Rollermobil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Kabinenroller)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
BMW Isetta

Ein Rollermobil oder Kabinenroller ist ein Kleinstwagen oder Leichtfahrzeug aus den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als diese Fahrzeuge als preisgünstige Alternative zum vollwertigen Pkw entstanden. Sie basieren teilweise auf Motorrad- bzw. Motorroller-Technik. Zu ihrer Zeit wurden diese Fahrzeuge meist einfach als Kleinwagen bezeichnet, dieser Begriff bezeichnet heute jedoch eine größere Fahrzeugklasse.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung Rollermobil entstand in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland für sehr kleine Automobile. Herkömmliche Pkw waren nur für wenige erschwinglich. Es entstand daher der Bedarf nach einer preisgünstigen Alternative zum Pkw. Die daraufhin entwickelten Fahrzeuge nahmen wegen der geringen Größe und einfachen Konzeption vor allem zu Beginn zum Teil ganz eigenwillige Formen an.

Motorisiert waren die Rollermobile meist mit luftgekühlten Einzylinder-Zweitaktmotoren aus dem Motorradbau, manchmal auch mit Zweizylindermotoren. Bei dreirädrigen Rollermobilen wurde fast immer das einzelne Hinterrad über eine Kette angetrieben. Mit einem Hubraum bis 250 Kubikzentimeter durften sie mit der damaligen Fahrerlaubnis der Klasse 4 ohne praktische Fahrprüfung gefahren werden. Es gab aber auch sehr kleine und leichte Rollermobile mit Motorrollermotoren mit noch kleineren Hubräumen. Die kleinsten Mobile wurden auch Mopedauto genannt. Die Brütsch Mopetta hatte einen daran angelehnten Modellnamen.

Eines der bekanntesten Rollermobile ist der Messerschmitt Kabinenroller, der diese Automobilbauart über die Grenzen von Westdeutschland hinaus bekannt machte. In der zentral gelenkten Wirtschaft der DDR erachtete man die Rollermobile als unzweckmäßig und forcierte daher von Anfang an die Entwicklung eines kleinen Pkw zur Motorisierung breiterer Kreise,[1] die nach langjähriger Entwicklungszeit schließlich im Trabant mündete, der 1958 erschien. Als Rollermobil wurde in der DDR dennoch von 1961 bis 1991 das Krankenfahrzeug Piccolo DUO gebaut.

Ebenfalls ein sehr bekanntes Rollermobil ist die ursprünglich von dem Mailänder Hersteller Iso Rivolta entwickelte Isetta, die außer von BMW in Deutschland auch in Frankreich, Spanien, Großbritannien und Argentinien in Lizenz hergestellt wurde. Parallel kam es durch Weiterentwicklung dieser Vorlage zur Heinkel Kabine und zur Auto-Kabine 250 der Hoffmann-Werke. Dreirädrige Fahrzeuge (nicht nur Rollermobile) waren lange Zeit vor allem in Großbritannien populär, da sie gering (wie ein Motorrad) besteuert wurden und mit Motorradführerschein gefahren werden konnten. Einige dieser Bubble cars (Blasen-Autos) wurden auch in Großbritannien entwickelt und gebaut.

Auch in Spanien entstanden eine Reihe von Eigenentwicklungen. Ein weiteres Land, in dem Rollermobile weit verbreitet waren und sich wegen der sehr hohen Besteuerung vierrädriger Pkw in den 1950er und 1960er Jahren zudem noch besonders lange halten konnten, war Griechenland. Hier wurden verschiedene Fahrzeuge dieser Art meist als Dreirad gebaut, wobei die bekanntesten die Alta 200 und Attica 200 sein dürften, die beide auf einer Lizenz des Fuldamobils basierten.

Mit dem dreirädrigen italienischen Piaggio Ape, der in seinem Heimatland seit Jahrzehnten zum Straßenbild gehört und in geringerer Stückzahl auch in den Export gelangte, wird auch heute noch ein solches Fahrzeug hergestellt.

