John Constable

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John Constable: Selbstporträt, 1806

John Constable RA (* 11. Juni 1776 in East Bergholt, Suffolk; † 31. März 1837 in London-Hampstead) war ein Vertreter der romantischen Malerei (Landschaftsmalerei) in England. Sein Werk lebt aus der Spannung zwischen genauer Naturbeobachtung (z. B. Himmels- und Wolkenstudien) und der Vernachlässigung der Linie zugunsten der Farbwirkung. Neben vielen Landschaftsbildern malte er auch Porträts, Pferde und Stillleben.

Leben und Werk

Frühe Jahre

John Constable wurde als viertes von insgesamt sechs Kindern des Ehepaars Golding Constable und seiner Frau Ann Constable in East Bergholt in Suffolk geboren. Seine Geschwister waren Ann (1768–1854), Martha (1769–1845), Golding (1774–1838), Mary (1781–1865) und Abram (1783–1862).

Im Jahr 1783 besuchte er die Schule in Fordstreet, Essex, dann eine Schule in Lavenham, von der er wegen eines brutalen Hilfslehrers entfernt wurde. Stattdessen besuchte er die Dedham Grammar School. Ab 1792 arbeitete er zunächst im Betrieb seines Vaters, der mit Getreide, Kohle und anderem handelte. Zwei Jahre später ging er zusammen mit einem Angestellten seines Vaters nach Norfolk um zu zeichnen. Am 29. Januar 1799 traf er bei den Cobbold’s in Ipswich auf Priscilla Wakefield, die ihm einen Brief übergab, um einen Joseph Farington RA zu treffen. Im gleichen Jahr erhielt er die Zustimmung seiner Eltern Kunst in London zu studieren und trat am 4. März 1799 als Proband in die Royal Academy in London ein, wo er die Klassen in Stillleben und Anatomie belegte und auch die alten Meister studierte, die er zu kopieren erlernte. Während der Zeit seines Studiums wurde er von den Bildern der Künstler Thomas Gainsborough, Claude Lorrain, Peter Paul Rubens, Annibale Carracci und Jacob van Ruisdael inspiriert. Im Mai 1802 entstanden mehrere Zeichnungen von Windsor Castle und Constable lehnte einen Posten als Zeichenlehrer an der Marlow Military Academy ab, ein Schritt, der nach Benjamin West, Präsident der Royal Academy, das Ende der künstlerischen Karriere Constables bedeutet hätte. 1803 hatte er seine erste Ausstellung in der Royal Academy. Im selben Jahr kaufte Constable ein Atelier in East Bergholt.[1]

Im Jahr 1806 entstanden Skizzen von zwei der Töchter der Familie Cobbold, die ersten einer Serie von über hundert Skizzen, gezeichnet in Bleistift, Tusche und Tinte sowie Aquarell, von meist jungen attraktiven Frauen in häuslicher Umgebung, lesend, sich unterhaltend, schlendernd, tanzend oder posierend in anmutiger Haltung, einzeln oder in kleinen Gruppen.[2]

Heirat und erste Ausstellung

John Constable: Porträt der Maria Bicknell, 1816

1809 verliebte er sich in die zwölf Jahre jüngere Beamtentochter Maria Bicknell. Im März 1815 starb seine Mutter Ann Constable. Ein Jahr später, am 19. Mai 1816, starb sein Vater, Golding Constable. Am 2. Oktober 1816 heiratete er Maria Bicknell in der Londoner Kirche St. Martin-in-the-Fields; die Flitterwochen verbrachten sie in Osmington, Dorset. 1817 bezog er ein Haus in der Keppel Street Nr. 1 in Bloomsbury. Am 4. Dezember desselben Jahres wurde ihr erstes Kind, John Charles, geboren, dem später sechs weitere folgten. Im Mai 1819 stellte Constable The White Horse, eines seiner großen Bilder, fertiggestellt im gleichen Jahr, in der Royal Academy aus und wurde am 1. November zum außerordentlichen Mitglied der Royal Academy ernannt.[3] Im Jahr 1824 erhielt Constable eine Goldmedaille vom französischen König. Die Ausstellung zweier seiner Werke im Salon in Paris hatte maßgeblichen Einfluss auf die französischen Landschaftsmaler (Schule von Barbizon).

