Käthe Menzel-Jordan

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Käthe Menzel-Jordan (geb. Hertel; * 7. September 1916 in Erfurt) ist eine deutsche Architektin und Denkmalpflegerin. Sie ist mit über einhundert Lebensjahren das älteste Mitglied der Thüringer Architektenkammer und lebt in Erfurt.[1]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goethehaus am Frauenplan in Weimar im Jahr 1959
Haus zur hohen Lilie Domplatz 31 in Erfurt im Jahr 1981
Augustinerkloster Erfurt im Jahr 1985
Haus zum Leoparden Michaelisstraße 19/20 in Erfurt nach der Generalsanierung
Schloss Hue de Grais Wolkramshausen 1986

Käthe Menzel-Jordan wurde am 7. September 1916 in Erfurt geboren. Ihr Großvater Reinhold Schreiber besaß ein Baugeschäft in der Erfurter Michaelisstraße und war im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ein vielbeschäftigter Bauunternehmer. Menzel-Jordan entschloss sich daher, auch im Bauwesen beruflich tätig zu werden.

Während der 1930er Jahre studierte sie in Dresden Architektur und Kunstgeschichte. Die junge Architektin wurde vom Kriegsausbruch überrascht; sie entschloss sich, eine weitere Ausbildungschance zu nutzen und beschäftigte sich mit Betriebswirtschaft und technischer Verwaltung. Die Luftangriffe auf Dresden überlebte sie durch einen Zufall, da sie sich in dieser Zeit im Heimaturlaub befand. Bei ihrer Rückkehr war ihre Dresdner Wohnung mit aller Habe und der bereits begonnenen Dissertation vernichtet.[1] Nach ihrer Rückkehr übernahm sie in der durch Luftangriffe auf Weimar zerstörten Stadt bereitwillig viele Notsicherungsarbeiten und Projekte zur Linderung der Wohnungsnot. Ihre Ausbildung konnte sie bei der Thüringer Landesregierung beenden. Die junge und politisch unbelastete Architektin blieb in Thüringen. Von der sowjetischen Kommandantur in Weimar erhielt sie den Befehl, das verwüstete Goethehaus am Frauenplan zu sichern und wieder in Ordnung zu bringen. Es folgten viele ähnliche Projekte bis zur Gründung der DDR.[1]

Käthe Menzel-Jordan beschloss, ihre beruflichen Kenntnisse durch ein Studium an der Technischen Hochschule Dresden zu erweitern. Ihre 1955 eingereichte Dissertation beschäftigte sich mit den etwa 50 seit dem Mittelalter in Erfurt vorhanden gewesenen Wassermühlen.

Als freie Architektin fand Käthe Menzel-Jordan in der Ulbricht-Ära zunächst nur Angebote, die ihr kreatives Können und Wissen unterforderten, sie fand schließlich ein reichhaltiges Betätigungsfeld in Zusammenarbeit mit den Kirchenbauverwaltungen in Erfurt und später auch den jeweiligen Bauabteilungen in der Stadtverwaltung. Zu ihren wichtigsten Erfurter Projekten gehören:

sowie Schloss Molsdorf in der Nähe von Erfurt.[4]

Sie war auch in Arnstadt, Schmalkalden und Wolkramshausen tätig, wo sie an der Sanierung des Gutes „Hue de Grais“ arbeitete.

Noch im Alter von 80 Jahren wagte sie sich an ihr letztes Projekt, die Generalsanierung des in Familienbesitz zurückgekehrten Hauses Michaelisstraße 19/20 in der Erfurter Altstadt. Während der bauarchäologischen Untersuchungen stellte sich heraus, dass dieses Haus das (bislang) älteste dokumentierte Wohnhaus in der Erfurter Altstadt ist und im späten 13. Jahrhundert errichtet wurde.[5]

Am 10. September 2016 feierte Frau Menzel-Jordan gemeinsam mit vielen Weggefährten und Gästen auf Einladung des Erfurter Kirchenkreises der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands in der Erfurter Michaeliskirche einen Gottesdienst zu ihrem 100. Geburtstag.[6]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erfurt, eine Stadt der Wassermühlen. Untersuchung über die Art und Form der mittelalterlichen Mühlen in Erfurt sowie die Bedingung ihrer Existenz. Dissertation, Technische Hochschule Dresden, 1955.
  • Zur Erneuerung der Predigerkirche in Erfurt. In: Kunst und Kirche, 29. Jahrgang 1966, Nr. 1, S. 33–39.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lutz Schilling (2016): Hundert und kein bisschen leise. Der Personenfonds der Architektin Käthe Menzel-Jordan im Staatsarchiv Gotha. In: Archive in Thüringen. Mitteilungsblatt, Jg. 2016, S. 49–50.
  • Dietlind Steinhöfel (2011): „An Kirchen fehlt's mir nicht“ die heute 95-jährige Architektin Käthe Menzel-Jordan baute viele Kirchen in Thüringen wieder auf. In: Glaube + Heimat. Mitteldeutsche Kirchenzeitung / Ausgabe Thüringen, Jg. 2011, Heft 40, S. 6.
  • Christoph Hanske (2006): Die Rettung und Wiederherstellung von Schloss Molsdorf zwischen 1945 und 1966. Zum 90. Geburtstag der Erfurter Architektin Dr.-Ing. Käthe Menzel-Jordan am 7. September 2006. In: Helmut-Eberhard Paulus (Hrsg.): Kloster Paulinzella und die Hirsauer Reform. Regensburg, S. 145–163.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Dietlind Steinhöfel: „An Kirchen fehlt’s mir nicht“. Die heute 95-jährige Architektin Käthe Menzel-Jordan baute viele Kirchen in Thüringen wieder auf. In: Evangelischer Presseverband in Mitteldeutschland e.V. (Hrsg.): Glaube und Heimat. Weimar 29. September 2011.
  2. Kirche und Kloster - Zeittafel. In: Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Oktober 2012; abgerufen im November 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.augustinerkloster.de
  3. Siegfried Hotzel: Der Wiederaufbau des Erfurter Augustinerklosters. Erfurter Heimatbrief Nr. 23, 8. Dezember 1971
  4. Viele gestalterische Spuren im Antlitz der Stadt hinterlassen. Die Erfurter Architektin Käthe Menzel-Jordan begeht heute ihren 100. Geburtstag - Leben und Schaffen im Sinne der Denkmalpflege. Thüringische Landeszeitung, 7. September 2016
  5. Thüringisches Staatsarchiv Gotha, persönlicher Nachlass Käthe Menzel-Jordan
  6. Käthe Menzel-Jordan wird 100 Jahre alt. In: Kirchenkreis Erfurt. Abgerufen am 19. September 2016.