Jossyp Bokschaj

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Bokschaj-Büste in Uschhorod

Jossyp Jossypowytsch Bokschaj (ukrainisch Йосип Йосипович Бокшай, wiss. Transliteration Josyp Josypovyč Bokšaj; * 2. Oktober 1891 in Kobylezka Poljana, Königreich Ungarn, heute Oblast Transkarpatien; † 19. Oktober 1975 in Uschhorod)[1] war ein ukrainischer Maler. Er ist neben Adalbert Erdeli der bekannteste Vertreter der so genannten transkarpatischen Schule.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bokschaj, ein Priestersohn, besuchte das Gymnasium in Mukatschewo und studierte 1910 bis 1914[2] an der Budapester Kunstakademie bei Imre Révész,[1] einem Vertreter des kritischen Realismus.[3][4]

Im direkten Anschluss an sein Studium – bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges – wurde er im September 1914 in die österreichische Armee eingezogen und geriet 1915 in russische Gefangenschaft. Zunächst in Lagerhaft, war er später als Gefangener beim Eisenbahnbau in Jekaterinoslaw eingesetzt.[5] Ein Gutsbesitzer im Gouvernement Jekaterinoslaw, der ihn zum Schluss der Gefangenschaft eine Zeitlang beherbergte, ermöglichte ihm das Malen.[6]

1918 wurde er in seine Heimat entlassen, war in Uschhorod zunächst als Maler tätig und erteilte am dortigen Gymnasium Zeichenunterricht.[6] 1921 – die Karpatoukraine gehörte inzwischen zur jungen Tschechoslowakei – nahm Bokschaj an der ersten Kunstausstellung der Region teil und gründete 1922 die transkarpatische Künstlervereinigung. Seine erste größere Einzelausstellung hatte er 1926 in Prag.[6][7] Zusammen mit Erdeli gründete Bokschaj 1927 die erste Kunstschule in der Karpato-Ukraine, die bis heute Bestand hat, in der Sowjetzeit zunächst als Fachoberschule, heute als Bokschaj-Erdeli-Kunst-College.[8]

Bokschaj schuf hunderte Landschaftsgemälde und insbesondere in der Sowjetzeit realistisch-volkstümliche Monumentalwerke. Die Wandmalereien der Kathedrale in Uschhorod wurden 1939 von ihm ausgeführt,[6] außerdem weitere Kirchenmalereien in der Karpatenregion sowie in Ungarn und der Slowakei. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Karpato-Ukraine zur Sowjetunion; Bokschaj wurde in den 50er Jahren einer der führenden Vertreter des Oblast-Künstlerverbandes und erhielt die u. a. die Auszeichnung Volkskünstler der UdSSR.[1] 1951 bis 1957 lehrte er am Lemberger Kunstinstitut. Außerdem war er seit 1958 korrespondierendes Mitglied der sowjetischen Kunstakademie.[9]

Jossyp Bokschaj erblindete vier Jahre vor seinem Tod an den Folgen einer schweren Diabetes-Erkrankung und starb 1975 in Uschhorod.[10] Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof „Kalvarienberg“.[6]

1990 wurde das Transkarpatische Regionale Kunstmuseum (Закарпатський обласний художній музей ім. Й. Бокшая) nach Jossyp Bokschaj benannt[2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jossyp Bokschaj – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Бокшай Йосип Йосипович. In: Mykola Baschan (Hrsg.): Українська радянська енциклопедія. 2. Auflage. Band 1. Kyjiw 1977, S. 512.
  2. a b Йосип Бокшай обожнював осінь і Ужгород @ Закарпаття онлайн. Abgerufen am 14. März 2023.
  3. Zsolt Wittek: Jegyzett magyar festőművészek almanachja 1800-1914: adattár. Orlikon, 2005, ISBN 978-963-218-118-9, S. 109.
  4. Pogány Ö. Gábor (Hrsg.): Művészettörténeti értesítő. Band 13 – 14. Akadémiai Kiadó., 1964, ISSN 0027-5247, S. 240.
  5. post: • 120 років тому народився Йосип Бокшай • ЗакарпатПост •. In: zakarpatpost.net. 3. Oktober 2011, abgerufen am 14. März 2023 (ukrainisch).
  6. a b c d e Бокшай Йосип — Grynyov Art Collection. Abgerufen am 14. März 2023 (ua).
  7. Йосип Бокшай. In: «Українці в світі» ukrainians-world.org.ua. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. August 2016; abgerufen am 14. März 2023.
  8. 120 років тому народився Йосип Бокшай • ЗакарпатПост •. In: zakarpatpost.net. 3. Oktober 2011, abgerufen am 14. März 2023 (ukrainisch).
  9. Йосип Бокшай (1891–1975): "Треба створювати чесне мистецтво, як це робили старі майстри" @ Закарпаття онлайн. Abgerufen am 14. März 2023.
  10. Йосип Бокшай. In: Бібліотека українського мистецтва. Abgerufen am 14. März 2023 (ukrainisch).