht sowie die Freiheit von Abgaben im Handel mit Böhmen, 1361 das Waag- und Münzrecht und 1366 die gegenseitige Zollfreiheit mit Breslau. Nach dem Tod Herzog Bolkos II. 1368 erhielt seine Witwe Agnes von Habsburg zwar ein lebenslanges Nießrecht über das Herzogtum, das jedoch gleichzeitig als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen fiel. 1377 erwarb die Stadt die Vogtei von Herzogin Agnes.

Unter böhmischer Krone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burgtorturm als Aussichtsturm
Die Hirschberger Gnadenkirche in einer Darstellung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts

1395 bis 1406 war Hirschberg im Besitz des böhmischen Oberstburggrafen Johann Kruschina von Lichtenburg. Während der Hussitenkriege wurde die seit 1291 belegte Burg am Hausberg auf Geheiß des Landeshauptmanns zerstört. 1502 gewährte der böhmische König Vladislav II. der Stadt das Recht der freien Ratswahl, sein Nachfolger Ludwig II. 1519 die Abhaltung eines Jahrmarkts und Kaiser Ferdinand II. 1532 einen zweiten Markt. Mit der Einführung der Reformation 1524 entwickelte sich Hirschberg zu einem wichtigen evangelischen Zentrum. In der Stadtkirche wurde evangelisch gepredigt und 1566 ein evangelisches Schulhaus errichtet.

Seit dem 17. Jahrhundert waren das Hirschberger Tal und Jauer Zentren der Leinenproduktion, insbesondere feiner Schleier, deren Herstellungsweise 1570 aus Holland importiert worden war und für die die Stadt von Ferdinand II. 1630 ein Privileg erhielt. Das Leinen wurde als Nebenerwerb von Kleinbauern, Frauen und Kindern in Heimarbeit hergestellt. In den Handelskontoren nahe den Gewässern wurden sie dann in Lagergewölben gebleicht und aufbewahrt. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Hirschberg mehrmals belagert und zur Zahlung von Kontributionen verpflichtet. 1658 erfolgte die Gründung einer Kaufmannssozietät, die das Monopol auf den Leinenhandel hatte und die Qualität der Ware kontrollierte, was wesentlich zum Aufschwung nach dem Dreißigjährigen Krieg beitrug. Anfangs arbeiteten die Aufkäufer vorwiegend im Auftrag ausländischer Großhändler, doch konnten einige der Schleierherren bald eigene Niederlassungen im Ausland gründen. Zu den Hauptabnehmern der Ware zählten England, Italien, Spanien, Holland, Frankreich, Russland und das Habsburgerreich. Die Handelsherren ließen aufwendige Handelshäuser errichten und erwarben auch Landgüter in der Umgegend.

Trotz der verordneten Rekatholisierung konnte aufgrund der Altranstädter Konvention vor den Toren der Stadt 1708 bis 1718 eine evangelische Gnadenkirche errichtet werden, die im Wesentlichen von den Hirschberger Kaufmannsfamilien finanziert wurde.

Die Errichtung des Hirschberger Gymnasiums[2] war ebenfalls gleich nach der Altranstädter Konvention 1707 in Angriff genommen worden. Das Lyzeum wurde 1709 gegründet und 1712 in eine Gelehrtenschule umgewandelt. Eine Umgestaltung zu einem humanistischen Gymnasium begann dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts.[3]

Preußische Herrschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flagge der Stadt Hirschberg.
Hirschberg um 1895

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Hirschberg wie fast ganz Schlesien an Preußen. Die damit verbundene Abtrennung der böhmischen und österreichischen Handelsmärkte führte zu einem beträchtlichen Einbruch der Leinen- und Schleierweberei, die seit dem 16. Jahrhundert florierte und der Stadt zu einer wirtschaftlichen Blüte und Reichtum verholfen hatte. Auch der Import von Baumwolle trug zum Niedergang der Heimproduktion bei, ferner die napoleonische Kontinentalsperre und die Gründung der Erdmannsdorfer Fabrik durch die Preußische Seehandlung 1840.

