Jungle World

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Jungle World

Beschreibung Linke Wochenzeitung
Sprache Deutsch
Verlag Jungle World Verlags GmbH (Deutschland)
Hauptsitz Berlin
Erstausgabe 4. Juni 1997
Erscheinungsweise wöchentlich/donnerstags
Verkaufte Auflage 11.585 Exemplare
(Verlagsangabe, Januar 2011)
Chefredakteure Bernd Beier, Markus Ströhlein, Jörn Schulz
Geschäftsführer Irene Eidinger, Christine Pfeifer
Weblink jungle.world
ISSN (Print)
Jungle-World-Online-Logo bis 2008

Die Jungle World, herausgegeben in Berlin, ist eine politisch linke Wochenzeitung, die in Deutschland und Österreich vertrieben wird.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wochenzeitung Jungle World entstand im Jahr 1997 aus einem Arbeitskampf bei der Tageszeitung Junge Welt. Nachdem zunächst der Geschäftsführer Dietmar Koschmieder den amtierenden Chefredakteur Klaus Behnken abgesetzt hatte, trat aus Protest gegen diese Entscheidung die große Mehrheit der Redaktionsmitglieder in einen Streik und besetzte die Redaktionsräume.[1] An dem Streik beteiligten sich unter anderem Jürgen Elsässer, Martin Krauß und Stefan Ripplinger. Hintergrund der Auseinandersetzung war ein Streit über den weiteren politischen Kurs der Zeitung.[1][2][3] Die zunächst nur als Streikzeitung der Redaktionsmehrheit geplante Jungle World[2] wurde in der Anfangszeit in der Wohnung Klaus Behnkens, der ehemaligen WG der Band Ton Steine Scherben, am Tempelhofer Ufer 32 in Berlin-Kreuzberg, mit geliehenen Computern produziert.[4] Laut Eigendarstellung der Jungle World ging sie am 4. Juni 1997[5] erstmals ohne Startkapital oder eigene Produktionsmittel, „getragen nur von der großen Unterstützung der Leserinnen und Leser und der Solidarität anderer Medien“, als regelmäßig erscheinende Wochenzeitung in den Handel.[6][7]

Am 7. Juni 2017 erschien die 1000. Ausgabe der Zeitung. Diese wurde zum 20-jährigen Jubiläum komplett von ehemaligen Mitarbeitern verantwortet.

Politische Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zeitung ist parteilich unabhängig.[8] Ihrem Selbstverständnis nach will die Jungle World eine Plattform für unterschiedliche linke Positionen sein[3] und sieht sich als undogmatische linke Wochenzeitung[9] sowie als „wichtige Plattform für linke Debatten und subkulturelle Gegentrends“.[7] In der politischen Ausrichtung ist sie zwischen linksradikal[10] und unorthodox links einzuordnen und versteht sich insbesondere als „dezidiert nicht antizionistisch, antisemitisch und antiamerikanisch“.[11] Infolgedessen wird der dem politischen Spektrum des Antiimperialismus zuzurechnende Teil der Linken in der Jungle World regelmäßig vehement kritisiert, unter anderem als nationalistisch und unreflektiert.

