Königin der Wüste

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Film
Titel Königin der Wüste
Originaltitel Queen of the Desert
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2015
Länge 128 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Werner Herzog
Drehbuch Werner Herzog
Produktion Nick N. Raslan,
Michael Benaroya,
Cassian Elwes
Musik Klaus Badelt
Kamera Peter Zeitlinger
Schnitt Joe Bini
Besetzung
Nicole Kidman auf der Premiere des Films auf der Berliner Biennale 2015
Gertrude Bell, britische Forschungsreisende, Historikerin, Schriftstellerin, Archäologin, Alpinistin und politische Beraterin
Robert Pattinson bei der Premiere von Water for Elephants im Mai 2011
Robert Pattinson bei der Premiere von Water for Elephants im Mai 2011
T. E. Lawrence (Lawrence of Arabia). Britischer Archäologe, Militäroffizier und Diplomat.
T. E. Lawrence (Lawrence of Arabia). Britischer Archäologe, Militäroffizier und Diplomat.

Königin der Wüste (Originaltitel: Queen of the Desert) ist eine US-amerikanische Filmbiographie von Werner Herzog aus dem Jahr 2015, die auf dem Leben der britischen Reisenden, Schriftstellerin, Archäologin, Historikerin, Entdeckerin, Kartografin und politischen Funktionärin Gertrude Bell (1868–1926) basiert.[2][3] Der Film folgt Bells Leben chronologisch, von ihren frühen Zwanzigern bis zu ihrem Tod. Es war Herzogs erster Spielfilm seit sechs Jahren nach seinem Film Ein fürsorglicher Sohn (My Son, My Son, What Have Ye Done?) von 2009. Der Spielfilm wurde als Wettbewerbsbeitrag am 6. Februar 2015 bei den 65. Internationalen Filmfestspielen Berlin uraufgeführt.[4] Der Kinostart in Deutschland war am 3. September 2015.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1868 geborene Historikerin Gertrude Bell wächst als Tochter eines reichen Industriellen auf und ist eine der wenigen Frauen, die zu jener Zeit in Oxford studieren durften.

Nachdem Gertrude Bell an der Universität Oxford Geschichte studiert hat, erstickt sie in der guten britischen Gesellschaft. Ihr Vater schickt sie nach Teheran, wo ihr Onkel in der Botschaft stationiert ist. Sie verliebt sich in Henry Cadogan, einen jungen Diplomaten, der ihr Persien zeigen soll. Mit ihm lernt sie Farsi, um die persischen Dichter im Wortlaut lesen zu können. Gertrudes Vater lehnt die Heirat der beiden ab, da Cadogan ein notorischer Spieler ist. Dieser begeht daraufhin Selbstmord.

Fasziniert von der Wüste kehrte Bell in den Nahen Osten zurück und erkundete als Forschungsreisende das Osmanische Reich. Sie beschloss, ihre Zeit der archäologischen Forschung und dem Studium der Beduinen zu widmen. Die britischen Vertreter vor Ort sahen dies zunächst nicht sehr positiv, da sie befürchteten, dass Gertrude Bells Aktivitäten ihre Beziehungen zu den osmanischen Behörden stören und ihre imperialistischen Pläne in der Region durchkreuzen würden.

Später in Kairo, Bagdad und Basra lernt sie Sprachen, übersetzt Literatur und begegnet muslimischen Würdenträgern. Viele Jahre lang reist Bell durch die Region und entwickelt Kontakte zu den verschiedenen Stämmen wie z. B. den Howeitat und ein umfassendes Wissen über die politische Situation vor Ort. Sie verliebte sich in den britischen Konsul in Damaskus, Richard Doughty-Wylie, der im Ersten Weltkrieg auf Gallipoli fiel. Ihre Kenntnisse machen sie für die britischen Behörden sehr wertvoll, die ihr eine Stelle als politische Beraterin anvertrauen. Sie wurde sehr einflussreich und spielte eine wichtige Rolle bei der Neugestaltung des Nahen Ostens nach dem Fall des Osmanischen Reiches. Nach dem Ersten Weltkrieg ist sie als Angehörige des britischen Geheimdienstes an den Grenzverhandlungen in der Region beteiligt.