Nach der Neugliederung Preußens gehörte Hirschberg seit 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 Sitz des Landkreises Hirschberg im Regierungsbezirk Liegnitz.

Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden neben der Leinenindustrie Maschinen-, Papier- und Zementfabriken sowie Mehl- und Schneidemühlen. Mit dem Eisenbahnanschluss 1866 nach Görlitz und Berlin und ein Jahr später nach Waldenburg und Breslau entwickelte sich Hirschberg zu einem beliebten Ausflugs- und Touristenort. Im Hirschberger Tal entstanden im 19. Jahrhundert etwa 30 teils große Schlösser, etwa das von Prinz Wilhelm von Preußen oder das Schloss Fischbach in Fischbach (Karpniki), das Schaffgotsch-Palais Bad Warmbrunn, das Schloss Schildau in Schildau (einst im Besitz von Prinzessin Luise von Preußen).[4] Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Hirschberg eine evangelische Kirche, vier katholische Kirchen, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Waisenhaus, eine Handelskammer und war Sitz eines Landgerichts.[5]

Seit dem 1. April 1922 bildete die Stadt Hirschberg einen eigenen Stadtkreis im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs. 1924 wurde der Gutsbezirk Hartau, 1928 der Gutsbezirk Schwarzbach aus dem Landkreis in die Stadt eingegliedert. Am 9. Juli 1927 erhielt die Stadt Hirschberg, die bisher auch den Zusatz i. Schles. trug, die neue Bezeichnung Hirschberg im Riesengebirge, wobei sich bald die amtliche Schreibweise Hirschberg i. Rsgb. durchsetzte. 1934 wurde eine Hochschule für Lehrerbildung aus Halle hierher verlagert (Bestand bis 1941), die zunächst im seit 1931 bestehenden Neubau des Gymnasiums im Kramstaweg (heute: Hochschule in der ul. Nowowiejska 3) unterkam.[6] 1934 wurden vier jüdische Bürger in der Nähe der Halben Meile ermordet. 1936 ging eine Zellwollefabrik in Betrieb. Im Zweiten Weltkrieg wurde in Hirschberg ein Außenlager des KZ Groß-Rosen errichtet[7][8] und von Februar bis Mai 1945 wurden Gefangene des Nacht-und-Nebel-Erlasses im Landgerichtsgefängnis Hirschberg inhaftiert.[9]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hirschberger Ring (2017)
Sozialistischer Wohnungsbau aus den 1960er Jahren in Zabobrze

Gegen Kriegsende wurde Hirschberg im April 1945 von der Roten Armee eingenommen und wenig später von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit fast ganz Schlesien unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Zuwanderung polnischer Migranten, die zum Teil aus ostpolnischen Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Der Stadtname wurde als Jelenia Góra ins Polnische übersetzt. Die deutsche Bevölkerung wurde bis auf wenige Ausnahmen vertrieben und enteignet.

