John E. Woods

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John Edwin Woods (* 16. August 1942 in Indiana; † 15. Februar 2023[1] in Berlin) war ein US-amerikanischer Übersetzer deutschsprachiger Literatur, vor allem aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkte seiner Übersetzungstätigkeit waren die Romane Thomas Manns und das erzählerische Gesamtwerk von Arno Schmidt, darunter auch dessen für unübersetzbar gehaltenes magnum opus Zettel’s Traum.

Übersetzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Woods kam 1971 aus Ohio nach Tübingen und nahm dort unter Jürgen Moltmann das Studium der Theologie auf. Eine Deutschlehrerin am Goethe-Institut Schwäbisch Hall machte ihn mit Arno Schmidts Aus dem Leben eines Fauns bekannt, und, so Woods später, „eine Welt tat sich auf“.[2]

Zurückgekehrt in die USA, dachte er daran, Schriftsteller zu werden, gab aber seine eigenen schriftstellerischen Ambitionen wegen anhaltender Schreibblockaden auf. Die Lektüre von Schmidts Abend mit Goldrand gab den Anstoß zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Autor.[3] Woods versuchte sich an einer Übertragung in seine Muttersprache, die mehrere Jahre in Anspruch nahm. Das Manuskript gelangte an die einflussreiche deutsch-amerikanische Verlegerin Helen Wolff, die das Erscheinen der später mehrfach ausgezeichneten Übersetzung ermöglichte.

In den Folgejahren übernahm Woods die Übersetzung bedeutender deutschsprachiger Belletristik, vornehmlich der literarischen Moderne und der Gegenwartsliteratur. Das Romanwerk Thomas Manns erfuhr damit in Teilen die längst erforderliche Neuübersetzung, denn die Erstübersetzungen Helen Lowe-Porters gelten heute als überholt. Arno Schmidts vielschichtige und anspielungsreiche, von Woods selbst liebevoll als "fairy tales for adults" umschriebene Prosa blieb jedoch sinnstiftend für Woods’ übersetzerische Tätigkeit, die er als Liebeserklärung an seine Muttersprache verstand.[4]

Aus der anfänglich rein privaten Leidenschaft wurde durch Jan Philipp Reemtsma ein Dauerauftrag für die Übertragung des erzählerischen Gesamtwerks von Arno Schmidt. Dieser Aufgabe kam Woods seit 1986 nach. Den Abschluss bildete die Übertragung von Schmidts monumentalem Werk Zettel’s Traum,[5] die im Jahr 2016 erschien. Woods hatte bereits zuvor erklärt, dass er seine Arbeit damit als vollendet ansehe und sich von der Übersetzertätigkeit gänzlich zurückziehen wolle.[6]

Woods lebte ab 2005 in Berlin.[7]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für seine Übersetzungen erhielt Woods zahlreiche Auszeichnungen. Für die Übersetzung von Schmidts Abend mit Goldrand erhielt er 1981 den National Book Award in der Kategorie Translation[8] sowie den PEN Translation Prize des PEN American Center, der ihm nochmals 1987 für Patrick Süskinds Das Parfum verliehen wurde. 1990 erhielt er den Schlegel-Tieck Prize for Translation der Society of Authors für die Übertragung von Christoph Ransmayrs Die letzte Welt. 1995 bekam er den Helen-und-Kurt-Wolff-Übersetzerpreis des Goethe-Instituts für seine Übersetzungen von Thomas Manns Zauberberg und Arno Schmidts Kurzromanzyklus Nobodaddys Kinder. Ebenfalls 1995 erhielt er den Ungar German Translation Award der American Translators Association[9] und 2008 wurde ihm die Goethe-Medaille verliehen. 2012 wurde Woods in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen.[1]

Ausgewählte Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Willi Winkler: Zum Tod von John E. Woods – Fahndung nach der Melodie. In: Süddeutsche Zeitung. 20. Februar 2023 (sueddeutsche.de [abgerufen am 20. Februar 2023]).
  2. John E. Woods: Dank. In: Übersetzen, 42 (2008), Heft 1, S. 4
  3. Mark Harman: A Conversation with John E. Woods. In: Translation Review. 44-45, 1994, S. 4, doi:10.1080/07374836.1994.10523614.
  4. Charlotte Ryland: Of Fiction and Fairy Tales: An interview with John E. Woods. New Books in German, archiviert vom Original am 17. September 2015; abgerufen am 22. September 2014.
  5. Kathryn Toolan: An Interview with John E. Woods. Dalkey Archive Press, abgerufen am 16. Mai 2015.
  6. Gabi Wuttke: Der begehrliche Wortarbeiter. NZZ, abgerufen am 16. Mai 2015.
  7. Gabi Wuttke: Ein sprachbesessener Amerikaner. Deutschlandradio Kultur, 14. Januar 2014, abgerufen am 22. September 2014.
  8. National Book Foundation. Awards 1981
  9. Ungar German Translation Award auf der Website der ATA