Eine parlamentarische Anfrage, ob die Wochenzeitung „Jungle World“ linksextremistisch ausgerichtet sei, bejahte das Bundesfamilienministerium im Januar 2012 ausdrücklich nicht, erwähnte jedoch „Hinweise auf Veranstaltungen aus dem linksextremistischen Spektrum“ in der Jungle World und dass dort „regelmäßig unter anderem Fragestellungen des linksextremistischen antideutschen Spektrums aufgegriffen (werden)“.[12][13] In der taz beschrieb Deniz Yücel darauf, wie ihn im Jahr 2006 die spätere Familienministerin Kristina Schröder persönlich empfangen und ihm für die Jungle World ein längeres Interview gewährt hatte,[14] das in der Zeitung veröffentlicht wurde.[15]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das inhaltliche Spektrum der Zeitung deckt die klassischen Themengebiete der sozialen und linken Bewegungen ab. Dazu zählen unter anderem die Themen Antifaschismus[16], Antirassismus, (materialistischer) Feminismus, Kapitalismuskritik, Ökologie und soziale Kämpfe sowie linke Theoriebildung. Darüber hinaus setzt die Jungle World weitere Schwerpunkte in ihrer Berichterstattung bei den Themen Antisemitismus und Islamismus. Auch die Themen Wirtschaft, Wissenschaft, Internet und Sport[17] werden regelmäßig behandelt. In der Rubrik Deutsches Haus werden zudem wöchentlich Vorfälle aus Deutschland mit rechtsextremem Hintergrund dokumentiert. 2018 rief der Literaturkritiker Magnus Klaue die Kolumne Lahme Literaten ins Leben, die Verrisse von Autoren oder Genres enthält.[18]

Der Magazinteil der Jungle World heißt Dschungel[19] und liegt jeder Ausgabe bei. Das Magazin enthält unter anderem das Feuilleton, die Sportseiten sowie ein Dossier, in dem wechselnde Autoren in einem längeren Text zumeist politische oder sozialphilosophische Themen behandeln oder Vorabdrucke aus literarischen Werken veröffentlicht werden. Anfang 2015 wurde das Dossier als eigenständiges Ressort aufgelöst und dem allgemeinen Feuilleton eingefügt. Außerdem erscheint im Dschungel die Kolumne Talmi von Leo Fischer, dem ehemaligen Chefredakteur des Satiremagazins Titanic. Die den Magazinteil abschließende Comicseite ist nur in der Printausgabe verfügbar und enthält unter anderem Comicstrips und Zeichnungen von Andreas Michalke, Wolfgang Buechs[20] und 18Metzger[21].

Im Jungleblog[22] erscheinen unregelmäßig meist kürzere Beiträge zu tagesaktuellen Themen, die nur online veröffentlicht werden. In der Rubrik Von Tunis nach Teheran schreibt Thomas von der Osten-Sacken speziell über Themen des Nahen Ostens.[23]

Seit 1998 produziert die Redaktion der Zeitung einmal jährlich eine Sonderausgabe im (meist europäischen) Ausland.[24] Den redaktionellen Schwerpunkt bildet dabei die politische und kulturelle Situation des entsprechenden Landes. Im Jahr 2004 unterstützte die Kulturstiftung des Bundes einen zweiwöchigen Aufenthalt in Israel,[25] bei dem die Redaktion eine Israel-Sonderausgabe produzierte, die unter dem Slogan „Reise nach Jerusalem“ beworben wurde.[26][27] Im Jahr 2007 erschien anstelle einer Auslands- eine Geburtstagsausgabe zum zehnjährigen Bestehen der Zeitung.[28][29] 2014 produzierte die Redaktion aus Wien eine Österreich-Ausgabe.[30][31][32] Zum 20. Geburtstag produzierten Mischa Pfisterer und Malte Voß einen Film, in dem ehemalige und gegenwärtige Redaktionsmitglieder über die Geschichte der Jungle World referieren.[33]

Sämtliche Ausgaben sind auf der Webseite frei zugänglich archiviert. Die Artikel der jeweils aktuellen Ausgabe werden im Verlauf der Woche nach und nach freigeschaltet.[34]

Gestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Printausgabe ist unterteilt in einen 20 Seiten umfassenden Mantelteil im Berliner Format und einen 24 Seiten umfassenden Magazinteil im halben Berliner Format.[35] Als Schriftarten verwendet die Jungle World die von dem Typografen und Schriftentwerfer Lucas de Groot eigens für die Zeitung designten Schrifttypen Floris JW und Floris Text.[36]

Mit der 7. Ausgabe 2016 wurde ein neues Design eingeführt.[37] Unter anderem wurde die Titelseite übersichtlicher gestaltet und der Mantelteil von drei auf fünf Spalten umgestellt. Als Logo der Printausgabe fungiert ein großes „J“.