Den früheren Rollermobilen ähnlich sind die heute noch in Süd- und Südostasien verbreiteten Autorikschas oder Tuk-Tuks, da sie ähnlich wie der Piaggio Ape auf Motorrad- und Motorroller-Technik basieren.

Durch die geringen Abmessungen der Rollermobile, die keine Knautschzone zuließen, waren die Insassen in diesen Fahrzeugen bei Unfällen einer größeren Verletzungsgefahr ausgesetzt als in einem Pkw.

Historische Rollermobile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte historische Rollermobile und Kabinenroller sowie Nachkriegskleinwagen sind:

Deutschland

Großbritannien

Italien

Spanien

Tschechoslowakei

USA

Rollermobile im 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rollermobile der Nachkriegszeit wurden später beliebte Oldtimer. Zu den noch regelmäßig eingesetzten Rollermobilen gehören die dreirädrigen Autorikschas bzw. Tuk-Tuks aus Süd- und Südostasien sowie der dreirädrige Kleintransporter Piaggio Ape aus Italien, den es auch in einer vierrädrigen Version gibt (Ape Poker), jedoch in dieser Form kein Rollermobil im eigentlichen Sinne mehr ist.

An historische Vorlagen angelehnte Konzeptfahrzeuge sind der Loremo, der VW Nils, der Toyota i-Road[2], die Aptera 2 Series, der Torq EV[3] und ein Threewheeler von Elio Motors[4]. Weitere Modelle sind der Piaggio Ape (Italien/Indien) und der inzwischen nicht mehr hergestellte SAM (Schweiz/Polen). Auch der seit 2011 gebaute Renault Twizy greift das Fahrzeugkonzept wieder auf. 2016 wurde auf dem Genfer Auto-Salon als Prototyp das der BMW Isetta nachempfundene, elektrisch angetriebene Rollermodell Microlino vorgestellt.[5][6] Im Jahr 2019 stellte Elektroroller Futura den Elektro-Kabinenroller "Futura 2" vor.[7]

Weitere auch aktuell produzierte Modelle sind Carver und TWIKE.

Aktuelle Rollermobile

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hanns Peter Rosellen: Deutsche Kleinwagen nach 1945 – geliebt, gelobt und unvergessen. Weltbild Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-040-5.
  • Reinhard Lintelmann: Kleinwagen: Isetta, Topolino, Kabinenroller & Co. Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-4401-0185-8.
  • Adam Quellin: The little Book of Microcars. Veloce Publishing, Poundbury, Dorchester, Dorset, Vereinigtes Königreich 2015 (E-Book), ISBN 978-1-84584-894-1 (englisch).
  • Malcolm Bobbitt: Bubblecars and Microcars. Crowood Press, Ramsbury, Marlborough, Vereinigtes Königreich 2003, ISBN 978-1-8612-6567-8 (englisch).
  • Walter Zeichner: Kleinwagen International – Mobile, Kleinwagen und Fahrmaschinen von 1945 bis heute. Motorbuch Verlag, 1999, ISBN 978-3-613-01959-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Realitäten und Irrwege im Kleinwagenbau. In: Kraftfahrzeugtechnik 5/1954, S. 145–150.
  2. Toyota i-Road – Elektrodreirad – E-Kabinenroller. In: motomobil. Abgerufen am 5. Oktober 2014.
  3. Ex-Aptera Founder Reveals New Electric Sports Car, TORQ Roadster. In: Green Car Reports. 25. März 2013, abgerufen am 11. Januar 2014.
  4. Elio Takes Another Step Toward Building 3-Wheeler In Ex-GM Plant. In: Green Car Reports. 9. Januar 2014, abgerufen am 11. Januar 2014.
  5. Herbie Schmidt: Elektrische Isetta. In: Neue Zürcher Zeitung. 23. Februar 2016, abgerufen am 14. März 2017.
  6. Jürgen Pander: Zum Knutschen. In: Spiegel Online. 4. März 2016, abgerufen am 14. März 2017.
  7. Elektroroller günstig online kaufen in Koblenz. Abgerufen am 2. März 2020 (deutsch).
  8. Elektroroller günstig online kaufen in Koblenz. Abgerufen am 2. März 2020 (deutsch).