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film feierte seine Premiere bei den 65. Internationalen Filmfestspielen Berlin im Februar 2015[4] und kam in Deutschland am 3. September 2015 in die Kinos[5]. Ursprünglich erwarb Atlas Distribution Co. die US-Vertriebsrechte des Films und plante eine breite Veröffentlichung im Herbst 2015[6]. IFC Films erwarb jedoch später die Vertriebsrechte und plante im Frühjahr 2017 eine Veröffentlichung.[7] Der Abenteuerfilm, welcher mit einem Budget von ca. 15 Millionen Dollar produziert wurde, spielte weniger als 2 Millionen Dollar an den Kinokassen ein, davon allein in Deutschland ca. 1 Million Dollar, wobei im Geburtsland des Regisseurs 134.739 Kinobesucher verzeichnet wurden.[8][9][10]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als „schwülstige Orientsaga“ mit „atmosphärischen Wüstenaufnahmen“ beschreibt Barbara Schweizerhof in epd film Queen of the Desert.[11] Für Christiane Peitz vom Tagesspiegel ist der Film eine „Schmonzette …, eine Romanze mit orientalischem Flair. 1001 Nacht, vom wüsten Winde verweht“.[12]

Carolin Ströbele wünscht sich in ihrer Kritik auf ZEIT Online, dass Herzog bei der Inszenierung von Bells Leben mehr Wert auf ihre „außergewöhnliche Rolle als Wissenschaftlerin, Ethnologin, Pionierin, Geheimdienstmitarbeiterin und schließlich als Politikerin auf Augenhöhe mit Winston Churchill“ gelegt hätte. Stattdessen sei zu viel Augenmerk auf Romantik und Liebesszenen gerichtet worden. „Nicht einmal ein eindrucksvoller Naturfilm“ sei aus Queen of the Desert geworden.[13]

Nach Auffassung des deutschen Filmportal lässt Werner Herzog „die weiten Wüstenlandschaften zum Seelenraum seiner Figuren werden.“ Der Film ist „Ein episches Panorama über jene Frau, die als ‚weiblicher Lawrence von Arabien‘ in die Geschichte einging.“[14]

Peter Bradshaw vom britischen The Guardian bewertete den Film mit zwei von fünf Sternen: „Werner Herzogs Biopic über die englische Abenteurerin Gertrude Bell ist tadellos montiert, kompetent gemacht, durchaus respektabel - und ein bisschen langweilig“, und lobte Kidman und Pattinson: „Sie (Kidman) macht einen ganz passablen Job in dieser schwierigen Rolle und sie ist gut besetzt“ und „Pattinson hat diese (kleine) Rolle gut genug gespielt.“[15] Jessica Kiang von Indiewire sagte in ihrer Rezension, dass „‚Queen of the Desert‘ eine solche Enttäuschung ist, wenn man die wilden Porträts von Pionieren bedenkt, die Herzog uns zuvor geschenkt hat, dass er hier so pietätvoll ist.“ Und lobend fügte sie hinzu, dass „(Pattinson, von allen) der Schauspieler nicht von der Schwere des Themas überwältigt wird“ und „(Lewis), welcher die Rolle des verheirateten Konsuls spielt, dessen amüsierte Bewunderung für Bell mit einer Geschmeidigkeit in Liebe umschlägt, die uns während seiner Szenen spürbar entspannen ließ.“[16]

