Junkers A 50

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Junkers A 50
Junkers A 50 im Deutschen Museum
Junkers A 50 im Deutschen Museum
Typ Sportflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller Junkers
Erstflug 13. Februar 1929
Stückzahl 69 (erste Serie)
Rückansicht, 1929
Rumpf in der Seitenansicht, 1929
Version mit Schwimmern auf dem Balaton bei Siófok, 1930
A 50 und Junkers G 38

Die Junkers A 50 ist ein einmotoriges, zweisitziges Ganzmetall-Leichtflugzeug, dessen Erstflug am 13. Februar 1929 stattfand. Die bei Junkers & Co. gebaute Konstruktion wurde von Hermann Pohlmann (1894–1991)[1] entworfen und verwendete die für Junkers-Flugzeuge typische Leichtmetall-Wellblechbeplankung. Verschiedentlich wurde die Maschine auch als A 50 „Junior“ bezeichnet.

Inzwischen wird das Flugzeug – äußerlich bis auf die Nase mit der Ursprungsversion identisch, jedoch mit modernster Technik – erneut in Serie gebaut.

Typengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Erstflug im Februar 1929 wurden im Laufe des Jahres insgesamt fünf Prototypen gebaut, um verschiedene Motoren zu prüfen. Junkers erhoffte sich eine Produktionszahl von 5000 Exemplaren der als eine Art Volksflugzeug gedachten A 50, doch konnten während der Bauzeit insgesamt nur 69 hergestellt werden, da das Flugzeug mit etwa 16.000[2] Reichsmark recht teuer war; zudem herrschte ab Oktober 1929 eine Weltwirtschaftskrise. So wurden von den gebauten Maschinen lediglich 50 verkauft. Diese Flugzeuge gingen unter anderem nach Finnland, der Schweiz, Japan, Portugal, Südafrika, Großbritannien, Brasilien und Australien. Auch die bolivianische Luftwaffe erwarb einige Maschinen zu Schulungszwecken.[3] Vereinzelte Maschinen wurden auch von Fluggesellschaften eingesetzt. Mehrere A 50 nahmen an den Europarundflügen von 1929 und 1930 teil.

Befand sich kein Passagier an Bord, konnte der unbesetzte Platz mit einer Abdeckung geschlossen werden. Ab der A 50ce konnten die Tragflächen für eine Straßenüberführung an den Rumpf angeklappt werden.

Versuche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der A 50 wurden eine Reihe von Experimentalumbauten erprobt. So wurde ein Einradfahrwerk erprobt, das ein Rad zentral unter dem Rumpf besaß. Unter den Tragflächen befanden sich federnde Kufen.

Eine Maschine wurde zu einem Hochdecker umgerüstet. An dieser Maschine wurden Versuche mit veränderlichem Einstellwinkel der Tragfläche gemacht.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marga von Etzdorf in ihrer Junkers A 50ce

Der Typ A 50 stellte eine Reihe von FAI-Weltrekorden auf. In der Auslegung mit Schwimmern und dem 59 kW leistenden Armstrong-Siddeley-Genet-Motor wurden erzielt:

  1. 4. Juni 1930: 5652 m Flughöhe ohne Passagier
  2. 4. Juni 1930: 4614 m Flughöhe mit einem Passagier
  3. 6. Juni 1930: 900,180 km Reichweite (für den geschlossenen Kurs mit einem Passagier)
  4. 6. Juni 1930: 8:27 h Flugdauer (für den geschlossenen Kurs mit einem Passagier)
  5. 6. Juni 1930: 164,30 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit (auf geschlossenem Kurs mit einem Passagier)
  6. 13. Juni 1930: 2100,420 km Reichweite (für den geschlossenen Kurs ohne Passagier)
  7. 13. Juni 1930: 16:29 h Flugdauer (für den geschlossenen Kurs ohne Passagier)
  8. 13. Juni 1930: 165,44 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit (auf geschlossenem Kurs ohne Passagier)

Marga von Etzdorf flog 1930 als erste Frau mit ihrer gelben Junkers Junior alleine von Berlin nach Tokio.

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tragflächen-Klappmechanismus der A 50
A 50

Grundmodell mit einem 59 kW starken Armstrong-Siddeley-Genet-Motor. Die Tragflächen sind noch ohne V-Stellung.

