Kabinett Hitler

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1. Reihe sitzend, von links: Hermann Göring, Adolf Hitler, Franz von Papen; 2. Reihe stehend: Franz Seldte, Günther Gereke, Lutz Graf Schwerin von Krosigk, Wilhelm Frick, Werner von Blomberg, Alfred Hugenberg; am 30. Januar 1933 in der Reichskanzlei.

Das Kabinett Hitler war die Ende Januar 1933 gebildete[1] Reichsregierung, die Adolf Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler anstelle von Franz von Papen, dessen Bestellung zum Kanzler noch am Tag der Vereidigung von einigen Ministern angenommen worden war[1], ab dem 30. Januar 1933 leitete. Das Zustandekommen des Kabinetts war vor allem Franz von Papen zu verdanken, der seit Anfang Januar 1933 im Auftrag Hindenburgs hinter dem Rücken des amtierenden Reichskanzlers Schleicher zwischen NSDAP und DNVP über eine gemeinsame Regierung vermittelt hatte.[2] Dieses Kabinett stellte anfangs eine Koalitionsregierung aus NSDAP, Deutschnationaler Volkspartei (DNVP) und weiteren nationalkonservativen Politikern (u. a. Stahlhelm, Rechtskatholiken wie Papen) dar, die im Reichstag keine Mehrheit besaß und daher zunächst in der Tradition der Präsidialkabinette in Abhängigkeit von Reichspräsident Paul von Hindenburg stand.

Die gewaltsame Verfolgung der Kommunisten nach dem zum Vorwand genommenen Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 und die Reichstagsneuwahlen vom 5. März 1933 änderten die Lage: NSDAP und DNVP verfügten nunmehr über eine Mehrheit, doch nach Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 24. März 1933, das der Regierung auf vier Jahre diktatorische Vollmachten einräumte, wurde auch der konservative Koalitionspartner DNVP überflüssig und nach der Selbstauflösung traten deren Abgeordnete der NSDAP bei.

Entwicklung

Auch wenn Hitler bis zum Ermächtigungsgesetz noch sachliche Beratung im Kabinett zuließ, was sich schon seit April 1933 änderte, gab es von Anfang an keine förmlichen Abstimmungen. In dem Maße, in dem Hitler seine Machtbasis außerhalb des Kabinetts aufbaute, ging ferner die Anzahl der Kabinettssitzungen zurück. Im Februar/März 1933 hatte es noch 31 Sitzungen gegeben, im April/Mai 1933 nur 16, und für den Rest des Jahres sowie für 1934 fanden insgesamt 42 Sitzungen statt. Zum letzten Mal kam das Kabinett Hitlers am 5. Februar 1938 zusammen.[3] Hitler verfuhr mit den Ministern in isolierter Kommunikation, teils direkt, teils sogar indirekt über die Leiter von Reichs- oder Parteikanzlei. Sämtliche Minister wurden faktisch zu Befehlsempfängern des (ab 1934) "Führers und Reichskanzlers". Daneben unterhöhlten zahlreiche Sonderbeauftragte Hitlers die Tätigkeit der Minister.

Anfangs gehörten dem Kabinett nur drei NSDAP-Mitglieder an: Neben dem Reichskanzler Hitler der Innenminister Frick und Minister Göring ohne Geschäftsbereich. Goebbels („Volksaufklärung und Propaganda“) kam am 13. März hinzu. Im April trat Franz Seldte, der statt Theodor Duesterberg überraschend Arbeitsminister geworden war, der NSDAP bei. Der deutschnationale Wirtschaftsminister Alfred Hugenberg, der von auswärtigen Beobachtern zunächst als der starke Mann des Kabinetts angesehen worden war, trat bereits am 29. Juni 1933 zurück. Seine Partei hatte sich zwei Tage zuvor aufgelöst. Danach verblieben noch einige Parteilose (oder parteilos Gewordene) im Kabinett.

