Juan de Salazar y Espinosa

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Statue zu Ehren von Juan de Salazar y Espinosa in Asunción

Juan de Salazar y Espinosa, auch Salazar de Espinosa (* 1508 in Espinosa de los Monteros; † 1560[1] in Asunción), war ein spanischer Conquistador und Entdecker im Gebiet des Río de la Plata.

Leben

Das Flusssystem des Río de la Plata

Gründung der La-Plata-Kolonie

Im Jahre 1535 verließ Juan de Salazar de Espinosa Spanien im Alter von 27 Jahren mit der vom Adelantado Don Pedro de Mendoza y Luján befehligten Südamerikaexpedition, die Mitte Januar 1536 die Mündung des Río de la Plata erreichte und dort das Fort Nuestra Señora Santa María del Buen Ayre (bei der heutigen argentinischen Hauptstadt Buenos Aires) errichtete. Mendoza schickte eine Gruppe von Konquistadoren unter Leitung von Juan de Ayolas ins Landesinnere, um den Lauf des Silberflusses zu erkunden – in der Hoffnung, einen Verbindungsweg zwischen dem La-Plata-Gebiet und den spanischen Besitzungen in der Provinz Neu-Toledo (Peru und Bolivien) zu finden. Als die Expedition nicht zurückkam und die Besatzung von Buen Ayre durch Indianerangriffe und Mangel an Ressourcen in Bedrängnis geriet, schickte Mendoza eine zweite Gruppe unter Leitung von Juan de Salazar de Espinosa aus, um nach Ayolas zu suchen. Auf ihrer Suche zog die Gruppe Salazars auf den Spuren Ayolas den Paraná und Paraguay aufwärts in Richtung Norden. Am 15. August 1537 gründete Juan de Salazar de Espinosa gegenüber der Stelle, wo der Río Pilcomayo in den Hauptstrom des Río Paraguay mündet, das Fort und die Siedlung Nuestra Señora Santa María de la Asunción, woraus die Stadt Asunción hervorgehen sollte, die spätere Hauptstadt Paraguays. Dort trafen im Jahr darauf unter Führung Domingo Martínez de Iralas die Überlebenden der Vorgängerexpedition ein, nachdem Juan de Ayolas ihren Berichten zufolge von Indianern im Gebiet des Gran Chaco getötet worden war.

Da Pedro de Mendoza Südamerika im April 1537 verlassen hatte und auf der Überfahrt nach Spanien verstorben war, übernahmen Salazar de Espinosa und Martínez de Irala die Führung der La-Plata-Kolonie. Im Jahre 1538 wurde Juan de Salazar zum Bürgermeister (Alcalde) der neuen Ansiedlung Asunción gewählt, während Irala offenbar den Gouverneurstitel erhielt, jedenfalls in Abwesenheit eines offiziell dazu bestellten Beamten die königliche Autorität ausübte. 1541 verfügte Martínez de Irala die Übersiedlung der führerlosen und durch Indianerangriffe geschwächten Bewohner von Buenos Aires nach Asunción, das damit zum Zentrum der neuen Kolonie im Rio-de-la-Plata-Gebiet avancierte. Am 16. September 1541, erhielt Asunción von König Karl I. die Stadtrechte verliehen.

Rückkehr nach Spanien

Der 1540 von Cádiz aufgebrochene, vom König ernannte Nachfolger von Mendoza, der Adelantado Álvar Núñez Cabeza de Vaca, landete inzwischen mit 400 Männern auf der Isla Santa Catalina vor der heutigen brasilianischen Küste und begab sich auf einen anstrengenden Urwaldmarsch nach Asunción, das er im März 1542 erreichte und die Regierung übernahm. Der politisch ungeschickt, in den Augen der Siedler zu „tyrannisch“ und indianerfreundlich agierende Adelantado wurde jedoch nach vielfachen Protesten und verschiedenen Verschwörungen 1544 von seinen Gegnern (darunter Irala) gestürzt und nach zehnmonatiger Haft zur Rückkehr nach Spanien verurteilt, während Irala von den Kolonisten zum Gouverneur gewählt wurde und die Führung im La-Plata-Gebiet an sich nahm. Juan de Salazar de Espinosa sollte den abgesetzten Adelantado begleiten und in Spanien wegen Machtmissbrauchs anklagen; sie schifften sich im März 1545 in Asunción an Bord des Schiffes El Comunero auf dem Paraguay ein. Tatsächlich wurde Núñez in Spanien verurteilt, allerdings erkannte der König die Herrschaft Iralas nicht an und ernannte 1547 einen neuen Adelantado. Der selbst von Anschuldigungen freigesprochene Salazar wurde gleichzeitig zum königlichen „Schatzmeister des Silberflusses“ (Tesorero del Río de la Plata) ernannt und sollte den neu ernannten Gouverneur, den extremenischen Kleinadligen Juan de Sanabria, zusammen mit 600 Siedlern und Soldaten (unter denen sich nach königlicher Anweisung auch 100 heiratsfähige Frauen und junge Familien befinden sollten, um die Kolonie „zu bevölkern“) nach Asunción begleiten. Allerdings verstarb Juan de Sanabria 1549 während der Vorbereitung seiner Überfahrt in Sevilla noch vor der Abreise. Nach schwierigen Verhandlungen mit der Krone einigten sich die Erben und die königliche Indienbehörde darauf, dass der minderjährige Sohn Sanabrias, Diego, den Adelantado-Titel erben und Sanabrias Witwe Mencía Calderón, die Stiefmutter Diegos, die Expedition zusammen mit Juan de Salazar de Espinosa leiten sollte. Kosten und Risiko der Unternehmung waren ausschließlich von den Ausrüstern zu tragen, also den Erben des verstorbenen Adelantado und seinen Mitunternehmern. Vonseiten der Krone wurde großer Wert auf den Transport der Siedler gelegt, mit dem vor allem „blutreine“ (d. h. nicht von Juden oder Mauren abstammende) kastilische Familien mit Kindern, junge Ehepaare und heiratsfähige kleinadelige Frauen in die Kolonie gebracht werden sollten, um der wegen der geringen Zahl der Siedler und fehlender Frauen befürchteten Gefahr einer Vermischung zwischen Spaniern und Indianern (Mestizaje) entgegenzuwirken.

