Johannes Kühn (Biathlet)

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Johannes Kühn
Verband Deutschland Deutschland
Geburtstag 19. November 1991 (32 Jahre)
Geburtsort Passau, Deutschland
Größe 187[1] cm
Gewicht 80 kg
Karriere
Beruf Zollbeamter
Verein WSV Reit im Winkl
Trainer Stützpunkt Ruhpolding:
Isidor Scheurl, Tobias Reiter
Nationalmannschaft:
Uroš Velepec, Jens Filbrich
Aufnahme in den
Nationalkader
2011
Debüt im IBU-Cup November 2011
IBU-Cup-Siege 2 (1 Einzelsieg)
Debüt im Weltcup Dezember 2012
Weltcupsiege 1 Sieg
Status aktiv
Medaillenspiegel
EM-Medaillen 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
JWM-Medaillen 4 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
EYOF-Medaillen 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
DM-Medaillen 2 × Goldmedaille 8 × Silbermedaille 5 × Bronzemedaille
 Biathlon-Europameisterschaften
Gold 2012 Osrblie Staffel
Bronze 2021 Duszniki-Zdrój Sprint
 Biathlon-Juniorenweltmeisterschaften
Gold 2010 Torsby Sprint Jugend
Gold 2010 Torsby Staffel Junioren
Silber 2010 Torsby Verfolgung Jugend
Gold 2011 Nové Město Verfolgung Junioren
Gold 2011 Nové Město Staffel Junioren
Silber 2011 Nové Město Sprint Junioren
 Europäisches Olympisches Jugendfestival
Gold 2009 Schlesien Mixed-Staffel
 Deutsche Meisterschaften
Bronze 2010 Willingen Staffel
Silber 2013 Langdorf Staffel
Silber 2013 Ruhpolding Einzel
Bronze 2014 Oberhof Staffel
Gold 2015 Ruhpolding Staffel
Silber 2016 Oberhof Staffel
Bronze 2017 Ruhpolding Massenstart
Gold 2018 Altenberg Sprint
Bronze 2018 Altenberg Verfolgung
Silber 2018 Oberhof Staffel
Silber 2019 Arber Sprint
Silber 2019 Arber Verfolgung
Silber 2019 Ruhpolding Staffel
Bronze 2019 Ruhpolding Massenstart
Silber 2021 Arber Verfolgung
Weltcupbilanz
Gesamtweltcup 11. (2021/22)
Einzelweltcup 07. (2023/24)
Sprintweltcup 06. (2021/22)
Verfolgungsweltcup 15. (2023/24)
Massenstartweltcup 12. (2021/22)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
Einzel 0 1 1
Sprint 1 0 2
Staffel 0 5 9
IBU-Cup-Bilanz
Gesamt-IBU-Cup 04. (2014/15)
letzte Änderung: 13. April 2024

Johannes Kühn (* 19. November 1991 in Passau) ist ein deutscher Biathlet. Nach mehreren Weltmeistertiteln im Juniorenbereich debütierte er 2012 im Weltcup. Ab 2017 etablierte er sich im deutschen Weltcupteam und feierte im Dezember 2021 seinen ersten Sieg in der Wettkampfreihe. Kühn nahm an den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang und 2022 in Peking teil.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänge und Erfolge im Juniorenbereich (bis 2011)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kühn stammt aus Tüßling in Oberbayern. Über seine Eltern kam er als Kind zunächst zum Skilanglauf und begann im Alter zwölf Jahren ergänzend mit Biathlon, nachdem er ein Schnuppertraining bei Fritz Fischer besucht hatte. Er schloss sich dem WSV Reit im Winkl an und begann während seiner Schulzeit mit dem regelmäßigen Biathlontraining am Stützpunkt Ruhpolding.[2] 2010 legte er am König-Karlmann-Gymnasium Altötting das Abitur ab[3] und trat anschließend erst der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Bischofswiesen bei, ehe er 2011 zum Zoll Ski Team der Bundeszollverwaltung wechselte.[4] 2020 hatte er dort den Dienstgrad Erster Zollhauptwachmeister.[5]

