Königshof Zizers

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Situation an der Ausgrabungsstelle im Jahre 2011

Der Königshof Zizers ist eine archäologische Fundstelle in Zizers im Churer Rheintal im Kanton Graubünden.

Entdeckung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ruinen kamen im Jahr 2003 bei Sondierbohrungen für ein Bauprojekt auf der Wiese Schlossbungert südlich der reformierten Dorfkirche zum Vorschein.

Bedeutung und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich nach dem Zürcher Lindenhof um einen der wenigen historisch wie archäologisch nachgewiesenen Profanbauten aus karolingisch-ottonischer Zeit auf Schweizer Boden.[1] Aufgrund seiner Lage und Dimension diente der Königshof in Zizers in karolingisch-ottonischer Zeit wohl nur als Wirtschaftshof und gelegentliche Durchreisestation in den Zeiten der Reiseherrschaft, zumal er an einer der Routen für die Italienzüge der römisch-deutschen Könige lag. Die Königspfalz in Zürich war weitaus grösser dimensioniert und diente längeren Aufenthalten.

Zum Zweck der Personenbindung dürfte sie Otto I. 955 dem Bischof Hartpert von Chur geschenkt haben, wobei sie zum ersten Mal urkundlich erscheint.[2] Die Ruinen erstrecken sich bis zur reformierten Kirche. Sie sind rund 25 Meter lang und 13 Meter breit. Der vermutlich zweistöckige Bau wurde in mehreren Etappen zu einem mehrräumigen Wohn- und Arbeitsgebäude umgebaut.

Verkohlte Balken zeugen von mehreren Brandereignissen. Irgendwann war der grosse Bau nicht mehr zu unterhalten und zerfiel. Teile des Gebäudeinneren wurden anschliessend als Friedhof benutzt, aus den Aussenmauern wurden Umfassungsmauern.

Kleinfunde aus römischer Zeit weisen darauf hin, dass an dieser Stelle bereits früher ein Dorf oder ein Römischer Gutshof stand.[3]

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausgrabungsstätte wurde überdacht und vom Archäologischen Dienst Graubünden erforscht und rekonstruiert. Erster Ausgrabungsleiter war Mathias Seifert; ihm folgte von 2009 bis 2013 Jürg Spadin. Die Grabungen wurden 2013 beendet. Derzeit wird ein Nachnutzungskonzept erarbeitet.[4]

Denkmalschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eidgenossenschaft erklärte die Grabungsstelle zu einem Fund von nationaler Bedeutung, als im Mai 2010 der Befund zum historischen Ausmass der Entdeckung feststand.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. B. Heinzle, Der Königshof von Zizers. Historische Untersuchung und interdisziplinäre Überlegungen zu einer curtis in Graubünden vom frühen bis ins hohe Mittelalter. Unpublizierte Diplomarbeit (Innsbruck 2014), S. 44f.
  2. B. Heinzle, Der Königshof von Zizers (s. o.), S. 52–55
  3. Zizers, Schlossbungert – ein karolingisch-ottonischer Königshof. Abgerufen am 4. August 2022.
  4. B. Heinzle/Th. Reimaier: Zeitschichten lesen – die mittelalterliche curtis von Zizers als Palimpsest. Bündner Monatsblatt; in Druck; S. 58–72

Koordinaten: 46° 56′ 4,3″ N, 9° 33′ 59,4″ O; CH1903: 762016 / 200357