Die Stadt hatte keine Kriegszerstörungen erlitten, gleichwohl wurden zahlreiche Häuser der Altstadt nach 1945 dem Verfall preisgegeben. Nach 1965 erfolgte eine vereinfachte Rekonstruktion der Ringbebauung. 1975 bis 1998 war die Stadt Hauptstadt der Woiwodschaft Jelenia Góra. Die Wirtschaftsuniversität Breslau (Uniwersytet Ekonomiczny we Wrocławiu) betreibt hier eine Außenstelle mit einem Schwerpunkt auf Regionalwirtschaft und Tourismus.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliges Wappen von Hirschberg (bis 1945 in Gebrauch)
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1787 06295
1816 06513 mit Neugrunau[10]
1825 06184 davon 5320 Evangelische, 780 Katholiken, 84 Juden[11]
1840 07144 davon 6004 Evangelische und 130 Juden[12]
1867 10.464 am 3. Dezember[13]
1871 11.776 am 1. Dezember, davon 9007 Evangelische, 2400 Katholiken, 29 sonstige Christen, 336 Juden, vier Sonstige[13]
1890 16.314 davon 12.206 Evangelische, 3526 Katholiken und 388 Juden[14]
1900 17.865 mit der Garnison (ein Jägerbataillon Nr. 5), davon 4118 Katholiken, 335 Juden[5]
1905 19.317 am 1. Dezember, einschließlich aktiver Militärpersonen (666 Mann); davon 14.408 Evangelische (14.389 mit deutscher Muttersprache, drei mit tschechischer Muttersprache, 16 sprechen eine andere Sprache) und 4455 Katholiken (4149 mit deutscher Muttersprache, 115 mit tschechischer Muttersprache, 171 sprechen eine andere Sprache, 20 sprechen Deutsch und eine anderer Sprache) sowie 124 andere Christen, 328 Juden und zwei Sonstige[15]
1925 28.673 davon 21.993 Evangelische, 5776 Katholiken, 122 sonstige Christen, 266 Juden[14]
1933 30.692 davon 23.168 Evangelische, 5860 Katholiken, 66 sonstige Christen, 240 Juden[14]
1939 32.764 davon 23.982 Evangelische, 6422 Katholiken, 224 sonstige Christen, 70 Juden[14]
Anzahl Einwohner seit dem Zweiten Weltkrieg
Jahr Einwohner Anmerkungen
1970 55.814
1997 93.400 [16]
2014 81.640 [17]

Politik und Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtpräsident[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Von 2010 bis 2018 war dies Marcin Zawiła (PO), der das Amt bereits 1990 bis 1994 innehatte und bei der turnusmäßigen Wahl im Oktober 2018 nicht erneut kandidierte. Die Wahl führte zu folgendem Ergebnis:[18]

  • Jerzy Łużniak (Koalicja Obywatelska) 45,6 % der Stimmen
  • Krzysztof Mróz (Prawo i Sprawiedliwość) 23,5 % der Stimmen
  • Paweł Gluza (Wahlkomitee „Sozialexperten für Jelenia Góra“) 15,0 % der Stimmen
  • Hubert Papaj (Wahlkomitee „Hubert Papaj – Lasst uns die Stadt pflegen“) 14,8 % der Stimmen
  • Übrige 1,1 % der Stimmen

In der damit notwendig gewordenen Stichwahl konnte sich Łużniak mit 59,8 % der Stimmen gegen den PiS-Kandidaten Mróz durchsetzten und neuer Stadtpräsident werden.

Stadtrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[19]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappenbeschreibung: In Silber auf grünem Dreiberg ein roter, schwarzgehufter stehender Zwölfender-Hirsch mit einem grün-goldenen stilisierten, dreiblättrigem Kleeblatt im Maul. Es gehört damit zu den Redenden Wappen.

Ein älteres Wappen war schräglinks in Silber und Blau gespalten und der Hirsch war laufend mit einem Kleeblatt im Maul.[20]

Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnerstädte von Jelenia Góra. Tafel auf dem Rathausplatz

Die Partnerstädte von Jelenia Góra sind (Stand September 2022):[21]

Ehemalige Partnerstädte:

