Jonas Lie

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Jonas Lie, um 1874

Jonas Laurits Idemil Lie (* 6. November 1833 auf Hoen Gård in Øvre Eiker bei Drammen; † 5. Juli 1908 in Stavern) war ein norwegischer Schriftsteller und Dramatiker.

Leben

Lie wuchs ab dem vierten Lebensjahr als Sohn eines Beamten in Tromsø auf und studierte von 1851 bis 1858 Rechtswissenschaften in Kristiania. Dort traf er Henrik Ibsen und Bjørnstjerne Bjørnson. Nach erfolgreichem Studium praktizierte Lie zwischen 1859 und 1869 als Rechtsanwalt in Kongsvinger.

1866 erschien seine Sammlung Digte, die ihn populär machte. Danach gab er seinen Beruf auf und arbeitete als Journalist. 1870 erschien die Novelle Den Fremsynte, die ihn finanziell unabhängig machte. 1871 unternahm er eine Reise in die Polarkreisregion. Dort schrieb er eine Sammlung von Volkserzählungen, Fortællinger og Skildringer fra Norge. Der Roman Tremasteren Fremtiden 1872 machte ihn international bekannt. Ab 1871 lebte und reiste Lie bis 1874 durch Italien, finanziert durch die norwegische Regierung. Während dieser Reise erschien 1873 seine Erzählung Fanfulla. Nach seiner Rückkehr erhielt er 1874 vom norwegischen Storting einen Ehrensold. Noch unter dem Einfluss einer Italienreise schrieb er 1875 die Erzählung Antonio Banniera und das Gedicht Faustina Strozzi. Seit Ende der 1870er Jahre lebte Lie zunächst in Norddeutschland, später dann in Bayern. Den Winter verbrachte er meist in Paris, den Sommer in Berchtesgaden. Nachdem er 1882 schon kurz nach Norwegen zurückgekehrt war, ließ er sich 1893 endgültig in Holskogen bei Kristiansand nieder.

Jonas mit seiner Frau Thomasine Lie 1892

Erste Anerkennung fand Lie durch seine lebendigen Natur- und Menschenschilderungen aus Nordnorwegen. Zum Schreiben animiert und gefördert wurde er durch seinen Freund Bjørnson. Spätere Werke, die durch eine ausgeprägte impressionistische Erzähltechnik und mystische Tendenzen gekennzeichnet sind, rücken soziale Konflikte ins Dämonische. In seinen Märchen ist auch der Einfluss der Neuromantik spürbar. Mit Bjørnson, Alexander Kielland und Ibsen zählt er zu den Großen Vier des 19. Jahrhunderts der norwegischen Literatur.

Lie wurde 1890 in die Kungliga Vetenskaps- och Vitterhetssamhället i Göteborg aufgenommen. 1904 zeichnete König Oskar II. ihn mit dem Großkreuz des Sankt-Olav-Ordens aus. Nach eigenem Bekunden von Thomas Mann und Herman Bang hatte Lie einen großen Einfluss auf deren Werk.

Werke

  • Digte. Gedichte. 1866.
  • Den Fremsynte. Novelle. 1870. (dt. Der Geisterseher. 1876.)
  • Fortællinger og Skildringer fra Norge. Erzählungen. 1872.
  • Tremasteren Fremtiden. Roman. 1872. (dt. Der Dreimaster Zukunft. 1872.)
  • Fanfulla. Erzählung. 1873.
  • Lodsen og hans Hustru. Roman. 1874. (dt. Der Lotse und seine Frau. 1874.)
  • Antonio Banniera. Erzählung. 1875.
  • Faustina Strozzi. 1875.
  • Rutland. Novelle. 1880.
  • Grabows Kat. Komödie. 1880.
  • Livsslaven. Novelle. 1883. (dt. Lebenslänglich verurteilt.)
  • Familien paa Gilje. Roman. 1883. (dt. Die Familie auf Gilje. 1894)
  • En Malstrøm. Novelle. 1884.
  • Kommandørens Døtre. Roman. 1886. (dt. Die Töchter des Kommandeurs. 1887.)
  • Et Samliv 1887. (dt. Eine Ehe. 1908.)
  • Troll. Erzählungen. 1892/92 (dt. 1897.)
  • Onde Magter. 1890. (dt. Böse Mächte. 1901.)
  • Niobe. 1893.
  • Naar Sol går ned. 1895. (dt. Wenn die Sonne untergeht)
  • Dyre Rein. 1896
  • Wulffie & Co. Drama. 1897.
  • Faste Forland 1899. (dt. 1899)
  • Naar Jerntæppet falder. 1901 (dt. Wenn der Vorhang fällt. 1908)
  • Ulfungerne. 1903. (dt. Wolfskinder.)
  • Østenfor Sol og vestenfor Maane og bagom Babylons Taarn. 1905. (dt. "Östlich von der Sonne, westlich vom Mond und hinter den Türmen von Babylon." 1907)

Literatur

  • Petter Aaslestad: Dømt til kunst. Jonas Lies romaner 1884–1905. Universitetsforlaget, Oslo 1992, ISBN 82-00-21287-4.
  • Ingard Hauge: Jonas Lies diktning. Gyldendal, Oslo 1970.
  • Erik Lie: Jonas Lies Erlebnisse. Haupt u. Hammon, Leipzig 1909.
  • Sverre Lyngstad: Jonas Lie. Twayne, Boston 1977, ISBN 0-8057-6274-4.

Weblinks

Commons: Jonas Lie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise