Julius Mosen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Julius Mosen
Gedicht von Julius Mosen: Die letzten Zehn vom vierten Regiment
Denkmal in Plauen (Vogtland) unterhalb des Rathauses
Gedenkstein in Kohren
Wohnhaus mit Gedenktafel in Kohren
Gedenktafel für die Schöpfer des Andreas-Hofer-Lieds in Innsbruck
Büste in Oldenburg auf dem Julius-Mosen-Platz

Julius Mosen, eigentlich Julius Moses (* 8. Juli 1803 in Marieney; † 10. Oktober 1867 in Oldenburg (Oldb)) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller, der heute vor allem als Dichter des Andreas-Hofer-Liedes bekannt ist.

Familiärer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Julius Moses wurde als Sohn von Johannes Gottlob Moses geboren, der als Kantor und Schulmeister in der Gemeinde von Marieney wirkte. Die ursprünglich jüdische Familie findet sich Mitte des 16. Jahrhunderts in Prag.[1] Der Familienname und seine Änderung durch Julius in „Mosen“ im Jahr 1844 war bis in die jüngste Gegenwart immer wieder Anlass, die Familie mit der jüdischen Religion in Verbindung zu bringen. Vater und Großvater aber waren in Marieney bzw. Arnoldsgrün evangelische Pfarrer und Kantoren. In Marieney gab es außerdem keine jüdische Gemeinde, in der der Vater von Julius Mosen gewirkt haben soll, wie anlässlich seines 200. Geburtstages zu lesen war.[2] Auch die bis ins 16. Jahrhundert erforschten Ahnen gehörten dem christlichen Glauben an.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Julius besuchte das Gymnasium in Plauen und nahm 1822 ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Jena auf, wo er sich im selben Jahr der Burschenschaft Germania Jena anschloss.[4] Mosen wechselte die Hochschule und wurde an der Universität Leipzig am 5. Mai 1825 ebenfalls für das Fach Jura immatrikuliert.[5]

Für ein Gelegenheitsgedicht zum 50. Regierungsjahr des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar erhielt Mosen, seinen Erinnerungen zufolge, 1823 nicht nur die Anerkennung durch Johann Wolfgang von Goethe, sondern auch eine Geldprämie, mit der er eine dreijährige Italienreise teilweise finanzieren konnte;[6] weitere Mittel brachte die Herausgabe der Dichtungen von Ludwig Gotthard Kosegarten (ab 1824).

Während seines Aufenthaltes in Italien empfing er Anregungen zu seinen bedeutendsten epischen und dramatischen Werken (Ritter Wahn, Cola Rienzi, Der Kongreß von Verona). Bei Ritter Wahn handelt es sich um die erheblich erweiterte Nachdichtung – Mosen selbst nennt das Werk auf der Titelseite „Bearbeitung“ – des Liedes Il cavaliere Senso[7] in 52 Stanzen eines unbekannten Mandolinenspielers in 749 Terzinen; aus den ursprünglichen 416 wurden so 2247 Zeilen.

„Im Liede von Ritter Wahn, welches vor sieben Jahren in Leipzig im Drucke erschienen ist, habe ich den Gegensatz von Ahasver – die zur Vereinigung mit Gott in der Unsterblichkeit ringende Seele – zur poetischen Anschauung zu bringen gesucht, während jetzt in Ahasver die in irdischem Dasein befangene Menschennatur, gleichsam der in einem Einzelwesen verleiblichte Geist der Weltgeschichte, erst in unbewußtem Trotze, dann endlich mit deutlichem Bewußtsein dem Gotte des Christenthums sich schroff gegenüberstellt.“

Julius Mosen: Anmerkungen zu Ahasver. Episches Gedicht (Leipzig 1838), S. 184

Insbesondere die Darstellung der Ahasver-Figur wurde nach der Veröffentlichung des Epischen Gedichts mehrfach u. a. von Karl Gutzkow und Ludwig Philippson kritisiert.[8]

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland nahm er das Studium 1826 wieder auf und schloss es 1828 mit dem juristischen Examen ab. Danach arbeitete er von 1828 bis 1830 in Markneukirchen als Rechtsanwaltsgehilfe, ab 1831 bis zu seiner Übersiedelung nach Dresden als Gerichtsaktuar in Kohren (heute Kohren-Sahlis, Stadt Frohburg) bei Leipzig. Hier entstanden zwei seiner bedeutendsten lyrischen Werke Die letzten Zehn vom vierten Regiment (5. Januar 1832) und das Andreas-Hofer-Lied (11. März 1832).[9] 1835 ließ er sich als Rechtsanwalt in Dresden nieder[10], wo er Mitglied der Freimaurerloge Zu den drei Schwertern wurde. In dieser Zeit entstanden vorwiegend Dramen. Im Jahre 1844 übersiedelte er nach Oldenburg, wo er als Dramaturg am Oldenburgischen Hoftheater tätig war. Im selben Jahr wurde der Familienname Moses durch Dresdner Ministerialerlass in Mosen geändert. Mosen erkrankte 1846 an einer rheumatischen Krankheit und war die letzten zwanzig Jahre seines Lebens bettlägerig.

Friedrich Wilhelm Graupenstein porträtierte ihn auf dem Totenbett.[11] Sein Grab befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof (Oldenburg).

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mosen war verheiratet und mehrfacher Vater. Sein älterer Sohn Erich fiel während des Deutsch-Französischen Krieges am 16. August 1870 in der Schlacht bei Mars-la-Tour. Sein jüngerer Sohn Reinhard Mosen[12] wurde oldenburgischer Hofbibliothekar. Er unterstützte seinen Vater bei der Herausgabe von dessen Erinnerungen (1863) und lieferte ein Vorwort zur revidierten Ausgabe von 1893.[13]

Künstlerisches Schaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein bekanntestes Gedicht ist der Text des Andreas-Hofer-Liedes („Zu Mantua in Banden“), das heute Landeshymne des österreichischen Bundeslandes Tirol ist. In dem Gedicht Die letzten Zehn vom vierten Regiment verherrlichte er die Tapferkeit der polnischen Aufständischen während des Novemberaufstandes in der Schlacht von Ostrołęka.

In Leben und Werk von Mosen lassen sich drei Leidensmotive feststellen: die Heimatliebe, der Freiheitskampf und schließlich auch die heute zerstörte deutsch-jüdische Symbiose.

In den Erinnerungen schreibt er von der „Anhänglichkeit an die heimatliche Erde des Vogtlandes“, das den Blick anziehe, „als müsste dort weit hinten in der Ferne unter den harztropfenden Tannen, dort wo die Berge terrassenartig in dunkler Bläue emporsteigen, irgendein Geheimnis verborgen sein, das uns an sich lockt und sich uns gern enthüllen möchte.“ Die Vogtländer sind für ihn die „sächsischen Tyroler, nur genügsamer, nur regsamer, nur hartnäckiger in Verfolgung ihres Zieles, doch ebenso bieder, wenn auch derber.“

So heißt es in seinem – von mehreren Komponisten vertonten – Gedicht Aus der Fremde[14]:

Wo auf hohen Tannenspitzen,
Die so dunkel und so grün,
Drosseln gern verstohlen sitzen,
Weiß und rot die Moose blüh’n;
Zu der Heimat in der Ferne
Zög’ ich heute noch so gerne.

Wo in’s Silber frischer Wellen
Schaut die Sonne hoch herein,
Spielen heimlich die Forellen
In der Erlen grünem Schein;
Zu der Heimat in der Ferne
Zög’ ich heute noch so gerne.

[…]

Wo die Hirtenfeuer brennen,
Durch den Wald die Heerde zieht,
Wo mich alle Felsen kennen,
Drüberhin die Wolke flieht;
Zu der Heimat in der Ferne
Zög’ ich heute noch so gerne.

[…]

Doch mein Leid ist nicht zu ändern,
Zieht das Heimweh mich zurück,
Hält mich doch in fremden Ländern
Unerbittlich das Geschick;
Zu der Heimat in der Ferne
Zög’ ich heute noch so gerne.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmale für Julius Mosen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Mosen. Ernst Balde, Cassel 1854 (MDZ Reader).
  • August SchwartzMosen, Julius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 359–368.
  • Reinhard Mosen: Julius Mosen. Eine biographische Skizze. Schulze, Oldenburg 1877.
  • Ludwig Geiger: Julius Mosen als Dramatiker. In: Bühne und Welt. 1903, S. 811–820 (Digitalisat).
  • Werner Mahrholz: Julius Mosens Prosa. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte der Romantik und des Jungen Deutschland (= Forschungen zur neueren Literaturgeschichte 41). Duncker, Weimar 1912.
  • Fritz Alfred Zimmer: Julius Mosen. Ein deutscher Dichter und Volksmann. Verlag Heimatwerk Sachsen, Dresden 1938.
  • Fred Frank Stapf: Julius Mosen. Der Vogtländer Dichter des Andreas-Hofer-Liedes. Kerschensteiner, Lappersdorf 1995 (2., erw. Aufl. Kerschensteiner, Lappersdorf 2001, ISBN 3-931954-06-4).
  • Hans-Wolf JägerMosen, Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 171 f. (Digitalisat).
  • Julius-Mosen-Gesellschaft e.V.: Mosen-Verzeichnis. Julius-Mosen-Ges., Marieney 2000.
    • Teil 1: Werke.
    • Teil 2: Sekundärliteratur.
  • Dieter Seidel: Julius Mosen. Leben und Werk. Eine Biografie. Kerschensteiner, Lappersdorf 2003, ISBN 978-3-931954-09-3.
  • Wolfgang Schrader, Hilmar Raddatz: Julius Mosen (1803–1867). Die Sammlung des Vogtlandmuseums Plauen zu Leben und Werk des Dichters. Kerschensteiner, Lappersdorf 2003.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 496–499.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Julius Mosen – Quellen und Volltexte
Commons: Julius Mosen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Wolf Jäger: Mosen, Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 171 f. (Digitalisat).
  2. im Magazin Freie Meinung.
  3. Dieter Seidel: Julius Mosen. Leben und Werk. Eine Biografie. Hrsg. Julius-Mosen-Gesellschaft e. V., 2003, S. 345–348.
  4. Detlef Storz: Feiern zum 200. Geburtstag des Dichters und Burschenschafters Julius Mosen (Germania Jena). In: Internet-Addendum 4 zur Ausgabe der Burschenschaftlichen Blätter 3/2003 (PDF (Memento des Originals vom 28. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burschenschaftliche-blaetter.de).
  5. Die Matrikel der Universität Leipzig, Teilband I: Die Jahre 1809 bis 1832, hrsg. von Gerald Wiemers und Jens Blecher, Weimar 2006, S. 303.
  6. (Erinnerungen. Fortgeführt, erläutert und herausgegeben von Dr. Max Zschommler Neupert, Plauen 1863, S. 71. Digitalisat)
  7. Das Lied vom Ritter Wahn. Eine uraltitalische Sage in vier und zwanzig Abenteuern. Bearbeitet von Julius Mosen. Barth, Leipzig 1831, Vorwort (S. IV).
  8. Karl Gutzkow: Julius Mosens Ahasver. In: Karl Gutzkow (Hrsg.): Vermischte Schriften. Band 2. J.J.Weber, Leipzig 1842.
  9. Wolfgang Schrader, Hilmar Raddatz: Julius Mosen (1803-1867). Hrsg.: Vogtlandmuseum Plauen. 1. Auflage. Kerchensteiner Verlag, Lappersdorf 2003, S. 14–16.
  10. Dieter Seidel: Julius Mosen. Leben und Werk. Eine Biografie. Plauen 2003.
  11. Bild des Julius Mosen, Dramaturg, auf dem Sterbebett, 10. Oktober 1867, gezeichnet von W. Graupenstein in der Landesbibliothek Oldenburg digital.
  12. Egbert Koolman: Mosen, Reinhard. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 482–483 (online).
  13. Dr. Reinhard Mosen: Vorwort. In: Erinnerungen. Fortgeführt, erläutert und herausgegeben von Dr. Max Zschommler Neupert, Plauen 1863.
  14. erschienen in: Sämmtliche Werke, Bd. 1, S. 121 f. (Digitalisat bei Google Books).
  15. Abbildung des Denkmals
  16. Abbildung mit Beschreibung