Sanabria-Expedition

Die Reise sollte in zwei Gruppen zu jeweils drei Schiffen stattfinden, von denen Salazar de Espinosa in Begleitung von Mencía Calderón die erste, 1550 aufgebrochene und aus drei Schiffen bestehende Expedition führen und der 18-jährige Adelantado Diego de Sanabria zehn Monate später mit den restlichen drei Schiffen nachfolgen und bei seiner Ankunft die Führung der La-Plata-Kolonie übernehmen sollte. Beide Teilexpeditionen verschwanden jedoch über lange Zeit spurlos oder wurden aus den Augen verloren; der 1552 verspätet aufgebrochene Diego kam nie in der La-Plata-Region an und blieb nach verschiedenen Irrfahrten mit seinen Schiffen vermisst; seine Stiefmutter und Juan de Salazar de Espinosa erreichten Asunción erst im Oktober bzw. November 1555 in zwei getrennten Gruppen mit insgesamt etwas mehr als 50 Personen, davon 21 Frauen.

Die aus drei Schiffen (der von Espinosa selbst kommandierten Nao San Miguel und zwei Karavellen) bestehende Flotte brach am 9. April 1550 von Sevilla auf und stach am nächsten Tag von Sanlúcar de Barrameda aus in See. An Bord befanden sich ca. 300 Personen, etwa 80 davon weiblichen Geschlechts, darunter die 33-jährige Witwe Mencía Calderón de Sanabria mit ihren beiden Töchtern und weitere verheiratete und unverheiratete Frauen aus der spanischen Extremadura. Die zumeist sehr jungen, allein reisenden „heiratsfähigen“ Mädchen sowie Familien mit Kindern wurden auf der San Miguel eingeschifft (etwa 50 weibliche Personen), während Ehepaare und in Begleitung ihrer Väter reisende Frauen auf der Karavelle Asunción untergebracht waren. Auf dem dritten Schiff, der Karavelle San Juan, wurden hauptsächlich Bewaffnete sowie das mitgeführte Vieh transportiert.

Die Schiffe erreichten am 20. April planmäßig La Palma, wo man für die Weiterfahrt günstigere Winde abwartete.[2] Während des zweimonatigen Aufenthalts auf der Kanareninsel kam es zu Streitigkeiten und einer versuchten Meuterei unzufriedener Mitreisender gegen Salazar de Espinosa, die aber glimpflich beendet werden konnte. Nach dem Aufbruch am 21. Juni segelte die Flotte weiter südwärts und geriet hinter Cabo Verde in einen sehr schweren Sturm, bei dem die beiden kleineren Schiffe verloren gingen und die San Miguel an die Küste von Guinea verschlagen wurde. Die Reisegruppe verbrachte einen Monat an der westafrikanischen Küste mit der Reparatur des Schiffs und der Wiederbeschaffung von Vorräten.

Kurz nach der Abfahrt wurden die San Miguel am 25. Juli 1550 von französischen Korsaren aufgebracht und ausgeraubt. Nach Verhandlungen mit Espinosa beließ der Korsarenkapitän, der sich Escource nannte und für ein Piraterieunternehmen aus La Rochelle tätig war, den Siedlern allerdings ihre Waffen und versprach, die Frauen unangetastet zu lassen. Hierüber setzten Mencía Calderón und Juan de Salazar de Espinosa nach dem Überfall ein Protokoll unter Zeugen auf, weil schon der Verdacht einer Schändung der großteils unverheirateten Mädchen auf der San Miguel durch die Piraten ihre Heiratschancen in der Kolonie zunichte gemacht hätte.