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kynastburg
Altstadt mit dem Turm der St.-Erasmus-Kirche (links) und dem Rathausturm (rechts)
Gnadenkirche
Straßenpartie im Stadtteil Cieplice Śląskie-Zdrój (Bad Warmbrunn)
  • Die katholische Stadtpfarrkirche St. Erasmus und Pankratius (Kościól par. ŚŚ. Erazma i Pankracego) wurde erstmals 1288 erwähnt und 1303 in Stein neu errichtet. Von 1524 bis 1629 diente sie als evangelisches Gotteshaus.1662 wurde sie auf Veranlassung der Jesuiten grundlegend renoviert. Die Ausstattung der dreischiffigen Basilika mit Westturm und Zwiebelhelm ist im Wesentlichen barock, so der Hauptaltar, der 1713–1718 von dem Bildhauer Thomas Weisfeldt (1670–1721) aus Oslo und dem Tischler David Hielscher geschaffen wurde, das Hauptaltargemälde stammt vom Glogauer Maler Johann Kretschmer.
  • Die Mariensäule neben der Kirche stammt vermutlich ebenfalls von Thomas Weisfeldt, die Nepomuk-Statue (Nepomuk war Schutzpatron von Böhmen) vermutlich von Joseph Anton Lachel.
  • Die ehemals evangelische Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz (Kościół Św. Krzyża) wurde 1709 bis 1718 nach Entwurf des aus Reval stammenden und in Liegnitz ansässigen Architekten Martin Frantz nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche errichtet. Die Wand- und Gewölbemalereien schufen Felix Anton Scheffler und Johann Franz Hoffmann. Um die Kirche befindet sich ein weitläufiger Friedhof, der so genannte Gnadenkirchhof. Er ist von einer Mauer mit 19 Grufthäusern von Patrizierfamilien der 1658 begründeten Hirschberger Kaufmannssozietät umgeben. Alle wertvollen Grabplatten und -monumente im Innenbereich des Friedhofs wurden nach 1945 zerstört. Erhalten und kürzlich restauriert wurden die prachtvollen Epitaphien und Grufthäuser entlang der Innenseite der Friedhofsmauer.
  • Das Rathaus wurde 1361 erstmals urkundlich erwähnt. Der jetzige Barockbau von Christoph Gottlieb Hedemann stammt aus den Jahren 1744 bis 1747 und ist noch heute Sitz der Stadtverwaltung. Um 1910 wurde das Rathaus mit den benachbarten „Siebenhäusern“ verbunden.
  • Die Bürgerhäuser am Ring (Plac Ratuszowy) mit gewölbten Laubengängen aus der Barock- und Rokokozeit wurden nach 1945 dem Verfall preisgegeben und nach 1965 vereinfacht rekonstruiert. Hier wohnten die reichsten Bürger der Stadt. Je nach ihrer Bestimmung gab es Kürschner-, Tuch-, Garn-, Seildreher-, Weißgerber-, Korn- und Butterlauben.
  • Der ehemalige Kaiser-Wilhelm-Turm (Aussichtsturm) von 1911 auf dem Hausberg (375 m), im Jahre 2011 erneuert.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empfangsgebäude des Bahnhofs

Der am 20. August 1866 eröffnete Bahnhof Jelenia Góra liegt an der Bahnstrecke Wrocław Świebodzki–Zgorzelec. Später kamen die Strecken Kamienna Góra–Jelenia Góra, Jelenia Góra–Kořenov und Jelenia Góra–Żagań hinzu.

Die Stadt liegt an der Nationalstraße 3, zudem beginnt dort die Nationalstraße 30. Nächste Autobahnen sind die A4 mit der Anschlussstelle 12-Kostomłoty (Richtung Breslau) und A18 mit der Anschlussstelle 6–Bolesławiec (Richtung Cottbus).