Letzte Jahre

Nach der Geburt des siebten Kindes Lionel Bicknell im Januar 1828 wurde Maria krank und starb im November im Alter von 41 Jahren an Lungentuberkulose. In tiefer Trauer kleidete sich Constable von diesem Zeitpunkt an ganz in Schwarz und kümmerte sich allein um seine sieben Kinder bis zu seinem Lebensende.[4] Im Februar 1829 wurde er in die Royal Academy of Arts in London gewählt.

John Constable starb unerwartet in der Nacht vom 31. März 1837. Er wurde in Hampstead beerdigt.

Werke

Bild Titel Jahr Größe/Material Eigentümer/Sammlung
Flowers in a glass vase
Blumen in einer Glasvase
ca. 1814 50 × 33 cm
Öl auf Papier
Victoria and Albert Museum, London
Wolkenstudie 1821 37 × 49 cm
Öl auf Papier
National Gallery of Victoria, Melbourne
The Grove, or the Admiral’s House, Hampstead
Das Haus des Admirals in Hampstead
1821–22 60 × 50 cm
Öl auf Leinwand
Alte Nationalgalerie Berlin
Kathedrale von Salisbury 1821–22 89 × 114 cm
Öl auf Leinwand
Museu de Arte de São Paulo
The Cornfield
Das Kornfeld
1826 143 × 122 cm
Öl auf Leinwand
National Gallery, London
Seascape Study with Rain Cloud
Seestück mit Regenwolken
1827 22,2 × 31,1 cm
Öl auf geleimtem Papier
Royal Academy of Arts, London

Ausstellungen

Zitate

  • Constable hat seine Malerei mit Gefühl verglichen, als er seinem Freund John Fisher 1821 schrieb: „Painting is but another word for feeling“. (zitiert nach: Parkinson 1998, S. 9.)
  • Ich möchte Ihnen zeigen, dass es sich bei unserem Beruf um eine Profession mit einer ordentlichen Ausbildung handelt; sie ist ebenso wissenschaftlich wie poetisch, und die Vorstellung allein vermochte noch niemals – und wird es niemals tun – Werke hervorzubringen, die dem Vergleich mit der Wirklichkeit standhalten. (zitiert nach: Thornes 2004, S. 148.)
  • Malerei ist eine Wissenschaft und sollte als Untersuchung der Naturgesetze betrieben werden. Warum nicht die Landschaftsmalerei als einen Zweig der Naturphilosophie betrachten, bei dem die Bilder nur die Experimente sind? (zitiert nach: Thornes 2004, S. 148.)

Literatur

  • Peter D. Smith: Constable. 1. Auflage. Südwest, München 1984, ISBN 3-517-00836-2 (Originaltitel: Constable. Übersetzt von Armin Winkler).
  • Ian Fleming-Williams: Constable and his Drawings. Philip Wilson Publishers, London 1990, ISBN 0-85667-380-3.
  • Leslie Parris, Ian Fleming-Williams: Constable. The Tate Gallery 13. Juni bis 15. September 1991. Tate Publishing, London 1991, ISBN 1-85437-071-5 (englisch).
  • Ronald Parkinson: John Constable. The Man and His Art. V & A, London 1998, ISBN 1-85177-243-X.
  • Viktoria von der Brüggen: Zwischen Ölskizze und Bild. Untersuchungen zu Werken von John Constable, Eugène Delacroix und Adolph Menzel. 1. Auflage. Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Oxford / Wien 2004, ISBN 3-631-50207-9 (Dissertation).
  • John E. Thornes: John Constable. Kunst und Meteorologie. In: Heinz Spielmann, Ortrud Westheider (Hrsg.): Wolkenbilder. Die Entdeckung des Himmels. Hirmer, München 2004, ISBN 3-7774-2135-9 (Ausstellungskatalog).
  • Mark Evans: Constable. The Making of a Master. V & A Publishing, London, England 2014, ISBN 978-1-851778003.

Weblinks

Commons: John Constable – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Leslie Parris, Ian Fleming-Williams: Constable. The Tate Gallery 13. Juni bis 15. September 1991. London 1991, S. 19 f.
  2. Ian Fleming-Williams: Constable and his Drawings. London 1990, S. 66.
  3. Leslie Parris, Ian Fleming-Williams: Constable. The Tate Gallery 13. Juni bis 15. September 1991. London 1991, S. 27.
  4. Parkinson: John Constable. 1998, S. 33 f.
  5. Erfinder wird nur, wer die Erfindungen anderer kennt in FAZ vom 11.Dezember 2014, Seite 13