Zwischen 2006 und 2009 gewann Kühn dreimal in Folge die Gesamtwertung des Deutschlandpokals in seiner Altersklasse.[6] Sein internationales Debüt gab er beim Europäischen Olympischen Winter-Jugendfestival 2009 in Schlesien, wo er den Titel mit der Mixed-Staffel gewann[4] und Vierter des Sprints sowie Siebter der Verfolgung wurde. Mit großem Erfolg startete er bei den Jugend- und Juniorenweltmeisterschaften 2010 in Torsby, wo er im Sprint (in der Altersklasse Jugend) und mit Tom Barth, Benedikt Doll und Manuel Müller im Staffelrennen (in der Altersklasse der Junioren) die Titel gewann. Im Jugend-Verfolgungsrennen musste er sich einzig Alexander Petschonkin geschlagen geben, im Einzel wurde er Sechster. Ein Jahr später konnte er diese Erfolge bei den Juniorenweltmeisterschaften 2011 in Nové Město na Moravě wiederholen. Im Sprintrennen verpasste er hinter Tom Barth noch den Sieg, gewann danach das Verfolgungsrennen und mit Steffen Bartscher, Benedikt Doll und Tom Barth erneut den Titel im Staffelwettbewerb.[6]

Sporadische Weltcupauftritte und zwei Schulterbrüche (2011 bis 2017)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab dem Frühjahr 2011 trainierte Kühn in der zweithöchsten Lehrgangsgruppe 1b des Deutschen Skiverbandes.[7] Zum Auftakt der Saison 2011/12 startete er erstmals im IBU-Cup und gewann als 31. eines Sprints in Östersund sogleich Punkte. Im weiteren Saisonverlauf verbesserte er sich bis auf Rang fünf bei einem Sprint in Obertilliach. Seine ersten internationalen Titelkämpfe bei den Männern bestritt er bei den Europameisterschaften 2012 in Osrblie. Dort belegte er im Sprint den siebten Rang und gewann mit Daniel Böhm, Matthias Bischl und Erik Lesser den Europameistertitel im Staffelrennen. Auf der dritten Station der Weltcup-Saison 2012/2013 in Pokljuka startete Kühn erstmals im Biathlon-Weltcup und belegte bei seinem Debüt im Sprint mit einem Schießfehler Rang 17, womit er seine ersten Weltcuppunkte gewann.[8] Bei den Europameisterschaften 2013 brach er sich im Zielsprint die rechte Schulter.[6]

In den Saisons von 2013 bis 2016 startete Kühn überwiegend im IBU-Cup und erhielt nur sporadische Einsätze im deutschen Weltcupteam. Im Januar 2015 gewann er in Duszniki-Zdrój mit zwei fehlerfreien Schießen einen IBU-Cup-Sprint vor Henrik L’Abée-Lund. Nach weiteren Podestergebnissen belegte Kühn am Saisonende den vierten Platz in der Gesamtwertung der Serie. Er wurde anschließend für das Weltcupfinale im März 2015 in Chanty-Mansijsk nominiert, wo er als Zehnter des Sprints sein erstes Top-Ten-Ergebnis in dieser Wettkampfreihe erreichte. 2015/16 gehörte Kühn bei den Rennen in Ruhpolding zum deutschen Weltcupaufgebot: Im 20-Kilometer-Einzelrennen lief er dort die schnellste Zeit auf der Strecke und belegte mit vier Schießfehlern Platz 21; in der Staffel kam er als Führender zum Stehendschießen, fiel aber mit drei Strafrunden deutlich zurück. Das deutsche Quartett um Erik Lesser, Kühn, Arnd Peiffer und Benedikt Doll belegte letztlich Platz fünf.[9] Wegen eines erneuten Schulterbruchs im November 2016 musste Kühn in der Saison 2016/17 pausieren.[10]

Etablierung im Weltcupteam und Olympiateilnahmen (seit 2017)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kühn beim Weltcup im Januar 2020 in Oberhof