Carsten Baumgardt auf Filmstarts vergibt 4 von 5 Punkten: Das bildgewaltige Historien-Drama sei „eine weitere Charakterstudie einer außergewöhnlichen Persönlichkeit: ein Gemälde in Bewegung mit ganz eigenem Ton und Rhythmus sowie einem Schuss Wahnsinn – ein typischer Herzog eben.“ Der Regisseur inszeniere die ikonische Britin Gertrude Bell als eine Art weiblichen „Lawrence von Arabien“ und betone in seinem Charakterporträt „das Außergewöhnliche dieser Frau, die historischen und politischen Umstände liefern dabei das Spielfeld für die clevere Diplomatin und raffinierte Strippenzieherin.“ Er folge konsequent den Wegen dieser getriebenen Persönlichkeit, wobei ihre tragische Liebe zum kleinen Botschaftssekretär Cadogan dabei zentrale Rolle spiele; diese wichtige Episode inszeniere „der Filmemacher mit Ironie und Witz, aber auch als leidenschaftliches und durchaus pathetisches Liebesdrama, unter dessen Fassade immer eine gefährliche Unberechenbarkeit schlummert.“ Sein Porträt der „Wüstenkönigin“ Gertrude Bell sei ein „verspielt-eigenwilliges Historien-Drama mit einer beeindruckenden Protagonistin und herausragenden epischen Bildern.“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gertrude Bell: Am Ende des Lavastromes: Durch die Wüsten und Kulturstätten Syriens. Promedia, Wien 2015, ISBN 978-3-85371-396-9
  • Gertrude Bell: Miniaturen aus dem Morgenland: Reiseerinnerungen aus Persien und dem Osmanischen Reich 1892. Promedia, Wien 1997, ISBN 3-85371-125-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Königin der Wüste. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, August 2015 (PDF; Prüf­nummer: 153 864 K).
  2. Claude Brodesser-Akner: Werner Herzog Wants to Crown Naomi Watts Queen of the Desert. In: vulture.com. Vulture, 3. Februar 2011, abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch).
  3. Pamela McClintock: Jude Law Joining Werner Herzog’s ‘Queen of the Desert’. In: hollywoodreporter.com. The Hollywood Reporter, 2. November 2012, abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch).
  4. a b Film-Datenblatt auf der Website der 65. Berlinale
  5. Königin der Wüste. In: filmstarts.de. Filmstarts, abgerufen am 30. Dezember 2021 (englisch).
  6. Paul Bond: Nicole Kidman’s ‘Queen of the Desert’ Nabbed by Atlas Distribution. In: hollywoodreporter.com. Hollywoodreporter, 12. Mai 2015, abgerufen am 30. Dezember 2021 (englisch).
  7. Nicole Kidman’s ‘Queen of the Desert’ Sells to IFC. In: variety.com. Variety, 1. November 2016, abgerufen am 30. Dezember 2021 (englisch).
  8. Königin der Wüste. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
  9. Queen of Desert (2015). In: Box Office Mojo. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
  10. Top 100 Deutschland 2015. In: insidekino.de. Abgerufen am 16. April 2023.
  11. Barbara Schweizerhof: Außer (Fessel-)Späßen nichts gewesen? epd film, 12. Februar 2015, abgerufen am 12. Februar 2015.
  12. Christiane Peitz: Weiß der Geier. Tagesspiegel Online, 6. Februar 2015, abgerufen am 12. Februar 2015.
  13. Carolin Ströbele: Operation Wüstensturm. ZEIT Online, 7. Februar 2015, abgerufen am 12. Februar 2015.
  14. Queen of the Desert. In: filmportal.de. Filmportal.de, abgerufen am 1. Januar 2022.
  15. Peter Bradshaw: Berlin 2015: Queen of the Desert review – a towering Nicole Kidman goes there and back again. In: theguardian.com. The Guardian, 6. Februar 2015, abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch): „she (Kidman) does a perfectly reasonable job with this difficult role and she is well cast” and “Pattinson carried off this (minor) role well enough.“
  16. Jessica Kiang: Berlin Review: Werner Herzog’s ‘Queen Of The Desert’ Starring Nicole Kidman, James Franco, Robert Pattinson, And More. In: indiewire.com. Indiewire, 6. Februar 2015, abgerufen am 1. Januar 2022 (englisch): „Jessica Kiang of Indiewire in her review said that ‘Queen of the Desert’ is such a disappointment when you consider the wild portraits of pioneers that Herzog has given us before, that he's so reverent here.” And praising the cast added that “(Pattinson, out of all) of the actors not overwhelmed by the heavy sense” and “(Lewis) who handles the role of the married consul, whose amused admiration for Bell flares into love with a deftness that had us palpably relaxing during his scenes.“