Sender Jelenia Góra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1957 wurde in Jelenia Góra in der ul. Sudecka 55 bei 50°53'51" nördlicher Breite und 15° 44'34" östlicher Länge ein Rundfunksender für Mittelwelle eingerichtet, der als Antennenträger bis 1967 einen 47 Meter hohen Holzturm verwendete. Dieser Turm war möglicherweise der einzige nach 1945 für Rundfunksendezwecke in Polen errichtete Holzturm. 1967 wurde der Holzturm durch einen 72 Meter hohen Stahlmast ersetzt. Seit der Einstellung des Mittelwellensendebetriebs 1994 dient dieser Sendemast zur Verbreitung von UKW-Hörfunkprogrammen.[22]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1700[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pancratius Sommer (14./15. Jahrhundert), fahrender Augenarzt in Schlesien und Böhmen[23]
  • Johannes Unglaube (lat.: Frater Johannes Unglaube de Hirschbergk) (* um 1445 in Hirschberg; † um 1520 in Neisse, Fürstentum Neisse), wirkte von 1485 bis 1500 als Johannes VII., Propst und Meister der Kreuzherren mit dem doppelten roten Kreuz zu Neisse, daselbst.
  • Pankratius Klemme (~1475–1546), evangelisch-lutherischer Theologe und Reformator von Danzig
  • Hieronymus Tilesius (1529–1566), lutherischer Theologe und Reformator
  • Valentin Riemer (1582–1635), Rechtswissenschaftler
  • David Gregor Corner (1585–1648), Benediktiner, Abt des Stiftes Göttweig 1631–1648
  • Thomas Weinrich (1588–1629), lutherischer Theologe
  • Gottfried George Joseph Flade von Ehrenschild (* April 1640 in Hirschberg; † 23. März 1689 ebenda), Bürgermeister Hirschbergs (seit 1673) und Kaufmann; durch seine innovativen Geschäftsreisen 1676 und 1682 in die Niederlande, nach Frankreich und England war er einer der Initiatoren des Welthandels mit schlesischen Leinwaren und Schleierleinen durch die Hirschberger Kaufmannssozietät
  • Melchior Süßenbach (* 1648 in Lissa; † 7. Juli 1721 in Hirschberg), Arzt und Stadtphysicus von Hirschberg
  • Johannes Neunherz (1653–1737), lutherischer Geistlicher und Kirchenlieddichter, war von 1709 bis 1737 Oberpfarrer von Hirschberg, legte den Grundstein für die Gnadenkirche
  • Johann Gottfried Glafey (Glaffein), (* 16. Oktober 1656 in Breslau; † 24. November 1720 in Hirschberg); Gutsbesitzer; Kaufmann und Mäzen Hirschbergs und der evangelischen Gnadenkirche
  • Christian Mentzel (Hirschberg)[24][25][26][27] (* 9. September 1667 in Hirschberg; † 23. Februar 1748 ebenda), der reichste und bekannteste der Hirschberger Kaufleute, Gutsbesitzer, Mäzen seiner Heimatstadt Hirschberg und der evangelischen Gnadenkirche
  • George Gottlieb Köhler von Mohrenfeld (1675–1748), Hirschberger Arzt und Edelmann
  • Christian Michael Adolph(i)[28] (1676–1753); Arzt, Medizinwissenschaftler sowie sachsen-naumburgischer Leib-Medicus
  • Daniel von Buchs (* 10. Dezember 1676; † Hirschberg, 14. Juli 1735); geadelter Gutsbesitzer; Kaufmann und Mäzen Hirschbergs und der evangelischen Gnadenkirche
  • Martin Frantz (1679–1742), Baumeister und Architekt, u. a. der Hirschberger Gnadenkirche
  • Gottlob Adolph (1685–1745), Pfarrer an der Hirschberger Gnadenkirche; er wurde beim Predigen auf der Kanzel vom Blitz erschlagen
  • Johann Martin Gottfried (* 13. Februar 1685 in Großenhain/Sachsen; † 26. Juli 1737 in Hirschberg); Kaufmann; Mäzen Hirschbergs und der evangelischen Gnadenkirche
  • Adam Christian Thebesius (1686–1732), Arzt, Medizinwissenschaftler und Hirschberger Stadtphysicus
  • Friedrich Wilhelm Winckler[29] (* 4. August 1693 in Leipzig; † 27. Februar 1742 in Hirschberg), stammte aus dem Leipziger Patriziergeschlecht der Wincklers, Gutsbesitzer, Kaufmann und Mäzen Hirschbergs und der evangelischen Gnadenkirche
  • Joseph Anton Jentsch[30] (1698–1758), Baumeister
  • Conrad Streit (* wohl um 1700; † 1772); Kaufmann und Mäzen Hirschbergs; Großvater von Karl Konrad Streit[31]