Auflage und Vertrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Eigenangaben erschien die Zeitung im Jahr 2015 wöchentlich bundesweit mit einer Auflage von 16.000 Exemplaren, wobei die verkaufte Auflage 2011 bei 11.585 Exemplaren lag, davon etwa 6300 Abonnements.[38][39] Diese sind entscheidend für die Finanzierung der Zeitung.[7][40]

Die Jungle World wird vom Carnivora Verlagsservice vertrieben und ist an zahlreichen Bahnhöfen sowie in ausgewählten Kiosken und Buchhandlungen in Deutschland und Österreich erhältlich.[41]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Feuilleton-Übersicht Heute in den Feuilletons von Perlentaucher und Spiegel-Online werden in der Jungle World veröffentlichte Texte regelmäßig vorgestellt.[42]

Als nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 in der Jungle World auch Artikel veröffentlicht wurden, die ein militärisches Vorgehen von westlichen Staaten gegen al-Qaida oder die Taliban guthießen, wurde die Zeitung dafür von Antimilitaristen kritisiert.[43]

Regelmäßig kommen auch Autoren zu Wort, die dem politischen Spektrum der Antideutschen zugerechnet werden. Einerseits wird die Jungle World von der allgemein als „antideutsch“ eingestuften Zeitschrift Bahamas häufig kritisiert,[44] andererseits wurde die Zeitschrift unter anderem vom Verfassungsschutz des Landes Brandenburg im Jahr 2005 als eine der wichtigsten Publikationen des antideutschen Spektrums eingestuft.[45]

Autoren (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit ihrer Gründung im Jahr 1997 erschienen in der Zeitung unter anderem Beiträge von:

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ivo Bozic: Wie man einen Dschungel pflanzt. Jungle World, 27. Juni 2007, abgerufen am 20. Juni 2017.
  2. a b Adrienne Braun: Wie aus einer Revolte in der „Jungen Welt“ die neue Wochenzeitung „Jungle World“ wurde. In: Die Zeit. Nr. 38, 1997 (online [abgerufen am 3. März 2015]).
  3. a b Kristine Döll: Wenn Linke weinen. In: taz. Nr. 7456, 8. September 2004, S. 21 (online [abgerufen am 23. Februar 2018]).
  4. Jungle World – Linke Wochenzeitung. In: kollektiv-betriebe.org. Abgerufen am 23. Februar 2018.
  5. 18 Jahre ungezogen. In: jungle.world. 4. Juni 2015, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  6. Jungle World abonnieren! In: groups.google.com. 20. Juni 1997, abgerufen am 10. September 2017.
  7. a b c Henryk M. Broder: Help! Jungle World kämpft um Existenz. In: achgut.de. 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2014; abgerufen am 19. Mai 2018.
  8. Schon drei Jahre Jungle World Die Zeit (33/2000), abgerufen am 15. Februar 2015.
  9. Die Diskussion der deutschen Linken um die Haltung zum Nahostkonflikt am Beispiel der Wochenzeitung »Jungle World«, 22. Mai 2005.
  10. Die letzten Fortschrittsgläubigen, FAZ, 11. Dezember 2009 (abgerufen am 23. Februar 2014).
  11. Freunde von links, Jüdische Allgemeine, 12. Juli 2007.
  12. Antwort der Bundesregierung auf Kleine Anfrage von Abgeordneten der Fraktion Die Linke, Drucksache 17/8310, 9. Januar 2012; abgerufen am 11. September 2021
  13. Deniz Yücel: Kristina Schröder und Linksextremismus – Die Ministerin weiß von nichts. In: taz.de. 9. Januar 2012, abgerufen am 30. August 2020.
  14. Deniz Yücel: Familienministerin und „Jungle World“ – Schröders Flirt mit Linksradikalen. In: taz.de. 9. Januar 2012, abgerufen am 15. Februar 2015.
  15. Stefan Wirner, Deniz Yücel: „Nicht jeder muss Leberwurst essen“. Interview mit Kristina Köhler. In: Jungle World. Nr. 2006/11, 15. März 2006 (jungle.world [abgerufen am 26. März 2020]).
  16. Rubrik: antifa Rubrik (abgerufen am 20. Juni 2017)
  17. Ressort: Sport (abgerufen am 20. Juni 2017)
  18. Lahme Literaten. Alle Artikel der Kolumne. In: jungle.world. Abgerufen am 24. März 2020.
  19. Dschungel Magazinbeilage (abgerufen am 20. Juni 2017)
  20. digirev: zuhause während der digitalen Revolution Comicstrip (abgerufen am 2. März 2015)
  21. 18Metzger: Totes Meer, Comic (abgerufen am 2. März 2015)
  22. JungleBlog (abgerufen am 2. März 2015)
  23. Von Tunis nach Theran. In: jungle.world. Abgerufen am 17. August 2021.
  24. Jungle on the Road, Jungle World (26/2007), 27. Juni 2007.
  25. Kulturstiftung des Bundes: Reise nach Jerusalem, abgerufen am 15. Februar 2015.
  26. Reise nach Jerusalem – Die Jungle World in Israel. In: Jungle World. Nr. 2004/18, April 2004 (jungle.world [abgerufen am 4. Januar 2021]).
  27. Jungle World in Israel Hagalil, 22. Juni 2004 (abgerufen am 8. März 2015)
  28. Jungle World – Der Dschungel lebt Artikel in den Blättern des IZ3W, Ausgabe Nr. 302, 2007(abgerufen am 3. März 2015)
  29. Zehn Jahre sind genug! Die Jungle World hat Geburtstag. In: jungle.world. 27. Juni 2007, abgerufen am 10. März 2019.
  30. Petra Sturm: Do Swidanja! In: Falter. Nr. 39/14, September 2014 (falter.at [abgerufen am 19. April 2020]).
  31. Jungle World Österreich Ausgabe. Gesprächsrunde mit Redakteuren der Jungle World im WUK, Wien. In: cba.fro.at. 19. September 2014, abgerufen am 9. November 2021 (Audio, 52:32 Minuten).
  32. Senf TV trifft Jungle World. Webseite zur Sendung vom 19. September 2014 mit Video (13:30 Minuten). In: okto.tv. Abgerufen am 13. Oktober 2021.
  33. 20 Jahre sind nicht genug. »Jungle World« - der Film. In: Blog „20 Jahre jungle.world“. 18. Januar 2018, abgerufen am 18. Mai 2018.
  34. Ausgaben. In: jungle.world. Abgerufen am 26. November 2018.
  35. Mediadaten Jungle World (abgerufen am 2. März 2015)
  36. Case Study: Jungle World Homepage Lucas de Groot (abgerufen am 3. Februar 2015)
  37. Homestory. In: jungle.world. 18. Februar 2016, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  38. Mediadaten Januar 2011 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF), jungle.world.
  39. Carnivova Verlagsservice über Jungle World (Memento vom 16. Februar 2015 im Internet Archive)
  40. Finale Rettungskampagne gestartet: JUNGLE WORLD in Not. In: Hagalil. 20. Juli 2004, abgerufen am 8. März 2015.
  41. Verkaufstellenübersicht Verlagsservice (Memento vom 16. Februar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 15. Februar 2015.
  42. Heute in den Feuilletons, spiegel.de, abgerufen am 20. Oktober 2015.
  43. Alfred Schobert: Linke Bellizisten auf Gespensterjagd. In: graswurzel.net. 1. Februar 2002, abgerufen am 28. August 2020.
  44. Mut. Klartext. Jungle World Redaktion BAHAMAS, 20. November 2002
  45. Verfassungsschutzbericht Land Brandenburg 2005. (PDF; 17,8 MB) In: mik.brandenburg.de. Juni 2006, S. 95, abgerufen am 23. November 2021.
  46. Impressum. In: jungle.world. Abgerufen am 12. September 2017.