Im Frühjahr 2017 teilte der Deutsche Skiverband Kühn in die zu diesem Zeitpunkt siebenköpfige Lehrgangsgruppe 1a ein, in der er unter anderem gemeinsam mit den Weltmeistern Benedikt Doll, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp trainierte.[11] In den folgenden Wintern erhielt Kühn einen festen Platz in der ersten deutschen Mannschaft und startete nahezu durchgängig im Weltcup. Läuferisch gehörte er dabei stets zu den weltweit stärksten Biathleten, während er insbesondere im Stehendschießen regelmäßig Schwächen zeigte und durchschnittlich mit weniger als 70 % seiner Schüsse traf.[12] Beim Weltcupsprint in Nové Město im März 2021 verfehlte er im stehenden Anschlag alle fünf Scheiben und lief den Wettkampf nicht zu Ende.[13]

Im Gesamtweltcup platzierte sich Kühn zwischen 2017 und 2024 mit Ausnahme der Saison 2020/21 (Platz 46) jeweils unter den ersten 30. Sein bestes Gesamtresultat erreichte er als Elfter – und damit drittbester Deutscher nach Doll und Lesser – im Winter 2021/22. Zwei Jahre später wurde er als bester deutscher Biathlet in der Gesamtwertung Zwölfter.[14] Im Dezember 2018 stand Kühn zum ersten Mal in einem Weltcuprennen auf dem Podest: Beim 20-Kilometer-Wettkampf in Pokljuka blieb er ohne Schießfehler und belegte wenige Sekunden hinter Martin Fourcade den zweiten Platz.[15] Den ersten Weltcupsieg feierte Kühn im Dezember 2021 im Sprint von Hochfilzen, wo er eine von zehn Scheiben verfehlte und mit Laufbestzeit vor Martin Ponsiluoma triumphierte.[16] In der anschließenden Verfolgung hielt er die Führung bis zum letzten Schießen und fiel dann mit drei Fehlschüssen aus den vorderen Plätzen zurück.[17]

Sowohl bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang als auch bei Olympia 2022 in Peking gehörte Kühn zum deutschen Kader. 2018 erfüllte er die geforderte Qualifikationsnorm im letzten Weltcuprennen vor Olympia mit einem fünften Platz im Massenstart von Antholz. In Pyeongchang kam er im Einzelrennen über 20 km als Ersatz für den pausierenden Benedikt Doll zum Einsatz.[18] Mit sechs Schießfehlern platzierte er sich auf Rang 58. Vier Jahre später erkrankte Kühn im Monat vor den Winterspielen in Peking an COVID-19 und erklärte, er sehe sich wegen des damit verbundenen Trainingsrückstands nicht in bester Form. Angesichts seines vorherigen Weltcupsieges galt er dennoch als Medaillenhoffnung.[19] Kühn bestritt alle vier olympischen Einzelrennen 2022 und belegte als bestes Ergebnis Rang zehn im Massenstart.[20]

Nationale Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 2010 und 2021 gewann Kühn regelmäßig Medaillen bei Deutschen Biathlon-Meisterschaften, darunter einen Titel mit der bayerischen Staffel um Michael Willeitner und Andreas Birnbacher bei den nationalen Titelkämpfen in Ruhpolding 2015[21] sowie drei Jahre später in Altenberg Gold im Sprint.[22]

Statistiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltcupsiege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Datum Ort Disziplin
1. 10. Dez. 2021 Osterreich Hochfilzen Sprint

Weltcupplatzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tabelle zeigt alle Platzierungen (je nach Austragungsjahr einschließlich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften).

  • 1.–3. Platz: Anzahl der Podiumsplatzierungen
  • Top 10: Anzahl der Platzierungen unter den ersten zehn (einschließlich Podium)
  • Punkteränge: Anzahl der Platzierungen innerhalb der Punkteränge (einschließlich Podium und Top 10)
  • Starts: Anzahl gelaufener Rennen in der jeweiligen Disziplin
  • Staffel: inklusive Mixed- und Single-Mixed-Staffeln
Platzierung Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Gesamt
1. Platz 1 1
2. Platz 1 5 6
3. Platz 1 2 9 12
Top 10 3 17 3 4 20 47
Punkteränge 15 47 41 23 20 146
Starts 17 63 49 23 20 172
Stand: nach der Saison 2023/24

Olympische Winterspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse bei Olympischen Winterspielen:

Einzelwettbewerbe Staffelwettbewerbe
Sprint Verfolgung Einzel Massenstart Herrenstaffel Mixedstaffel
Olympische Winterspiele 2018 Olympische Winterspiele | Korea Sud Pyeongchang 58.
Olympische Winterspiele 2022 Olympische Winterspiele | China Volksrepublik Peking 33. 12. 51. 10.

Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltmeisterschaften Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Mixedstaffel Single-Mixedstaffel
Jahr Ort
2019 Schweden Östersund 23. 24.
2020 Italien Antholz 26. 40. 28. 10.
2021 Slowenien Pokljuka 23. 44. 40.
2023 Deutschland Oberhof 8. 6. 21. 5.
2024 Tschechien Nové Město 19. 14. 15. 14. 4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Johannes Kühn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Kühn. Eurosport, abgerufen am 13. April 2024.
  2. he/Mühldorfer Anzeiger: Tüßling ist "aus dem Häuschen" auf innsalzach24.de. 4. Februar 2010. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  3. Biathlet Kühn ist Weltmeister im Sprint auf ovb-online.de. 2. Februar 2010. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  4. a b Profil von Johannes Kühn auf viessmann climate solutions. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  5. Stephanie Brenninger: »Ich hoffe, dass möglichst viele Rennen stattfinden werden« auf traunsteiner-tagblatt.de. 11. November 2020. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  6. a b c Profil von Johannes Kühn auf dsv-jahrbuch.de. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  7. Markus Lüttgens: Deutsche Kader-Einteilungen im Biathlon offiziell bekanntgegeben (Memento vom 22. Mai 2011 im Internet Archive) auf biathlon-online.de.
  8. SID: Deutsche Biathleten enttäuschen in Pokljuka auf merkur.de. 13. Dezember 2012. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  9. Saskia Aleythe: Johannes Kühn wird es schwindelig in Ruhpolding auf sueddeutsche.de. 15. Januar 2016. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  10. Biathlet Kühn muss pausieren auf deutscherskiverband.de. 16. November 2016. Abgerufen am 22. Oktober 2023; Biathlet Johannes Kühn kämpft sich zurück auf ovb-online.de. 17. Februar 2017. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  11. Andreas Mayr: Nach Dahlmeier: Bald weiterer Werdenfelser im Weltcup? auf merkur.de. 16. Juni 2017. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  12. dpa: Neun Schuss ins Schwarze: Johannes Kühn landet auf Rang drei auf welt.de. 10. Januar 2020. Abgerufen am 22. Oktober 2023. Zwischen 2017/18 und 2022/23 traf Kühn stehend jeweils zwischen 62 % und 68 % der Schüsse, während er liegend in seiner besten Saison 2019/20 eine Trefferquote von 94 %.
  13. SID: „Ich war mental am Ende“ auf faz.net. 9. März 2021. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  14. Franz Aichinger: Johannes Kühn bester Deutscher im Gesamtweltcup – Biathlet aus Tüßling beendet konstante Saison auf dem 12. Platz auf pnp.de. 19. März 2024. Abgerufen am 13. April 2024.
  15. Volker Kreisl: Kühn rüttelt an der Biathlon-Ordnung auf sueddeutsche.de. 4. Dezember 2018. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  16. dpa: Biathlon-Überraschung durch Kühn - Schempp: "Hut ab" auf sueddeutsche.de. 10. Dezember 2021. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  17. Volker Kreisl: Stärker als der Oberschenkel auf sueddeutsche.de. 12. Dezember 2021. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  18. Einzel ohne Bronze-Mann Doll auf sport1.de. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  19. SID: Kühn: „Null“ Erwartungen an Olympia auf sport1.de. 28. Januar 2022. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  20. Jonas Klinke: Olympia 2022 - Deutsche Biathleten bleiben in Peking erstmals seit 2010 ohne Medaille: "Bitter und enttäuschend" auf eurosport.de. 18. Februar 2022. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  21. Abschluss der Deutschen Biathlon Meisterschaft in Ruhpolding auf biathlon-aufschalke.de. 15. September 2015. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  22. Ilka Schweikl: Johannes Kühn und Karolin Horchler sind Deutsche Meister im Sprint auf xc-ski.de. 8. September 2018. Abgerufen am 22. Oktober 2023.