Minister

Amt Inhaber Partei
Reichskanzler
(ab 2. August 1934 „Führer und Reichskanzler“)
Adolf Hitler NSDAP
Stellvertreter des Reichskanzlers Franz von Papen
bis 7. August 1934
parteilos
Auswärtiges Amt Konstantin Freiherr von Neurath
bis 5. Februar 1938
parteilos
Joachim von Ribbentrop
ab 5. Februar 1938
NSDAP
Inneres Dr. Wilhelm Frick
bis 24. August 1943
NSDAP
Heinrich Himmler
ab 24. August 1943
NSDAP
Finanzen Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk parteilos (ab 30. Januar 1937 NSDAP)
Wirtschaft Dr. Alfred Hugenberg
bis 29. Juni 1933
DNVP
Kurt Schmitt
29. Juni 1933 bis 3. August 1934
NSDAP
Dr. Hjalmar Schacht
3. August 1934 bis 26. November 1937
parteilos (ab 30. Januar 1937 NSDAP)
Hermann Göring
26. November 1937 bis 15. Januar 1938
NSDAP
Dr. Walther Funk
ab 5. Februar 1938
NSDAP
Arbeit Franz Seldte Stahlhelm
ab April 1933: NSDAP
Justiz Dr. Franz Gürtner
verstorben am 29. Januar 1941
DNVP
Staatssekretär Franz Schlegelberger
kommissarisch von Februar 1941 bis 24. August 1942
NSDAP
Otto Georg Thierack
ab 24. August 1942
NSDAP
Reichswehr
ab 23. Juni 1935: Krieg
am 5. Februar 1938 aufgelöst
Werner von Blomberg
bis 5. Februar 1938
parteilos
Oberkommando der Wehrmacht
ab 5. Februar 1938
Wilhelm Keitel parteilos
Post Paul Freiherr von Eltz-Rübenach
bis 2. Februar 1937
parteilos
Dr.-Ing. Wilhelm Ohnesorge
ab 2. Februar 1937
NSDAP
Verkehr Paul Freiherr von Eltz-Rübenach
bis 2. Februar 1937
parteilos
Julius Heinrich Dorpmüller
ab 2. Februar 1937
NSDAP
Ernährung Dr. Alfred Hugenberg
bis 29. Juni 1933
DNVP
Richard Walther Darré
29. Juni 1933 bis 23. Mai 1942
NSDAP
Herbert Backe
ab 23. Mai 1942
NSDAP
Volksaufklärung und Propaganda
ab 13. März 1933
Dr. Joseph Goebbels NSDAP
Luftfahrt
ab 5. Mai 1933
Hermann Göring
bis 24. April 1945
NSDAP
Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
ab 1. Mai 1934
Bernhard Rust NSDAP
Kirchliche Angelegenheiten
ab 16. Juli 1935
Hanns Kerrl
verstorben am 15. Dezember 1941
NSDAP
Staatssekretär Hermann Muhs
kommissarisch ab Dezember 1941
NSDAP
Bewaffnung und Munition
ab 17. März 1940
ab 2. Juni 1943: Rüstung und Kriegsproduktion
Dr. Fritz Todt
verstorben am 8. Februar 1942
NSDAP
Albert Speer
ab 8. Februar 1942
NSDAP
Besetzte Ostgebiete
ab 17. November 1941
Alfred Rosenberg NSDAP
„Deutscher Staatsminister für Böhmen und Mähren
ab 20. August 1943
Karl Hermann Frank NSDAP
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
ab 5. Februar 1938: Reichsminister
Hermann Göring
30. Januar 1933 bis 28. April 1933
NSDAP
Ernst Röhm, Chef des Stabes der SA
1. Dezember 1933 bis zu seinem Tod am 30. Juni 1934
NSDAP
Rudolf Heß, „Stellvertreter des Führers“
1. Dezember 1933 bis 10. Mai 1941
NSDAP
Hanns Kerrl
16. April 1934 bis 18. Juli 1935
NSDAP
Dr. Hans Frank
ab 19. Dezember 1934
NSDAP
Dr. Hjalmar Schacht
26. November 1937 bis 22. Januar 1943
NSDAP
Dr. Otto Meissner, Chef der Präsidialkanzlei
ab 1. Dezember 1937
NSDAP
Dr. Hans Heinrich Lammers, Chef der Reichskanzlei
ab 1. Dezember 1937
NSDAP
Dr. Arthur Seyß-Inquart
ab 1. Mai 1939
NSDAP
Martin Bormann, Chef der Parteikanzlei
ab 1941 einem Reichsminister gleichgestellt
NSDAP
Dr. Wilhelm Frick, Reichsprotektor von Böhmen und Mähren
ab 24. August 1943
NSDAP

Einzelnachweise

  1. a b Heinrich Brüning, Memoiren 1918–1934, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, Stuttgart, 1970, S. 467
  2. Wolfram Pyta: Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler, Siedler Verlag, München, 2009, S. 780ff.
  3. Nach Martin Broszat: Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner Verfassung, 9. Auflage, München 1981 (1969), S. 349/350.

Siehe auch

Literatur

  • Martin Will: Die Kabinettsbildung am 30. Januar 1933 vor dem Hintergrund des Verfassungswandels in der Spätphase der Weimarer Republik. In: Der Staat. Zeitschrift für Staatslehre und Verfassungsgeschichte, deutsches und europäisches Öffentliches Recht, 43. Bd., 2004, S. 121-143.