Juri Markowitsch Schmidt

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Juri Markowitsch Schmidt (russisch Юрий Маркович Шмидт; * 10. Mai 1937 in Leningrad, heute Sankt Petersburg; † 12. Januar 2013 ebenda[1]) war ein russischer Anwalt und Menschenrechtler, der vor allem als Verteidiger von Michail Chodorkowski bekannt wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juri Schmidt wurde 1937 in Leningrad geboren. Seinen Vater, der 26 Jahre im Gulag überlebt hatte, lernte Schmidt erst Mitte der 1950er Jahre kennen.[2]

Im Jahr 1960 schloss er sein Jura-Studium an der Staatlichen Universität Leningrad ab und arbeitete anschließend als Strafverteidiger.[2][3] Bereits zu Zeiten der Sowjetunion half Schmidt Dissidenten, auch wenn er nicht als offizieller Verteidiger in politischen Prozessen zugelassen wurde.[1]

Im Jahr 1991 gründete Schmidt das „Russische Anwaltskomitee zur Verteidigung der Menschenrechte“, die erste Menschenrechtsorganisation dieser Art in Russland.[1] Seit Anfang der 1990er Jahre verteidigte er prominente Angeklagte wie den Regierungskritiker Chodorkowski oder den Umweltjournalisten Alexander Nikitin, für den Schmidt einen Freispruch erreichte.[1] Nach der Ermordungen von Galina Starowoitowa (1998) und Sergei Juschenkow (2003) vertrat Schmidt die Familien der Getöteten.[4] 2004 vertrat er den Leiter des Sacharow-Zentrums, Juri Samodurow, der wegen der umstrittenen Ausstellung „Achtung! Religion“ wegen Volksverhetzung angeklagt wurde.[4]

Für seinen Einsatz für die Menschenrechte erhielt Schmidt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Petra-Kelly-Preis (2006), die Dr.-Rainer-Hildebrandt-Medaille (2010)[5] und das Bundesverdienstkreuz (2012).[2]

Schmidt, der ein scharfer Kritiker der Putin-Regierung war, starb im Januar 2013 an einer Krebs-Erkrankung.[1]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Gesine Dornblüth: Chodorkowski-Anwalt Jurij Schmidt ist gestorben: Ein Verlust für die russischen Menschenrechts-Aktivisten, Beitrag vom 14. Januar 2013 in der Reihe Europa heute des Deutschlandfunks auf dradio.de, abgerufen am 16. Januar 2013
  2. a b c Russischer Menschenrechtsanwalt Jurij Schmidt gestorben bei boell.de, abgerufen am 16. Januar 2013
  3. Remembering Yuri Schmidt (1937-2013) bei khodorkovsky.com, abgerufen am 16. Januar 2013
  4. a b В Санкт-Петербурге умер адвокат Юрий Шмидт, Nachricht vom 12. Januar 2013 bei lenta.ru (russisch)
  5. https://www.deutschlandradio.de/gefangener-nummer-eins.331.de.html?dram:article_id=203675