Anschließend gestaltete sich die Weiterreise sehr schwierig, weil die Vorräte erneut ersetzt werden mussten, notorischer Wassermangel und Unklarheit über die Position und den einzuschlagenden Kurs herrschten. Die Navigationsinstrumente waren verloren oder gestohlen worden und auf der Seekarte des Steuermanns war die Insel São Tomé nicht eingezeichnet, wie Salazar de Espinosa in einem späteren Brief klagte. Über einen Monat kreuzte das Schiff auf der Suche nach dem richtigen Ausgangspunkt für die Überquerung des Atlantiks orientierungslos durch den Golf von Guinea und stieß schließlich am 8. September 1550 eher durch Zufall auf die portugiesische Insel Ano Bom. Dort wurden Lebensmittel und Wasser gebunkert, und nach fünfzigtägigem Warten auf die richtigen Windverhältnisse setzten Salazar und sein Steuermann Juan Sánchez zur Fahrt über den Ozean nach Südamerika an. Nach einem Zwischenstopp auf der ebenfalls portugiesisch besetzten Insel Sankt Helena erreichte die San Miguel Mitte Dezember die der heutigen Küste Brasiliens vorgelagerte Insel Santa Catalina, die damals spanisch beansprucht und als Treffpunkt der Schiffe vereinbart war.

Dort fand man die Asunción wieder, die unter Kapitän Cristóbal de Saavedra über den Ozean gesegelt war, einem Vertrauten Juan Salazars, der den Treffpunkt nach einem Zwischenaufenthalt in São Tomé bereits im November 1550 erreicht hatte. Allerdings war die Asunción bei der Überfahrt in mehrere schlimme Stürme geraten (die der Deutsche Hans Staden beschreibt, der an dieser Reise teilnahm), hatte Menschenleben und Fracht verloren und war so schwer beschädigt, dass sie nur wenige Tage nach dem Treffen mit der San Miguel bei einer Umfahrung der Insel sank. Unter den elf Toten befand sich auch der Eigentümer des Schiffs, Francisco Becerra, der die Überfahrt mit seiner Familie auf der San Miguel mitgemacht hatte und gerade erst auf sein eigenes Schiff umgestiegen war. Das dritte Schiff der Expedition, der Transporter San Juan, traf nicht auf Santa Catalina ein und blieb verschollen.

Nachdem auch das Hauptschiff San Miguel gegen eine Felswand gedrückt wurde und zerschellte, gestaltete sich der Fortgang der Expedition zu einer mehrjährigen Odyssee. Nach jahrelangem Zwangsaufenthalt auf der Insel gelang den Schiffbrüchigen schließlich eine abenteuerliche Flucht nach Santos (damals ein kleiner portugiesischer Stützpunkt) auf der Insel São Vicente, wo es zu diplomatischen Verwicklungen mit den portugiesischen Behörden kam, die sie nicht weiterreisen lassen durften. Dort erfuhr Mencía Calderón auch vom Scheitern der Fahrt und vermutlichen Tod ihres Stiefsohns und der Tatsache, dass König Karl die Verhältnisse in Asunción nun zu akzeptieren gedachte. Juan de Salazar de Espinosa wurde schließlich von Mencía Calderón aus ungeklärten Gründen als Kapitän der Gruppe abgesetzt und durch ihren Schwiegersohn Hernando Trejo ausgetauscht, einen Edelmann, der sich auf der Reise in ihre ältere Tochter verliebt und diese geheiratet hatte.

Letztlich trennte sich Salazar de Espinosa im Februar 1555 in Santos von der Gruppe der übrigen Überlebenden und schlug sich mit etwa 20 Begleitern, darunter und der Witwe Fernando Becerras und ihre Töchter sowie sieben portugiesische Deserteure, auf einem achtmonatigen Fußmarsch über mehr als über 1400 km durch den Dschungel zum Paraguay durch; er kam im Oktober 1555 in Asunción an (einen Monat vor Mencía Calderón und dem Rest der Expedition, die unter Hernando Trejo einen anderen Weg gewählt hatten), wo damals immer noch der nun auch offiziell vom König zum Adelantado ernannte Irala herrschte.


Lebensabend

Nach dessen Tod 1556 und der Ernennung Gonzalo de Mendozas zu seinem Nachfolger, der ein Anhänger Espinosas war, verlebte dieser einen ruhigen Lebensabend und starb fünf Jahre später im Alter von 52 Jahren in der von ihm selbst gegründeten Stadt Asunción.

Anmerkungen

  1. nach anderen Angaben 1568
  2. Anna Greve zufolge (Die Konstruktion Amerikas. Bilderpolitik in den "Grands Voyages" aus der Werkstatt de Bry. Köln 2004, S. 139 u. Anm. 472), die darin wohl älteren Biografien von Hans Staden folgt (Rupp 1956, Fouquet 1957; vgl. ebda. S. 138 u. Anm. 469), legten die Schiffe vor ihrer Fahrt zu den Kanarischen Inseln wegen widriger Winde einen längeren Zwischenstopp in Lissabon ein. Die spanische Sekundärliteratur zur Sanabria-Expedition, auf die sich dieser Artikel stützt, weiß davon allerdings nichts.

Weblinks