A 50ba

Tragflächen mit V-Stellung, 59-kW-Walter-Motor

A 50be

Tragflächen mit V-Stellung, jedoch Armstrong Siddeley Genet mit 59 kW

A 50ce

Tragflächen mit V-Stellung; mit 63 kW starkem Armstrong-Siddeley-Genet-II-Motor, für den Export auch mit dem Genet-Major-I mit 74 kW ausgerüstet. Tragflächen beiklappbar

A 50ci

Tragflächen mit V-Stellung, mit einem 65 kW starken Siemens-&-Halske-Sh-13-Motor. Tragflächen beiklappbar

A 50fe

Tragflächen mit V-Stellung, 63 kW starker Armstrong-Siddeley-Genet-II-Motor, zusätzlich einige Modifikationen an der Flugzeugzelle, Tragflächen beiklappbar

JFAG A50-UL-Neubauten

Die 2018 in der Schweiz gegründete Junkers Flugzeugwerke AG hat damit begonnen, die A 50 neu aufzulegen. Das nach alten Plänen neu gebaute Muster ist, dank neuester Technologien und Komponenten, ein modernes Ultraleichtflugzeug mit einer Leermasse von 378 kg. Äußerlich unterscheidet sich die Neuauflage von ihrem Vorbild einerseits durch die strömungsgünstigere Nase (aufgrund des Verzichts auf einen Sternmotor) und andererseits durch die Verwendung eines Spornrads anstatt eines einfachen Schleifsporns. Die Räder sind entweder vorbildgerecht mit Blechscheiben verkleidet oder aber mit Kreuzspeichen ausgeführt.[4]

Das Flugzeug enthält einen für Ultraleichtflugzeuge vorgeschriebenen Gesamtrettungsfallschirm von GalaxyRescue Systems, der sich im früheren Gepäckfach befindet. Als Antrieb dient ein heute weit verbreiteter Vierzylinder-Rotax-912is-Motor mit einer Leistung von 100 PS[5], wodurch die Maschine eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h erreicht.[6] Mit einem Verbrauch von 15 Litern Treibstoff pro Stunde und einem Tankvolumen von 102 Litern übertrifft die neue Version die bereits große Reichweite ihres Vorbilds noch weiter.

Die Abreißgeschwindigkeit, d. h. die Mindestgeschwindigkeit, bei der die Luftströmung noch einen kontrollierten Flug erlaubt, liegt bei nur 80 km/h; für den Start werden rund 100 Meter benötigt.

Der Propeller stammt vom bayerischen Unternehmen MT Mühlbauer, die steuert die französische Firma Beringer bei, und die Avionik kommt von Garmin. Im Cockpit kommt statt eines herkömmlichen Instrumentenbrettes ein Bildschirm zum Einsatz. Damit sollen größtmögliche Sicherheit und Zuverlässigkeit erreicht werden. Die ersten 29 Stück (abgeleitet vom Jahr des Erstfluges 1929) wurden für einen Einführungspreis von 179.000 Euro angeboten.[7][8] Das nach einem Jahr Bauzeit vom Junkers-Partnerunternehmen Kaelin Aero Technologies GmbH im baden-württembergischen Oberndorf fertiggestellte erste Exemplar wurde im Juni 2021 vorgestellt.[9] Am 21. Dezember desselben Jahres fand der Erstflug der neuen A 50 am Flugplatz Neuhausen ob Eck statt.[10] Die Musterzulassung durch den Deutschen Ultraleichtflugverband e.V. (DULV) erfolgte am 25. November 2022 mit dem Kennblatt 992-221.[11]

Kurz darauf, im Dezember 2022, wurde die erste Maschine der neuen Serie ausgeliefert. In den USA wird die JFAG A50-UL über die WACO Aircraft Company angeboten, die ebenfalls zur Junkers Flugzeugbau AG gehört[12].