1701 bis 1900[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Ab 1901[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hirschberg spielt die Rübezahl-Sage Rübezahl als Holzhauer. Nach der Sage lebte im Ort ein geiziger Bäcker, der die Not der ihm Holz liefernden Bauern ausnutzte. Rübezahl bot dem Bäcker an, ihm für eine Hucke Holz die von einem Bauern gerade erworbene große Menge Holz zu hauen. Der Bäcker willigte ein. Rübezahl zog daraufhin sein eigenes linkes Bein aus der Hüfte und hackte damit das Holz rasend kurz und klein und lud sich schließlich die gesamte Holzmenge auf. Das Holz warf er beim Hof des Bauern ab. Der schockierte Bäcker nutzte fortan die Bauern nicht mehr aus.[33]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jelenia Góra – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Jelenia Góra – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Otto Miller: Zur Geschichte des Hirschberger Gymnasiums, in: Königl. Evangelisches Gymnasium zu Hirschberg in Schlesien. Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestehens. Hirschberg 1912, S. 3–44.
  3. Walter Schmidt: Oswald Friedrich Feyerabend (1809–1872). Evangelischer Pfarrer im schlesischen Oderstädtchen Auras / Kreis Wohlau von 1840 bis 1857. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung 34 (2015), S. 265–294, hier: S. 266 f.
  4. Schlesien – Schlösser im Hirschberger Tal. PDF, 62 Seiten, 2007.
  5. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 9, Leipzig/Wien 1907, S. 369–370.
  6. Jelenia Gora. Abgerufen am 9. Juli 2019.
  7. Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Verlag C. H. Beck, München (9 Bände; 2005–2009).
  8. Isabell Sprenger: Groß-Rosen. Ein Konzentrationslager in Schlesien. Böhlau Verlag, 1997, ISBN 3-412-11396-4.
  9. Hirschberg State Court Prison / Frank Falla Archive
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 187.
  11. Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Melcher, Breslau 1830, S. 939–940.
  12. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 837–839.
  13. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 248–249, Ziffer 1.
  14. a b c d Michael Rademacher: Hirschberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Provinz Schlesien, Berlin 1908, S. 118–119, Ziffer 1 (Google Books).
  16. Website der Stadt, Miasto w statystyce – Ludność i powierzchnia, abgerufen am 8. Februar 2015
  17. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2014. (Memento vom 7. Dezember 2014 im Internet Archive) Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF), abgerufen am 8. Februar 2015
  18. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 17. August 2020.
  19. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 17. August 2020.
  20. Autorenkollektiv: Meyers Konversationslexikon. Band 8, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 567.
  21. Współpraca Zagraniczna. In: Offizielle Webpräsenz der Stadt Jelenia Góra. Abgerufen am 20. September 2022 (polnisch).
  22. Stacje radiowo-telewizyjne na Dolnym Śląsku (Memento vom 25. März 2007 im Internet Archive) (polnisch)
  23. siehe Augenheilkunde#Geschichte.
  24. Artikel auf den Websites der Digital Library of Jelenia Góra
  25. Artikel auf den Websites des dt-.pl. Vereins zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur e. V. (VSK)
  26. Artikel auf den Websites der Forschungsstelle für Personalschriften an der Universität Marburg
  27. NDB 17 (1994), S. 96: deutsche-biographie.de
  28. August Hirsch: Adolphi, Christian Michael. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 121.
  29. Winckler, (Friedrich Wilhelm). In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 57, Leipzig 1748, Sp. 502.
  30. NDB 10 (1974), S. 411 f.: deutsche-biographie.de
  31. Colmar Grünhagen: Streit, Karl Konrad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 564 f.
  32. NDB 21 (2003), S. 401–402: deutsche-biographie.de
  33. E. Berger: Rübezahl und Andere Gebirgssagen. Buchhandlung Gustav Fock, S. 87 ff.