JFAG A60-UL-Neubauten

Auf der Aero 2022 in Friedrichshafen wurde durch die JFAG eine Weiterentwicklung der JFAG A50-UL als JFAG A60 vorgestellt. Die A60 soll einen verbreiterten Rumpf zur Anordnung der beiden Sitze nebeneinander sowie ein einziehbares Fahrwerk erhalten. Die Flügel sollen unverändert von der A50-UL übernommen werden. Ebenso wie die JFAG A50-UL soll die JFAG A60 eine Musterzulassung über den Deutschen Ultraleichtflugverband erhalten.[12]

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dreiseitenriss Junkers A 50
Kenngröße Original 1929[13] Neuauflage 2021[14]
Besatzung 2 2
Länge 7,12 m 7,41 m
Spannweite 10,00 m 9,84 m
Höhe 2,40 m 3,89 m
Flügelfläche 13,70 m² 13,70 m²
Flügelstreckung 7,3 7,3
Flächenbelastung 43,80 kg/m² 43,80 kg/m²
Leermasse 360 kg 378 kg
Zuladung 240 kg 240 kg
Startmasse 600 kg 600 kg
Antrieb Armstrong Siddeley Genet

5-Zylinder-Sternmotor

Rotax-912is

4-Zylinder

Leistung 80 PS (59 kW) 100 PS (74 kW)
Höchstgeschwindigkeit 172 km/h 208 km/h
Reisegeschwindigkeit 145 km/h 140 km/h
Steigleistung 2,80 m/s
Dienstgipfelhöhe 4600 m
Reichweite 600 km 1250 km[15]

Erhaltene Exemplare[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

OH-ABB in Helsinki Vantaa
D-2054, Deutsches Museum

Heute existieren noch drei erhaltene Original-Junkers-A50-Flugzeuge der ersten Serie, davon eines im flugfähigen Zustand:

  • Werknummer 3517, D-EJUJ (flugfähig) befindet sich z. Zt. zur Instandsetzung in Altenburg. Dieses Flugzeug wurde in den 1930er-Jahren nach Australien exportiert und flog dort mit Unterbrechungen als VH-UCC und VH-MRR bis in die 1990er-Jahre.[16] Anfang 2009 wurde diese A 50 von einem Privatsammler aus Deutschland erworben und kurze Zeit im Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau ausgestellt[17]. Seit 2012 ist das Flugzeug in Altenburg zur Instandsetzung, die 2023 mit einer Neuzulassung in Deutschland abgeschlossen werden soll.[12]
  • Werknummer 3520, OH-ABB „Junnu“ befindet sich im Suomen Ilmailumuseo in Helsinki. Dieses Flugzeug wurde 1931 an den finnischen Luftfahrtpionier Väino Bremer verkauft und bis 1933 zu zahlreichen Langstreckenflügen, u. a. Kapstadt und Weltflug, von Bremer genutzt. Bremer nutzte die Maschine bis 1964. Kurze Zeit war das Flugzeug mit finnischer Zulassung bis 1967 in Schweden und wurde dann von der Finnish Aeronautical Society übernommen, die das Flugzeug noch für Rundflüge und auf Luftfahrtveranstaltungen bis 1969 einsetzte[18]. Das finnische Luftfahrtmuseum übernahm die Maschine 1972 und stellte es in den folgenden 50 Jahren an verschiedenen Orten auf dem Flughafens Helsinki-Vantaa aus[19]. Seit 2020 ist das Flugzeug in der Zentralsammlung des Museums in Helsinki zu sehen.[12]
  • Werknummer 3575, D-2054 befindet sich in der Ausstellung des Deutschen Museums in München. Dieses Flugzeug wurde 1931 an die Deutsche Verkehrsflug verkauft und kam 1933 zunächst als CH-283 und später als HB-UXI in die Schweiz[12]. Die Sammlung Ulmer übernahm das Flugzeug 1966 nach Göppingen. Das Deutsche Museum erhielt die Maschine 1975 und setzte sie bis 1984 instand. Seit 1988 ist das Flugzeug mit kurzen Unterbrechungen Bestandteil der Ausstellung auf der Museumsinsel[2].

Flugfähige Neubauten der A50[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 50-001, D-MDJU der JFAG Schweiz, Erstflug 21. Dezember 2022 in Neuhausen ob Eck
  • 50-002, Bruchzelle
  • 50-003, seit 2022 in Privatbesitz, eingelagert in Uetersen

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Junkers Junior, in: Flight Magazine, 24. Januar 1930, S. 141–142
  • Angelika Hofmann: Die Junkers A50, in: Trans Magazin, Nr. 1 / 1989, S. 98–112, Transpress Verlag
  • Captain Bremer's World Tour, in: Flight Magazine, 16. November 1933, S. 1155–1157
  • Paul Zöller: Die letzten Junkers-Flugzeuge I – Ausgabe 2023, BoD, Norderstedt 2023, ISBN 978-3-7347-3138-9, S. 180–217
  • Gerhard Hermjakob: 55 Jahre und noch immer Junior, in: Luftfahrt International, Heft 4, April 1983, S. 148–152

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Junkers A 50 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bruno Lange: Typenhandbuch der deutschen Luftfahrttechnik. Ein Nachschlagwerk über die deutschen Motorflugzeuge, Luftschiffe, Flugmotoren, Turbo- und Raketentriebwerke, Flugkörper, Luftschrauben, Bordinstrumente, Bordfunkanlagen und Bordwaffen von den Anfängen bis heute (= Deutsche Luftfahrt. Bd. 9). Bernard & Graefe, Koblenz 1986, ISBN 3-7637-5284-6, S. 185.
  2. a b Ganzmetall-Flugzeug Junkers A 50 ci „Junior“ mit Sternmotor Siemens & Halske Sh 13 a. In: Deutsches Museum Digital. Abgerufen am 21. März 2023.
  3. Erich Klaus: Bolivian Air Force. In: Aeroflight. 15. Juni 2007, abgerufen am 1. August 2023 (englisch).
  4. Erster Junkers A50 Junior ausgeliefert. 23. Dezember 2022, abgerufen am 5. August 2023 (deutsch).
  5. Powertrain von BRP Rotax. Abgerufen am 5. August 2023.
  6. Jürgen Schelling: Wieder fliegt ein Wellblech-Junior. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. Dezember 2021, abgerufen am 27. April 2022.
  7. A 50 Junior. Junkers Flugzeugwerke AG, abgerufen am 19. November 2021.
  8. Neue Junkers Werke bringen die A50 als UL zurück. In: Austrian Wings. Österreichts Luftfahrtmagazin. 30. November 2022, abgerufen am 6. August 2023.
  9. Junkers A50 Junior UL vorgestellt. In: Klassiker der Luftfahrt Nr. 06/2021, Motor Presse Stuttgart, ISSN 1860-0654, S. 8.
  10. Erstflug der neuen Junkers A50 Junior. In: Volker K. Thomalla (Hrsg.): Flug Revue. März 2022. Motor Presse Stuttgart, ISSN 0015-4547, S. 7.
  11. Junkers A50 Junior als Ultraleichtflugzeug zugelassen. In: Cockpit. Das Schweizer Luft- und Raumfahrtmagazin. 28. November 2022, abgerufen am 1. August 2023.
  12. a b c d e Paul Zöller: Die letzten Junkers-Flugzeuge I – Ausgabe 2023, BoD, Norderstedt 2023, ISBN 978-3-7347-3138-9
  13. Günter Schmitt: Junkers und seine Flugzeuge. Transpress, Berlin 1986, ISBN 3-344-00192-2, S. 182/183.
  14. Junkers A50 Junior - Leichtflugzeug der 1930er. In: Junkers. Abgerufen am 5. August 2023 (deutsch).
  15. Julie Boatman: Junkers A50 Junior Unveiled to Kick Off Sun ’n Fun 2023. In: Flying. 28. März 2023, archiviert vom Original; abgerufen am 6. August 2023 (englisch).
  16. Junkers.de: Junkers A 50 WNr. 3517 (Memento vom 30. August 2009 im Internet Archive)
  17. Peter W. Cohausz: Junkers A 50 Junior – eine Legende kehrt zurück. In: Flugzeug Classic. Nr. 4, 2009, ISSN 1617-0725, S. 32–36.
  18. Finnish Aviation Museum: WJunkers A50 Junior of Finnish Aviation Museum. Abgerufen am 16. Februar 2023.
  19. Junkers flies above gate 28. In: helsinki-vantaa.fi. Archiviert vom Original am 9. Mai 2012; abgerufen am 29. Juni 2020 (englisch, ehemals D-1915): „Registration number: OH-ABB – The first two letters of the suffix, AB are the initials of Bremer’s wife, Astrid Bremer, and the second B signifies that the plane was Bremer’s second.“